Eine Freundin hat mir erzählt, dass sie gelesen hat, dass das Leben in einem kühlen Haushalt leichter ADHS erzeugen kann. Stimmt das?
Wenn es um menschliche Kälte geht …ja… Kann ich mir gut vorstellen
Vermutlich ist emotionale Kühle gemeint … dennoch völliger Schmarrn in dieser Pauschalität.
Eine auf Kühle und Abweisung beruhende Beziehung zu den Eltern in der frühen Kindheit ist sicher nicht gerade entwicklungsfördernd für das Kind, aber nicht spezifisch für ADHS, dessen Äthiopathogenese als ein recht komplexes Gemisch aus genetischer Disposition, Erziehungsstil, unbewussten Interaktionen, Stigmatisierung in Schule und Freundeskreis usw. gilt
Mit solchen dummen Sagern macht man nur sinnlos Eltern Schuldgefühle - was dem Kind dann übrigens auch nicht gerade weiterhilft …
Gruß
F.
Hallo,
nach Hörensagen von irgendwo gelesen ist nicht eben eine zuverlässige Quelle.
Man würde damit allen Eltern, die ADHS-Kinder haben, eine emotionale Kühle und die Schuld an der Krankheit der Kinder unterstellen.
Das sollte man fundiert begründen.
Lesen kann man alles Mögliche und Unmögliche, je nach Quelle.
Gruß, Paran
Hallo,
wenn man bedenkt, dass kritische Psychologen und Verhaltenstherapeuten nach wie vor ADHS nicht als Krankheit ansehen, sondern als Maßnahme, um Medikamente zu verkaufen, scheint jede Diskussion über Ursachen dieser „Krankheit“ unsinnig.
Abweisende menschliche Kälte kann - aus meiner Sicht - genau so wie zu viel umsorgende Liebe zu Verhaltensauffälligkeiten führen. Die „normalsten“ Kinder finde ich überall dort vor, wo mit Liebe aber auch gleichzeitig gerechten Strenge erzogen wird; in Familien, wo jeder Grenzen hat und diese Grenzen von jeweils allen geachtet werden und Überschreitungen ermahnt werden.
Grüße
Falls mit der „Kühle“ doch die Temperatur gemeint ist:
ganz bestimmt ist es so, alle Eskimos haben ADHS…
Beatrix
Hallo,
nur weil jemand kritisch eingestellt ist, heißt das noch lange nicht, dass sie auch wirklich wissen, was Sache ist.
Ich bin so müde, gegen diese Sichtweise von ADS und ADHS zu argumentieren. Wer nicht glaubt, dass dieser Zustand exisitert, schaue sich betroffene Kinder an (richtig betroffene und diagnostizierte - dass die Medikamente zu oft verschrieben werden, wird von niemandem angezweifelt).
Grüße
Siboniwe
Jemand der blind folgt, ist aus meiner Sicht noch viel weniger wissend um die Sache. Inzwischen ist es sogar schon soweit, dass sich Lehrer in der Lage sehen, Diagnosen auf ADHS zu stellen.
Ich leugne nicht, dass es tatsächlich Kinder gibt, die krankhaft hochaktiv sind. Ich habe in meinem Leben vielleicht zwei, drei kennen gelernt. Alle anderen waren „normale“ Kinder, die einfach etwas mehr auffallen wollten als andere. Vielleicht ist auch einfach die lasche Erziehung ohne Grenzen und Regeln seit der Generation der „69er“ schuld an der immer größer werdenden Zahl der Kinder, die ihren Platz in der Umwelt nicht kennen. Woher sollen die Kinder das auch kennen, wenn es schon die Eltern nicht gelernt haben?!
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, wenn man sich die Geschichte des Ritalin ansieht. Ein (billig herzustellendes) Medikament, das schon fast nicht mehr produziert werden sollte, erlebt einen ungeahnten Aufschwung, als eine Erkrankung in den amerikanischen Katalog für psychische Krankheiten aufgenommen wurde. Man könnte auf die Idee kommen, dass man eine Krankheit zum Medikament suchte - kein Einzelfall in der pharmakologischen Geschichte.
Ich betone nochmals, nur um Missverständnisse zu vermeiden, wirklich kranke Kinder sollten (gerne auch die Eltern) behandelt werden. Wenn nötig auch mit Psychopharmaka. Doch sollte man nicht jedes Kind, das dem Stoff in der Schule nicht folgen mag und statt dessen lieber Blödsinn macht, unter Drogen setzen. Vielleicht sollte man in dem Zusammenhang auch mal das Schulsystem überdenken. (Achtung es folgt Ironie) Aber nee, ein neues, besseres Bildungssystem kostet ja nur Geld und macht Arbeit. Besser ist es, alle, die nicht ins System des 19. Jahrhunderts passen, ruhig zu stellen.
Grüße
Hallo,
über Fehldiagnosen brauchen wir nicht zu streiten. Auch nicht darüber, dass Ritalin zu oft und zu leicht verschrieben wird. Andererseits tut man aber auch Kindern, die nachweisbar unter einem diagnostizierten Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom leiden, keinen Gefallen, wenn man ihnen eine mögliche Therapie vorenthält und ihre Eltern in ein permanent schlechtes Gewissen treibt.
Aber es gibt gerade bei Ritalin ein nicht zu leugnendes Indiz, dass es angebracht ist.
Kinder, die nicht unter ADS und ADHS leiten reagieren nämlich anders, d.h. falsch auf Ritalin.
Ich kenne hauptsächlich ADS-Kinder (also Aufmerksamkeitsdefizit ohne Hyperaktivität). Verabreicht man denen Ritalin, ist die Wirkung genau das Gegenteil von dem, was Ritalin immer unterstellt wird: die Kinder werden beileibe nicht ruhiggestellt, sondern im Gegenteil hibbelig und kribbelig. Wirklich ADS-Kinder reagieren darauf total anders und man kann das z.B. durch Bilder, die sie mit und ohne Medikament malen. Und viele Kinder sind durchaus gut in der eigenen Wahrnehmung und Schilderung ihrer selbst mit und ohne Ritalin und können sehr gut artikulieren, was der Unterschied ist und auch, warum sie Schule mit Medikament bevorzugen (aber Wochenende und Urlaub zum Teil ohne).
Grüße
Siboniwe
Sage ich ja: Kinder unter Drogen setzen ist billiger und einfacher, als sie so anzunehmen, wie sie sind und sich ihnen anzupassen. Ich kenne ebenfalls zwei Fälle, die man als ADS einstufen wollte bzw. heute würde. Im einen aktuellen Fall lag schon ein Rezept für Medikamente vor, die die Hirnfunktion beeinflussen, der andere, längst erwachsene Fall hätte sie mit Sicherheit bekommen. In dem aktuellen Fall hat sich das Kämpfen der Eltern gelohnt - obwohl die Schule das Kind schon von der Schule werfen wollte, wenn es keine Drogen bekommt, und mindestens 2 Psychologen sogar auf Erstattung Ihrer geplanten Stunden klagen wollten, auch wenn sie nicht mehr wahr genommen wurden. Inzwischen steht fest, dass das Kind ein schwach ausgeprägtes Asperger-Syndrom hat, verbunden mit einer Insel-Hochbegabung. Inzwischen wird dieses Kind ohne Medikamente gefördert und gefordert und die Leistungen und das Verhalten in der Schule haben sich auch ein „normales“ bis ausgezeichnetes Niveau gewandelt.
Gleiches gilt für den heute Erwachsenen. Heute hat er eine Anstellung, die einen (hochbegabten) Insel-Fähigkeiten entgegenkommen und ist für viele Menschen in genau seinem Beruf ein Genie. Dafür kann es sich bis heute keine Namen und Gesichter merken. Und auch die Konzentration mangelt noch immer…
Also: aus meiner Sicht macht man es sich bei vielen, sehr vielen Kindern mit der Diagnose und der Behandlung sehr einfach. Ist natürlich billig und der Arzt kann sich schön profilieren. Aber das Vorurteil hatte ich ja schon mal platt getreten.
Ich verstehe da etwas nicht:
Warum würde eine Schule ein Kind mit ADS (oder vermuteter ADS) von der Schule werfen wollen?
Oder meintest du ADHS?
Und nun ja, du sagst ja selbst, dass es eine Faschdiagnose war - das Kind hat ein mildes Aspergersyndrom (also war da durchaus etwas nicht im Normbereich und die Sorgen waren berechtigt - genau wie man bei anderen Krankheiten ist es bei Krankheiten wie hier, die leicht falsch diagnostiziert werden, sicher nicht falsch, eine Zweitmeinung einzuholen).
Aber du siehst etwas prinzipiell falsch: Ritalin hilft nur bei richtigen ADS- und ADHS-Fällen. Bei anderen ist es nachweislich (!) nicht hilfreich. Von daher ist es eine Behandlung, die dann nichts hilft.
Grüße
Siboniwe
M.E. ist das in keinster Weise haltbar…
Erstens ist Ritalin nicht annähernd bei allen korrekt diagnostizierten ADHS-Betroffenen hilfreich (Non-Responder immerhin 20-30%).
Zweitens sind auch positive Wirkungen auf Depressive, Angstpatienten, Erschöpfte usw. nachweisbar, was auf der Grundlage der Pharmakologie des Ritalins eh dringend zu erwarten ist.
Drittens wirkt Ritalin durchaus auch auf Gesunde positiv.
Gruß
F.
Oh nein ich meinte es ganz anders, tut mir Leid, dass ich die Frage so blöd gestellt habe. Ich meinte nicht menschliche Kühle, sondern wie das Haus von Innen praktisch aussieht. Also alles weiß und steril zum Beispiel
Keine haribo,hanuta,knopper, pringle dreck und billige schokolade.