Servus,
das stimmt, sofern man die Kühe tatsächlich weiden lässt - was
auf viele Milchkühe jedoch nicht zutrifft.
auch bei intensiver Grünlandnutzung als Wiese, verbunden mit reiner Stallhaltung, ist das so. Milchwirtschaft in Ackerbaugebieten sucht man seit dem Ende der DDR abgesehen von ganz wenigen Nischenbetrieben wie z.B. Rudolstadt vergebens - Milchviehhaltung ist unmittelbar verbunden mit Mittelgebirgslagen und Grünlandgebieten wie im nordwestdeutschen Raum.
Ich habe jedenfalls schon etliche Bauern erlebt, die zu hohen
Anteilen mit selbstproduzierter Maissilage und Futterrüben
gefüttert haben
Ohne Rauhfutter keine Milchwirtschaft. Jede Milchkuh braucht Rauhfutter als Grundfutter, mit Maissilage pur kann man allenfalls Bullen mästen. In der Milchviehhaltung ist Maissilage ein bei heutigen Milchleistungen kaum verzichtbares Mittel, den Energiegehalt der Ration zu erhöhen, aber eine Ration ohne Rauhfutter kann man einer Milchkuh nicht anbieten. Versuche, das Rauhfutter durch mit Ammoniak aufgeschlossenes Stroh zu ersetzen, sind wegen des hohen Aufwandes in Europa gescheitert (in Israel gibt es Milchkühe, deren Grundfutterration aus aufgeschlossenem Altpapier und Zitrusexpellern besteht - das hat mit der dortigen Landknappheit zu tun und führt ganz woanders hin.
Auf die verheerenden Folgen von Silomaisanbau in für Ackerbau ungeeigneten Lagen wollte ich schon vorher eingehen, aber ich glaube, das verheddert den Thread zu weit. Kurz: Umgekehrt wird ein Schuh draus - es ist nicht die Viehhaltung, die Ackerböden schädigt, sondern die intensive Milchviehhaltung Ende des XX. Jahrhunderts (jetzt infolge sinkender Erzeugerpreise weitgehend vorbei), die durch Silomaisanbau Grünlandböden geschädigt hat.
Futterrüben habe ich zuletzt Anfang der 1980er Jahre auf einem winzigkleinen „Bio“-Betrieb angebaut. In der Milchwirtschaft sind sie heute abgesehen von „Bio“-Nischenbetrieben bedeutungslos: Es gibt viel billigere Energiequellen, in erster Linie Maissilage und Sudangras.
(es spräche sicher nichts dagegen, auf diesen
Flächen Zuckermais und Kohlrüben, also für den Menschen
Genießbares, anzubauen).
Zuckermais würde auf den Stücken, die in Grünlandgebieten für Maissilage unter den Pflug genommen werden, nicht gedeihen. Wenn man die dort für Maissilage genutzten Flächen dauerhaft nutzbar erhalten will, gibts bloß eins: Grünland einsäen, egal ob für Wiesen- oder für Weidewirtschaft.
Die Flächen, auf denen die genannten Nischenbetriebe Futterrüben bauen, sind in den Mittelgebirgen zwar sehr klein, aber grundsätzlich für Ackerbau geeignet; Futterrüben sind relativ anspruchsvoll - wo sie gedeihen, kann man (fast) jede Feldfrucht bauen. Problem sind da in der Regel die kleinen Schläge - man kriegt da keine vernünftigen Arbeitsbreiten hin.
Und: Soja geht zu sehr hohen Anteilen ins Tierfutter, nicht in
vegane Lebensmittel.
Wie wahr, wie wahr. Ich hab schon viele Tonnen Soja durch die Futtermühle gejagt, lang bevor dieses seltsame Wort „vegan“ erfunden war. Das war in den 1980er Jahren, als wegen der politisch gewünschten hohen Erzeugerpreise für Milch fast jeder Aufwand gerechtfertigt war, um noch ein paar hundert Liter Milch rauszukitzeln - bizarrerweise ging damals haufenweise Milch in die Sprühtürme, um nachher als MMP an Kälber verfüttert zu werden; das lag aber nicht an der Milchwirtschaft als solcher, sondern an einer restlos verfahrenen Subventionspolitik.
Heute geht mit sinkenden Erzeugerpreisen die Bedeutung von Soja in der europäischen Milchproduktion ständig zurück, das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht - die Milchwirtschaft kommt wieder dahin zurück, wo sie hingehört (ich sagte es bereits): Zu einer wohlfeilen und einfachen Nutzung von Sonnenenergie, unter Verwendung von Flächen, auf denen keine alternativen Kulturen in Frage kommen. Eine bedeutende Rolle spielt Soja eher noch in der Schweinemast und auch in der Geflügelhaltung.
Mit dem Exkurs in den argentinischen Sojaanbau geht es mir vornehmlich darum, an einem extremen Beispiel zu zeigen, dass die These „Ackerböden werden durch Weidewirtschaft zerstört“ nicht nur in dieser generalisierenden Form, sondern auch im Einzelnen falsch ist: In Argentinien werden Weideböden durch Ackerbau zerstört, nicht umgekehrt; und etwas näher bei uns, in den deutschen Mittelgebirgen und im Alpenvorland auch.
Schöne Grüße
MM