Kulturelle Zeitverständnis

Hallo!
Ich suche nach einer Statistik über die Zeitabweichung in denen die Leute aus verschiedenen Nationen vom vereinbarten Termin kommen.

In Dtl. ist legt man besonderen Wert auf Pünktlichkeit. Daher wird es wahrscheinlich 0 Minuten …oder sogar noch weniger sein :wink: . In anderen Ländern nimmt man es nicht so genau. Z.B. in Indien ist es ok, wenn man etwas später zum Termin erscheint.

Gibt es irgendwo eine Quelle, wo diese Daten aufgelistet werden?

Danke im Voraus. Gruß

Hallo!

Ich suche nach einer Statistik über die Zeitabweichung in
denen die Leute aus verschiedenen Nationen vom vereinbarten
Termin kommen.

Nicht unbedingt eine Statistik, aber Versuche und Studien zum kulturellen Zeitverständnis findest Du hier:

Hede Helfrich, Psychology of time from a cross-cultural perspective, in: Hede Helfrich (Hrsg.), Time and Mind, Hogrefe & Huber Publishers, Seattle, Toronto, Göttingen, Bern 1996, ISBN 0-88937-173-3 Buch anschauen.

Gruß,
Max

Schottland
Moin,

Gibt es irgendwo eine Quelle, wo diese Daten aufgelistet
werden?

mir wurde (in einer Kneipe nach einigen Pints Beer) folgende Geschichte erzählt (von einem Einheimischen).

Ein Sprachforscher kommt nach Schottland und erkundigt sich nach jemanden, der den lokalen Dialekt noch muttersprachlich beherrscht.
Man findet einen recht alten Herrn, der sich auch bereit erklärt, dem Forscher Rede und Antwort zu stehen.
Irgendwann fragt er, ob es im Schottischen ein vergleichbares Wort zu mañana (= span. morgen oder besser ‚irgendwann‘) gebe. Der Herr verfällt in tiefes Grübeln und meint nach langem Nachdenken, er könne sich nicht vorstellen, daß es im Schottischen ein Wort gäbe, mit dem man eine solche Dringlichkeit ausdrücken könne.

Gandalf

P.S.
als Gott die Zeit machte, macht er genug davon
Wird zwar von Böll über Irland gesagt (wunderbar im Kapitel über das Kino in ‚Irisches Tagebuch‘), gilt für Schottland aber genauso

Moin,

irgendwo habe ich irgendwann gelesen, dass es in Lateinamerika, zumindest in einigen Ländern, geradezu unhöflich wäre, pünktlich zu einer Einladung zu erscheinen. Ich meine sogar mich zu erinnern, dass man frühestens eine Stunde später vor der Tür stehen dürfe.
Die Gastgeber sind nämlich darauf eingestellt, dass zur vorgeschlagenen Zeit ohnehin noch niemand kommt und fangen zu dem Zeitpunkt erst mit den richtigen Vorbereitungen an.

Dazu gibt’s auch einen Witz, der ungefähr so geht:
Ehepaar López ist für 8 Uhr bei Ehepaar Gómez zum Essen eingeladen. Sie schauen sich einen Film im TV an, und so gegen 9 sagt señora López: „Carlos, wir müssen bald los.“
Und Carlos sagt: „Ach was, Dolores. Der Film geht doch nur bis halb 10. Zu Zuspätkommen haben wir noch Zeit genug“.

Saludos
Pedro Gárgasez

Aus Höflichkeit ‚morgen‘
Hi,

meine Erfahrung ist, dass wenn man mit einem Arbeiter einen Termin vereinbart, er immer „morgen“ sagt. Man wartet also am anderen Tag bis nachts, um dann frustriert ins Bett zu gehen, mit der Erkenntnis, dass es für den Arbeiter zu unhöflich war, „pünktlich“ zu erscheinen.

Wenn man Glück hat, kommt der Arbeiter nicht erst in vier Wochen, aus purer Höflichkeit (sie sind ja so vornehm!), sondern eine Woche später, was immer „manana“ heißt. Andere kommen überhaupt nicht, nachdem sie einem zugesichert haben, sie kämen „morgen“. Und wenn man sie zufällig trifft sagen sie, es sei was ganz Dringendes dazwischen gekommen, aber „manana“ kämen sie bestimmt. So wartet man unter Umständen Wochen, Monate, und manchmal auch Jahre, immer mit derselben höflichen Zusage „morgen“.

Es gibt also einen großen Unterschied im kulturellen Zeitverständnis auch innerhalb Europas (ich lebe am absolut letzten Zipfel Europas, hier war vor der Entdeckung Amerikas offiziell das Ende der Welt).

Gruß
C.

1 Like