Sehr geehrte/r Experte/-in,
Ich interessiere mich für Kunst & Kultur und ziehe es in Betracht, in dieser Richtung zu studieren. Da ich jedoch mehr wissen möchte, will ich mir von anderen Personen Rat einholen. Ich will wissen, ob ein Studiengang in Richtung Kultur oder in Richtung Kunst besser ist in
Bezug auf eine eventuelle spätere Anstellung als Museumsdirektor bzw. Kurator und wie die Perspektiven in diesem Beruf sind. Für welche Art für Museen ist welcher Studiengang besser und was genau sind die spezifischen Unterschiede bzw. Unterschiede in der Klassifikation?
Vielen Dank für ihre Mühen im Voraus
Ich kann Ihnen leider keinen Rat geben. Bin schon zu lange aus dem Studienbetrieb heraus. Viel Erfolg!!
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Hallo Gunny, oh diese Überlegungen kenne ich!!! Allerdings habe ich 1995 Magister gemacht und weiß nicht, ob meine Infos auf dem neuesten Stand sind. Ich kann dir auch nur für die Klassische Kunstgeschichte antworten, weil es die Kulturstudiengänge in der heutigen Form in den 90ern noch nicht gab.:
Was du als Studiengang wählst, hängt einzig und allein von Deinen Interessen ab. Nur wenn du Deine Interessen kennst und Dich davon leiten lasst, hast du später Erfolg und die nötige innere Stärke, allen Widerständen zu trotzen. Mache dich unabhängig von Statistiken und Prognosen. Gerade in der Geisteswewissenschaft gibt es viele ungeahnte Möglichkeiten über die klassischen Berufsfelder Uni, Museum, Journalismus hinaus. Am wichtigsten ist eine starke Persönlichkeit. Du musst Dein Ziel mit Energie und Interesse verfolgen und einen lagnen Atem haben, gerade in den Kulturwissenschaften, dann werdern sich Dir ungeahnte Wwege eröffnen! Gerade als Kunsthistorikerin bzw. Geisteswissenschaftlerin bist du nämlich bestenfalls „ein Universalgenie“. Um Bilder oder Kulturen zu verstehen, musst Du nämlich vieles mehr wissen als nur die unmittelbare Geschichte und immer wieder über den Tellerand der Philosophie, Literatur, Natruwissenschaft blicken können.
Ich finde, der vorteil der kunst ist, dass man sie „begreifen“ kann, Geschichte kann man nur „verstehen“. Merkst du den Unterschied?
Ganz allgemein: Grundsätzlich sieht man Kunsthistoriker im Museumsbereich nur in in den Klassischen Kunstmuseen und eventuell noch Designmuseen (Kunst und Gewerbe) bzw. Denkmalpflegeamt (für die Architekturspezialisten) gerne. Alle anderen mögen normalerweise die Kunsthistoriker nicht so sehr, weil sie angeblich nicht so gut mit Quellenmaterial umgehen können (also Originalschriften). Das betrifft zum Beispiel alle kleineren Museen, wie Heimatmuseen und Stadtmuseen. Für diese Art von Museen werden lieber Volkskundler und Historiker genommen. Für Altertumsmuseen natürlich Archäologen, Paläontologen und die speziellen Kulturstudiengänge wie Sinologie, Kirchengeschichte usw. Du musst dich auch erkundigen, ob die einzelnen Unis Schwerpunkte in Kulturgeschichte oder eventuell in der Sprachwissenschaft setzen, wenn du z. b. fremde Kulturen studieren willst. Es muss Dir klar sein, dass es schwierig sein wird, als Geisteswissenschaftler viel Geld zu verdienen. Der Weg in eine Festanstellung bei den Museen ist lang, steinig und erfodert viel Einsatzbereitschaft und vor allem Flexibilität.
Ich selbst habe im Bamberger Museum und im Louvre Praktika gemacht und arbeite inzwischen (nur) als freie Mitarbeiterin in den Pinakotheken und am Lenbachhaus in München und habe deshalb einen ganz guten Einblick in das Karusell der Stellenverteilung bekommen.
Der Werdegang ins Museum hängt sehr viel von guten Kontakten und Fleiß während und nach dem Studium ab. Ein wichtiges Kriterium sind z. B. Veröffentlichungen, am besten schon während und ganz sicher nach dem Studium. Dafür gibt es etliche kleine Zeitschriften, wo man immer wieder mal etwas hinschicken kann. Gute Kontakte bedeutet, schon früh zu versuchen, mit Dozenten zusammenzuarbeiten ( z. B. als „Hiwi“, also studentische Hilfskraft für Professoren oder in der Bibliothek )und sich in einer Fachschaft oder als Tutor zu engagieren. So bekommt man den besten Einblick in den Betrieb und die besten Kontakte. Die wenigen Männer im Studium haben einen entscheidenden Vorteil, weil sie Minderheitenstatus besitzen und deshalb mehr auffallen und sich meistens sicherer nach außen präsentieren. Mir hat ein Kommilitone, heute Professor in Bochum, schon damals gesagt, „es kommt nicht darauf an, wieviel Scheine Du machst (ich war sehr fleißig), sondern wen du kennst“. Man muss, wenn man Geisteswissenschaften macht, von sich überzeugt sein und das auch nach außen demonstrieren, sonst hat man wenig Chancen. Außerdem solltest du dich darauf einstellen, dass man, in Bayern jedenfalls, ein Volontariat im Museum erst mit fast fertiger oder abgeschlossener Promotion bekommt. Das Volontariat (bezahltes Praktikum nach dem Studium) ist sozusagen die Eintrittskarte in die Museumswelt, aber keine Garantie, später auch eine Stelle zu finden. Bei den Bayerischen staatlichen Museen wird man dann an alle staatlichen Münchener Museen geschickt, was sehr interessant ist, weil darunter auch das Völkerkunde und Design Museum sind. Meistens bekommt man Zeitverträge, so dass viele von uns nie wirklich feste Stellen haben und spätestens alle 2-5 Jahre bangen müssen, ihren Job wieder zu verlieren. Allerdings macht es auch Spaß, auf diese Weise viele unterschiedliche Erfahrungen sammeln zu können. Es ist nur nicht sehr familientauglich, deshalb habe ich z. B. nie Karriere gemacht, trotz optimaler Voraussetzungen.
Ich will dich nicht demoraliseren, aber da es viele Leute auf wenige Stellen gibt, herrscht ein große Ellenbogenmentalität in der Branche und in großen Unis wie München auch an den Fakultäten. Vielleicht ist es jetzt etwas besser, weil ich zu den sog. „geburtenstarken Jahrgängen“ gehörte und wir sehr viele waren. Das Beste ist, wenn man wie ich (was ich leider nie genutzt habe) einen guten Kontakt zu seinem Professor aufbaut. Professoren, die von der Qualität ihrer Studenten überzeugt sind, protegieren sie in der Regel und versuchen sie auf die richtigen Stellen zu hiefen. Die Kommilitonen von mir, die Karriere gemacht haben (zwei Professoren, mehrere Museumsleiter und Kuratoren) waren entweder privat unanbhängig (die Frauen, Männer müssen auch heute noch weniger Kompromisse machen) und sehr sehr ehrgeizig. Das muss dir einfach klar sein. Wer wie ich, wenig Ehrgeiz hat und andere Prioritäten setzt, hat trotz Auszeichnung wenig Chancen auf Karriere. Mir ist das allerdings ganz recht, weil mir die Freiheit gefällt, meine Arbeit selbst einzuteilen, mir die Museen aussuchen zu können, mit denen ich arbeite und unabhängig zu sein von dem Konkurrenzkampf, auch wenn ich einen Job mache (Führungen und Kinderpädagogik), auf den die anderen etwas herabsehen und der einen nicht ernährt (habe viele promovierte Kollegen, die zwei oder drei Jobs gleichzeitig machen müssen, um leben zu können). Aber mir kann keiner reinreden und ich arbeite direkt mit und an den Werken - und vor allem mit Menschen, was mir sehr liegt!
Ein Kuratorenjob ist toll, weil man z. B. viel Kontakt zu den Künstlern hat, wenn man zeitgenössische Kunst macht, reisen kann, Bilder ausuchen, sich intensiv mit Kulturen oder Kunst auseinandersetzen kann, aber auch viel Büroarbeit erledigen muss. Es ist hauptsächlich ein Schreibtischjob. Fremdsprachen sind von enormen Vorteil. So habe ich mein Praktikum im Louvre erhalten, habe am Kunsthistorischen Institut in Florenz gearbeitet, konnte problemlos an internationalen Symposien teilnehmen (die Kontaktbörse!!!), die meiste Fachliteratur verstehen usw. Eine Freundin, heute Kuratorin am Kunst und Gewerbe in Hamburg, hat zum Beispiel nach ihrem Studium eine zeitlang in New York gearbeitet (ausgerechnet 2001). Meistens entscheidet sich während des Studiums für dich ein Spezialgebiet, oft bezogen auf die Kunst oder Kultur eines Landes oder eine Sparte (Architektur, Malerei oder Skulptur z. B.). Dann kannst du versuchen, in diesem Land Praktika zu machen. Kunstgeschichte lohnt sich nur, wenn man gerne forscht, liest, neugierig auf Kulturen Geschichte und Wissenschaft ist, weil die Werke ein Spiegel der jeweiligen Welt sind und meiner Meinung nach nicht so langweilig wie Texte. Sie sind einfach ein sehr sinnlicher Zugang zur Geschichte.
Sei neugierig! Gehe eigene Wege! Sei aufgeschlossen kontaktfreudig und offen, vielleicht auch kompromisslos?! und habe trotzdem keine Angst, wochenlang einsam an Schreibischen in Bibliotheken und sonstwo zu sitzen mit dem Laptop als einzigen „Freund“!
Also Fazit:
Einen Museumsjob als Kurator bekommt man durch:
- Zielstrebikeit gepaart mit guten Kontakten und Glück
- Unabhängigkeit und zeitliche sowie örtliche Flexibilität
- meist nur mit abgeschlossener Promotion (mindestens - drei Jahre nach dem Bachelor oder Magister)
- (viele) Veröffentlichungen
Ein letzter Tipp (habe ich leider nicht beherzigt, jetzt würde ich es anders machen):
Egal wie interessant Dein Magister oder Abschlussthema ist (das ist die Grundvoraussetzung). Man sollte immer über einen ziemlich bekannten Künstler/Thema schreiben, weil man dann mehr Chancen hat, dass das Thema für die Öffentlichkeit interessant ist und man sich deshalb selbst ins Licht der Öffentlichkeit rücken kann. Und wenn es die 100000000 Arbeit über Picasso ist! Dein Abschluss oder Promotionsthema ist auch Dein Aushängeschild, daran wirst Du gemessen. Das heißt, du giltst dann als Expertin auf dem Gebiet und wirst gegebenenfalls auch nur passend zu Deinem Themenbereich eine Stelle finden. Egal wie gut Du dich in anderen Bereichen auskennst!!
Deshalb sollte es auch etwas sein, wo Du gerne ein paar Jahre lang dran arbeitetst und es immer wieder neu aufrollst. 'Die meisten schreiben ihre Aufsätze immer über neue Varianten „ihres Themas“. Oft ist es auch hilfreich, „Trends“ zu erfassen. Eine Freundin hat zum Beispiel Mitte der 90er über einen Fotokünstler (Thomas Ruff) geschrieben. Das Thema Fotografie und Kunst ist genau in der Zeit in den Mittelpunkt gerückt. Sie arbeitet jetzt als Referentin am Max Planck.
Dir wünsche ich viel Glück und Energie bei Deiner Wahl und auf Deinem Weg!!! Gehe in dich und analysiere Deine Stärken und Schwächen. Nutze beides!!! Dann kannst du nur alles richtig machen.
Deine Kunsthysterikerin
Urte
Werter Gunny,
Sie wollen gleich Museumsdirektor werden? Na, denn: Viel Glück. Immerhin: Ein Ziel haben Sie ja schon. Und nun los.
Zur fachlichen Seite: Ob ich zu Kunst(-geschichte)oder Kultur(-geschichte) rate, zu Archäologie, Geschichte oder Ethnologie, zu einer Kombination aus zwei oder mehreren Fächern (oder ganz was Anderes…es könnte nämlich noch sehr viel infrage kommen!), kömmt drauf an, auf welchen Direktionsposten welches Museums Sie denn spekulieren. Schon einen ausgeguckt? Dann lassen Sie es mich bitte wissen.
So kann ich Sie nämlich nicht beraten.
Nur noch eins: Irgendein Fach (besser noch zwei oder drei Fächer) von der Pike auf lernen, dann am besten mit einem Kuratorposten auf einem Gebiet anfangen, von dem Sie wirklich was verstehen, und dann erst mal bescheiden üben, üben, üben…
Ja, klingt anstrengend und ist anstrengend. Man braucht neben großem Wissen, einem guten Studienabschluß, Praktika (möglichst auch im Ausland, daher sind auch Sprachkenntnisse in Wort und Schrift vonnöten!), gute Nerven usw., aber auch Geschick, soziale Kompetenz, gewandtes Auftreten, Fleiß und noch paar andere altmodische Tugenden. Wenn Sie eine Studienberatung an der Uni Ihrer Wahl beim Fachbereich Ihrer Wahl machen, erfahren Sie mehr. Wenn Sie beim Studium und in der Berufsausbildung dann die Augen offen halten, fleißig sind, Glück haben und nicht auf den Kopf gefallen sind, werden Sie da auch schon weiter sehen.
So kann ich Ihre Frage leider nicht beantworten.
Tut mir leid. Denn solche Posten (weder für Kuratoren noch für Museumsdirekoren) wachsen nicht auf den Bäumen.
Gruß,
wombat
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Vielen Dank für deine Antwort Urte. Ich denke nochmal über alles nach und werde mich vermutlich nochmal melden.
@wombat ihre Zeit muss ja wirklich kostbar sein, ohne ihnen jetzt zu nahe treten, aber Sie sind mir äußerst unsympatisch und ich denke, dass ich Sie nicht weiter belästigen werde
Vielen Dank für deine Antwort Urte. Ich denke nochmal über
alles nach und werde mich vermutlich nochmal melden.
@wombat ihre Zeit muss ja wirklich kostbar sein, ohne ihnen
jetzt zu nahe treten, aber Sie sind mir äußerst unsympatisch
und ich denke, dass ich Sie nicht weiter belästigen werde
Kein Problem, Gunny. Unsympathisch hätte ich Sie jetzt zwar nicht genannt, aber die Antwort verlangt direkt danach: Beruht dann auf Gegenseitigkeit.
Schönen Tag noch, und viel Glück bei der Ausbildung + späteren Suche nach dem Posten eines Museumsdirektors.
Dankeschön Ich ebenfalls nicht, sagen wir unfreundlich mit einem Hauch von Ironie?
Villeicht täusch ich mich in Ihnen tatsächlich. Entschuldigen Sie bitte, ich hatte in letzter Zeit nur sehr viele Probleme mit Ironien in Verbindung meiner ex Freundin. Und wenn „Sie wollen gleich Museumsdirektor werden? Na, denn: Viel Glück. Immerhin: Ein Ziel haben Sie ja schon. Und nun los.“ so ein Satz kommt, klingt das für mich als würden Sie versuchen mich zu verarschen. Villeicht ist das nicht so von Ihnen gemeint, deshalb entschuldige ich mich nochmals. Nein Sie sind bestimmt ein feiner Kerl und bitte wenn Sie grüßen, schreiben Sie doch ihren Vornamen und nicht Ihren Nick hin
danke
Gruß
Marius
Lieber Gunny,
natürlich nehme ich die Entschuldigung an. Ist ja rührend. Aber wenn jemand, der noch nicht mal angefangen hat, sich zu informieren über die Fächer, die er (vielleicht) studieren möchte, gleich Museumsdirektor werden will, muß ich einfach grinsen.
Und noch was: Klar war das Ironie. Aber Ironie ist nicht gleich Verarsche, sondern erkenntnisführend - wenn sie auf jemanden trifft, der die Stilfigur zu schätzen weiß. Ironie ist - nach Goethe - die Würze des geschriebenen Wortes.
Ich fürchte, Ihre Freundin weiß das auch.
Mein Rat heute Morgen war, davon abgesehen, allerdings durchaus ernst gemeint. Vielleicht lesen Sie ihn noch mal jetzt, wo Sie sich beruhigt zu haben scheinen? Ich wollte sagen: Man sollte sich am Anfang eines Studiums nicht zu sehr durch ein allzu eng gefaßtes Berufsziel die Augen und übrigen Sinne verkleistern und erst mal sehen, welches Fach man am liebsten (aufgrund der Begabung. die man hat) studieren möchte. Ein Schritt nach dem andern! Ist eine goldene Regel. Sonst stolpert man leicht. Und nicht gleich platzen, bitte: von wegen unsympathisch. Sie kennen den Spruch von den kleinen Töppchen?
;d\)
Gruß
wombat
wer zuviel ironiert bekommt einen Sarkasmus jap ich denk nochmal nach, hab schließlich noch ein bisschen Zeit