Ich suche den/die Autorin der o. g. Geschichte. Leider habe
ich nur
noch eine vage Erinnerung, aber ich glaube der Titel lautete
so und
erschien in einem bayerischen Lesebuch der 60er oder
70er-Jahre.
Hallo, Josef,
vielleicht meinst du diese Geschichte:
Asscher-Pinkhof, Clara. Das Judenkind. in Scharer, Matthias. Miteinander Glauben lernen. S.70
_Das Judenkind
Vor einigen Jahrzehnten, im Dritten Reich, waren die Juden rechtlos. Wer einen Juden schlug oder anspuckte, wurde nicht bestraft, weil die Juden zu Feinden des Volkes erklärt worden waren. Jeder Jude über fünf Jahre musste an seiner Kleidung ständig einen Stern tragen.
In einer jüdischen Familie geschah folgendes:
Mutter möchte zu Vaters Geburtstag gerne Äpfel haben. Es gibt eine Möglichkeit, doch sie ist gefährlich. Ihr kleiner Sohn will das Risiko gern auf sich nehmen. Er ist acht Jahre alt, aber so klein, dass er ohne weiteres sagen kann, er sei sechs. Zwischen sechs und fünf ist kein großer Unterschied, und wer erst fünf ist, braucht keinen Stern tragen. Sonst trägt er natürlich immer einen, aber er hat noch eine alte Strickjacke ohne Stern … Klar? Außerdem ist er blond. Er kann also ohne Schwierigkeiten in einen nichtjüdischen Gemüseladen gehen und zwei Kilo Äpfel kaufen. Ganz einfach.
Mutter hält es nicht für so einfach. Es können ihm Leute begegnen, die wissen, dass er ein jüdischer Bub ist. Er kann nach seinem Familiennamen gefragt werden…
“Wenn sie wissen wollen, warum du keinen Stern trägst, dann sagst du, dass du erst fünf bist, verstehst du?”
Er nickte verständnisvoll. Bis hierher fühlte er sich immer bedrückt, weil er so klein war, nun freute er sich darüber.
“Und wenn sie sich erkundigen, wie du heißt, sagst du einfach … de Jong. So können andere auch heißen.”
“De Jong”, wiederholte er leise. In der Schule gibt es Kinder die de Jong heißen. Doch wenn Mutter meint, dass andere auch so heißen können, wird es wohl stimmen. De Jong also.
Alles klappte ausgezeichnet. Niemand fragte ihn, warum er keinen Stern trägt. Es ist ganz sonderbar, einmal ohne Stern zu gehen. Im Laden muss er lange warten. Viele Frauen werden vor ihm bedient. Als er an die Reihe kommt, sagt er schnell:
“Zwei Kilo Äpfel, bitte.”
Beim Abwiegen fragt die Frau freundlich, weil er so klein ist:
“Wie heißt du denn, Kerlchen?”
Er muss sich besinnen.
“De Jong”, antwortet er endlich.
“Nein”, lacht die Frau. “Ich meine deinen Vornamen!”
Damit hat er nicht gerechnet. Er weiß nicht, ob Jopie ein jüdischer Vorname ist oder ob auch andere so heißen können. Auf jedem Fall scheint es ihm besser, nicht Jopie zu sagen. Aber was sonst?
“Na, verrat es nur!”, lächelt die Frau.
“Jesus”, sagt er dann leise._
Gruß
Kreszenz