Kz

Hallo,

waren die Wachsoldaten und das Personal in den Konzentrationslagern nur Freiwillige oder gab es hier auch Zwangsverflichtungen?

Gruß
nicki

Guten Morgen!

waren die Wachsoldaten und das Personal in den
Konzentrationslagern nur Freiwillige oder gab es hier auch
Zwangsverflichtungen?

Was hat das mit _Militär_historie zu tun?

Zur Frage: Im KZ wurden fast ausschließlich „vertrauenswürdige“ Psychopathen mit gaaanz altem Parteibuch eingesetzt. Vielleicht nicht imer auf ausdrücklichen eigenen Wunsch, aber sicher auch nicht gegen ihren erklärten Willen. Details in Eugen Kogons „Der SS-Staat“.

Gruß
smalbop

Sicherlich „basierte“ das bei der „Judenpolizei“ nicht auf zwangsbasis, sondern es ging ums „überleben“, ergo je besser man sich mit der deutschen „Herrenrasse“ stellte, desto besser.
Wächter in KZ waren teilsweise Juden etc. jedoch nicht überwiegend und sie standen unter der „deutschen“ Kontrolle.

Gruss

Immortal

Hallo

waren die Wachsoldaten und das Personal in den
Konzentrationslagern nur Freiwillige oder gab es hier auch
Zwangsverflichtungen?

Man kann sagen das beides der Wahrheit entspricht, denn letztlich waren es alles SS-Angehörige, d.h. konkret der Waffen-SS. Und das die SS gerade im Verlauf des Ostfeldzuges (ab 1941) immer deutlicher Probleme bekam ihre Mannschaften voll zu besetzen ist kein Geheimnis.
Die KL wurden von den s.g. Totenkopfverbänden der Waffen-SS.

Ursprünglich war die Waffen-SS eine Einheit, die eine „überlegene Elite“ des deutschen Soldaten darstellen sollte und strenge Auswahlkriterien für eine Aufnahme hatte, die in der Regel aus Freiwilligen bestand.

Später wurden auch für die Waffen-SS Soldaten gemustert um die Truppensärke zu erreichen. Dazu kamen Freiwillige aus allen Ländern Europas (Frankreich, Norwegen, Ukraine etc.) die in die Waffen-SS eintraten.

Zu den ausändischen Freiwilligen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ausl%C3%A4ndische_Freiw…

Zur Zeit Aktuell der Fall des John Demjanjuk, alias Iwan Nikolai Demjanjuk, der durch die USA im Mai dieses Jahres an Deutschland (nach München) ausgeliefert wurde.

Ein urkainischer Mann, Soldat der Roten Armee und 1942 in deutsche Gefangenschaft geraten. Er wurde letztlich ein SS-Wachmann mit entsprechender Ausbildung, welcher in KZ’s wie Majdanek, Sobibor und Flossenburg „seinen Dienst“ versah.

Leseempfehlung:
Spiegel Nr.21, 18.5.2009, Titelthema; Die Komplizen - Hitlers europäische Helfer beim Judenmord

Der Wachsoldat im KL war in der Regel ein ganz „normaler“ Mann, ein Soldat der Waffen-SS. Über die Psychologie der Gewalt gibt es intereessante Untersuchungen.

Leseempfehlung:
Spiegel Nr.11 vom 10.3.2008, Titelthema; Die Täter - Warum soviele Deutsche zu Mördern wurden

Zitat „Eine Nahaufnahme der Täter, wie sie jetzt der Erfolgsautor Jonathan Littell versucht, ergibt ein beklemmendes Bild: Die meisten NS-Verbrecher waren weder Sadisten noch Psychopaten, sondern ganz normale Männer.“ (Spiegel 11/2008, S.42)

Man wird diesen Schrecken nicht gerecht, wenn man meint die Täter waren alles Psychopaten. Das dies zu einfach ist und war, weiß die Wissenschaft nicht erst seit dem Prozeß des Adolf Eichmann.

Gruß Parzival

Hallo

Sicherlich „basierte“ das bei der „Judenpolizei“ nicht auf
zwangsbasis, sondern es ging ums „überleben“, ergo je besser
man sich mit der deutschen „Herrenrasse“ stellte, desto
besser.

Erstens verkannten die Juden dabei, dass es völlig egal war, wie sie sich zur deutschen „Herrenrasse“ stellten, ihre Vernichtung war sowieso beschlossene Sache, und zweitens sahen es die Nazis gar nicht gern, dass sich eine paramilitärische Einheit bei den Ghettobewohnern bildete, und das war insofern auch eher kontraproduktiv.

Wächter in KZ waren teilsweise Juden etc. jedoch nicht
überwiegend und sie standen unter der „deutschen“ Kontrolle.

Du verwechselst hier KZ mit Judenghetto. Und im KZ waren die Kapos genannten Lakaien der SS auch eher keine Juden, sondern Kriminelle.
Bei Interesse wie gesagt den „SS-Staat“ lesen. Das sind Informationen aus erster Hand.

Gruß
smalbop

Hallo

Man kann sagen das beides der Wahrheit entspricht, denn
letztlich waren es alles SS-Angehörige, d.h. konkret der
Waffen-SS. Und das die SS gerade im Verlauf des Ostfeldzuges
(ab 1941) immer deutlicher Probleme bekam ihre Mannschaften
voll zu besetzen ist kein Geheimnis.

Das ist alles richtig, die Waffen-SS verwaltete aber nicht die Konzentrationslager. Am Massenmord an den Juden war sie eher „im Außendienst“ beteiligt, nämlich bei Razzien, Auflösungen von Ghettos und bei den Massenerschießungen im Ostfeldzug 1941, und auch das vor allem deshalb, weil die Totenkopf-SS 1940 in die Waffen-SS zwangseingegliedert wurde.

Die KL wurden von den s.g. Totenkopfverbänden der Waffen-SS.

…betrieben, eben.

Der Wachsoldat im KL war in der Regel ein ganz „normaler“
Mann, ein Soldat der Waffen-SS. Über die Psychologie der
Gewalt gibt es intereessante Untersuchungen.

"Eine Nahaufnahme der Täter, wie sie jetzt der
Erfolgsautor Jonathan Littell versucht, ergibt ein
beklemmendes Bild: Die meisten NS-Verbrecher waren weder
Sadisten noch Psychopaten, sondern ganz normale Männer

Man wird diesen Schrecken nicht gerecht, wenn man meint die
Täter waren alles Psychopaten. Das dies zu einfach ist und
war, weiß die Wissenschaft nicht erst seit dem Prozeß des
Adolf Eichmann.

Na ich weiß nicht, ob Wiki den Adolf Eichmann als Schreibtischtäter nicht ebenso wie die Folterungen und sonstigen Gewaltexzesse in den KZs hiermit ausreichend genau beschreibt: „Psychopathie bezeichnet eine schwere Persönlichkeitsstörung, die bei den Betroffenen mit dem weitgehenden oder völligen Fehlen von Empathie, sozialer Verantwortung und Gewissen einhergeht…Oft mangelt es Psychopathen an langfristigen Zielen, sie sind impulsiv und verantwortungslos. Psychopathie geht häufig mit antisozialen Verhaltensweisen ; einher, so dass begleitend oft die Diagnose der dissozialen/antisozialen Persönlichkeitsstörung gestellt werden kann.“

Den Psychopathen erkennt man eben nicht an seinem stieren Blick und am Schaum vor dem Mund, sondern an seinen Handlungsweisen.

Gruß
smalbop

Hallo

Man kann sagen das beides der Wahrheit entspricht, denn
letztlich waren es alles SS-Angehörige, d.h. konkret der
Waffen-SS. Und das die SS gerade im Verlauf des Ostfeldzuges
(ab 1941) immer deutlicher Probleme bekam ihre Mannschaften
voll zu besetzen ist kein Geheimnis.

Das ist alles richtig, die Waffen-SS verwaltete aber nicht die
Konzentrationslager.

Da die Totenkopfverbände wie auch die Verfügungstruppe, der Waffen-SS strukturell untergeordnet waren, waren Angehörige der Totenkopfverbände bzw. der Verfügungstruppen Angehörige der Waffen-SS.

d.h. dem Oberkommando der Waffen-SS unterstanden die Totenkopfdivisionen ebenso wie Verfügungsdivisionen und Waffen-SS Frontdivisionen.

Die Waffen-SS war also für die Erschießungen hinter der Front ebenso verantwortlich, wie sie für Ghettos und KL verantwortlich waren. Und auch in den KL war die Waffen-ss tätig, wenngleich sie den Totenkopfverbänden unterstanden.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/5/51/Organi…
(Struktur der SS - auch als Wachpersonal der KL)

Am Massenmord an den Juden war sie eher
„im Außendienst“ beteiligt, nämlich bei Razzien, Auflösungen
von Ghettos und bei den Massenerschießungen im Ostfeldzug
1941, und auch das vor allem deshalb, weil die Totenkopf-SS
1940 in die Waffen-SS zwangseingegliedert wurde.

Die Totekopfverbände wurden im Jahre 1935 aus Neurekrutierungen und Teilen der Verfügungstruppe gebildet.

Die Migliederzahl hatte sich am Beginn 1940 gegenüber 1937 fast versechstfacht und diese 2 Jahre später nochmal fast verdreifacht.

Die Waffen-SS, gab es dann ab 1939, quasi als Dachorganisation innerhalb der SS, für die im Reichgebiet „kämpfenden“ SS-Verbände.
Das war kein Zwang, sondern ein Strukturproblem, weil die SS enorm angewachsen war machte sich eine Strukturierung notwendig.

Der Krieg hatte im Sep. 1939 begonnen und die SS begann umfangreiche neue Aufgaben in den besetzten Gebieten und im Frontgeschehen wahrzunehmen.

"Psychopathie bezeichnet eine schwere
Persönlichkeitsstörung, die bei den Betroffenen mit dem
weitgehenden oder völligen Fehlen von Empathie, sozialer
Verantwortung und Gewissen
einhergeht…

Ein Betrachtungsfehler, denn die am Holocoust beteiligetn Täter (am Schreibtisch oder im Lager) sahen sich je eben in einer besonderen „sozialen Verantwortung gegenüber dem deutschen Volk“ und seinem Schutz.

Nur weil wir als Nachwelt, Betroffenen oder Hinterbliebene eine andere Sicht darauf werfen, können wir diesen Leuten nicht einfach ein fehlendes soziales Gewissen unerstellen.

Genau hier ist ja einer der Knackpunket des Schreckens, das man sich tatsächlich in einer quasi gesellschaftlichen Pflicht und Verantwortung sah „unwertes Leben“ auszulöschen.

Oft mangelt es
Psychopathen an langfristigen Zielen, sie sind impulsiv und
verantwortungslos
.

Wie sagte Adolf Eichmann „Hätten wir 10,3 Millionen Juden getötet, dann wäre ich befriedigt und würde sagen, gut, wir haben einen Feind vernichtet. […] Ich war kein normaler Befehlsempfänger, dann wäre ich ein Trottel gewesen, sondern ich habe mitgedacht, ich war ein Idealist gewesen.“

Das sieht nicht planlos, orientiernungslos oder verantwortungslos aus.

Psychopathie geht häufig mit
antisozialen Verhaltensweisen ; einher, so dass
begleitend oft die Diagnose der dissozialen/antisozialen
Persönlichkeitsstörung
gestellt werden kann."

Und auch hier gilt es wie oben; Die Täter während des 2. WK sind mit Begriffen wie „antisozial“ oder „verantwortungslos“ nicht zu fassen, denn ihren Handlungen lagen gänzlich andere Definitionen von sozialer Gemeinschaft (Volkstum, Deutschtum) oder auch Verantwortung (Rassenhygiene, Blutsreinheit) vor. Die humanistischen Definitionen hatten im 3. Reich ihre Bedeutung verloren und vorhandene Reste wurde durch den Krieg abgeschliffen.

Sicher gab es auch einige, mit sadistischer Freude am Morden oder psychopatischen Zügen. Doch die Mehrheit der Täter und ihrer Helfer waren erschreckend normal.

Und das müssen wir uns auch vor Augen halten. Nur weil es keine Psyhopaten sind oder waren, wird ihre Schuld nicht geringer oder die Verantwortung für ihre Taten kleiner.

Gruß Parzival

1 Like

hey smalbop,

natürlich war es nicht gern bei der ss gesehen, aber ich verwechsle die Ghettos nicht mit den KZs. Es war doch letztens erst ein Fall mit diesem KZwächter aus der Ukraine, der nach Amerika geflohen ist und nun im Alter von, sich schätz jetzt, weiss es nimmer genau 70(?) wegen den Judenmorden und Folterungen verurteilt werden sollte…daher passt es. Klar war überwiegend SS u.v.m. an den Morden beteiligt. Das Buch werde ich mir gerne durchlesen ^^ merci!

Grüße

Immortal

Hallo

natürlich war es nicht gern bei der ss gesehen, aber ich
verwechsle die Ghettos nicht mit den KZs. Es war doch letztens
erst ein Fall mit diesem KZwächter aus der Ukraine, der nach
Amerika geflohen ist und nun im Alter von, sich schätz jetzt,
weiss es nimmer genau 70(?) wegen den Judenmorden und
Folterungen verurteilt werden sollte…daher passt es.

Der Fall des John Demjanjuk, alias Iwan Nikolai Demjanjuk, der durch die USA im Mai dieses Jahres an Deutschland (nach München) ausgeliefert wurde.

Ein urkainischer Mann, Soldat der Roten Armee und 1942 in
deutsche Gefangenschaft geraten. Er wurde letztlich ein
SS-Wachmann mit entsprechender Ausbildung, welcher in KZ’s wie
Majdanek, Sobibor und Flossenburg „seinen Dienst“ versah.

Aber Iwan Nikolai Demjanjuk war kein Jude , sondern einfach nur Ukrainer!

Die Ukraine stellte u.a. auch eigene Truppen unter der Waffen-SS auf, so z.bsp. die 14. Waffen-Grenadier-Division der SS (galizische Nr. 1) oder das XV. Kosaken-Kavallerie-Korps.

Leseempfehlung:
Spiegel Nr.21, 18.5.2009, Titelthema; Die Komplizen - Hitlers
europäische Helfer beim Judenmord

s.o.

Gruß Parzival

Nun ja, wenn man überlegt, dass Hitler diese „slawischen Völker“ verachtet hat… und gegen Ende war ja bald „alles“ in der Wehrmacht oder sonst wo drin.

Ebenso erinnere ich mich an einen Bericht über Zeitzeugen und Überlebende aus einem KZ. Hier wurde dieses Thema angesprochen und auch hier war es der Fall,dass einige Juden etwas „besser“ gestellt waren, als die anderen.

Grüße

Immortal

Hallo Nicki,

nachdem hier noch nicht davon die Rede war, wollte ich die „Sonderkommandos“ erwähnt haben: http://de.wikipedia.org/wiki/Sonderkommando_KZ_Ausch…

So etwas gab es nicht nur in Auschwitz. Die wenigen Überlebenden reiner Vernichtungslager (z.B. Chelmno) sind Mitglieder eben dieser Sonderkommandos.

Einen Einblick in die Tätigkeit eines Sonderkommandos vermittelt der Film „The Grey Zone“.

Schöne Grüße

Petra

Hallo

nachdem hier noch nicht davon die Rede war, wollte ich die
„Sonderkommandos“ erwähnt haben

Nun auch wenn Überlebende hier oft uneinig sind, sollten man sich in diese Diskussion nicht einblenden, solange man kein Betroffener ist. Wenn Überlebenden des Sonderkommando ein Vorwurf gemacht werden könnte, dann (so meine ich) nur von überlebenden Mithäftlingen.

Das Sonderkommando gehörte zudem in gar keinem Fall zu dem Wachpersonal der KZ (wie es der Kontext des Threads ist) und erst recht nicht zu der Gruppe von freiwilligen Helfen.

So etwas gab es nicht nur in Auschwitz.

Sicher gab es in vielen Lagern helfende Abhängige bzw. Insassen die mit den niedersten und wiederlichten Arbeiten betraut wurden. Was sollten die Menschen auch tun ?

Aber das Sonderkommando ist so, bedingt durch die Größe, nur in Auschwitz so geführt worden.
(es sind mir zumindest keine Quellen bekannt)

Gruß Parzival

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kein Vorwurf
Hallo,

Nun auch wenn Überlebende hier oft uneinig sind, sollten man
sich in diese Diskussion nicht einblenden , solange man kein
Betroffener ist.

Ich schreibe, was ich will.

Wenn Überlebenden des Sonderkommando ein
Vorwurf gemacht werden könnte, dann (so meine ich) nur von
überlebenden Mithäftlingen.

Abgesehen davon habe ich hier niemandem einen Vorwurf gemacht. (Wie käme ich auch dazu?) Ich wollte die Sonderkommandos nur erwähnt haben, weil das Bild des Lagersystems ohne sie unvollständig wäre. Wenn man aber weiß, dass es Juden waren, die die ankommenden Züge mit abfertigten, versteht man eher, warum die Neuankömmlinge nicht sofort misstrauisch wurden.

Die Existenz der Sonderkommandos macht das Verhalten der anderen Häftlinge verständlicher, um es einmal so auszudrücken.

Und der Film hilft, zu verstehen, was sich da eigentlich abgespielt hat.

Das Sonderkommando gehörte zudem in gar keinem Fall zu
dem Wachpersonal der KZ (wie es der Kontext des Threads ist)

Ok, ok, ich habe die Frage nicht genau genug gelesen. Themaverfehlung. *schäm* Gut, dass es nicht benotet wird.

Aber das Sonderkommando ist so, bedingt durch die Größe, nur
in Auschwitz so geführt worden.
(es sind mir zumindest keine Quellen bekannt)

Hier z.B. ist eine Quelle, die neben Auschwitz noch 5 andere Lager nennt: http://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/Holocaus…

Schöne Grüße

Petra