'Länge' deutscher Sätze im Vgl. zu englischen

Gut gebrüllt, Löwe!

„A feat in itself“ - genial, wenn auch recht umgangssprachlich und auch zweideutig. Allerdings war Dein deutscher Beispielsatz nicht kompakt, sondern aufgeblasen. Seine Aussage ist auch falsch, denn Deutsch kann durchaus mit weniger Wörten auskommen als Englisch.

Das ist schon rein technisch nicht möglich, da deutsche Wörter
schon im Durchschnitt länger sind als englische. Das heisst:
Selbst wenn der Text nicht ein einziges Wort mehr hat, was,
wie gesagt, schon schwierig wird, wird er immer noch länger
sein.

Die durchschnittlich längeren Wörter des Deutschen verhindern das, indem ein Text immer länger läuft als das Englische, auch wenn man mit der gleichen Wortzahl auskommt, was wie gesagt schwierig ist.

This is impossible, at least but not only for technical
reasons because German words are longer as Englisch ones are,
even if you take into account merely the word length average.
I.e. even if a text would ontain not a single more word,
which, as I said, in itself is going to be difficult to
achieve, a longer text length will always result.

That’s even systematically impossible, because average word
lengths in German are longer than in English. I.e. even if a
text contained the same number of words, a feat in itself, as
has been noted, it will still be longer.

Ich glaube, Dein Englisch ist besser als meins. An der Übersetzung meines deutschen Beispielsatzes arbeitest Du wohl noch.

Grüße

Anny

Das ist schon rein technisch nicht möglich, da deutsche Wörter
schon im Durchschnitt länger sind als englische. Das heisst:
Selbst wenn der Text nicht ein einziges Wort mehr hat, was,
wie gesagt, schon schwierig wird, wird er immer noch länger
sein.

This is impossible, at least but not only for technical
reasons because German words are longer as Englisch ones are,
even if you take into account merely the word length average.
I.e. even if a text would ontain not a single more word,
which, as I said, in itself is going to be difficult to
achieve, a longer text length will always result.

Mach´ es besser, und zwar insbesondere für meinen von Dir
zitierten deutschen Satz.

Aha, 63:41, ja? Guter Versuch…

Nein, ernsthaft. Das ist ein sehr schlappes Argument, Anibal, den englischen Text durch extra längliche Floskeln zu strecken. Dein „in itself is going to be difficult to achieve“ klingt sehr nach einem Versuch, den Text einfach länger wirken zu lassen, dadurch leidet der Text inhaltlich („viel reden, wenig sagen“). Das Original sagt „schon schwierig wird“ — im Deutschen zugegebenermaßen sehr kurz und bündig, aber es ist manchmal völlig unnötig, das durch solch weitschweifige Phrasen zu übersetzen.

Mit anderen Worten: Man kann Texte bei Übersetzungen bis zu einem bestimmten Maße fast beliebig strecken oder kürzen, ohne Sachen hinzuzudichten oder wegzulassen. Natürlich sollte ein guter Übersetzer das vermeiden. Warum hast du’s also bei dem Text getan?

Man sollte sich einen längeren Text oder ein größeres Dokument angucken und vergleichen. Vielleicht einen Gesetzestext… vielleicht find ich was…

Gruß,

  • André

Hallo,

Ich glaube, Dein Englisch ist besser als meins. An der
Übersetzung meines deutschen Beispielsatzes arbeitest Du wohl
noch.

Ah, nein. Hatte nicht so gneau gelesen und gedacht ich sollte eine kürzere Variante für meinen Satz finden. Sorry. Na gut, mal schauen, was bei Deinem so rauskommt:

Kürzeste Variante, nahe am Original:

Bad German, i.e. anglicized German, is longer than good English. Good German isn’t.

Macht 83 Anschläge. Deins hatte ja 98, macht also einen Aufschlag von 18% - genau wie Myriam gesagt hat.

Übrigens ist „anglicized“ ein real existierendes Wort, was ich mir nicht einfach mal so ausgedacht habe:
http://dictionary.reference.com/browse/anglicized

Dein Satz zeigt allerdings sehr schön einen weiteren „Vorteil“ (wenn man von Kürze als Vorteil sprechen möchte) des Englischen: Ganze Nebensätze werden elegant in ein Adjektiv gepackt.

Grüße,

Anwar

Hallo,

Da aber deutsche und englische
Wörter ohnehin sehr verschieden lang sind und noch viele
andere Faktoren eine Rolle spielen, ist die Sache mit den
getrennten Komposita nicht ausschlaggebend.

Nein, getrennte Komposita sind natürlich länger. Aber dafür gibt es im Englischen viele Einzelworte, die im Deutschen durch Komposita ausgedrückt werden und das macht durchaus was aus:

Sonnenuntergang - dusk

Dazu kommen dann noch so Spielereien wie Endungen oder Einschübe, die wir im Deutschen dazu benutzen aus Verben andere Wortarten zu bilden, im Englischen benutzt man einfach das Verb:

Gangschaltung - gear shift (und eben nicht „gear shiftage“ oder so)

Kontraktionen sind im Englischen normal, im Deutschen wird - wenn überhaupt ein ausgelass’ner Buchstabe praktischer Weise gleich durch ein anderes Zeichen ersetzt. :smile:

Dazu kommt die bereits erwähnte Tendenz (deutsche) Nebensäte einfach durch ein Adjektiv oder Adverb auszudrücken.

Grüße,

Anwar

1 Like

Es IST extrem! Nicht umsonst ist da in der Regel spätestens
mit 40 Schluss, und das schaffen nur robuste Naturen.
Natürlich gibts den fliegenden Wechsel, etwa 7 bis 11 Minuten,
aber diese „Pausen“ betreffen nur das Sprechen, nicht das
Mitverfolgen, da du ja eingreifen können musst. Es ist
wirklich eine extreme Tätigkeit! Aber dafür stimmt die
Bezahlung! - Was man beim Übersetzen ja nun wirklich nicht
behaupten kann. Trotzdem bleibe ich jetzt beim Letzteren,
nicht nur wegen der 40er-Regel, Rente ist ja dank erster
Tätigkeit halbwegs gesichert.

Waaah, Boris! Was malst Du da an die Wand! Die 40-er Regel, das hör ich zum ersten Mal! Würde ja bedeuten, dass ein Dolmetscher mit durchschnittlicher Studiendauer von, sagen wir mal, 5 Jahren gerade mal 15-16 Jahre im Beruf ist bevor er stressbedingt die Kopfhörer an den Nagel hängt! Also, ich bin 32, seit 8 Jahren im Beruf, und habe bestimmt nicht vor in 8 Jahren bereits den Löffel abzugeben. Schön, wenn man sich dann schon dank hoher Honorare und ggf. guter Privatrente dann schon zur Ruhe setzen kann, aber das wird nur in sehr wenigen Ausnahmefällen so sein. Ich arbeite mit Kollegin, die stramm auf’s normale Rentenalter zugehen und die sind noch topfit. In einem aber stimme ich Dir zu - es ist eine extreme Tätigkeit, man muss superschnell und hellwach sein, schlechte Tagesform ist bei den Honoraren keine Ausrede - und es gibt sicherlich Kollegen, die mit zunehmenden Alter etwas weniger fit werden… aber 40? Ne.
Kollegiale Grüße
Karina

Hi

Für die Schüler: Keep it short & simple

unter Kollegen: Keep it short stupid.

Time is money - especially when business is concerned, just
stick to the plain facts and shake off your Pisa damage :wink:

Sian - absolutely. Even the EU recognised that their texts were getting so incomprehensible (inflated, that is) that EU Language Services started its „Fight the fog“ campaign (ec.europa.eu/translation/writing/clear_writing/fight_the_fog_en.pdf) - and KISS is on page 8.
Happy writing!
Karina (who fights against German fog every single day…)

Hallo,

Ich glaube, Dein Englisch ist besser als meins. An der
Übersetzung meines deutschen Beispielsatzes arbeitest Du wohl
noch.

Ah, nein. Hatte nicht so gneau gelesen und gedacht ich sollte
eine kürzere Variante für meinen Satz finden. Sorry. Na gut,
mal schauen, was bei Deinem so rauskommt:

Kürzeste Variante, nahe am Original:

Bad German, i.e. anglicized German, is longer than good
English. Good German isn’t.

Macht 83 Anschläge. Deins hatte ja 98, macht also einen
Aufschlag von 18% - genau wie Myriam gesagt hat.

Ja, aber zulasten von Genauigkeit und Richtigkeit.
„weil“ nennt eine Begründung, ohne andere mögliche Begründungen auszuschließen. „I.e.“ behauptet hingegen Identität, d.h. aus anderen Gründen schlechtes Deutsch gibt es nicht.
Du ersetzt „läuft“ (Fachausdruck, der sich genau auf die Textlänge von Übersetzungen bezieht) durch das weniger spezifische „is longer“, geht Information verloren. Der Satz ist dadurch ohne Kontext kaum noch zu verstehen. „Is longer“ in what respect?

Grüße

Anny

Hallo,

„weil“ nennt eine Begründung, ohne andere mögliche
Begründungen auszuschließen. „I.e.“ behauptet hingegen
Identität, d.h. aus anderen Gründen schlechtes Deutsch gibt es
nicht.

Nein, das stimmt so nicht, ein versierter Englischleser würde hier aus „i.e.“ ein „das heisst in diesem Fall“ herauslesen.

Du ersetzt „läuft“ (Fachausdruck, der sich genau auf die
Textlänge von Übersetzungen bezieht) durch das weniger
spezifische „is longer“

Stimmt. Aber nur weil ich den entsprechenden Fachterm nicht kenne. Sollte es „runs longer“ sein, würde sich mein Text um gerade einmal 2 Anschläge verlängern, sollte es ein anderes Verb sein um einen entsprechenden Anteil.

Grüße,

Anwar

Nein, das stimmt so nicht, ein versierter Englischleser würde
hier aus „i.e.“ ein „das heisst in diesem Fall“ herauslesen.

Kann sein, weiß ich nicht, die lateinische Bedeutung von id est kann also ausgeschlossen werden, echt?

Stimmt. Aber nur weil ich den entsprechenden Fachterm nicht
kenne. Sollte es „runs longer“ sein, würde sich mein Text um

Das halte ich für wenig wahrscheinlich, denn „run“ ist zu unspezifisch (geworden).

gerade einmal 2 Anschläge verlängern, sollte es ein anderes
Verb sein um einen entsprechenden Anteil.

Ein anderes Verb mit der Konnotation, daß man hier über den Längenvergleich von Übersetzungen spricht? C´mon.

Grüße

Anny

Grüße,

Anwar

Ich hab schon öfters gehört, wie sich Amis oder Engländer beklagt haben, dass manche Wörter im Deutschen so total lange Zungenbrecher sind

Mark Twain hat dies so schön dargestellt:

_Diese Eintragung liefert mir den Text zu ein paar Bemerkungen über einen der eigentümlichsten und bemerkenswertesten Züge des von mir behandelten Gegenstandes – die Länge deutscher Wörter. Manche deutschen Wörter sind so lang, daß man sie nur aus der Ferne ganz sehen kann. Man betrachte die folgenden Beispiele:

„Freundschaftsbezeigungen“
„Dilettantenaufdringlichkeiten“
„Stadtverordnetenversammlungen“

Dies sind keine Wörter, es sind Umzüge sämtlicher Buchstaben des Alphabets. Und sie kommen nicht etwa selten vor. Wo man auch immer eine deutsche Zeitung aufschlägt, kann man sie majestätisch über die Seite marschieren sehen – und wer die nötige Phantasie besitzt, sieht auch die Fahnen und hört die Musik. Sie geben selbst dem sanftesten Thema etwas schauererregend Martialisches. Ich interessiere mich sehr für diese Kuriositäten. Sooft mir ein gutes Exemplar begegnet, stopfe ich es aus für mein Museum. Auf diese Weise habe ich eine recht wertvolle Sammlung zusammengebracht. Wenn ich auf Duplikate stoße, tausche ich mit anderen Sammlern und erhöhe so die Mannigfaltigkeit meines Bestandes. Hier sind einige Exemplare, die ich kürzlich auf der Versteigerung des persönlichen Besitzes eines bankrotten Raritätenjägers erstand:

„Generalstaatsverordnetenversammlungen“
„Altertumswissenschaften“
„Kinderbewahrungsanstalten“
„Unabhängigkeitserklärungen“
„Wiederherstellungsbestrebungen“
„Waffenstillstandsunterhandlungen“

Natürlich schmückt und adelt solch ein großartiger Gebirgszug die literarische Landschaft, wenn er sich quer über die Druckseite erstreckt; gleichzeitig jedoch bereitet er dem Anfänger großen Verdruß, denn er versperrt ihm den Weg. Er kann nicht darunter durchkriechen oder darüber hinwegklettern oder einen Tunnel hindurchbohren. Er wendet sich also hilfesuchend ans Wörterbuch, aber dort findet er keine Hilfe. Das Wörterbuch muß irgendwo eine Grenze ziehen, daher läßt es diese Sorte von Wörtern aus, und zwar mit Recht, denn diese langen Dinger sind wohl kaum rechtmäßige Wörter, sondern vielmehr Wortkombinationen, deren Erfinder man hätte umbringen sollen. Es sind zusammengesetzte Wörter ohne Bindestrich. Die einzelnen Wörter, die zu ihrem Aufbau benutzt wurden, stehen im Wörterbuch, allerdings sehr verstreut. Man kann sich also das Material Stück um Stück zusammensuchen und auf diese Weise schließlich auf die Bedeutung stoßen, aber es ist eine mühselige Plackerei. […]

Aus: Die schreckliche deutsche Sprache_

Aber die anderen Sprachen sollten die deutsche beneiden um die Möglichkeit, Wörter zu bilden wie dies:

Donaudampfschifffahrtkapitänswitwenversicherungspolice!

Gruß Fritz