Lage des Äquators

Hallo,

tja, hier oder bei den Astronomen? Es geht um die Festlegung der Primärkreise Greenwich und Äquator.

  1. Greenwich ist willkürlich gewählt (keine physikalische Besonderheit) aber fest vermarkt (z.B. durch das Fadenkreuz in Airy’s Passageinstrument) –
  2. der Äquator ist physikalisch festgelegt (z.B. keine Kräfte aufs Pendel, ‚Höhe des Polarsterns’) aber nicht fest vermarkt.
    Ich glaube zumindest den Erzählungen nicht, er sei durch diese schwarze Schnur markiert.

Nach Studium einiger Artikel wie

http://www.rog.nmm.ac.uk/server/show/conWebDoc.416
http://gpsinformation.net/main/greenwich.htm

gelangt man zur Erkenntnis, dass der alte, reale Meridian von Greenwich im internationalen Referenzsystem nicht mehr exakt auf Null Grad Länge liegt.

Wie ist das mit dem Äquator?
Zeigt da mein GPS Null Grad Breite ? Und wenn ja, war er auch vor hundert Jahren da ? Hätte doch Einer da mal ein Observatorium gebaut :smile:
Oder ist er zwischen dem N-Pol und dem S-Pol quasi eingeschraubt. Oder kann es durch genauere Bestimmungen des Massemittelpunktes noch zu größeren Abweichungen kommen ?
Diskutieren wir nicht Zentimeter aber Meter.

*flüster* als Vermesser müßte ich das eigentlich am besten wissen, es gab da so Ellipsoide - aber es hapert, es hapert …

Grüße Roland

Wie ist das mit dem Äquator?
Zeigt da mein GPS Null Grad Breite ? Und wenn ja, war er auch
vor hundert Jahren da ? Hätte doch Einer da mal ein
Observatorium gebaut :smile:

Hallo Roland,

soweit ich weiss, muss das Ölfass oder was auch immer, das den Südpol markiert, gelegentlich um einige Meter verschoben werden, weil sich die Erdachse langsam verschiebt. Logischerweise verschiebt sich auch der Äquator um etwa den gleichen Betrag, was dort aber kein Schwein kümmert, weil eben wirklich keine schwarze Schnur als Markierung verlegt ist.

Näheres müsstest du an der amerikanischen Station am Südpol erfahren.

Gruss Reinhard

http://de.wikipedia.org/wiki/IERS

Hallo,

ich will mich wenigstens für die eingegangenen Antworten bedanken;

1.an Reinhard.
das Ölfass! Wird die Erdachse also doch geschmiert!
Nicht dass am Äquator doch irgendwo ein Seilspanner rumliegt?

  1. an silvaplana
    danke für den Wikipedia-Knochen. Wenn ich da anbeiße, denke ich mir ja erst recht einen Wolf :smile:

Die Antworten entheben mich allerdings -entgegen meinen Hoffnungen!- nicht der Mühe, selber nochmal nachzuforschen. Bisher plapperte ich bzgl. WGS84 eben nach, was alle vorplappern … die X-Achse weist auf den Schnittpunkt Greenwicher Meridian mit dem Äquator…

Ja- Neese. Der Greenwicher Meridian (‚Airy‘) ist als Null-Meridian entzaubert, s. die Links oben. Bleibt noch der Äquator zum Plattmachen.

Hat man sich so Mitte des 19.Jahrhunderts also vorrangig auf den nullten Längengrad geeinigt und seine Längenmessungen koordiniert, wo der Äquator der nationalen Ellipsoide lag war sch**egal, wollte sagen: zweitrangig ? Da lag auch kein Referenzpunkt zur Kontrolle.

Grüße Roland

Hallo,

Hallo Roland,

soweit ich weiss, muss das Ölfass oder was auch immer, das den
Südpol markiert, gelegentlich um einige Meter verschoben
werden, weil sich die Erdachse langsam verschiebt.
Logischerweise verschiebt sich auch der Äquator um etwa den
gleichen Betrag, was dort aber kein Schwein kümmert, weil eben
wirklich keine schwarze Schnur als Markierung verlegt ist.

An manchen Stellen (z.B. in Ecuador) gibt es Linien, die den Äquator markieren. Diese die ich kenne („Mitad del mundo“ bei Otavalo, einige km nördlich von Quito existiert schon seit vielen Jahren. Das ganze ist fast schon ein richtiges Bauwerk und wird bestimmt nicht verschoben. Folglich dürfte diese Linie auch nicht (mehr) exakt sein (falls sie jemals 100% genau stimmte). Wäre schon interessant zu wissen, wie groß die reale Abweichung zum Äquator ist.

http://www.cruisinaltitude.com/cities/mitad_del_mund…

1 Like

Hallo charon,

ich fass es nicht: gibt es wirklich was darüber im Netz.
Fand nach Deinem Hinweis schon weitere Treffer

http://calys.obspm.fr/~titania/ecuador_art_history.html
http://www.exploringecuador.com/en_ar_winter_solstic…

und muss gleich klugsch…reiben, die Franzosen haben nicht den Äquator sondern 3° eines Meridians bei Quito vermessen.
Gut beschrieben im Roman von Robert Whitaker: „Die Frau des Kartographen“.

Grüße Roland

Hallo Roland,

ja über Mitad del Mundo gibt es im Netz zahlreiche Webseiten. Googeln lohnt sich.
Und wer sich in dieser Gegend mal aufhält, sollte diesen Ort unbedingt mal besuchen. Es lohnt sich. Es gibt in nächster Nähe auch noch eine präkolumbianische Ruinen bzw. Reste einer Anlage und einen vulkan. Krater. Eine tolle Landschaft sowieso.

Grüße
charon

Hallo Charon,

ja jetzt wo ich Spanisch kann (Mitad del Mundo) geht die Post ab :smile:
Unter ‚Äquator/Lage/Breite/Abweichung‘ -auch in Englisch- war nichts Gescheits zu googeln.

Mein gedanklicher Stolperstein nochmal mit anderen Worten (darauf hat die Welt gewartet)
Über den Beginn der Längenzählung musste man sich mangels physikalischen Anhaltspunkten weltweit auf einen Bezugspunkt einigen -Greenwich. Dort ist auch der Wandel (der Fortschritt?) der Längendefinitionen ablesbar.

Am Äquator wäre ähnliches wohl für die Breitenfestlegung ablesbar - wenn es einen Bezugpunkt gäbe.

Equador hat wohl mehrere Bezugssysteme gehabt, folglich sind die Abweichungen ablesbar. Auf welches Bezugssystem (South American Datum 1969?) bezieht sich wohl das Monument?

Grüße Roland

Hallo !!!

Am Äquator wäre ähnliches wohl für die Breitenfestlegung
ablesbar - wenn es einen Bezugpunkt gäbe.

Bezugspunkt ist immer der Nord- oder Südpol. Nordpol - 90° = Äquator

Equador hat wohl mehrere Bezugssysteme gehabt, folglich sind
die Abweichungen ablesbar. Auf welches Bezugssystem (South
American Datum 1969?) bezieht sich wohl das Monument?

Sorry, das weiss ich auch nicht. Hast Du mal auf eine der Internetseiten geschaut, ob es eine e-mail Adresse (z.B. des dazughörigen Museums) gibt? Vielleicht kann man Dir da Auskunft geben.

Grüße
charon

Hallo Charon,

jetzt hast Du Glück (na, wirklich?) dass ich nochmal vorbeigeschaut habe. Dafür hatte ich mit meinem Googeln bisher Pech, ich hatte doch schonmal mit Ecuador und reference system oder so gegoogelt und nichts gefunden. Heute bekam ich ein Ergebnis mit Ecuador und map datum:
http://www.asprs.org/resources/grids/05-99-ecuador.pdf

Das muss ich aber selber noch in Ruhe durchlesen, aber ein Datum von 1927 und ein PSAD (Provisional South American Datum) und wahrscheinlich noch ein WGS84 scheint es gegeben zu haben.

Bezugspunkt ist immer der Nord- oder Südpol. Nordpol - 90° =
Äquator

Nein, Bezugs- oder Datumspunkt war in Europa i.d.R. ein Observatorium. Auf dem wurde die astronomische Breite (Länge und Azimut lassen wir mal weg) bestimmt. Damit konnte man dann landesweit vermessen, bis zum Äquator verirrte sich dabei selten ein Vermesser.

Grüße Roland

Hallo Roland

Nein, Bezugs- oder Datumspunkt war in Europa i.d.R. ein

Observatorium. Auf dem wurde die astronomische Breite (Länge
und Azimut lassen wir mal weg) bestimmt. Damit konnte man dann
landesweit vermessen, bis zum Äquator verirrte sich dabei
selten ein Vermesser.

Für die tatsächliche Lage des Äquators sind die geographische Positionen von Observatorien irrelevant. Vielleicht habe ich Dich auch falsch verstanden. Oder meinst Du eher, dass die Observatorien o.a. Referenzpunkte als Hilfspositionen für die Vermessung gedient haben?
(Für die Praxis geeignet, nicht aber für die wissenschaftliche Definition des Äquators)

Grüße charon

Hallo Charon,

wir kommen noch ins Plaudern …

Observatorien o.a. Referenzpunkte als Hilfspositionen für die
Vermessung gedient haben?

Sagtest Du „Hilfspositionen“ ? Wirklich Hilfspositionen ??
Bei uns heißen die ‚Fundamentalpunkte‘.
Da haben die Altvorderen nächtelang unterm Passageinstrument gelegen.

Aber die Frage dreht sich ja darum: wie realisiere ich ein Bezugssystem. Nordpol ±90° paßt auch nicht. Wenn ich jetzt richtig rate, würde der Versuch einer astronomische Beobachtung des Äquators durch die Geoidfläche eine Art Girlande ergeben.
Gib Du mal eine Quelle

für die wissenschaftliche Definition des Äquators.

Ich hab noch eine Abbildung gefunden, in der die Längen- und Breitenabweichungen europäischer Bezugsysteme zum WGS 72 dargestellt sind. Sowohl Länge wie Breite differieren ähnlich, so 5". Aber Großbritannien hat bei der Länge mit 7" die größten Abweichungen *kratzkratzkratz* ? Das hatte ich nun -wg. Greenwich- gerade nicht erwartet.

Frankreich hatte bei beiden die geringsten Differenzen. Bestätigt das nun die vorherrschende Meinung, Franzosen könnten am besten mit Körperrundungen umgehen … :smile:

Grüße Roland

soweit ich weiss, muss das Ölfass oder was auch immer, das den
Südpol markiert, gelegentlich um einige Meter verschoben
werden, weil sich die Erdachse langsam verschiebt.

Nein :wink:

Der Südpol ist definiert als der Punkt, an dem die Erdachse „austritt“. Trotzdem die Erdachse in der Tat eine Präzessionsbewegung vollführt, verschiebt diese nicht den Südpol (denn der Kontinent, auf dem der Südpol liegt, ist ja Teil der Erde und rotiert und präzessiert mit)

Wäre die Erde ein Festkörper, würde die Markierung da bleiben wo sie ist. Sie ist aber keiner, und so driftet das Stück Erdoberfläche, auf dem das Eis liegt, in dem die Markierung festgemacht ist, mitsamt allem was darauf liegt.

http://aether.lbl.gov/www/projects/spectrum/SP91S2_m…

Auf dem Foto sieht man einen sehr stolzen Forscher, dem ein wenig kalt ist, und im Hintergrund die ehemaligen Südpolmarkierungen.

Vom selben Problem dürfte auch jegliche Äquatormarkierung betroffen sein.

Letztlich ist das Problem eher ein Astronomisches als ein Geographisches, da die geographischen Charakteristika sowohl des Äquators als auch des Südpols nicht gerade ausgeprägt sind (4km höhenunterschied, 50° temperaturunterschied, das wars?)

Hallo Roland,

Bei uns heißen die ‚Fundamentalpunkte‘.

Könntest Recht haben, dass dies die genaue Fachbezeichnung dafür ist. Ich denke, dass wir trotzdem wissen, worüber wir reden :smile:

Aber die Frage dreht sich ja darum: wie realisiere ich ein
Bezugssystem. Nordpol ±90° paßt auch nicht.

Nordpol -90 ° ist die theoretische Definition. Die muss man immer im Hinterkopf behalten. Wie man nun Bezugssysteme realisiert, die einen möglichst kleinen Fehler garantieren weiss ich nicht. Ich könnte mir aber vorstellen, dass man mit Hilfe von Satelliten usw. inzwischen erfolgreicher und genauer arbeiten könnte als mit irdischen Messungen.

für die wissenschaftliche Definition des Äquators.

Ich hab noch eine Abbildung gefunden, in der die Längen- und
Breitenabweichungen europäischer Bezugsysteme zum WGS 72
dargestellt sind. Sowohl Länge wie Breite differieren ähnlich,
so 5". Aber Großbritannien hat bei der Länge mit 7" die
größten Abweichungen *kratzkratzkratz* ? Das hatte ich nun
-wg. Greenwich- gerade nicht erwartet.

Frankreich hatte bei beiden die geringsten Differenzen.
Bestätigt das nun die vorherrschende Meinung, Franzosen
könnten am besten mit Körperrundungen umgehen … :smile:

Interessant, aber da ich auch nicht beruflich damit zu tun habe, kann ich dazu auch nicht genauer Auskunft geben, sorry. Vielleicht verirrt sich ja noch ein Experte hierher.

Grüße
charon

Hallo Basti,

Deinen Beitrag hab’ ich erst jetzt kurz vorm ‚Absacken‘ gefunden, sorry.

Ich will mich hier nicht als Experte für Polbewegungen und Kontinentaldrift ausgeben. Das bin ich nicht. (Ich bin nur über den Widerspruch gestolpert, das für einen nicht markanten Längengrad eine Festlegung existiert, für den markanten Äquator aber -fast, wie ich jetzt weiss- nicht).

Aber bist Du das ? Hast Du für Deinen Weg die gleiche Wahl getroffen wie Alfred Wegener :

„Er wählt für dieses Ziel die kleine, ruhige, aber von regem wissenschaftlichen Leben erfüllte Universitätsstadt Marburg“?

Grüße und einen guten Rutsch ins Neue Jahr
Roland