Laienphilosophische Frage

daher bitte nicht bös sein, falls es ein megaödes Thema für Euch sein sollte (wenn schon hier abgehandelt, wäre ich dankbar für einen Hinweis).

Also, mich beschäftigt schon seit Jahren folgende Frage:

Ist ein Tierheimhund „glücklicher“, wenn er im Zwinger bleibt, oder wenn man ihn ausführt?

Damals war das eine reale Frage, da ich mit den Viechern immer unterwegs war.
Mittlerweile bin ich bei einer metaphorischen Ebene angekommen, da diese Frage immer wieder auftaucht in den verschiedensten Varianten. Es geht wohl um die „Saat der Sehnsucht“ (meine Worte), sozusagen. Zeige ich meiner Tochter das Meer und riskiere ihre Sehnsucht, obwohl ich nicht immer dorthin fahren kann, oder lass ich es? Oder (bitte keine inhaltliche Kritik am Beispiel, mir fällt nichts besseres ein, ist ja nicht bös gemeint): Kabelfernsehen in Sibirien…Sind die Bewohner dort vielleicht glücklicher ohne?

Ich hoffe, Ihr versteht, was ich fragen will. Bin halt kein Philosoph…

Anschliessend an mögliche Antworten, stellte sich dann noch eine andere Frage: Wie erstrebenswert ist „der Tod der Sehnsucht“?
Vor Jahren kam mir in der Bahn ein Satz in den Sinn (für zweckdienliche Hinweise zum Verfasser dankbar, ansonsten ist es wohl von mir:smile:: „Die Erfüllung ist der Tod der Sehnsucht“, sprich, wenn sich ein Traum erfüllt, ist der Preis dafür der Verlust der Sehnsucht nach der Erfüllung dieses Traumes… Ist uns das immer klar? Sind wir bereit, diesen Preis zu zahlen? Oder bilden wir dann automatisch weitere Träume, nach denen wir uns sehnen können?

Weitere Fragen:
Welche Philosophen haben sich mit diesen Themen beschäftigt? Wo könnte ich Theorien dazu nachlesen?

Wie seht Ihr das?
Danke für’s Lesen,
Christine

Hallo Christine

  • Erich Maria Remarque: „Erfüllung ist der Feind der Sehnsucht.“ Laut http://de.wikiquote.org/wiki/Erich_Maria_Remarque
  • Der Hund ist glücklicher, wenn man ihn ausführt. Das Rumtollen-Wollen ist ihm angeboren. Wie der Jagdinstinkt dem Jagdhund.
  • Sehnsucht will, wie Hunger und Durst, gestillt werden. Sicher würden viele den Zustand der Sehnsucht dem der inneren Leere vorziehen. Eine Sehnsucht aber künstlich in die Länge ziehen, indem man ihre (umstandslose) Erfüllung verweigert, das wird der, der sich sehnt, nicht tun. Wäre auch blöd. Denn auf die Erfüllung folgt, wenn das Ersehnte die Sehnsucht wert war, mehr als ein verglühendes Glücksmoment. Zumindest erwartet der Sehnende das, ansonsten würde er sich nicht sehnen.
  • Bilden sich automatisch weitere Träume? Nein.

Guten Morgen
pedter

Hallo Christine,

da hast Du ein schönes Thema angesprochen.

Damals war das eine reale Frage, da ich mit den Viechern immer
unterwegs war.

Als meine Tochter frisch geboren war und die Hebamme zu Besuch kam, da stellte ich die Frage, ob ich die Kleine verwöhne wenn ich ihr viel Wärme und Nähe gebe. Ihre Antwort dazu war klar: was das Kind bekommen hat das kann ihm niemand mehr nehmen und sie solle so viel Gutes von mir kriegen wie ich geben kann(abgesehen davon, dass ein Baby in dem Alter nicht verwöhnt wrden könne).

Mittlerweile bin ich bei einer metaphorischen Ebene
angekommen, da diese Frage immer wieder auftaucht in den
verschiedensten Varianten. Es geht wohl um die „Saat der
Sehnsucht“ (meine Worte), sozusagen. Zeige ich meiner Tochter
das Meer und riskiere ihre Sehnsucht, obwohl ich nicht immer
dorthin fahren kann, oder lass ich es? Oder (bitte keine
inhaltliche Kritik am Beispiel, mir fällt nichts besseres ein,
ist ja nicht bös gemeint): Kabelfernsehen in Sibirien…Sind
die Bewohner dort vielleicht glücklicher ohne?

schon kapiert.

Anschliessend an mögliche Antworten, stellte sich dann noch
eine andere Frage: Wie erstrebenswert ist „der Tod der
Sehnsucht“?
Vor Jahren kam mir in der Bahn ein Satz in den Sinn (für
zweckdienliche Hinweise zum Verfasser dankbar, ansonsten ist
es wohl von mir:smile:: „Die Erfüllung ist der Tod der Sehnsucht“,
sprich, wenn sich ein Traum erfüllt, ist der Preis dafür der
Verlust der Sehnsucht nach der Erfüllung dieses Traumes…
Ist uns das immer klar? Sind wir bereit, diesen Preis zu
zahlen? Oder bilden wir dann automatisch weitere Träume, nach
denen wir uns sehnen können?

Vor einigen Jahren hatte ich mal ne Phase da wurde mir in nem Gespräch klar, dass ich grade keine Wünsche, Träume oder Sehnsüchte hatte und diese Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. In meinem ganzen Leben hatte ich mich nie ärmer gefühlt.
Seither bin ich ein großer Fan von Sehnsucht und halte Sie für mein seelisches Wohlbefinden für existentiell wichtig.
Es gibt da auch ein Märchen, in dem derHeld/die Heldin einen wunschring bekomm mit dem er/sie sich genau einen Wunsch erfüllen kann. Dieser Wunsch wurde nie ausgesprochen. Als Kind habe ich mich gefragt, ob der Wunschringträger sich nicht entscheiden konnte oder ob er blöd ist. Kinder (ich auch)kommen da gerne auf so Tricks wie sich wünschen, dass man ganz viele Wünsche frei hat. Da war das Märchen wohl weiser als ich.

Im materiellen Bereich sind unsere Wünsche unendlich. Ist einer erfüllt fällt uns der nächste ein. Die Glückserfüllung dabei hält sich in Grenzen. Man gewähnt sich einfach zu schnell an Dinge die uns erfreuen und nimmt diese allzuschnell als alltäglich.

Übrigens macht auch Mecedes immer wieder mal ein Auto, das ganz richtig voll toll ist aber was sie nicht verkaufen. Der Effekt ist, dass sogar die Superreichen dieser Welt mit hunderten von edlen Autos in Ihrem Besitz von einem Mecedes träumen können und ihn niemals bekommen können.

Ich finde, Du darfst Deiner Tochter die Sehnsucht am Meer (oder sonstwas) schenken. Erfüllung ist gewiss der Tode der Sehnsucht. Der Tod der Sehnsucht ist ein gewaltiger Verlust.

LG

Udo

Glück

Ist ein Tierheimhund „glücklicher“, wenn er im Zwinger bleibt,
oder wenn man ihn ausführt?

Klar, wenn man ihn ausführt (Befriedigung eines natürlichen Triebes).
Ebenso klar umso glücklicher, je seltener es vorkommt (in gewissen Grenzen).
(wenn im Sinne von während)

Natürlich kann es sein, dass er zurück im Zwinger dann unglücklicher ist.
Klares Beispiel für ein „schlechtes“ Ausführen: Der Hund denkt,
du bist sein neues Frauchen, die Zwingerzustände empfindet er als übel,
und du drehst nach 15min um und führst ihn wieder zurück.
Klares Beispiel für ein „gutes“ Ausführen, ohne selbst im Tierheim zu wohnen:
einziger wirklicher Mangel am Zwinger ist fehlende Bewegungsfreiheit,
du bist unpersönlich (viele Hunde gleichzeitig, wenig Kontakt), die Hunde können sich austoben (sind nicht an der Leine).
Realität liegt typischerweise irgendwo dazwischen.

Zeige ich meiner Tochter
das Meer und riskiere ihre Sehnsucht, obwohl ich nicht immer
dorthin fahren kann, oder lass ich es? Oder (bitte keine
inhaltliche Kritik am Beispiel, mir fällt nichts besseres ein,
ist ja nicht bös gemeint): Kabelfernsehen in Sibirien…Sind
die Bewohner dort vielleicht glücklicher ohne?

Ich hoffe, Ihr versteht, was ich fragen will. Bin halt kein
Philosoph…

Ich will das mal in 2 Fragen aufteilen:
1: Soll ich Sehnsüchte wecken?
2: Soll ich mir/anderen Sehnsüchte erfüllen?

Zu 1:
Tendenziell eher nein. Es kommt aber immer auf die Eigenschaften der Sehnsucht an
(Erfüllbar? Auswirkung auf Lebensführung, -planung, Persönlichkeit, allg. Stimmung…)
Du solltest aber i.A. nicht auf etwas Positives verzichten,
nur weil es Sehnsüchte wecken könnte oder würde.
Du solltest also mit deiner Tochter ans Meer fahren,
es sei denn (z.B.) deine Tochter ist dran gewöhnt,
immer ihren Willen zu kriegen und du siehst kaum eine Chance,
etwas daran zu ändern.
Du solltest i.A. nicht ihr Urlaubsprospekte geben in Kombination mit
„Schau! Da können wir überall nicht hin, aber du kannst ja davon träumen.“,
es sei denn, deine Tochter hat eine lebhafte Fantasie
und einen verträumten Charakter (und du möchtest das fördern).
etc.etc.

zu 2:
im Allgemeinen ja, denn Erfüllung macht glücklich.
Sinnvoll ist das Hinauszögern der Erfüllung,
wenn dadurch Sehnsucht und entsprechend das Glücksgefühl bei Erfüllung
in überproportionalem Maß zunehmen.
Evntl. Frustration durch Verzögerung ist zu berücksichtigen.

Die Frage „Ist Sehnsucht gut oder schlecht?“ lässt sich nicht pauschal beantworten.
Es hängt immer ab von der Sehnsucht, ihrer Intenstät und der Person, die sie hat.

„Die Erfüllung ist der Tod der Sehnsucht“,
sprich, wenn sich ein Traum erfüllt, ist der Preis dafür der
Verlust der Sehnsucht nach der Erfüllung dieses Traumes…

(nicht vergessen dass Erfüllung glücklich macht)

Ist uns das immer klar?

Nein, aber meistens.

Sind wir bereit, diesen Preis zu
zahlen?

Offensichtlich. Du meinst vermutlich:
„Sollten wir diesen Preis bezahlen, um Erfüllung zu erlangen?“
bzw. umgekehrt:
„Sollten wir lieber auf die Erfüllung einer Sehnsucht verzichten,
um uns weiter zu sehnen?“
i.A. nein, ausser man hat den Verdacht, dass die Erfüllung wesentlich unbefriedigender wäre als man’s sich vorstellt, und die Sehnsucht/Träumerei ist angenehm.
Das Problem i.A. ist nämlich nicht das Ende der Sehnsucht,
sondern die Differenz zw. Traum und Wirklichkeit (Desillusionierung).
Es kommt recht oft vor, dass ein erreichtes Ziel einem dann auf einmal weit weniger sehnens-/erstrebenswert scheint.
„Be careful what you wish for, because you might get it.“
(Sei vorsichtig in der Wahl deiner Wünsche, sie könnten sich erfüllen.)
Das ist ein Argument für eine gründliche Überprüfung seiner Sehnsüchte
sowie für eine umsichtige Wahl bei neuen Sehnsüchten,
kein Argument gegen Erfüllung.

cu
vume5

Laienphilosophische Frage? Quatsch :wink:
ist doch gar nicht so laienhaft ;b

Oder (bitte keine inhaltliche Kritik am Beispiel, mir fällt nichts :besseres ein, ist ja nicht bös gemeint): Kabelfernsehen in :Sibirien…Sind die Bewohner dort vielleicht glücklicher ohne?

Dazu sag ich nur: Dem Philosoph ist nichts zu doof :wink:

Bin halt kein Philosoph…

Nö, Philosoph biste nicht, aber nachdem ich auch Tante Wiki mal gefragt hab, würde ich dich als Philosoph in einstufen. Irgendwo sind wir doch alle kleine MöchtegernPhilosophen^^

Wie erstrebenswert ist „der Tod der
Sehnsucht“?
(…)wenn sich ein Traum erfüllt, ist der Preis dafür der
Verlust der Sehnsucht nach der Erfüllung dieses Traumes…
Ist uns das immer klar? Sind wir bereit, diesen Preis zu
zahlen? Oder bilden wir dann automatisch weitere Träume, nach
denen wir uns sehnen können?

Dazu möchte ich sagen, dass ich Sehnsüchte/Träume für einen wichtigen Antrieb in unserem Leben halte, wenn nicht für DEN Antrieb im Leben. Träume, Wünsche - alles Ideale, die uns anspornen, etwas zu tun um diese zu befriedigen. Wenn wir keine Wünsche, Träume, Sehnsüchte, Hoffnungen mehr haben, dann haben wir einen Teil unseres Lebens verloren. Träume und das Streben nach dessen Erfüllung ist eine Wesensart des Menschen. Wonach noch streben, wenn alles erreicht ist?

Ich möchte auch bezweifeln, dass die Erfüllung unserer Wünsche uns glücklicher macht, als das Streben und darauf Hinarbeiten. Klar ist uns dies im Vornherein wohl nicht, jedoch spätestens mit der Erfüllung des Wunsches kommt auch die Erkenntnis. Der Weg ist das Ziel und Vorfreude bekanntlich die schönste Freude. „Das, was man nicht bekommt, das will man haben“.

Wie erstrebenswert der „Tod der Sehnsucht“ ist, muss nun jeder selbst für sich herausfinden, dabei kann ihm auch niemand helfen und das ist gut so. Glück definiert jeder für sich anders.
Ich für meinen Teil erachte den Tod EINER Sehnsucht als durchaus glückspendend. Die Vorstellung aber, dass kein Traum mehr übrig bleibt, um dessen Erfüllung ich eifern kann, macht mich recht unglücklich. Mein Glück scheint darin zu liegen, nicht wunschlos glücklich zu sein. Mag paradox klingen, ist es aber nicht.
Daher bin ich der Meinung, dass wir stets neue Wünsche/Träume ausbilden :wink:

Ich stimme aber auch in dem Punkt überein, dass es unterschiedliche/mehrere Arten von Sehnsüchten gibt. Sehnsucht kann zuweilen ein wenig weh tun, aber ist es nicht zuletzt dieser bittersüße Schmerz, der uns zu Träumen anregt und Wünsche in uns weckt? Hängt alles miteinander zusammen? Ist Sehnsucht der Nährboden unserer Verlangen und Wünsche/Träume?

Nachdenkliche Grüße
Die MöchtegernPhilosophin

Hi und frohe Ostern, Christine,

schön, daß es auch mal „praktische“ philosophische Fragen gibt. (habe dieses Potenzial schon immer bei den Frauen vermutet … :wink:

Aus der Erfahrung meines „wüsten und visionären“ Lebens (meine Frau und ich gehören der 68er-Generation an und zum Leidwesen unserer Kinder und Enkel - sind wir es bis heute unverbesserlich immer noch geblieben …)kann ich Dir sagen, wir haben das Leben ausgepreßt wie eine Zitrone - und es ist immer noch schön!! Weil nach der Erfüllung der alltäglichen Wünsche und Träume immer ein neuer Horizont an Möglichkeiten erscheint.

Ich muß jedoch eine Unterscheidung vornehmen:
Es gibt Wünsche, es gibt Träume und es gibt Visionen …

Die Wünsche sind die Büchse der Pandorra - kaum ist einer erfüllt, gebiert er augenblicklich Junge. Der Wunsch ist der Nimmersatt unseres physischen Lebens und hört mit dessen Ende ebenfalls auf.

Etwas anderes ist es da schon mit den Träumen. Träume gehören zur Nachtseite unseres Lebens und beschäftigen sich zumeist mit der möglichen Umgestaltung der Vergangenheit. Sie stellen die Wünsche auf der seelischen Ebene dar. Das Beispiel der Griechen wäre hierfür Orpheus und Eurydike. Das wäre m.E. ein Beispiel für die Traumwelt.

Mit den Visionen und Sehnsüchten ist es gänzlich anders. Sie sind die Vorstellungen unseres e i g e n e n geistigen Empfindens von der Zukunft (sie stehen meistens im Widerspruch zur Umwelt) - und dies macht sie so besonders! Ich gebe zu, daß Träume und Visionen fließende Übergänge haben aber wenn Visionen nicht verfolgt werden und mit aller Kraft des Herzens versucht werden zu realisieren, wird der Mensch unglücklich und zu einem „Zombi“. Praktische Beispiele dafür kannst Du in jeder Fußgängerzone beobachten, wo Massen von tütenschleppenden, mit freudlosen Gesichtern befrachtete Menschen, auf der Suche nach Konsum ihrem Leben nachgehen. Es soll keine Bewertung dieser Menschen sein, sondern nur dazu dienen, meinen Begriff „Zombi“ zu untermalen!

Um Dein Beispiel von Deinem Kind und dem Meer aufzugreifen, komme ich zu dem Schluß, daß es hier ein philosophisches Dilemma gibt: Die Wünsche Deines Kindes entsprechen nicht Deinen Wünschen und Vorstellungen. Denn, wäre es nämlich auch Dein Wunsch, würde sich die Frage für Dich sicherlich n i c h t stellen… Du bist notgedrungen für das Kind n o c h die Außenwelt, die den Wünschen des Kindes im Wege stehen … Spätestens mit der Pubertät kommt es „zum offenen Kampf der unterschiedlichen Wünsche und Vorstellungen“ …

Alles, was in die Zukunft führt, ist die Essenz unseres Lebens. Bitternis und Schmerz entstehen nur durch die Rückschau und das Gedenken an die Versäumnisse im Leben.

Alte Menschen äußern sehr oft auf dem Sterbebett, daß sie nichts bereuen, außer den Dingen, die sie nicht selbst entschieden oder realisiert haben - wo sie also ihre Träume und Visionen „verraten oder verkauft“ haben.

Jeder Mensch scheint in sich eine Vision oder Vorstellung seiner Zukunft zu tragen. Diese Sehnsucht kann auf der Erde nie sterben.

Daher: „Blicke nie zurück! Blicke stets nach vorn’ und l e b e Deine Visionen / Träume!“

Gruß, Michael

Liebe Philosophen,

vielen Dank für Eure Antworten bis hierher. Viel Stoff zum Nachdenken…
Zumal ein gestriger Trauerfall (was für ein blödes Wort, eigentlich…hm) dieses Thema für mich noch nachdenkenswerter macht.

Wollte Euch nur sagen, dass ich aufmerksam mitgelesen habe, komme aber z.Zt. nicht zum Antworten.

Herzlich,
Christine

Unphilosophische Frage.

Hallo Christine,

ich mime mal den Spielverderber in diesem unphilosophischen
thread, nur um mal sowas wie einen Diskurs anzustoßen, der
hier ja sonst nach Kräften vermieden wird, wie auf einem
Parteitag…

Zum ERSTEN PROBLEM:…………

Also: Die Frage…

Ist ein Tierheimhund „glücklicher“, wenn er im Zwinger bleibt,
oder wenn man ihn ausführt?

…ist tatsächlich unphilosophisch. „Laienphilosophen“ würden
den Begriff „Glück“ hinterfragen, wie die Profis auch. Darin
(und nicht in schwärmerischen Spekulationen) besteht Philosophie,
die Liebe zur Weisheit (und nicht zur gebastelten Welt, so wie sie
mir gefällt).

Traurig aber wahr: Einen „Tierheimhund“ unterscheidet philosophisch
nichts von einem „Familie-mit-drei-Kindern-Hund“. Den emotionalen
Aspekt „Tierheim“ nimmt der Philosoph allenfalls als „Knut-Faktor“
war.

Die Vorstellung, daß ein solcher Knut-Hund „Glück“ empfinden kann
ist ziemlich schräg.
Warum?
Nun: „Glück“ ist eine menschliche Setzung, eine Vision die menschliche
Dimensionen/Möglichkeiten von Dasein gegen menschliche Bedürfnisse/
Notwendigkeiten von Sein stellt. Schwer Vorstellbar, daß ein Hund
solche, nicht mal für jeden Menschen nachvollziehbare (wie dieser Thread zeigt)
Konstrukte „bedenkt“ - zumal: Wieso sollte sich ein Hund mit den Nöten (Unglück)
und Hoffnungen (Glück) von Menschen auseinandersetzen?

Hunde mögen zu „metaphorischem“ InterpreTIERen einladen (wenn sie ein
Knut-„Gesicht“ machen erst recht), zu (menschlich nachvollziehbarer) Metaphysik
sind sie es sicher nicht. Die haben echt andere und vor allem unbewältigte(!) Probleme,
die erst aufgearbeitet werden müssen, bevor sie „visionär“ werden können.

Zum ZWEITEN PROBLEM:

Wie erstrebenswert ist „der Tod der
Sehnsucht“?

Eine sehr kranke Frage. Denn: Wie kann ich etwas anstreben, was ich auch mit
effektivstem und optimalstem Aufwand allein durch das erstreben nie erreichen
kann? Paradoxon! Und dann noch dieVerneinung…
Im ernst: Der „Tod der Sehnsucht“ ist genauso erstrebenswert, wie „Der Tod der
Reue“, „Der Tod der Kokusnuss“, „Der Tod der Römer die kein Englisch sprechen“,
oder daß ich zum Schönheitschirurgen gehe,um mir meine Füße vergrößern zu lassen.
Das sind romantische Vorstellungen, die mit Philosophie nix zu tun haben…(Groschen-
romane haben solche Titel wie „Tod der Sehnsucht“ )

In der Ableitung wird es noch dramatischer/schmalziger:

„Die Erfüllung ist der Tod der Sehnsucht“,
sprich, wenn sich ein Traum erfüllt, ist der Preis dafür der
Verlust der Sehnsucht nach der Erfüllung dieses Traumes…
Ist uns das immer klar? Sind wir bereit, diesen Preis zu
zahlen? Oder bilden wir dann automatisch weitere Träume, nach
denen wir uns sehnen können?

Das sind Allerweltsweisheiten, die jeder Knut-Hund kennt.
Interessant ist, daß Du - wie man es eigentlich im Philosophie-Forum
erwartet – nie nach dem „WARUM“ fragst.
Du fragst nach dem WAS und dem WIE. Die Beschaffenheit von Kausalitäten
sind aber nicht der Belang der Philosophie.

Und um auf Deine letzte Frage adäquat zu antworten: Ja, „die Sehnsucht
stirbt nie“! Noch so´n Knut-Titel den jeder Hund kennt…

Zum LETZTEN PROBLEM:

Welche Philosophen haben sich mit diesen Themen beschäftigt?
Wo könnte ich Theorien dazu nachlesen?

Es sollte Dich verwundern, daß es zu Deinen Themata trotz allge-
meinen Zuspruchs im Forum keine Literaturangaben gibt.
Deine Fragestellung hat mit Philosophie eben wirklich wenig zu tun.

Ich kenne einige Philosophen, die sich mit „Tierethik“ auseinandergesetzt
haben, doch: erfülle ich Deine „Sehnsucht“ nach Wissen, wenn ich Deine
„Sehnsucht“ nach Harmonie relativiere? (Okay…Versuchs mit Peter Singer).

x.

Hallo Christine,

Also, mich beschäftigt schon seit Jahren folgende Frage:

Ist ein Tierheimhund „glücklicher“, wenn er im Zwinger bleibt,
oder wenn man ihn ausführt?

Durch das Gassiführen kann der Hund sich freier bewegen, weiter laufen, als nur die vier Wände entlang, sowie andere Gerüche und Klänge wahrnehmen, als den Uringeruch und das Gekläffe seiner Mitbewohner.
Viele Dinge kann man besser nachvollziehen, wenn man sich selbst in die Lage des anderen versetzt. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Wärst du, als Tierheimmensch glücklicher, wenn du im Zwinger bleibst oder man dich ausführen würde?

Anschliessend an mögliche Antworten, stellte sich dann noch
eine andere Frage: Wie erstrebenswert ist „der Tod der
Sehnsucht“? […]

„Die Erfüllung ist der Tod der Sehnsucht“,
sprich, wenn sich ein Traum erfüllt, ist der Preis dafür der
Verlust der Sehnsucht nach der Erfüllung dieses Traumes…

Es gibt da das Buch „Anleitung zum unglücklich sein“ von Paul Watzlawick. Eine sehr wichtige Botschaft die mir aus diesem Buch haften geblieben ist ist genau diese Erklärung. Die Reise und nicht das Ziel ist es was die Sehnsucht nährt.

Ist uns das immer klar? Sind wir bereit, diesen Preis zu
zahlen? Oder bilden wir dann automatisch weitere Träume, nach
denen wir uns sehnen können?

Mit deiner Frage hast du die Antwort bereits gegeben. Sobald ein Ziel erreicht wurde, wird die Akte geschlossen und das neue Ziel anvisiert. Meist wird das nächste Ziel schon in Augenschein genommen bevor das vorangegangene erreicht wurde.
Es ist menschlich und gehört in die Schublade: Hoffnung und Sehnsucht!

Weitere Fragen:
Welche Philosophen haben sich mit diesen Themen beschäftigt?
Wo könnte ich Theorien dazu nachlesen?

In diesem Punkt kann ich dir zwar keine Philosophen nennen aber dafür einen Künstler: Paul Watzlawick
Wie o.g. mit seinem Buch „Anleitung zum unglücklich sein“ Es ist heiter bis lustig beschrieben verliert aber nicht einen Momentan an seiner Seriösität. Man kann sagen: du erhälst eine Garantie auf geistige AHA-Effekte :wink:

Schöne Grüsse
Krümel

Welche Philosophen haben sich mit diesen Themen beschäftigt?
Wo könnte ich Theorien dazu nachlesen?

Hallo Christine,

Also ich finde deine Fragen überhaupt nicht „unphilosophisch“! Und im übrigen gibt es sehr wohl Philosophen, die sich mit ähnlichen Fragen beschäftigt haben. Nimm z.B. Schopenhauer, der eigentlich beklagt aber auch als erster wirklich klar gestellt hat, dass der Mensch im Grunde ständig Bedürfnisse hat. Ist der Hunger besiegt, entsteht er bald neu usw. Er sagte, ganz grob, dass man erst glücklich sein kann, wenn man aufhört, irgendetwas zu wollen. Es hat viele Ähnlichkeiten mit dem Buddhismus.
Außerdem berufen sich Tierschützer oft auf seine Philosophie, weil für ihn das Mitleid im Mittelpunkt der Moral stand. Da auch Tiere leiden, müsste unsere Moral sich auch auf sie beziehen.

LG