Landbesitz

Hallo!
Ich möchte wissen, ob es für den Raum, in dem die Besitztitel kirchlicher Liegenschaften, Pachtverträge u.ä, aufbewahrt werden, eine eigene Bezeichnung gibt? Im Englischen begegnet er mir als „muniments room“. Da ich dachte, lateinische Bezeichnungen wären vielleicht gleich, habe ich nach „Munimentum“ o.ä. gesucht, bin aber nicht fünfig geworden, bzw. hat es im deutschen Sprachgebrauch eine andere Bedeutung:

  1. Krünitz: „Muniment, jeder Umstand oder Beweis, wodurch ein Rechtshandel unterstützt werden kann.“

  2. Meyers Konversationslexikon: „Muniment (lat.), Befestigung, Schutzmittel; im Rechtsstreit Umstand, welcher einer Partei günstig ist.“

Danke & Gruß,
Eva

Hallo, Eva,
direkt helfen kann ich ir nicht.
Soweit ich weiß, wurden Urkunden und andere wichtige Schriftstücke in den Klosterbibliotheken oder, wenn sie so etwas Hatten in den Archiven des Adels aufbewahrt. Eine besondere Bezeichnung für dieses Archiv ist mir nicht bekannt.
Vielleicht hilft Dir das Beispiel der Stadt Freiburg/CH weiter: http://www.fr.ch/aef/de/menu/aef/textes/histoire_de.htm
Grüße
Eckard

Hallo Eva!

mūnīmentum (archaist. moenīmentum), ī, n. (munio), I) das Befestigungs- od. Verwahrungsmittel, Bollwerk, der Schutzbau, das Schutzmittel, der Schutz, fossa, haud parvum m., Liv.: ut instar muri hae saepes munimenta praeberent, Caes.: forum sine ullo terrestri aut maritimo munimento viderunt, Liv.: u. so v. milit. Verschanzungen, munimentis se tenere, se defendere, Tac. – von Schutzbauten, Brandmauern, domus munimentis saeptae, Tac. ann. 15, 38. – v. Körperbedeckung, munimentum ipsis equisque loricae plumatae sunt, Iustin.: lacernae, munimenta togae, Iuven. – II) bildl., der Schutz, die Stütze, id munimentum (Horatium Coclitem) illo die fortuna urbis Romanae habuit, Liv.: rati noctem sibi munimento fore, Sall.: id modo plebem agitabat, quonam modo tribuniciam potestatem, munimentum libertati (für die Fr.), rem intermissam repararent, Liv.: varia poenarum genera, utilia legum munimenta, Val. Max. – F Archaist. moenimenta, Enn. fr. var. 7 bei Cic. de fin. 2, 106 B. u. M. (Vahlen2 munimenta). – Heterogen. hic munimentus, Corp. inscr. Lat. 2, 266: Akk. hunc munimentum, Corp. inscr. Lat. 6, 20989.
[Lateinisch-deutsches Handwörterbuch: munimentum. Georges: Lateinisch-Deutsch / Deutsch-Lateinisch, S. 36396
(vgl. Georges-LDHW Bd. 2, S. 1055)
http://www.digitale-bibliothek.de/band69.htm ]

Munimént (lat.), Befestigungs-, Schutzmittel; im Rechtsstreit: Umstand, der einer Partei günstig ist.
[Lexikon: Munimént. Meyers Großes Konversations-Lexikon (1905), S. 134549
(vgl. Meyer Bd. 14, S. 259)]

mfgConrad

„Munimént“ in Texten folgender Romane :

Charles Dickens, „Das Leben und Abenteuer des Martin Chuzzlewit“. Kapitel 22.

…them asked martin well because i have had a Muniment put up in the bar returned the captain a …
…bar returned the captain a what cried martin a Muniment rejoined the captain martin looked despairingl…

Im deutschen Text steht auch „Muniment“. Auf die Frage, was das ist, bekommt dieser Martin die Antwort, ein Muniment sei ein Plakat mit einer Ankündigung eines bestimmten Ereignisses.

Ralph Waldo Emerson, „The Conduct of Life“. 6. Workship.

…but for the universe we cannot spare the coarsest Muniment of virtue we are disgusted by gossip yet i…

Vielleicht hilft das?

mfgConrad

Hallo Eva,

leider nix genaues, aber vielleicht ein paar Spuren zum Weitersuchen:

Für das Hochmittelalter - in dem Du Dich wohl noch bewegst - kann der Idealplan für Zisterzienserklöster von Bernhard von Clairvaux wohl als „Standard“ betrachtet werden, in dem sich die in Frage kommenden Räume wiederfinden. In diesem Idealplan ist kein eigentlicher Archivraum vorgesehen.

Bibliotheken kommen wohl nicht in Frage, weil es sie zunächst gar nicht gab (z.B. St. Gallen, wo sie zwar immerhin auf einem Idealplan eingezeichnet ist, aber wohl nie gebaut wurde; Eberbach, ohne Bibliothek), oder in einem unsystematisch an die Klausur „drangeklebten“ Gebäude (Maulbronn: Parlatorium/Bibliothek).

Kapitelsäle wohl auch nicht - die im Hochmittelalter noch nicht so sehr umfangreiche Literatur, die man dort zum Vorlesen braucht, geht klein zusammen.

Eventuell zumindest nördlich der Alpen die Wärmestube - einziger beheizbarer Raum eines Zisterzienserklosters: Dort durften diejenigen arbeiten, die sich mit Schreiben und Kopieren beschäftigten, weil die Tinten und Tuschen eine gewisse Temperatur brauchten und weil man mit klammen Fingern auch nicht so gut schreiben kann. Teils gibt es auch einen separaten Arbeitsraum. Es würde naheliegen, dass dort, wo ohnehin der „Papierkram“ liegt, auch die wesentlichen Urkunden liegen. Wissen weiß ichs aber nicht.

Es gibt eine Reihe von mehr oder weniger regelmäßig auftauchenden Nebengebäuden außerhalb der Klausur; dabei unter anderem als Sitz der Verwaltung der Ökonomie des Klosters, mit Außenkontakt zu Laien und deswegen außerhalb der Klausur, das Bursariat. Auch hier, wo die Steuerlisten und Kataster geführt werden, wären die Besitzurkunden wohl ganz sinnvoll aufgehoben.

Schöne Grüße

MM

an alle :smile:
Hallo!
Erst einmal kochendheißen Dank für die großartigen Informationen, habe alles gehamstert und in meinen diversen Vorratskammern verstaut!
Davon abgesehen, habe ich wahrscheinlich einen Denkfehler gemacht und dieser „muniments room“ ist nicht als Archiv gemeint, sondern eher als Äquivalent zu einer Stahlkammer, wo der Bischof seine Penunze aufbewahrte. Damals waren die Grönlandwikinger auf dem absteigenden Ast, kein Kaufmann hätte sich für seine Lieferung erotischen Spielzeugs :wink: mit irgendeiner Landbesitzurkunde jwd abfinden lassen. Im Lateinischen meint „munimentum“ ja auch eine Befestigung. Nun ja, ich mogle mich eben drumherum :smile:))

Nochmals Danke und liebe Grüße,
Eva