Landeslots

Guten Morgen,

als ich heute Morgen mal wieder am Flughafen vorbeigefahren bin viel mir auf, dass die landenden Flieger doch sehr dicht hintereinander landen.

Irgendwie viel mir dann ein Artikel ein den ich letztens in der Zeitung gelesene hatte. In dem Artikel ging es darum das Politiker schon seit längerem vordern das Flugzeuge, Transporter und Schiffe allgemein langsamer fliegen/fahren sollen um Kerosin/Öl zu sparen und das die beschlossenen Maßnahmen nie Wirkung gezeigt hätten. Der hohe Ölpreis hat nun ganz alleine dafür gesorgt, dass genau diese Forderung eintrifft.

Nun meine Frage, kann ein Flieger einfach so langsamer fliegen? Also das dass Technisch kein Problem ist, ist mir klar. Aber hat nicht jede Fluggesellschaft an den Airports Timeslots in denen sie starten und landen muss. Wenn ich mich richtig erinnere sind die sogar richtig teuer und müssen regelrecht ersteigert werden (das habe ich bei Heathrow letztes Jahr gehört).

Danke für eure aufklärenden Worte :wink:

Grüße,
Marco

Sprit war schon immer teuer
Hallo Marco,

du darfst davon ausgehen, dass die großen Flieger schon immer auf optimalem Spritverbrauch geflogen werden.

Nun meine Frage, kann ein Flieger einfach so langsamer fliegen?

Ja, aber das wird dann nichts bringen.

der Zeitung gelesene hatte. In dem Artikel ging es darum das
Politiker schon seit längerem vordern

Fordern? Politiker erzählen gern viel um Aufmerksamkeit zu erregen, ohne dass das von irgendeinem Fachwissen im Hintergrund gedeckt wäre. Selbst in unserem Teutschen Bundestag hat es vielleicht eine handvoll Abgeordnete, die von technischen bzw. naturwissenschaftlichen Belangen Ahnung haben.

Transporter

Bei Fahrzeugen mag das evtl. zutreffen. Aber auch dort hat es einen optimalen Punkt. Beim KFZ waren das mal 90 km/h.

und Schiffe allgemein langsamer

So langsam, dass sie nicht gegen die Strömung ankommen? Außerdem ist der Transport per Schiff mit Abstand am sparsamsten. D.h. das Potential hier etwas herauszuholen ist sehr gering.

Gruß

Stefan

Außerdem ist der Transport per Schiff mit Abstand am
sparsamsten. D.h. das Potential hier etwas herauszuholen ist
sehr gering.

Das sehen die Reeder aber offenbar anders, die viele Frachter inzwischen 10% langsamer fahren lassen, um 20-30% Sprit zu sparen. Da Schiffe v.a. mit Schweröl fahren und dieses nur sehr gering besteuert ist, wirkt sich eine Verdreifachung der Ölpreise wie wir sie innerhalb weniger Jahre erlebt haben auch quasi in einer Verdreifachung der Spritkosten für die Reeder aus.

In die selbe Richtung stoßen Systeme wie SkySails, mit denen man hofft, 10-20% weniger Treibstoff zu brauchen.

Nun meine Frage, kann ein Flieger einfach so langsamer
fliegen? Also das dass Technisch kein Problem ist, ist mir
klar. Aber hat nicht jede Fluggesellschaft an den Airports
Timeslots in denen sie starten und landen muss. Wenn ich mich
richtig erinnere sind die sogar richtig teuer und müssen
regelrecht ersteigert werden (das habe ich bei Heathrow
letztes Jahr gehört).

Die Geschwindigkeit beim Landen ist ja so oder so viel geringer als die normale Reisegeschwindigkeit. Wenn das Flugzeug also seine Reisegeschwindigkeit um 10% senken würde, würde der Landevorgang auch nicht länger dauern.

Hallo, Marco,
ich kann aus meiner Erfahrung nur beisteuern, dass Schiffe schon vor 40 Jahren ökonomische Geschwindigkeiten fuhren. Zwar waren z.B. bei einem Schiff auf dem ich fuhr, durchaus Geschwindigkeiten von 18-20 kts zu erzielen, dennoch wurden meist nur 11-13 kts gefahren, wenn nicht gerade Termine drängten. Und diese Geschwindigkeitsunterschiede konnten dann auch eine Ersparnis von bis zu 5 t Schweröl pro Tag ausmachen.

Die Pareto-Regel greift eben auch hier.

Gruß
Eckard

Hallo,

Die Geschwindigkeit beim Landen ist ja so oder so viel
geringer als die normale Reisegeschwindigkeit. Wenn das
Flugzeug also seine Reisegeschwindigkeit um 10% senken würde,
würde der Landevorgang auch nicht länger dauern.

danke für deine Antwort! Ich dachte da auch nicht an die Landegeschwindikeit, sondern an die Reisegeschwindikeit und das damit der Flieger nicht zu dem gekauften Timeslot am Zielflughafen ankommt.

Sorry, dass ich mich missverständlich ausgedrückt habe.

Grüße

Hallo Eckard,

Und diese Geschwindigkeitsunterschiede konnten dann
auch eine Ersparnis von bis zu 5 t Schweröl pro Tag ausmachen.

Danke, 5t WoW das es so viel ist hätte ich garnicht gedacht!

Grüße

Danke für eure Antworten!

Das SkySails System sieht schon interessant aus. Dazu kommt noch, dass die Idee ja schon irgendwie simpel ist aber die Auswirkung scheinbar enorm.
(Nach dem ich mal etwas gegoogelt hatte, ist mir auch klar was das ist :wink:)

Grüße

danke für deine Antwort! Ich dachte da auch nicht an die
Landegeschwindikeit, sondern an die Reisegeschwindikeit und
das damit der Flieger nicht zu dem gekauften Timeslot am
Zielflughafen ankommt.

Auf großen Flughäfen kommen die Flieger im Minutentakt rein. Dann müsstest du ja das Zeitfenster 10:31 bis 10:32 kaufen. Das macht doch keinen Sinn, das Zeitfenster triffst du doch dann so oder so häufig nicht, weil es z.B. am Abflughafen eine kleine Verspätung gibt, weil du Gegenwind hast, weil du einem Gewitter ausweichst, weil es am Zielflughafen Warteschleifen gibt, usw usf…

Deshalb denke ich mal, dass eine Fluggesellschaft wenn dann nur Zeitkontingente kauft, d.h. ihnen stehen pro Tag oder Tagesabschnitt X Minuten für ihre Landungen zur Verfügung. Und dann hängt es eben nicht von der Reisegeschwindigkeit ab.

Und selbst wenn man sich wirklich auf bestimmte Zeitfenster festlegt, was ich aber nicht glaube, dann legt man sich da ja nicht für Jahrzehnte fest. Änderungen im Flugplan können ja immer wieder auftreten und wenn du langsamer fliegst und dadurch später ankommst, dann kaufst du eben ein entsprechendes Zeitfenster.

Guten Tag,

das bezieht sich jetzt nicht nur auf Landungen, aber egal, hoffe es ist nicht zu OT:

So viel ich weiß hat X3 seinen CostIndex neulich aufgrund der aktuellen Preisentwicklung von 55 auf 30 gesenkt, was dann unter anderem auch eine Reduzierung der Reisegeschwindigkeit von Mach0.78 auf Mach0.76 zur Folge hatte.
Also wird jetzt ein ganz bisschen langsamer geflogen :smile:

Grüße
VAST

Hi,

es geht eigentlich weniger um Landeslots als um Startrechte. Ein Flughafen möchte natürlich nicht morgens 5 Flüge nach X anbieten - und mittags und abends keinen, und er möchte nicht 5 Flüge täglich nach X, aber keinen nach Y. Insofern verteilt er seine Kapazitäten - wenn die Airlines mehr Flüge anbieten als der Airport abwickeln kann - so dass ein attraktives Angebot zustande kommt.

Eine andere Sache ist dass Eurocontrol, die europäische Flugsicherung, in besonders stark befüllten Lufträumen Slots vergibt um den Verkehr dort zu kanalisieren. Man hat in diesem Fall ein Zeitfenster von 15 Minuten und darf nur max. 5 Minuten vor oder 10 Minuten nach der genannten Zeit am Flughafen starten um planmäßig durch die stark gefüllten Lufträume zu kommen. Verpasst man den Slot muss er neu beantragt werden - und dann wird man später zwischengeschoben, wenn sich eine Lücke ergibt. Das kann aber, wenn man Pech hat, dauern…

Ansonsten kann man in modernen Flugzeugen mit komplexen Flightmanagement-Computern einen Cost Index definieren. Setzt man ihn hoch wird die ganze Flugberechnung auf Geschwindigkeit getrimmt, setzt man ihn herunter verbessert sich die Ökonomie. Hier geht es aber nicht nur um den Treibstoffverbrauch, sondern auch Dinge wie stärkere Belastung und Abnutzung des Flugzeugs etc.
Meistens weicht man vom Standardwert nur ab um Verspätungen aufzuholen.

Die Staffelung bei der Landung ist Sache der DFS, der deutschen Flugsicherung. Die reiht anfliegende Maschinen so auf dass die Mindestabstände gewahrt bleiben. Hier spielt nicht nur der Abstand an sich eine Rolle, sondern auch dass Flugzeuge Wirbelschleppen (Luftverwirbelungen) hinter sich herziehen, je größer/schwerer das Flugzeug, um so stärker die Wirbelschleppe. Deswegen muss hinter manchen Flugzeugen etwas mehr Abstand gehalten werden als hinter anderen. Am Flughafen kannst du deswegen auch oft beobachten dass, wenn 2 Maschinen zu Start rollen, die kleine zuerst rausgeschickt wird - die hat nämlich kleinere Wirbelschleppen und dann kann der Nachfolger schneller angeschlossen werden als wenn zuerst die größe Maschine starten würde.

Gruß,

MecFleih

Hi,

wow vielen Dank für die ausführliche Antwort!

Grüße

Hi,

du darfst davon ausgehen, dass die großen Flieger schon immer
auf optimalem Spritverbrauch geflogen werden.

was ist denn „optimal“?
Wenn ich schneller fliege, dadurch €2.- mehr einnehme und nur €1.- mehr an Sprit bezahle ist das (wirtschaftliche) Optimum eben nicht langsam zu fliegen.
Andererseits will man bei festgelegten Rahmenparametern (Zeitverbrauch, …) natürlich so wenig Kosten wie möglich erzeugen.

Grüße,
J~

Ergänzung

Insofern verteilt
er seine Kapazitäten - wenn die Airlines mehr Flüge anbieten
als der Airport abwickeln kann - so dass ein attraktives
Angebot zustande kommt.

Jein, der Flughafen hat sicherlich ein Interesse an einem breiten Angebot - dem gegenüber haben aber auch die Airlines Interesse an einem wirtschaftlichen Angebot aus ihrer Sicht. Letzlich hängt es von der Airline ab, wie sie ihren Slot nutzt. Wichtig ist nur, daß er genutzt wird, da er ansonsten ihr abgenommen werden kann.
Auf so genannten Slot-Konferenzen werden dieses Airportslots durch die Airlines gehandelt oder getauscht. Heiß begehrt sind natürlich Tagesrandslots an den großen Drehkreuzen - ob dann z.B. eine LH mit einem Slot zwischen 6:00 und 7:00 dann einen Regionaljet nach Bologna oder einen A380 nach Singapur schickt, entscheidet nur die Airline.

Eine andere Sache ist dass Eurocontrol, die europäische
Flugsicherung, in besonders stark befüllten Lufträumen Slots
vergibt um den Verkehr dort zu kanalisieren. Man hat in diesem
Fall ein Zeitfenster von 15 Minuten und darf nur max. 5
Minuten vor oder 10 Minuten nach der genannten Zeit am
Flughafen starten um planmäßig durch die stark gefüllten
Lufträume zu kommen. Verpasst man den Slot muss er neu
beantragt werden - und dann wird man später zwischengeschoben,
wenn sich eine Lücke ergibt. Das kann aber, wenn man Pech hat,
dauern…

Soweit alles richtig. Das interessante dabei ist wiederum, daß es nur um die Startzeit geht. Wie schnell das Flugzeug dann tatsächlich fliegt ist in der Praxis egal. Ebenso interessant ist, daß Slots oft springen. Es kann also sein, daß ein zugewiesener Slot von Erstellung bis zum tatsächlichen Abflug sich 10 bis 15 mal in beliebige Richtung ändert - z.T. um Zeitsprünge von 10-80 Minuten… Erklären kann das keiner…
Bei den ganzen kleineren Flughäfen gibt es teilweise gar keine Slots da eh genügen Kapazitäten vorhanden sind.

Ansonsten kann man in modernen Flugzeugen mit komplexen
Flightmanagement-Computern einen Cost Index definieren. Setzt
man ihn hoch wird die ganze Flugberechnung auf Geschwindigkeit
getrimmt, setzt man ihn herunter verbessert sich die Ökonomie.

Jein, der Cost Index variiert nur die Geschwindigkeiten des Flugzeuges. In seine Berechnung gehen die Zeitabhängigen Kosten und die Zeitunabhängigen Kosten ein, so daß je nach Vorgabe der Airline die Airlineziele bestmöglich erfüllt werden.
Ist z.B. Kerosin sehr teuer ist es oft günstiger, wenn das Flugzeug langsamer fliegt und damit Kerosin spart. Im Gegenzug steigen aber die zeitabhängigen Kosten wie Wartung (da mehr Flugstunden verbraucht werden), Personalkosten, etc.
Für Netzwerkcarrier ist es z.B. oftmals sehr viel wichtiger pünktlich zu fliegen um Umsteigeverbindungen sicher zu stellen, als durch langsam fliegen Kerosin zu sparen. Hier kann erst Kerosin gespart werden, wenn die veröffentlichten Flugplanzeiten angepaßt werden.
Ökonomoisch kann also sowohl ein hoher als auch ein niedriger CI sein.

Gruß,

Nabla