Langstreckenflug: Erholungsphasen

Hi,

Flugzeuge wie etwa die 777-„Worldliner“ (-200LR) können bzw werden ja bis zu 18h fliegen können. Da kein Mensch solange konzentriert arbeiten kann frage ich mich, wie für die Piloten Erholungsphasen gestaltet werden. Sicher werden sie kein Nickerchen machen, aber besteht die Möglichkeit des „Abschaltens“? Also das Flugzeug dem „zweiten Mann“ zu übergeben, den Autopilot fliegen zu lassen und für 15/30 Minuten seinen Gedanken nach zu hängen? Oder gibt es gar einen dritten Piloten?

Grüße,
J~

Hi James!
Meines bescheidenen Wissens ist bei solchen langen Flügen eine komplette 2. Crew an Board. Und das Personal hat entsprechende (natürlich kleine) Ruheräume.

Gruß
peherr

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Hallo J~,

auf bereits vielen regulären Langstreckenmaschinen sind sog. „Crew Rest Compartments“ eingebaut, in der Teile der Besatzung schlafen können. Im Jumbo befinden sich diese hinter dem Cockpit und am Ende der Kabine unterhalb des Leitwerks. In der B777 gibt es optional Crew Rests in der Decke (die Deckenwölbung ist so groß!!) und im A340 gibt es die Möglichkeit für Crew Rests hinter dem Cockpit oder als Container im Laderaum (über eine Trepee angebunden). Dieses alles sind Optionen, die die Airlines bei den Herstellern ordern können und es wird in der Regel auch so gemacht.
Bei einer großen deutschen Airline fliegt ab einer Flugstrecke von 4000 NM ein drittes Crewmitglied im Cockpit mit, so daß im Reiseflug jeweils einer sich zum Schlafen zurückziehen kann.
Auf kürzeren Strecken gibt es die Möglichkeit des kleinen Nickerchens: Unter Beachtung einer Reihe von Regeln (u.a. regelmäßige Nachfragen der Kabinenbesatzung, etc.) kann jeweils ein Kollegen bis max. 30 min im Reiseflug die Augen zu schließen.
Bei Flügen, die deutlich über diese 4.000 NM hinausgehen gibt es dann aktuell keine Regulierungen vom Gesetzgeber. Theoretisch kann man mit drei Mann im Cockpit bis zu 18h Flugdienstzeit (Flugzeit + Vor- und Nacharbeit) erreichen. Für alles darüber hinaus gibt es dann teilweise lokale Sonderregelungen. Dieser Bereich liegt aber aktuell auch noch in der Erforschung und Erprobung, gerade auch in Bezug auf Schlafphysiologische Phänomene. So zeichnet sich z.B. ab, daß es vermutlich sinnvoller sein wird, wenn die Crew mehrere kürzere Pausen bekommt als eine große lange.
Nach meinem Kenntnisstand fliegt Singapore Airlines den derzeit längsten Linienflug der Welt (Singapore - New York, 18,5h) mit zwei Crews.

Gruß,

Nabla

Sorry aber Nabla hat recht es werden Ruheräume in Langstreckenflugzeugen eingebaut und dies nicht nur für die Piloten sondern auch für die restliche Besatzung! Das ganze mit richtigen Betten etc.! Und es ist ggf. eine neue Crew mit an Bord weil das Flugzeug länger durchhält als der Mensch! Aber nur auf den wirklichen Langstrecken!

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Hi Alex

Ähh, mir ist jetzt noch nicht ganz klar, was ich falsch gesagt hab’!
Meines Wissens:
Crew = komplette Besatzung
Piloten = Cockpit-Crew

Oder nicht?

Und auch wenn die Ruheräume eine Vollausstattung (=> Bett & Co) haben, so haben die Platzverhältnisse in der einen Doku, ich mal über den Bau eines A-sowieso gesehen habe, nicht wirklich sooo luxuriös sondern doch eher beengt gewirkt.

Bitte um Aufklärung eines Laien, der nur ab und zu mal was aufgeschnappt hat und hier nicht vom Fach ist.
Gruß
peherr

Sorry aber Nabla hat recht es werden Ruheräume in
Langstreckenflugzeugen eingebaut und dies nicht nur für die
Piloten sondern auch für die restliche Besatzung! Das ganze
mit richtigen Betten etc.! Und es ist ggf. eine neue Crew mit
an Bord weil das Flugzeug länger durchhält als der Mensch!
Aber nur auf den wirklichen Langstrecken!

Meines bescheidenen Wissens ist bei solchen langen Flügen eine
komplette 2. Crew an Board. Und das Personal hat entsprechende
(natürlich kleine) Ruheräume.

Sorry habe dich mit der Crew falsch verstanden!

Aber z.b. die Ruheräume sind von dem was ich kenne besser als das was die Leute in den Bussines lounges haben und besser als das was unsere U-Boot fahrer haben! Es reicht zur erholung wenn man daran gewöhnt ist würde ich sagen!

denke du hast ein mock-up der a380 gesehen oder a340-600 die sind ja für langstrecken gedacht!

Und luxus ist für die zahlenden! die räume werden ja auch in bereiche gezwengt in die keine container etc. passt! aber so schlimm ist nicht!

bin übrigens auch ein laie der sich durch die literatur und fachzeitschriften schlägt! halt als hobby zum beruf! aber ganz unbedarft bin ich nicht!

wollte hier auch niemanden ins achtung stellen nur meinen wissenstand anbieten!

mfg alex

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Hi,

hier ist ein Bild:
http://www.luftpiraten.de/px/lexikon/crewrest.jpg
Abb.: Crew-Rest-Räumlichkeiten in einer B777 (über der Kabine); ein mobiler Crew-Rest-Container in einem Airbus A340; die Besatzungs-Schlafkabine im Heck einer Boeing 747 (über der Kabine)

http://www.luftpiraten.de/glos_c00.html

Grüße,
J~

Hi Nabla,

danke für deine Antwort.

Das es soo aufwändig gehandhabt wird hätte ich nicht gedacht ist aber gut zu wissen. Auf dein Stichwort hin fand ich sogar Bilder (s.u.).

Auf kürzeren Strecken gibt es die Möglichkeit des kleinen
Nickerchens: Unter Beachtung einer Reihe von Regeln (u.a.
regelmäßige Nachfragen der Kabinenbesatzung, etc.) kann
jeweils ein Kollegen bis max. 30 min im Reiseflug die Augen zu
schließen.

Das heißt, es ist nur ein Pilot im Cockpit? Oder schläft der „am Platz“ um schnell zur Stelle zu sein?

Bei Flügen, die deutlich über diese 4.000 NM hinausgehen gibt
es dann aktuell keine Regulierungen vom Gesetzgeber.
Theoretisch kann man mit drei Mann im Cockpit bis zu 18h
Flugdienstzeit (Flugzeit + Vor- und Nacharbeit) erreichen.

Gibt es eigentlich dokumentierte Fälle von (Fehlern durch) Übermüdung? Im Strassenverkehr gibt es den berühmten Sekundenschlaf ja immer wieder…

Grüße,
J~

Hi,

Das heißt, es ist nur ein Pilot im Cockpit? Oder schläft der
„am Platz“ um schnell zur Stelle zu sein?

Wie heißt es bei Delta Air Lines immer so schön: „Please do not wonder if you see one of the pilots walking through the cabin, we always have 2 qualified pilots here in the front and everything is in smooth operation.“ :smile:

Es sind immer 2 Piloten im Cockpit weil nur dann personelle Redundanz sichergestellt ist - stell Dir vor es geschieht etwas Unvorhergesehenes und man ist auf schnell verfügbares Teamwork angewiesen… da wäre es nicht gut wenn der 2. Mann erst herbeigerufen werden müßte und sich in einer womöglich nicht in idealer Fluglage befindlichen Maschine erst zum Cockpit vorarbeiten müßte…

Hier http://www.airliners.net/search/photo.search?&maxres… findet man recht viele Bilder von Crew rest-areas, -compartments und -bulks.

Gibt es eigentlich dokumentierte Fälle von (Fehlern durch)
Übermüdung? Im Strassenverkehr gibt es den berühmten
Sekundenschlaf ja immer wieder…

Mir wäre auf Anhieb nicht bekannt daß man jemals „Übermüdung“ als Unfallursache angeführt hat - was aber weniger daran liegt daß dieser Faktor nie eine Rolle gespielt haben mag, sondern daß man gewöhnlich detailliertere Ursachen (Fehleinschätzungen, fehlerhaftes Decision making, ungenügende Disziplin etc.) anführt.
Außerdem führt ein einzelner Fehler normalerweise nicht zu einem fatalen Unfall, sondern es bedarf eine Verkettung mehrerer ungünstiger Faktoren, so daß „Übermüdung“ nicht so isoliert als einzelne Unfallursache zum Tragen kommt.
Allerdings gehört zu jeder Unfalluntersuchung, bei der „human factors“ als mitbestimmender Faktor angeführt werden, die Untersuchung des Tagesablaufs der Crew vor dem Unfall.

Als vor ein paar Jahren ein Avro der damaligen Crossair im Anflug auf Zürich abgestürzt ist (der Flieger kam aus Berlin und bei dem Unfall starb die Sängerin Melanie Thornton) kam die zum Zeitpunkt des Unfalls schon recht lange Dienstzeit der Crew bzw. die Dienstpläne der Crossair ins Gerede. Ich weiß aber nicht welche Bedeutung man diesem Umstand schließlich beigemessen hat.

Gruß,

MecFleih

Hi,

Es sind immer 2 Piloten im Cockpit

Ja, aber Nabla schrieb:
Bei einer großen deutschen Airline fliegt ab einer Flugstrecke von 4000 NM ein drittes Crewmitglied im Cockpit mit, so daß im Reiseflug jeweils einer sich zum Schlafen zurückziehen kann.
Auf kürzeren Strecken gibt es die Möglichkeit des kleinen Nickerchens

Also ist auch ein Schläfchen bei 2 Piloten drin, oder? :wink:

weil nur dann personelle
Redundanz sichergestellt ist - stell Dir vor es geschieht
etwas Unvorhergesehenes und man ist auf schnell verfügbares
Teamwork angewiesen… da wäre es nicht gut wenn der 2. Mann
erst herbeigerufen werden müßte

Ja, aber ein Gang zur Toilette ist auch drin. Nur wo liegt die Grenze bei der Awesenheit?

http://www.airliners.net/search/photo.search?&maxres…

nett! Reicht ja von FirstClass bis Jugendherberge.

Grüße,
J~

Hi MecFleih,

Als vor ein paar Jahren ein Avro der damaligen Crossair im
Anflug auf Zürich abgestürzt ist (der Flieger kam aus Berlin
und bei dem Unfall starb die Sängerin Melanie Thornton) kam
die zum Zeitpunkt des Unfalls schon recht lange Dienstzeit der
Crew bzw. die Dienstpläne der Crossair ins Gerede. Ich weiß
aber nicht welche Bedeutung man diesem Umstand schließlich
beigemessen hat.

Hier http://www.bfu.admin.ch/common/pdf/u1793_d kann man sich den Untersuchungsbericht anschauen.
Wie überhaupt alle Untersuchungen des schweizerischen Büros für Flugunfalluntersuchungen unter http://www.bfu.admin.ch/de/php/qryBerichte.php3

Grüße
Sebastian