Hallo, immer noch Namenloser
Die Frage ist, ob man:
© durch geschicktes Programmieren der SPS den seltenen Fall erkennt, dass alle gleichzeitig anlaufen wollen, und dann ein oder zwei Geräte gezielt „ausbremst“ und damit den Defekt vermeidet. Für den Durchsatz absolut unkritisch. Und der Kunde kann sich eine 6stellige Investition für die Erweiterung einer bestehenden Einspeisung sparen.
Wenn Du die Koordination auf 4 gleichberechtigte SPS verteilen willst, brichst Du Dir die Ohren (ich habe sie mir jedenfalls - ausgerechnet bei meinem letzten Projekt - fast gebrochen).
Das Problem liegt darin, dass Du infolge der Zykluszeiten der SPSen und der Signallaufzeit auf dem verbindenden Bus für jedes Signal, welches Du zwischen den Steuerungen austauschen willst, ein System von voranmeldung, eingangsbestätigung, Prüfung, Freigabe usw aufbauen musst. und für jede Verarbeitung dieser Signale musst Du in allen anderen Steuerungen Wartezeiten einprogrammieren. Das ist bei 2 zu koordinierenden SPS schon voller Fallen und Fußangeln, bei 4 SPS potenzieren sich die Schwierigkeiten noch.
Dazu kommt, dass Du das System so aufbauen musst, dass der Ausfall einer Steuerung nicht die anderen Steuerungen lahmlegt.
Auf jeden Fall wird es so sein, dass die Programmierung, die Testläufe und die letztendliche Inbetriebnahme eine Menge Manpower verschlingen.
Mein Poblem war, 2 Drehtellerweichen für eine Elektrohängebahn mit je einer eigenen SPS zu koordinieren. Die Drehteller lagen so eng zusammen, dass sie gemeinsam eine Weichengruppe mit 6 Eingängen und 6 Ausgängen bildeten und manche Überfahrten an einem Eingang des ersten Drehtellers begannen und an einem Ausgang des zweiten Drehtellers endeten. Dabei erzeugten die Weichensteuerungen sich ihre Stellbefehle anhand einer Fahrwerksliste selber.
Es waren gleichzeitig maximal zwei Überfahrten möglich, welche beide Weichenteller berührten und gleichzeitig noch bis zu 4 Überfahrten, welche nur einen Weichenteller berührten.
Der Umbau bzw. die Ergänzung der für einzelne Weichenteller vorhandenen und ausgetesteten Programme auf eine Zweitellerweiche mit zwei autonomen Steuerungen hat incl. Test am Modell ca. 250 Mannstunden benötigt. Die Inbetriebnahme in der Anlage unter Betriebsbedingungen hat dann nochmal 2 Mann mal 300 Stunden, vorwiegend in Nachtarbeit, verschlungen.
Ich kann Dir nur raten, diesen Weg zu vermeiden.
(A) die Einspeisung auslegt auf 100% Gleichzeitigkeit der Motoren-Anläufe (und damit für einen rechnerisch sehr seltenen Fall, der ggf. nie eintritt),
Du lägest zumindestens auf der sicheren Seite.
B) die Einspeisung auslegt auf irgendwas zwischen 50% und 80% Gleichzeitigkeit - und damit ein unbestimmtes Risiko läuft, dass die Geräte doch irgendwann mal gleichzeitig anlaufen, dann Unterversorgung, Störung, ggf. Defekte in der Leistungselektronik,
Ich nehme an, die Leistung ist durch die Größe einer Trafostation begrenzt. Trafos haben aber neben der Nennleistung, die sie dauerhaft liefern können, auch einen Überlastbereich, mit dem sie Spizenbelastungen ausgleichen können.
Ich würde auf jeden Fall vom Betreiber eine Auskunft verlangen, wieviel kW er mir als dauerhaft zu entnehmende Leistung und wieviel kW als kurzfristige Überlast er mit der jetzigen Anlage bereitstellen kann (schriftlich mit Unterschrift.)
Dann musst Du rechnen. Wenn Du glaubst, mit diesem Leistungsprofil hinzukommen, kannst Du es versuchen. Aber wenn Du es „versuchst“, bist Du zum Erfolg verdammt.
Gruß merimies