mich würde mal interessieren, seit wann das moderne italienisch, anstatt des lateinischen gesprochen wird.
danke
rolf
mich würde mal interessieren, seit wann das moderne italienisch, anstatt des lateinischen gesprochen wird.
danke
rolf
Hallo Rolf,
der Übergang vom antiken Latein zum modernen Italienisch ist ziemlich fließend. Als „Vater“ der eigenständigen Italienischen Sprache gilt Dante Alighieri (1265-1321). Er selber hat für die von ihm geschriebene Sprache „Latino“ gesagt, den Begriff „Italiano“ findet man etwa fünfzig Jahre nach seinem Tod. Abgesehen von der klareren, antikisierenden Intonierung handelt es sich dabei um toskanischen Dialekt.
Bereits während der römischen Kaiserzeit gab es Abweichungen vom antiken Latein und immer mal Versuche, zu diesem zurückzukehren.
Als heute dem antiken Latein am nächsten stehende Sprachen gelten Rumänisch und Rätoromanisch.
Latein wird insbesondere von Ordensleuten heute noch verbreitet gesprochen. Ich habs von P Caelestis Eichenseer OB gelernt.
Weiterführend: Carl Vossen, „Mutter Latein und ihre Töchter“.
Schöne Grüße
MM
wieso ausgerechnet Rumanisch? Rumanisch ist doch die am meisten gebeutelte lebendige Romanische Sprache.
Hallo Reno,
ist mit „Rumanisch“ Rumänisch oder Rumantsch gemeint? Ich gehe von ersterem aus.
Ich bin sehr unsicher im folgenden und lasse mich gerne von einem berufenen Romanisten belehren. Das ist jetzt alles ins vage gesprochen:
„Gebeutelt“ wurde das Latein in vielerlei Hinsicht. Phonetisch gibt es das im Geist der Renaissance bewußt antikisierende Italienisch, und außerdem eben Rumantsch und Rumänisch, die in der melodia fast lateinisch geblieben sind. Am wenigsten wohl (wie will mans quantifizieren?) das Französische nördlich der Langue d’Oc.
Im Rumänischen ist die formenreiche lateinische Grammatik mit den relativ wenigsten aufgegebenen/ersetzten Formen annähernd vollständig erhalten, vor allem die Bedeutung der Endungen in der Deklination und die Tempus- und Modusbildung ohne viel Hilfsverbenwirtschaft. Wenn Du einen Herrn „Dominul“ nennst, ist das -ul eine verschliffene Form zu „ille“…
Um die erhaltenen Verwandtschaften in der Syntax zu beurteilen, bin ich nicht Romanist genug und glaube den Vertretern dieser Disziplin.
Die letzte durchgreifende „antikisierende“ Sprachreform der Kaiserzeit (? Hadrian??) wurde von den westlichen und nordwestlichen Provinzen bereits nicht mehr mitgemacht, aber von Hadrians Lieblingsprovinz (vgl. Yourcenar, „Ich zähmte die Wölfin“) schon.
Eine Vermischung von Wortschatz mit den slavischen Nachbarn und, bei später Geburt des Nationalstaates, auch mit kakanischen Elementen, bleibt selbstverständlich nicht aus. Ein bisschen geschmunzelt habe ich, als ich hörte, mit welchem Anraunzer man Hunde und Bettler wegschickt: „Marsch!“ Aber beim ersten Ausdruck, den man als Fremder so lernt, wenn man von morgens bis abends mit tuica (Sonderzeichen krieg ich nicht klar) traktiert wird „La multi anni“ bin ich mir doch schon wieder ganz gut bei Mutter Latein aufgehoben vorgekommen…
Interessant eine Episode am Rande: So wie Spanier und Italiener einander so lala verstehen können (wenn es nicht grade um den Dauergäg „burro“ geht), konnte eine rumänische Freundin von mir den „Uorsin“ von Selina Chönz unmittelbar lesen und sagte, Sursilvan würde in ihren Ohren klingen wie Rumänisch des 18. Jahrhunderts. Während ein Gastschüler aus Frankreich die „Noviedats ed Actualitats Rumantschas“ (bin über die Schreibung nicht sicher) am Radio fast grade noch verstanden hat, aber sich beim Hören kringelte vor Lachen.
Naja, so sehr weit reichen diese Splitter nicht. Vielleicht gibts noch konkretere Begründungen zu dieser Meinung, die ich unbesehen von einem Germanisten übernommen habe.
Und neugierhalber und in Ermangelung einer umfassenden romanischen Etymologie darf ich an die nicht bloß Hobby-Philologen gleich noch einen dazu geben: Das Rätsel „Sarmale“. Die Serben sagen, das Wort sei slavisch, die Rumänen sagen, es sei romanisch. Wer weiss jetzt was?
Schöne Grüße
MM
burro ?
Hallo MM.
So wie Spanier und
Italiener einander so lala verstehen können (wenn es nicht
grade um den Dauergäg „burro“ geht
Könntest du mich bitte aufklären, was es mit dem Dauergag „burro“ auf sich hat?
Sorry, ich kann weder Spanisch noch Italienisch, aber es interessiert mich.
Danke!
Markuss
Hallo Markuss,
der deutsche Gast, der in Rimini gelernt hat, beim Frühstück nach burro = Butter (Lat. butyrum) zu fragen, bekommt auf die gleiche Frage auf Mallorca (wenn welcher da ist) einen gebratenen burro = Esel.
Schöne Grüße
MM
Hallo Reno,
ist mit „Rumanisch“ Rumänisch oder Rumantsch gemeint? Ich gehe
von ersterem aus.
was ist rumantsch?
Die letzte durchgreifende „antikisierende“ Sprachreform der
Kaiserzeit (? Hadrian??) wurde von den westlichen und
nordwestlichen Provinzen bereits nicht mehr mitgemacht, aber
von Hadrians Lieblingsprovinz (vgl. Yourcenar, „Ich zähmte die
Wölfin“) schon.
welche Provinz war denn sein darling?
finde ich in Yourcenar mehr infos zu sprachreform bei hadrian?
Danke MM.
Wieder etwas gelernt.
Wie gut, dass es in Portugal ‚manteiga‘ (Butter) und ‚asno‘ (von lat. asinus) heisst…
Markuss
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Hallo Reno,
was ist rumantsch?
Rumantsch ist eine der vier Landessprachen der Schweizer Eidgenossenschaft. Eine kurze Erklärung dazu gibt die Gemeinde Ardez/Engadin:
http://www.ardez.ch/sprache.htm
und Proben von im Alltag benutzten Rumantsch kann man im Gemeindeanzeiger von Bever/Engadin lesen:
http://www.bever.ch/Las-Agnas/las_agnas.htm
In der Nummer April 2004 z.B. ein kurzes Artikelchen über die Chalandamarz 2004, wobei Chalandamarz nichts anderes sind als die Kalenden des März aus dem römischen Kalender…
welche Provinz war denn sein darling?
Wenn man Marguerite Yourcenar glauben darf: Dakien, entspricht ungefähr den südlichen zwei Dritteln des heutigen Rumänien.
finde ich in Yourcenar mehr infos zu sprachreform bei hadrian?
Nein, „Ich zähmte die Wölfin“ ist zwar - wenn man Yourcenaristen glauben darf, ich habs nicht verifiziert - mit großem Fleiß eruiert, aber es ist kein historischer Roman im eigentlichen Sinn (der dazu dienen würde, Hadrians historischen Kontext zu vermitteln), sondern ein Werk über eine durch Marguerite Yourcenar entworfene Person „Hadrian“.
Ordentliche Quellen kann ich Dir nicht benennen, die mehr oder weniger vagen Splitter, die ich formuliert habe, stammen aus mündlicher Weitergabe von einem früheren Studenten der PH Weingarten, die in den 1970er/80er Jahren über treffliche Philologen verfügt hat.
Schöne Grüße
MM