Latein abwählen oder nicht?

Ich habe seit der 5 Klasse Latein als 1.Fremdsprache. Mittlerweile stehe ich in Latein in der 10 Klasse auf einer 5. Ich habe nach der 10 die Möglichkeit mein Latein abzuwählen. Dafür müsste ich aber Spanisch bis zum Abi 4 stündig nehmen. Ich möchte wirklich ungern Spanisch wählen, da ich nicht gut in Sprachen bin. Trotzdem habe ich aber auch keine andere Wahl als Latein abzuwählen, da ich auf einer 5 stehe. Falls ich mein Latein aber nicht abwähle, müsste ich es nur noch in der 11 machen und könnte es ohne Probleme nach der abwählen. Jetzt meine Frage. Was soll ich tun? Ich möchte kein Spanisch, aber ich stehe in Latein auf einer 5 und in der 11 würde das wahrscheinlich auch nicht besser werden ? Unser Leiter ratet uns von dem Abwählen ab, aber wer weiß denn, ob ich nächstes Jahr in Latein nicht noch eine 6 bekomme oder die 5 erst gar nicht ausgleichen kann?

Frage von Internet verschoben nach Schule
MOD Pierre

3 Jahre unbekannte Qualen mit Spanisch oder besser ein Jahr bekanntes Ungemach mit Latein - das ist die Frage?

Na, da würde ich doch eher das bekannte Übel weiter aushalten.
Latein hatte ich bis zur 12, da kann man sich recht einfach durch Fleiß verbessern, auch wenn man sich für unbegabt hält.

Vielen Dank für die Antwort!! Ich finde, dass ich lieber noch das Jahr Latein halten sollte. Lieber 1 Jahr Latein anstatt, da noch was neues zu probieren, was mir nicht gefällt. Wie ist Latein in der 11 ? Ich hoffe da macht man mehr geschichtliches, als immer nur zu übersetzen.

ich war in Latein auch keine große Leuchte und war jedes Jahr froh, wenn ich mit Ach und Krach auf eine 4 gekommen bin, aber heute bin froh, dass ich Latein gelernt habe. Auch bei meinem Spanischkurs letztes Jahr habe ich gemerkt, wie ich durch meine Lateinkenntnisse viele Wörter übersetzen kann. Wie heißt es so schön, non scholae, sed vitae discimus.

Ein Beispiel, wie die Verbendeklination im Spanischen funktioniert: https://espanol.lingolia.com/de/grammatik/zeiten-gegenueberstellung/uebersicht (spielt auf die Analogie zu Latein an). Weiterhin kann man sich z.B. unter youtube.com Filmmaterial in spanischer Sprache anhören. Im Ggs. zu Latein hat man eine strengere Wortstellung und die Aussprache verlangt etwas Übung.

mfg M.L.

Kommt darauf an, was Du studieren willst.
Medizin?

ist eine immer wiederholte Leier, dass dafür Latein einen besonderen Nutzen brächte. Aber nein, das tut es nicht.

(Ego vere Latine loquor et ista lingua mihi non ignota est.)

Schöne Grüße

MM

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Wenn man sich mit einer Sprache beschäftigt, kommt „Geschichtliches“ nur ganz am Rande dabei vor. Im Latein sind die Aspekte, für die der historische Zusammenhang relevant ist, deutlich oberhalb des Großen Latinums angesiedelt. Inhaltlich interessant wird Latein, wenn man die selbstverliebten Ergüsse des alten Kommißkopfes Gaius Iulius über seine Heldentaten in Gallien und das machtverliebte Wortgeklapper von Marcus Tullius gegen sein wehrloses Opfer Lucius Sergius hinter sich lassen kann, das wird Dir bis zur elften Klasse sicher nicht passieren.

Ob der Zugang zum Spanischen leichter wird, hängt davon ab, was Dir an Fremdsprachen schwer fällt. Kannst Du das näher beschreiben, was da nicht funktioniert?

Schöne Grüße

MM

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Erstmal vielen Dank für die Antwort! Also in Latein fällt mir geschichtliches überhaupt nicht schwer. Ich liebe Geschichte und co. Das Problem ist, dass ich grammatikalisch überhaupt nichts hinbekomme(übersetzen usw.). Ich bin immer mit einer 4 rausgekommen. Jetzt werde ich eine 5 kriegen, was aber nicht schlimm ist, da ich Latein ausgleichen kann mit einer anderen 2 im Hauptfach. Ich habe nun die Möglichkeit nach der 10 Klasse Latein abzuwählen, müsste dafür dann aber Spanisch bis zum Abitur nehmen, was ich eigentlich überhaupt nicht möchte. Das Problem ist nun, ich habe keine andere Wahl als Latein abzuwählen. Denn was ist, wenn ich die 5 nicht halten oder ausgleichen kann in der 11? Falls ich mein Latein noch bis Ende 11 mache, darf ich es problemlos abwählen, ohne was anderes wählen zu müssen. Jetzt weiß ich nicht, was ich tun soll. Latein ein weiteres Jahr aushalten mit Risiko oder Spanisch frei Jahre, worin ich gar kein Interesse habe.

Servus,

wenn Dir die „Aufschlüsselung“ der lateinischen Grammatik beim Übersetzen schwer fällt, kann es sein, dass Dir der Zugang zum Spanischen leichter fällt. Das hat zwar auch keine banale Grammatik, aber sie ist etwas weniger formenreich als beim Lateinischen, und man kann sich mehr davon „nach Gefühl“ einprägen. Sowas wie zwei verschiedene Verben für „sein“ ist sogar ganz spannend.

Weil Spanisch viel mehr gesprochen wird als Latein, lässt sich da vieles auch über Hörgewohnheit lernen - wenn Du da mit Musik arbeiten magst, musst Du halt drauf achten, dass in Mittel- und Südamerika nicht so „sauberes“ Castillan gesprochen und gesungen wird: Wird es zwar in Andalusien auch nicht, aber aus Andalusien kommt weniger Musik.

A propos: Wenn man wieder reisen darf, könntest Du ja mal vierzehn Tage nach Spanien fahren, ob Dir das „Bad in der Sprache“ nicht ziemlich Schwung gibt? Halt nicht unbedingt Barcelona, wo Catalan in Mode gekommen ist, auch nicht Sevilla - Cordoba - Granada, wo das Spanische auf der Gasse teils wie eine Art Portugiesisch klingt (die Andalusier haben sogar noch mehr verschiedene Nasale!). Warum eigentlich nicht Madrid selber, oder - falls es Dir ländlich besser gefällt - das „spanischste“ Landstädtlein überhaupt, Chinchón? Oder ganz hinten links eine wunderschöne alte Stadt, in der man nicht versucht ist, sich irgendwie mit Englisch durchzuschlagen, schlicht weil es kaum jemand versteht oder gar spricht: Cáceres? In der Extremadura hat es übrigens einen sehr leckeren, aber in der Wirkung brutalen Roten, und „Extremadura“ bedeutet gar nicht „Besonders hart“ (wie ich in meiner kindlichen Naivität geglaubt hatte), sondern schlicht „jenseits des Duro gelegen“.

Schöne Grüße

MM

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Ich kann deine Situation so gut nachempfinden. Nur hatte ich damals das Pech, dass sich eine wild gewordene Klassenlehrerin mit Händen und Füßen dagegen sträubte - bis hin zu illegalen Geschichten - dass ich eine weitere Fremdsprache anfangen wollte (bei uns damals Französisch), weil sie mich für sprachlich grundsätzlich unbegabt hielt. Das Ende vom Lied: Ich habe mich irgendwie bis zum nötigen bitteren Ende mit Latein durchgequält, und habe Französisch nur durch Fernsehen (damals war das Internet noch Zukunftsmusik), Kochbücher und Reisen „so nebenbei“ soweit aufgenommen, dass es für den ein oder anderen Einsatzfall reicht. Ein längerer Trip durch Quebec vor drei Jahren klappte jedenfalls selbst in beinharten frankokanadischen Gegenden vollkommen problemlos.

In Englisch galt ich auch als Versager, bis es eine Englisch-AG gab, in der man gerne mal Filme im Original sah, sich die Möglichkeit für einen USA-Aufenthalt bot, es cool war, sich mit der Times oder der Herald Tribune in den Zug zu setzen, um Ruhe vor „netten Reisebekanntschaften“ zu haben. Schade, dass ich mich dann zu nicht mehr als Englisch als P4 getraut habe. Heute habe ich eine Chefin und viele Kollegen, mit denen ich nur auf Englisch kommuniziere, schreibe fließend Verträge auf Englisch, bin gerne mal ganz unproblematisch in GB oder den USA unterwegs, habe mir einen zusätzlichen Empfänger an der Sat-Anlage gegönnt, und sitze Sonntags gerne mal ein zwei Stunden vor Rick Stein und Co, die dann auf BBC2 laufen, …

Was ich damit sagen will: Vielfach bekommen Fremdsprachen eine ganz andere Bedeutung, wenn sie lebendig, brauchbar und in gewisser Weise cool sind, weil man sich damit interessante Dinge erschließen kann, wie bei mir damals die französische Küche. Dann lernen die sich mit Begeisterung und fast von selbst ganz nebenbei. Bei einer lebendigen Sprache kann man wahnsinnig viel durch praktische Nutzung in einem selbst gewählten Interessensgebiet lernen. Heute mit Internet überall ist das noch viel, viel leichter und billiger als damals, und ist das Angebot riesig.

Und insoweit könnte ich mir vorstellen, dass Spanisch bei Dir auch diesen Effekt haben könnte. Zudem fangen da alle mit Dir gleichzeitig bei Null an. Während Du in Latein vermutlich nach all den Jahren soviel Defizite aufgebaut hast, dass Du damit nicht mehr auf den grünen Zweig kommen wirst, hast Du in Spanisch die Chance den Aufbau von Defiziten zu vermeiden. Spanien ist nicht weit weg, und man kann sich da schnell mal im Urlaub etwas erproben, kann einen Austausch machen, oder gönnt sich Sprachferien. Meine Tochter spricht nach zwei Jahren spielerischen Unterricht in der Grundschule und ein paar Reisen nach England und in die USA und aufgrund der Tatsache, dass sie dann auch mal mit vor dem Fernseher sitzt, wenn ich etwas auf BBC schaue, schon recht viel, das sie einfach so nebenbei aufgenommen hat. Bei mir reichte es am Ende der Grundschule gerade mal für die Zahlen von 1 - 12.

Auch darf man nicht vergessen, dass Spanisch längst nicht nur in Spanien gesprochen wird, und man sich damit einen Schlüssel für weit mehr Länder schafft, der auch im Berufsleben eine interessante Zusatzqualifikation ist.

Und hör bloß nicht auf so Sprüche wie: „Was willst Du denn studieren?“ Latein ist mit ganz wenigen Ausnahmen vollkommen out. Fachwörter und Bezeichnungen kann man in jeder beliebigen Fremdsprache auswendig lernen. Bestimmte Schlauschwätzersprüche ebenso. Dazu muss man eine Sprache nicht beherrschen. Wenn Du also nicht gerade Lateinlehrer werden willst, im Jurastudium Rechtsgeschichte machen möchtest, oder einen Hang zur Theologie verspürst, kannst Du auch ohne/mit dem bislang gelernten durchaus glücklich werden. Ich bin in Jura jedenfalls problemlos durchgekommen. Nur im Italienurlaub habe ich dann gelegentlich doch mal wieder feststellen dürfen, dass man den ein oder anderen Brocken mit irgendwo vergrabenen Lateinkenntnissen versteht :wink:

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Servus,

da gab es noch die Fahrt nach Strasbourg mit der kleinen Nichte meiner Gattin und einer Klassenkameradin: Bevor wir zu solchen Sachen schritten wie auf dem Straßburger Bauernmarkt ein Pfund Karotten zu erstehen, haben wir den Mädels im Zug zum „Aufknöpfen“ erzählt, dass man im Französischen immer sehr höflich formulieren muss, also „Excusez-moi!“ sagen, bevor man jemandem auf den Fuß latscht, und hinterher „Pardon!“. Der Zug hatte Schweizer Wagen mit einem geräumigen Mittelgang, und die beiden Kinder haben den ganzen Zug unterhalten, als sie sich mit „Excusez-moi!“ - „Pardon!“ durch den ganzen Zug auf und ab jagten.

Das mit dem Pfund Karotten, dem Gläslein Miel de Tilleuls und dem Stück Munster fermier ging dann später ohne irgendwelche Blockaden, und zum Glück haben die Bauern auf dem Markt auch mitgemacht und sind nicht sofort ins Deutsche gefallen.

Schöne Grüße

MM

Das interessanteste Werk, mit dem wir uns mal beschäftigen durften, war die Vagantenbeichte des Archipoeta. K.A. wie es unser damaliger Lateinlehrer geschafft hatte, die als Lehrplan entsprechend zu klassifizieren. Aber das war so ein kleines, altes, rundliches Kerlchen aus München, der von Obrigkeit ohnehin nichts hielt, und uns niederen Sachsen erst einmal seinen Heimatdialekt aufzwang. Auch eine Fremdsprache, von der ich mehr als von Latein hatte (insbesondere als ich mal zwei Jahre in Minga gschafft hob)

Ach ja - unserer hatte den Abschnitt der Vagantenbeichte aus den Carmina Burana „Meum est propositum …“ in einer Art Dixieland-Version von einer Truppe namens „Swinging Teachers“ vertont aufgetrieben, ich kann den Text bis heute auswendig…

„Es war nicht alles schlecht“, merk ich grade.

Schöne Grüße

MM

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Es hat schon fast etwas kitschiges, aber als Töchterlein als Drittklässlerin in London Geld für einen Obdachlosen haben wollte, und dann mit vollkommener Selbstverständlichkeit auf dessen Dank mit „You’re welcome!“ antwortete, ist mir schon das Herz aufgegangen.

Diese Selbstverständlichkeit des Spracherwerbs und der Nutzung von Fremdsprachen habe ich damals leider nicht entwickeln können, weil es an Gelegenheiten fehlte. Aber für den eigenen Nachwuchs war mir das ganz wichtig, und es funktioniert ganz zwanglos, wenn man keinen organisierten Massentourismus nutzt, sondern sich selbst geplant mit Privatquartieren und auch abseits der großen Hotspots durch fremde Länder bewegt, Freundschaften schließt, Internet, Radio und Fernsehen nutzt, und dadurch dann genau diese Unbefangenheit und Selbstverständlichkeit entwickelt, nicht unbedingt perfekt sein, und jede grammatikalische Form erklären können zu müssen, sondern einfach Spaß daran zu haben, kommunizieren zu können.