Martinus Sorethanus omnibus amicis latinitatis vivae s.p.d.
Haec est salutatio quae fuit anteposita epistulis scriptis in lingua Latina quae hodie appelatur „classica“ vel „imperialis“.
Also: (Name des Absenders) (Name des Empfängers im Dativ) salutem plurimam dicit, Abkürzungen aus begreiflichen Gründen (Kratzen in Wachs auf Holztafel) ganz normal und nicht unhöflich.
Titulierungen, die dem Namen vorangestellt sind ("Dominus, Domina etc.), entstammen bereits der Welt des Mittelalters, man findet sie im klassischen Latein nicht, weil dort ja der Stand einer Person im Namen drin ist. Persönlichere Anreden nach am Beginn des Textes nach der Grußformel („Mi amice“ etc. …)sind nicht Höflichkeit oder Usus, sondern bedeuten bereits das, was jeweils drinsteht (Freundschaft, besondere Ehrerbietung etc.). Ehrentitel à la „Pater patriae“ oder zusätzliche Segenswünsche etc. werden hinter dem Namen geführt (z.B. "Ave Maria, gratia plena tecum (zu ergänzen: sit oder est)). Womit wir von der Briefanrede schon bei der gesprochenen wären, die schlicht „Ave“ & Namen heißt.
Wenn man ein „modernes“ Brieflatein benutzen will, kann man sich an das Französische und Spanische halten: Nicht bloß in der Anrede, sondern auch im Text möglichst viele Ehr- respektive Freundschaftsbezeigungen, je nach Situation, und vor allem Titel! Ein Mönch etwa hat nicht bloß einen Namen, sondern heißt „pater reverendissimus“. Oder ein Arzt heißt „medicus illustrissimus“ etc. etc.
Unabdingbar in allen Fällen: Bitte unbedingt an den Vokativ denken. Dieser Casus läuft in der Schule immer so am Rand mit, weil er nur für Anreden dient, aber dort zwingend ist.
Und jetzt noch ein Gruß aus derjenigen lebenden Sprache, die neben dem Rumänischen dem klassischen Latein am nächsten kommt, dem Rätoromanischen: „Allegra!“ = „Freue Dich!“ Schön, gell?
Eine feine Quelle für die Bewegung „Latinitas Viva“, seinerzeit in den sechziger Jahren von Pater Caelestis Eichenseer OB ins Leben gerufen, findet man unter www.klassphil.uni-muenchen.de/~stroh/sodalitas.html .
Ego valeo speroque ut valetis!
Womit wir auch die Schlußformel hätten, „Mir gehts gut und ich hoffe das gleiche von Euch“.
Martinus Sorethanus
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