Lateinische Aussprache 'reminiscere'

Guten Abend, liebe Experten,
mein Latinum liegt schon so lange zurück, daß ich nicht mehr weiß, wie man diese Bezeichnung für einen Kirchensonntag ausspricht. Liegt die Betonung am Ende des Wortes (reminisceeeere) oder spricht man das „ere“ kurz, so daß die Betonung auf „nis“ liegt?
Außerdem habe ich gelernt, daß man das „c“ wie ein „k“ und nicht wie ein „z“ ausspricht. Richtig?
Hoffentlich habe ich auch ohne Lautschrift verdeutlichen können, was ich meine.
Danke für Eure Hilfe und viele Grüße
Glöckchen

Hallo glöckchen.

Guten Abend, liebe Experten,
mein Latinum liegt schon so lange zurück, daß ich nicht mehr
weiß, wie man diese Bezeichnung für einen Kirchensonntag
ausspricht. Liegt die Betonung am Ende des Wortes
(reminisceeeere)

Das entspricht dem mittelalterlichen Kirchenlatein, c wie z und Betonung auf dem vorletzten e.

oder spricht man das „ere“ kurz, so daß die
Betonung auf „nis“ liegt?
Außerdem habe ich gelernt, daß man das „c“ wie ein „k“ und
nicht wie ein „z“ ausspricht. Richtig?

Das wäre das Hochlatein der Kaiserzeit, aber c nicht wie scharfes k sondern so zwischen g und k mit Tendenz nach k hin.

Hoffentlich habe ich auch ohne Lautschrift verdeutlichen
können, was ich meine.
Danke für Eure Hilfe und viele Grüße
Glöckchen

Mit freundlichen Grüßen
Alexander Berresheim

Ganz herzlichen Dank, Alexander, für Deine kenntnisreiche Erklärung (Sternchen!) Dann scheint es ja so zu sein, daß man in Gymnasien in den 70-er Jahren das Hochlatein der Kaiserzeit unterrichtet hat, denn diese Aussprache schien mir auch geläufiger. Nur: gesagt hat es uns armen Schülern niemand!
Nochmals danke
Glöckchen

Dann scheint es ja so zu sein, daß man
in Gymnasien in den 70-er Jahren das Hochlatein der Kaiserzeit
unterrichtet hat, denn diese Aussprache schien mir auch
geläufiger.

Hallo Glöckchen.
Nicht nur in den 70ern. Die Münchner Uni (LMU) tut das noch heute!
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Berresheim

Hi Glöckchen!

Dazu kann ich Dir nur eine Meinung sagen, nämlich die meines damaligen Lateinlehrers und nun auch meine.

Da aus dem alten römischen Zeiten nur schriftliches überliefert wurde und kein Mensch auch nur im entfernsten weiß, wie ein wort tatsächlich ausgesprochen wurde, basiert alle Aussprachen auf Vermutungen und Gutwollen.

Mit anderen Wörtern: Kein Mensch ist in der Lage eine wissenschaftliche Antwort auf diese Frage zu geben, ohne auf Vermutungen oder evtl Schlußfolgerungen zu greifen.

Ich wollte das nur kurz angemerkt haben.

Schöne Grüße aus Nürnberg
Helena *die hofft, in 30 Jh. wird niemand die Aussprache der Englische Sprache -und die Intelligenz der Menschheit- nach den Tonbänden und Schriftliches von George Doweljiu Bush schlußfolgern!* ;o))))

Hallo Helena,

Da aus dem alten römischen Zeiten nur schriftliches
überliefert wurde und kein Mensch auch nur im entfernsten
weiß, wie ein wort tatsächlich ausgesprochen wurde, basiert
alle Aussprachen auf Vermutungen und Gutwollen.

Das ist zwar richtig, aber es klingt, als ob diese Vermutungen alle rein willkürlich wären. Dem ist nicht so.

Zwar hatten die alten Römer tatsächlich weder ausspracheduden noch IPA, aber es gibt durchaus Anhaltspunkte, die einem zumindest Hinweise auf die Aussprache geben. Diese Anhaltspunkte sind z. B.:

-Gedichte: wenn diese sich reimten, lassen sich daraus Hinweise auf die Aussprache von Endsilben ableiten.

  • Schreibfehler: falsche Buchstaben deuten auf gleiche / ähnliche Aussprache der verwechselten Bereiche hin.

  • Übernahmen in andere Sprachen: Insbesondere Sprachen mit anderen Schriften übernehmen Wörter gerne phonetisch. Aus der Schreibweise übernommener Wörter in anderen Sprachen läßt sich daher ebenfalls auf die Aussprache im Lateinischen schlußfolgern.

Es gibt noch mehr solcher Methoden. Also: Du hast recht, letztlich sind wir auf Vermutungen angewiesen. Aber immerhin kriegen wir eine Menge sachdienlicher Hinweise, so daß es kein reines Ratespiel ist.

Gruß

Kubi

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Hallo Kubi,

Da aus dem alten römischen Zeiten nur schriftliches
überliefert wurde und kein Mensch auch nur im entfernsten
weiß, wie ein wort tatsächlich ausgesprochen wurde, basiert
alle Aussprachen auf Vermutungen und Gutwollen.

Das ist zwar richtig, aber es klingt, als ob diese Vermutungen
alle rein willkürlich wären. Dem ist nicht so.

Schon klar!!! Was ich sagte stimmt aber Willkur ist nicht dabei.

Zwar hatten die alten Römer tatsächlich weder ausspracheduden
noch IPA, aber es gibt durchaus Anhaltspunkte, die einem
zumindest Hinweise auf die Aussprache geben. Diese
Anhaltspunkte sind z. B.:

-Gedichte: wenn diese sich reimten, lassen sich daraus
Hinweise auf die Aussprache von Endsilben ableiten.

Das gilt aber allerhöchstens für Vokalen. Nicht so für Konsonanten.

  • Schreibfehler: falsche Buchstaben deuten auf gleiche /
    ähnliche Aussprache der verwechselten Bereiche hin.

…sagen aber genauso, daß der Verfasser evtl und z.B. an Dyslexie oder Taubheit leidete oder die Aussprache in seiner Region (wir reden von einem wirklich großen Reich die fast ganz Europa umfasste!) ganz anders war als die in zB Rom. Genau das konnte ich mir vorstellen, wenn ich noch nie gehört hätte wie zB Mexikaner reden: Wenn sie so schreiben würden wie sie ausprechen (ohne Rücksicht auf grammatikalischen Gesetze), sähe das geschriebene ganz, ganz anders aus. Und Mexikaner stehen hier als Vertreter aller spanischen Dialekten -einschl. in Spanien selbst, natürlich!

  • Übernahmen in andere Sprachen: Insbesondere Sprachen mit
    anderen Schriften übernehmen Wörter gerne phonetisch. Aus der
    Schreibweise übernommener Wörter in anderen Sprachen läßt sich
    daher ebenfalls auf die Aussprache im Lateinischen
    schlußfolgern.

Das ist auch nichts als Vermutungen. Denn heutzutage ist es wirklich so, daß wenn zB in einem russischen Text ein englisches Wort vorkommt, dieser wird so auf kyrilisch umgeschrieben, wie man das liest bzw hört und nicht wie man das schreibt. Aber wir reden von einer Zeit, indem solche Sachen sehr sehr selten waren. Der allereinzigen Beispiel den ich dafür kenne ist die weltbekannte „Stein von Rossetta“ (sorry ich habe jetzt aus dem Spanischen übersetzt. Ich weiß nicht wir Ihr das nennt). Und selbst in diesen Stein gibt es keine phonetische Widergabe, sondern sinngemäß in den 3 Sprachen übersetzt.

Es gibt noch mehr solcher Methoden. Also: Du hast recht,
letztlich sind wir auf Vermutungen angewiesen. Aber immerhin
kriegen wir eine Menge sachdienlicher Hinweise, so daß es kein
reines Ratespiel ist.

Aus sachdienstliche Hinweise sind zB in den USA mehrere Menschen zur Tode veurteilt worden, die dann tatsächlich als Unschuldig galten… ;o)))
Und nein ein völliges Rätsel ist es auch nicht. Nur diese Hinweise sind wirklich nicht universell gültig (Im Sinne für alle Wörter oder alle Buchstaben)

Gruß
Kubi

Dir auch ganz liebe Grüße aus Nürnberg
Helena

Helena *die hofft, in 30 Jh. wird niemand die Aussprache der
Englische Sprache -und die Intelligenz der Menschheit- nach
den Tonbänden und Schriftliches von George Doweljiu Bush
schlußfolgern!

Auch wenn dieser lustige Satz deine politische Meinungsäußerung und daher legitim ist, liegst du sachlich falsch: Das amerikanische Englisch hat durch räumliche Trennung viele ursprüngliche Formen erhalten können, die im „BBC-Englisch“ (das immer noch entgegen aller Fakten zu Sprecherzahlen und Verbreitung als das „einzig richtige Englisch“ betrachtet wird) ausgestorben sind.

Gruß
dataf0x

Es ist mir durchaus bewußt, daß…
Hi Datafox!

Helena *die hofft, in 30 Jh. wird niemand die Aussprache der
Englische Sprache -und die Intelligenz der Menschheit- nach
den Tonbänden und Schriftliches von George Doweljiu Bush
schlußfolgern!

Auch wenn dieser lustige Satz deine politische
Meinungsäußerung und daher legitim ist,

Danke!! War auch ein bißchen witzig-lustig gemeint…

liegst du sachlich falsch:

Das ist mir durchaus bewußt: Alle Sprachen dieser Welt haben seine Dialekte, je nach der Region, die wir gerade „untersuchen“ und keins davon ist „richtiger“ oder „fälschlicher“ wie die andere. Das ist schon klar. Denn für mich ist genauso richtig das in Ecuador gesprochene Spanisch, wie das in Santiago (alle 3) oder die in Costa Rica verwendete (vorausgesetzt grammatikalisch richtig)

Und genau das ist was ich meinte mit dem Satz von dem Präsident: Ein Mann der stolz herausposaunt noch nie ein Buch vollständig gelesen zu haben, kann keine so weit hergeholte Sprachkenntnisse haben. Aber ja, ich weiß was jetzt kommt: Er kriegt die Zetteln von Dr. Prof. geschrieben. Aber das ist wiederum nicht was ich meinte. Ich meinte das was er von sich aus gibt und die, oft voll ins Näpfchen trifft.

Das amerikanische Englisch hat durch räumliche
Trennung viele ursprüngliche Formen erhalten können, die im
„BBC-Englisch“ (das immer noch entgegen aller Fakten zu
Sprecherzahlen und Verbreitung als das „einzig richtige
Englisch“ betrachtet wird) ausgestorben sind.

Ja, da sind wir uns total einig. Mit spanisch verhält sich ganz genauso.

Liebe Grüße aus Nürnberg,
Helena

Das amerikanische Englisch hat durch räumliche
Trennung viele ursprüngliche Formen erhalten können, die im
„BBC-Englisch“ (…) ausgestorben sind.

Hallo datafox,

könntest du das bitte durch ein paar Beispiele belegen? Das würde mich wirklich interessieren.

Gruß
Uschi

1 Like

könntest du das bitte durch ein paar Beispiele belegen? Das
würde mich wirklich interessieren.

Huch jetzt gibts schon für Fragen Sterne? :smile:

Beispiele findet man hier:

http://en.wikipedia.org/wiki/American_English

Die Aussprache mit hörbarem R ist älter als die ohne.
Ältere Vokabel, zb. gotten, creek, diaper.

Gruß
dataf0x

könntest du das bitte durch ein paar Beispiele belegen? Das
würde mich wirklich interessieren.

Zuallererst fallen mir dabei die Schreibweisen -ize vs. -ise, -gue vs. -g, usw. ein. Die US-Variante ist dabei die ältere.

Sehr spaßig ist das bei meiner Mutter, die US-Englisch für zweitklassigen, modernen Dreck hält, aber immer -ize usw. schrieb. Ich habe sie dann aufgeklärt, dass

a) die BE-Schreibweise -ise ist
b) die US-Schreibweise die ältere ist

Gruß,

Myriam