Ich benutze Duden Universalwörterbuch. Könntet Ihr mir sagen,
warum beim „der Orator“ ist nur eine Form des lat. Wortes
(einzig Nom.): , und bei dem Wort
„die Gens“ zwei Formen (Nom. u. Gen.): ?
Im Fall von ›orator‹ wird an die Basis – den Nominativ Singular – bloß die zur sogenannten konsonantischen Deklination gehörige Genitivendung ›-is‹ angehängt. Das gilt auch für alle anderen Kasus, bei denen lautlich nichts getilgt und nichts Unvorhersehbares ergänzt wird. Wenn man weiß, was das Deklinationsmuster vorsieht, kann man bei diesem Wort alle Kasusformen bilden. Demnach ist davon auszugehen, dass selbst aus obliquen, also nicht-nominativischen Formen gebildete Ableitungen für den erkennbar sind, der weiß, wie die Grundform lautet.
Bei ›gens‹ (sog. gemischte Deklination) gilt das nicht, weil alle Kasus außer dem Nominativ auf einem anderen Stamm, nämlich ›gent-‹, basieren – aber woher sollst du das wissen? Auch wenn Grundprinzipien existieren, mithilfe derer man vom Nominativ auf den obliquen Stamm bzw. umgekehrt schließen kann, muss ein Student des Lateinischen diese Formen einzeln lernen. Ein Wörterbuch gibt – stellvertretend für alle anderen Formen mit demselben Stamm – den Genitiv an, weil das Wissen um seine Form oft den Zusammenhang von Wortfamilien erst deutlich macht. Wenn du weißt, dass ›pax‹ auf Lateinisch ›Frieden‹ heißt, ist der Weg zum ›Pazifismus‹ vielleicht weniger klar, als wenn du auch die Genitivform ›pacis‹ kennst. Dass ›Gentry‹ letztlich aus dem Lateinischen kommt, ist von ›gentis‹ aus leichter zu ersehen als von ›gens‹ allein.
Ich nehme an, dass den Angaben im DUDEN und in anderen Wörterbüchern derartige Überlegungen zugrunde liegen.
Gruß
Christopher