Hallo,
es sieht so aus, als wäre das eine oder andere tatsächlich mit LaTeX komplizierter zu erreichen, als mit Word. Das gilt insbesondere bei komplexen Tabellen. Einen kleinen aber feinen Unterschied sollte man jedoch nicht außer Acht lassen: LaTeX verhält sich vorhersehbar und reproduzierbar. Was auf Rechner A mit LaTeX eine Ausgabe X produziert, tut das 100% genauso auf Rechner B. Und zwar über alle Betriebssystem- und Ländergrenzen hinweg. Auch wenn Meldungen (nicht nur Fehler) für den Laien manchmal etwas merkwürdig aussehen, so haben sie doch eine klare Aussage und geben wertvolle Hinweise, warum LaTeX etwas so und nicht anders macht.
Bei Word hingegen wundern sich Laien und Experten gleichermaßen warum plötzlich das eine oder andere passiert. Es gibt keine Fehlermeldungen oder sonst irgend welche Hinweise, warum Word tut, was es tut. Vielmals ist das Ergebnis nicht nur unerwartet sondern auch undokumentiert. Beispiele dafür gibt es hier im Forum säckeweise.
Die Qualität der Probleme ist eine ganz andere. LaTeX nimmt dem Autor viele Arbeiten zuverlässig ab, die unter Word erhebliche Kenntnisse und eine gehörige Portion Glück benötigen, damit auch bei größeren Dokumenten alles so klappt, wie gewünscht. Dafür ist es erheblich einfacher, beliebige Mengen Zeichensätze zu mischen und das ohnehin fragwürdige Layout noch weiter zu verhunzen.
Zweifelsohne ist weder die eine noch die andere Anwendung „perfekt“. Es kommt auch ganz auf den Zweck an. Word z.B. würde ich bedenkenlos für die alltägliche Geschäftskorrespondenz einsetzen. Vielleicht sogar in Verbindung mit dem einen oder anderen Firmen-Makropaket für Standardformate (Rechnungen, Angebote, etc.).
Ich würde es nicht nur „nicht empfehlen“, ich warne explizit vor der Benutzung von Word für längere Arbeiten. Insbesondere Manuskripte für Bücher, Diplom- und Doktorarbeiten würde ich mit allem anderen lieber schreiben (olle mechanische Schreibmaschinen und Füllfederhalter eingeschlossen), als mit Word.
Sehr sehr viele Probleme hat man dann einfach nicht. Das ist alles, auf das ich ein wenig aufmerksam machen will.
Ich bitte auch die Leute, die mit dem Argument „Aber ich habe nicht die Zeit, mich auch noch in eine neue Software einzuarbeiten“, das mal nüchtern zu betrachten. Auch in Word muss man sich erst einarbeiten. Die wenigsten machen dass, bevor sie mit dem Schreiben anfangen und haben dann später (wie man hier im Forum sehen kann) die größten Schwierigkeiten. Sie brauchen vermutlich nicht weniger Zeit, im Gegenteil. Bei LaTeX braucht man die Zeit ganz am Anfang, gegen Ende der Arbeit wird es immer einfacher. Bei Word ist es umgekehrt. Anfangs denkt man „haha, Word kann doch jeder!“ und gegen Ende der Arbeit werden die Probleme immer größer. Dann hat man aber plötzlich nicht mehr sehr viel Zeit bis zum drohenden Abgabetermin. Das führt zu zusätzlichem Stress und der ist bekanntlich weder gesund noch erstrebenswert.
Gruß
Fritze