Lauterbach und Buschmann / Längliche Vorträge

Hallo!

sollte es hier nicht „lange Vorträge“ stehen? „Längliche Vorträge“? Das macht mir keinen Sinn und das ist das erste Mal, dass ich das sehe.

Danke

Dabei ähneln sich die Minister: Sie sind
faktenversessen, Experten auf ihrem Gebiet,
die sich tief in die Materie eingraben, um dann
Studie um Studie und Gutachten um Gutachten
zitieren zu können. Sie halten sich
offenbar gegenseitig längliche Vorträge, einer
in ihrem Umfeld redet vom »Kampf der Besserwisser
«. Sie versuchen, einander intellektuell
zu schlagen, mit direkten Angriffen auf
den anderen halten sie sich hingegen meist
zurück.

Servus,

„länglich“ bedeutet hier „ziemlich lang, länger als der Schreiberling zuhören kann oder mag“ - deshalb glaubt er, auch andere Leute könnten oder wollten sich nicht so lang auf eine Sache konzentrieren.

Dem Verfasser des Texts wäre eine Meldung im militärischen Stil lieber: „Meldehorsamst, Herr Hauptfeld, alle identifizierten Virus-Einheiten neutralisiert!“ - „Danke, gut gemacht! - Wegtreten!“

Schöne Grüße

MM

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„länglich“ meint nach meiner Auffassung eine unnötig lange, unnötig detaillierte und/oder unnötig umfangreiche Darstellung eines Sachverhalts insbesondere auch mit vielen Wiederholungen, die gegenüber einer kürzeren Darstellung keinen Mehrwert bietet.

Hier kommst im konkreten Fall noch hinzu, dass die beiden Experten mit dieser Darstellung sich in einem Wettstreit befinden, bei dem keiner den anderen überzeugen kann und wird, weil beide Seiten immer wieder mit noch einer Studie, einer Statistik, … nachlegen um die eigene Position zu stützen.

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Es gibt den entgegengesetzten Begriff „kürzlich“. Dieser beschreibt einen Zeitraum ohne Wertung des Zeitraums oder des Inhalts/Geschehens, z.B. kürzlich habe ich XY getroffen.

Mit „länglich“ verhält es sich ebenso.

Nein, „kürzlich“ und „länglich“ sind keine Antonyme.

Bei „kürzlich“ handelt es sich um ein Temporaladverb (beschreibt einen Zeitpunkt oder eine Wiederholfrequenz), während das Adjektiv „länglich“ eine Form beschreibt.

Gruß
Kreszenz

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Ich hatte „entgegengesetzten“ schon in Anführungszeichen, aber dann doch wieder gestrichen. Mein Beitrag zu länglich mittels kürzlich ist auch nicht technischer sprachlicher Natur.

Ach soo! Ohne zwar über mitten in absolut wesentlich hinten oder auch ebenfalls. Verstehe.

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Ich finde es faszinerend, aus einem anonynmen Zitat von elf Zeiten so etwas herauslesen zu können. Nein, eigentlich nicht faszinierend. Eher nervend.

Beste Grüße,
Max

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Dann solltest Du so etwas nicht im Sprachbrett schreiben.

M.

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Es geht nur um den Begriff „länglich“ und dessen Bedeutung. Danach hatte Nadja gefragt.
Inhaltlich habt ihr alle hier meinem Beitrag nichts entgegenzusetzen. Schreib doch was hierzu. Dann können wir das ausdebattieren.

Magst du das erklären oder kannst du das auch nicht?

Weil die (anderen) Beiträge von mir sicherlich demnächst gelöscht werden noch ein kleiner Nachtrag aus DWDS:

Über den hellen Sand warf die Hütte ihren länglichen völlig regelmäßigen Schatten. [Seghers, Anna: Die Wellblech-Hütte. In: Kesten, Hermann (Hg.) 24 neue deutsche Erzähler, Leipzig u. a.: Kiepenheuer 1983 [1929], S. 141]

Trotzdem gingen wir nach einigen Minuten in einer andern Straße in ein wirkliches Theater, in einem länglichen großen Schuppen. [Wagner, Siegfried: Erinnerungen. In: Simons, Oliver (Hg.) Deutsche Autobiographien 1690-1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1923], S. 21599]

Die Luft stand in dem schmalen länglichen Stall wie ein Tier. [Süddeutsche Zeitung, 10.09.2004]

Sprache ist kein technisches Konstrukt allein, Sprache lebt und dieses Leben wird weitergegeben und wieder gelebt.

Grüße
LF

und nicht etwa, dass etwas hinweg desto über am Horizont - nein, wesentlich oder weniger aber selten dabei und darunter wohl. Allenthalben eben, aber oben unten wenngleich daneben geben heben wenden.

Man habe ihm eine übertriebene Schätzung der Form zum Vorwurf gemacht; aber auch die schöne Form pflege er lediglich um der Würde des Menschen willen, im glänzenden Gegensatze zum Mittelalter, das nicht allein in Menschenfeindschaft und Aberglauben, sondern auch in schimpfliche Formlosigkeit versunken gewesen sei, und von allem Anbeginn habe er die Sache des Menschen, die irdischen Interessen, habe er Gedankenfreiheit und Lebensfreude verfochten und dafür gehalten, daß der Himmel billig den Spatzen zu überlassen sei.

(Thomas Mann, „Der Zauberberg“)

Ich seh schon, wir verstehen uns!

:crazy_face:

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