Lautverschiebung eu->'oi'

Hallo Wissende,

ich hatte bei einem netten Bier am Wochenende eine Diskussion über die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Sprachen.

Ein von mir genannter Vorteil der deutschen Sprache war die nahezu durchgängige „Gleichheit“ von Gesprochenem und Geschriebenem.

Dabei ist uns aufgefallen, dass eine Abweichung dessen in der Kombination eu liegt, die ja bekanntermaßen „oi“ ausgesprochen wird. Die Abweichung ei zu „ai“ ist für mich ja noch nachvollziehbar, da nahe, aber das?

Also warum?

Grüße
Jürgen

Große Euphorie, toierster Ju_ergen!

Hallo Wissende,:

Bin schaman nur ein „Ahnender“, und hier ziemlich be´rüchticht, u.a. wegen meiner Spielerei mit Froide in der Sprache.
Ich habe hier zum von dir angesprochenen Thema allerdings zunächst nur Fragen und ein paar eigene Erkenntnisse.
vorwech du schreibst:

Ein von mir genannter Vorteil der deutschen Sprache war die

nahezu durchgängige „Gleichheit“ von Gesprochenem und
Geschriebenem.:

Das kann sich natürlich nur auf die Aussprache nach deutschem Sprachgefühl beziehen, vielleicht auch noch etwas im Englischen (but: a = e-i´ im Deutschen, und eu´ wird im Englischen ja auch auf verschiedene Weise ausgesprochen, z.B. in Colosseum´: "Colossi:um", und in euphemism´: „jufi:mism“, `queue´ =„kju:“)

Im Italienischen spricht man (im Prinzip) die Vokale einzeln bei diesen sogenannten „Diphtongen“; z.B. singt Gianna Nannini: „Tu, ragazzo del E-uropa“, was aber schwer zu hören ist, da die Betonung auf dem E liegt und das u nur „angehängt“ tönt.
Die Kombination eu ist als griechische Vorsilbe bekannt, mit der Bedeutung: „Freude“/"angenehm; z.B. noch in den eingedeutschten Worten „Euhorie“, „Euthanasie“ (= „fröhlicher Tod“, o.ä.). Möglicherweise (?) auch im Namen „Europa“.
Wie gesagt, ich bin nur Ahnender, und ich weiß z.B. nicht, wie die alten Griechen diese Vorsilbe ausgesprochen haben, und wie gaaaanzganz früher das `eu´ hier ausgesprochen wurde.
Ich hoffe, dazu gibt es hier Wissende.
Ich persönlich schreibe manchmal wie jetzt:
„Ich froie mich, wenn mein Beitrag nicht wieder mal auffe Nerven gegangen ist.“ Damit die Freude ins Auge springt.

Froindliche Grueße, manni.

Hallo,

Dabei ist uns aufgefallen, dass eine Abweichung dessen in der
Kombination eu liegt, die ja bekanntermaßen „oi“ ausgesprochen
wird.

sagen wir es mal so: Der Diphthong „oi“ würde wie „eu“ ausgesprochen. Will sagen: So spontan fällt mir kein deutsches Wort der Schriftsprache ein (außer Fremdworte), in dem es die Kombination „oi“ gibt.

Gruß
Christian

Hallo manni,

Ein von mir genannter Vorteil der deutschen Sprache war die

nahezu durchgängige „Gleichheit“ von Gesprochenem und
Geschriebenem.:

Das kann sich natürlich nur auf die Aussprache nach deutschem
Sprachgefühl beziehen, vielleicht auch noch etwas im
Englischen (but: a = e-i´ im Deutschen, und eu´ wird im
Englischen ja auch auf verschiedene Weise ausgesprochen, z.B.
in Colosseum´: "Colossi:um", und in euphemism´: „jufi:mism“,
`queue´ =„kju:“)

Nicht unbedingt. Ich weise hier gerne auf das französische hin, dessen Ausprache zum Teil wenig mit dem geschriebenen zu tun hat, da z.B. Endungen einer Konjugation im Gesprochenen nicht existent sind. (tu vas, il va)

Die Kombination eu ist als griechische Vorsilbe bekannt,
mit der Bedeutung: „Freude“/"angenehm; z.B. noch in den
eingedeutschten Worten „Euhorie“, „Euthanasie“ (= „fröhlicher
Tod“, o.ä.). Möglicherweise (?) auch im Namen „Europa“.

Guter Hinweis, aber bei „heute“ oder „Leute“?

Grüße+Dank
Jürgen

Schautverliebungen
Lieber Christian, lächle bitte einmal kurz und versuche meinem „Experiment“ auch Spaß abzugewinnen, auch wenn ich leermeisterhaft klinge:
Sprech bitte mal o-i zunächst Buchstabe für Buchstabe und dann schneller und schneller. Und denn a-i und denn e-i. Und a-u und e-u.
Die Logik dieses Phänomens bleibt mir zumindest verborgen. Da gibt es bestimmt schon "wissenschaftliche Untersuchungen/Studien zu, und die werden von uns doch gerade erfragt! Proapo: „Phänomen“. Das ä, wurde mir irgendwann erzählt, sei ein hochgerutschtes e, ähnlich wie im Französischen der accent circonflex ein hochgerutschtes s sei. (Kastell - château, Fenster - fenêtre, Küste - côté). Wundert mich (zu meiner Froide!), wie aus dem Diphtong ae´ die Sprechweise von ä´ wurde, also dem e mit ganz offenem Mund. Und ue´, und oe´. Nicht nur die (meisten) Ausländer sprechen „düster“ wie deutsch „duster“; sogar in einigen Winkeln hier.
Die Frage bleibt offen, wieso wir Deutschen eu´ wie oi´ aussprechen. Bei ei´ ist es ein wenig anders, denn e-i´ ist doch sehr nah zu `a-i´, auch nur der Mund weiter auf, nicht so kuhl zwischen den Lippen rausfallenlassend.
Klar, müssen wir dir zugestehen, daß es sich hier doch sehr boitegermanisch anschaut.
Unnu erstmal Pause. Und toi,toi,toi, daß wir alle möglichst viel hierdraus lernen!

Oioioi, oilili! (warum schreibt man Freude´ mit eu, aber den freudenaufschrei oioioi´?
Okay, ist kein wirkliches Schriftdeutsch. Aber man sieht es doch geschrieben!

Ich froie mich auf weitere (auch deutschsprachgeschichtliche) Erkenntnisse deinerseits,
meun, manni

Loide, Loide!
leute´ kommt von althochdeutsch liutu´, Plural liuti´ (sieht irngwie holländisch aus, nicht?), und heute´ von hiutu´. Wobei das Teil hiu´ auch die lokale Bedeutung hier´ hat; also heute´ = zeitlich hier´; verkürzt von hiu tagu´.
Das taucht noch lautverhexelt´ im französischen "aujourd´hui" auf. Das ja eigentlich´: „Am Tage von hier/heute“. Und"irgendwie" als Zwischenstufe/"Kompromis" im deutschen "heuer" (für diesen Jahres, dieser zeit). Das liut´ phänomen hamwir auch noch im Liutenant´, frz., für deutsch: Leutnant´. Das merkwürdigerweise im amerikanisch Engl. `leftennent´ ausgesprochen wird. Was ide da hiute in ihre Hefte reinschreiben tä#ten!!??. Vielleicht ist ja die dtsche Stadt Duisburg auch nur ein verdrehter Götterberg?

Nicht unbedingt. Ich weise hier gerne auf das französische

hin, dessen Ausprache zum Teil wenig mit dem geschriebenen zu
tun hat, da z.B. Endungen einer Konjugation im Gesprochenen
nicht existent sind. (tu vas, il va):

Et maintenant tu t´en vas? „Noch“ die Spanier sprechen und singen „porque te vas“ (mit s), und vielleicht aus Schwundbefürchtungen mit Aubschluß-o: „paso doble“
Hab aber keine Idee, wieso die Pommes jeune´ schönn´aussprechen. (mit weichem sch)

Ist eigentlich Eulalia die fröhliche Sängerin mit dem lullaby?
Auch neu´ kommt von althochdeutsch niuu´, da sind glaubi auch im Holländischen noch alte spuren.

Gruß und froidigen Zank, und happy Tiuros,
moin, manni

Hallo, Jürgen,

Ein von mir genannter Vorteil der deutschen Sprache war die
nahezu durchgängige „Gleichheit“ von Gesprochenem und
Geschriebenem.

Der Grundsatz: Man schreibt, wie man spricht! ist im Deutschen sehr weit verwirklicht. Dennoch gibt es „st“ und „sp“, die „scht“ und „schp“ gesprochen werden, auch das „ng“ ist kein „Doppelkonsonant“, sondern ein Velar: „ŋ“ , wird also mit Hilfe der Zunge und dem Gaumenzäpfchen gesprochen.

Dabei ist uns aufgefallen, dass eine Abweichung dessen in der
Kombination eu liegt, die ja bekanntermaßen „oi“ ausgesprochen
wird.

Dies gilt nur für die „Hochlautung“ und wie alles „Hohe“ ist auch diese ein Kunstprodukt. Der Herr Siebs, der für die hochdeutsche Phonetik ist, was Duden für die Orthographie, hat sich in diesem Fall für die norddeutsche Aussprache entschieden, wie auch bei der Aussprache des „-ig“ als „-ich“ am Ende eines Wortes. Dafür müssen wir aber nicht „über einen s-pitzen S-tein s-tolpern“.

Weiter unter bei den Dehnungen habe ich dazu noch einiges ausgeführt.

Also warum?

„Das ist eines der Mysterien der deutschen Sprache!“, antworte ich meinen Schülern, wenn sie so fragen.

Grüße
Fritz

Hallo Fritz,

„Das ist eines der Mysterien der deutschen Sprache!“, antworte
ich meinen Schülern, wenn sie so fragen.

nicht ganz zufriedenstellend, aber wenn’s halt so ist…:smile:

Danke Dir
Jürgen

Hallo Christian,

sagen wir es mal so: Der Diphthong „oi“ würde wie „eu“
ausgesprochen. Will sagen: So spontan fällt mir kein deutsches
Wort der Schriftsprache ein (außer Fremdworte), in dem es die
Kombination „oi“ gibt.

Mir ja auch nicht, aber deswegen hätte man ja ohne Probleme „oi“ als oi schreiben können, ohne durcheinanderzukommen.

Aber Sprache war ja leider nie logisch (deswegen war ich ja auch immer schlecht darin:smile:)

Grüße
Jürgen

Hallo Fritz,

ich habe jetzt doch nochmal intensiver gegoogelt und bin auf folgendes gestoßen:

Im Mittelhochdeutschen wurde die Worte noch „korrekt“ ausgesprochen. (z.B. „niuwez“ für „neues“)
In einer sprachlichen Entwicklungsphase zwischen 12. und 16. Jhd. fand dann wohl eine Verschiebung ins Niederhochdeutsche statt. Dabei kam es zu der sog. Diphthongisierung, bei der viele der heutigen Diphtongen entstanden sind.

Hier hat man dann wohl den „Patzer“ gemacht, zwar den Laut zu ändern, die Schreibweise aber nicht vollständig mitanzupassen, so dass z.B. aus „niuwez“ „neues“ wurde…

Grüße
Jürgen

schreiben wie man spricht
Hallo Jürgen,

ich hab mir mal (zu der Zeit, als alle von Rechtschreibreform redeten) den Spaß gemacht, ein „glossografisches Alfabet“ zu entwickeln, das auch die letzten Inkonsequenzen in unserer relativ konsequenten Ortografie beseitigt. - Nur für Leute, die Sinn für Spielereien haben: http://www.gerloff-hi.de/alfabet.htm

Gruß,
Pietro

Klasse :smile:
Ic Gŕīcenlant unt Âgüpten Ūrlaub mac(h) ist ſöner als im Ötstāl.

Walter von der Vogelweide lässt Grüßen

Ich saz uf einme steine…

*ggg HM

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Halō HM,

ic bin begaistęt, dū bist ain nātūrtālänt!

Gŕūs,
Pjētŕō

Ja, abę es fēlt ain „Rachenlaut“ wī in „Wache“, ōdę hāb ic dā was falſ verſtandän ?

Gŕūs !

Hęr Maię

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

x
Halō Här Maię,

dox dox, den ŕaxenlaut gīpt es durcqaus, ic hāp īn nūr vēgen dēr alfābētiſen ŕaienfolge gans hinten aingeqordnet – ēben baim „x“.

Gūte naxt unt ſlāfe zaxt :wink:
Pjētŕō