Lazarette und Krankenhäuser

Wer kann mir genau den Unterschied zwischen einem Lazarett und einem Krankenhaus nennen?

Spontan würde ich sagen: Ein Lazarett ist eine Sonderform eines Krankenhauses, gekennzeichnet dadurch, dass
a) das Militär der Träger ist und
b) Soldaten behandelt werden,
c) und zwar im Kriegsfall.

Zu a) Wie ist das nun mit Einrichtungen militärähnlicher Organisationen?
Zu b) Auch in Lazarette kamen während des Krieges Zivilisten. Was nun wirklich ein Lazarett ist, wird sich ja kaum danach bemessen, wie groß der Anteil von behandelten Zivilisten im Ernstfall ist.
Zu c) Gibt es hier und heute Lazarette der Bundeswehr (Koblenz?)? Wie unterscheiden diese sich etwa von Bundeswehrkrankenhäusern?

Wer kann mir zu einer genauen Definition verhelfen?

Dankeschön, Bernhard

Hallo !

Bundeswehrkrankenhäuser nennen sich oft noch „Bundeswehrlazarette“. Nicht bei den Betroffenen Ärzten und Pflegern und Patienten. Nur dei der betroffenen Bevölkerung, die so ein „Lazarett“ in der Nähe hat. Sie haben dieses „Lazarett“ beibehalten, weil es früher so üblich war.

Bundeswehrlazarette liegen eingepackt in Kisten in irgendwelchen Lagern und können im Notfall aufgestellt werden. Davon ist zur Zeit fast täglich die Rede in den Tageszeitungen.

Bundeswehrkrankenhäuser sind keine Krankenhäuser, die nur Militärangehörige aufnehmen. Seit Jahren kann bei uns ein Patient selbst bestimmen, in welches Krankenhaus er möchte, auch in das Bundeswehrkrankenhaus.

Diese Frage nach „Lazarett“ oder „Krankenhaus“ stellt sich bald nicht mehr, weil sie alle aufgelöst werden sollen um in normale Krankenhäuser aufzugehen. Was sicher sehr sinnvoll und praktisch ist. Kein Bundeswehrkrankenhaus kann sich Fachärzte jeder Richtung erlauben. Auch Bundeswehrangehörige werden heute in Fach- Krankenhäuser eingeliefert.

Gruß Max

Hallo Bernhard,

Wer kann mir genau den Unterschied zwischen einem Lazarett und
einem Krankenhaus nennen?

in erster Linie liegt der Unterschied in der Namensgebung,

Spontan würde ich sagen: Ein Lazarett ist eine Sonderform
eines Krankenhauses, gekennzeichnet dadurch,

womit Du im Prinzip nicht so falsch liegst.

a) das Militär der Träger ist und
b) Soldaten behandelt werden,
c) und zwar im Kriegsfall.

Zu a) Wie ist das nun mit Einrichtungen militärähnlicher
Organisationen?
Zu b) Auch in Lazarette kamen während des Krieges Zivilisten.
Was nun wirklich ein Lazarett ist, wird sich ja kaum danach
bemessen, wie groß der Anteil von behandelten Zivilisten im
Ernstfall ist.
Zu c) Gibt es hier und heute Lazarette der Bundeswehr
(Koblenz?)? Wie unterscheiden diese sich etwa von
Bundeswehrkrankenhäusern?

Wer kann mir zu einer genauen Definition verhelfen?

Hier darf man sich nicht so sehr an der Namensgebung stören.
Der Name Lazarett wird hergeleitet von Lazarus (Gott hat geholfen), dem Schutzpatron der Kranken. Er ist nach einem Gleichnis in der Biebel, als Leprakranker von Jesus geheilt worden.
Der histotische Bezug des Namens Lazarett zum Militär liegt wohl auch darin, dass die Versorgung der Verletzten Soldaten (auch) durch Zivilpersonen erfolgte, deren Herkunft im kirchlichen Umfeld zu suchen ist. (Die heutige Berufsbezeichnung „Schwester“ hat ihren Ursprung darin).

Krankenhäuser im weitesten Sinn, gab es schon 4000 v.Chr., als Tempel antiker Götter für Kranke und gebrechliche, als solche genutzt wurden.
Die ersten Krankenhäuser nach heutigem Verständnis, gab es im 4. Jahrhundert und wurden in Caesara und Rom gegründet.
Mit dem Aufkommen der Mönchsorden wurden Hospitäler eingerichtet.
(hospitalis->gastlich).

Ergo, die gleichen Einrichtungen mit, aus der Historie unterschiedlich gewachsenen, Namen.

Grüße von Rollifern

BwZK
Tach Bernhard,

hilfreiche Antworten findest du ja bereits weiter unten, deshalb will ich hier nur eine Info zu einem Detail beisteuern.

Zu c) Gibt es hier und heute Lazarette der Bundeswehr
(Koblenz?)? Wie unterscheiden diese sich etwa von
Bundeswehrkrankenhäusern?

Das „Lazarett“ in Koblenz (das von der Bevölkerung immer noch so genannt wird) heißt offiziell BwZK, also „Bundeswehr-Zentral-Krankenhaus“. Es unterscheidet sich von den anderen Bundeswehrkrankenhäusern vor allem dadurch, daß es größer ist und auf vielen Gebieten hervorragende Ärzte hat (insbesondere Kardiologie). Letzteres liegt natürlich daran, daß die Bw einen Haufen Ärzte (oft selbst ausgebildet) beschäftigt und die Anfänger i.d.R. erst mal Dienst als Truppenarzt schieben dürfen.
Daß das BwZK in Koblenz steht (und nicht etwa in Hamburg oder München - ich weiß nicht genau, wo die Bw ihre Ärzte ausbildet), hat sicherlich historische Gründe: a) in Koblenz sind diverse Führungskommandos untergebracht, b) zur Hardthöhe sind es auch nur 60 km.
Das BwZK war übrigens früher mal ein französisches Militärkrankenhaus, das dann immer wieder erweitert wurde.
In den letzten Jahren ist es übrigens (zumindest gemäß Hörensagen) zunehmend schwieriger geworden, als Kassenpatient im BwZK aufgenommen zu werden, allerdings arbeitet das Krankenhaus seit einiger Zeit enger mit einem anderen lokalen Krankenhaus zusammen, kann sein, daß sich dadurch wieder was geändert hat.

Gruß
L.

Danke und weitere Präzisierung: Organisation Todt
Danke für die kompetenten Antworten; ich wusste doch, dass ich hier im richtigen Brett bin. Für die Frühgeschichte der Lazarette weiss ich nun also einiges, und konkret zum Bundeswehrlazarett bin ich nun auch schlauer.

Mich interessiert nun konkreter Deutschland im Zweiten Weltkrieg:
Einrichtungen der Wehrmacht würde ich wohl als Lazarett betrachten. (Es war da sicher anders als beim Bundeswehrlazarett: Ein Zivilist, der vor der Tür stand, wurde wohl kaum aufgenommen. [Und wie wäre das heute in Afghanistan oder auf dem Balkan oder am Horn von Afrika?])

Einrichtungen, die während des Krieges beispielsweise von der und für die Organisation Todt gebaut wurden - da wird einerseits von Lazaretten gesprochen, andererseits von Krankenhäusern. Wo ziehe ich da die Trennungslinien?

Ob das jemand weiss?

Bernhard

Hallo !

Was hatte Todt denn mit Lazarettbau zu tun? Lazarette wurden dort gebraucht, wo es Verwundete gab, da konnte man nicht schon jahrelang planen. Lazarette wurden in Schulen, Kirchen usw eingerichtet. Ein Lazarett war ein Gebäude mit einem Dach und vielen Betten.
In unserem Ort gab es 1945 drei Lazarette. Wir wurden deshalb erst im Herbst eingeschult, weil die Klassenzimmer voller Verwundeter lagen.
Todt selbst war schon 1942 tötlich verunglückt. Die „Organisation Todt“ hatte besseres zu tun, als Lazarette einzurichten. Aus Stein und Zement vielleicht noch?
Lazarette waren Provisorien. Ein ganzes russisches Dorf konnte Lazarett sein oder eine Fabrikhalle oder irgendein Bau.

Gruß Max

Lazarett heute
Hallo Bernhard,

die Frage klärt sich vielleicht, wenn Du die heutigen Lazarette betrachtest. Tatsächlich sind die BwZK niemals Lazarett gewesen, weil es ja Gott sei Dank bisher keinen Bw-Einsatz in Deutschland gab. Aber die Bundeswehr ist bekanntlich andernorts im Einsatz und deswegen gibt es dort jeweils ein Feldlazarett, um die höchstmögliche medizinische Versorgung der Soldaten zu gewährleisten.

Übrigens hat sich der Auftrag zu früher nicht geändert: das Lazarett ist prinzipiell nur für deutsche Soldaten. Andere oder auch Zivilisten werden nur aufgenommen, wenn die Kapazität es erlaubt.

Andreas

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Die Organisation Todt" hatte besseres

???

zu tun, als Lazarette einzurichten.

Siehe beispielsweise http://www.beelitz.de/bhs.html
Oder http://www.chronik-schloss-schwindegg.de/

Aus Stein und Zement vielleicht noch?

Ja, tatsächlich Massivbauten, zum Beispiel in Berlin Spandau, späteren Teil des Spandauer Krankenhauses.

Sicher noch mehr, werde ich noch rausfinden.

Bernhard

Ja, aber doch nur als Lazarett für die Org. Todt.

Das hat doch mit dem Bau eines Lazarettes nichts zu tun. Todt war eine Org. mit vielen tausend Arbeitern und Angestellten, die fast durchweg unter Frontbedingungen arbeiteten. Sie bauten Festungsanlagen, Straßen, Bunker usw. Daher auch eigene Lazarette.
Sie waren das, was man heute eine Hoch- und Tiefbaugesellschaft nennt. Immer im staatlichen Auftrag.

Gruß max

Lazarett der Organisation Todt
Hallo Max,

Ja, aber doch nur als Lazarett für die Org. Todt.

Das hat doch mit dem Bau eines Lazarettes nichts zu tun. Todt
war eine Org. … die fast durchweg unter Frontbedingungen
arbeiteten. Sie bauten Festungsanlagen, Straßen, Bunker usw.
Daher auch eigene Lazarette.

Und somit kommen wir wieder zur Grundfrage: Warum das, was sie beispielsweise für sich in Berlin baut, als Lazarett bezeichnet wird. Oder ist das ein Krankenhaus?
Zumindest sehe ich in deiner Antwort ein weiteres Kriterium für die Definition: „Frontbedingungen“.

Danke, Bernhard

Und somit kommen wir wieder zur Grundfrage: Warum das, was sie
beispielsweise für sich in Berlin baut, als Lazarett
bezeichnet wird. Oder ist das ein Krankenhaus?
Zumindest sehe ich in deiner Antwort ein weiteres Kriterium
für die Definition: „Frontbedingungen“.

Dann mußt Du Dich um 60 Jahre zurückversetzen und den damaligen Sprachgebrauch benutzen.
Es wäre für die damalige Kriegszeit einfach merkwürdig gewesen, so ein haus anders, als ein „Lazarett“ zu bezeichnen.

Nichts war damals, wie es heute ist und als Mensch, der die damalige Zeit nicht miterlebt hat, scheint vieles merkwürdig.

Gruß max

Lazarett war etwas provisorisches. Krankenhaus etwas dauerhaftes.

Servus
ganz kurz zum Thema Ausbildung der Ärzte. Diese werden nicht von der BW, sondern an zivilen Unis ausgebildet.
MfG Christoph