Leben in Baden

wäre ja noch ein ganzes Kapitel für sich, Barbara. Aber wenn wir ihn wirklich mal chartern sollten, um an den Stolle und in den Neckarauer Garten (unverändert regiert vom alten Fichtner) zum Fass Aufmachen hinauszufahren, sag ich rechtzeitig vorher Bescheid. Dafür lassen sich schon ein paar Stunden ICE aushalten, oder?

In diesem Sinne

MM

bin dabei!! :smile:) (owT)
(o:

Namensgeber badischer Städte
Hallo,

wisst Ihr zufällig auch, wer die Namensgeber für die Städte Heidelberg, Mannheim und Freiburg i.Br. gewesen sind ?

Gruß
Jade

Feindbild des Preussen
Hallo,

existiert für die Badenser etwa auch das Feindbild des Preussen (ähnlich wie ja die Bayern dies heute noch tun) ?
Und wer sind eigentlich die Preußen und welche Territorien gehören dazu (alles jenseits von Baden oder wie ?) ?

Gruß
Jade

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Hallo Jade,

existiert für die Badenser etwa auch das Feindbild des
Preussen (ähnlich wie ja die Bayern dies heute noch tun)?

Im süddeutschen Raum ist mir eine insgesamt stärker ausgeprägte historische Orientierung (wenn man will, ein ideologischer Ballast) aufgefallen. Insofern ist die Erinnerung an verschiedene blutige Überfälle preußischer Truppen auf verschiedene süddeutsche Länder hier sicherlich noch etwas wacher: 1849 bewaffnete Niederschlagung der bürgerlichen Revolution in Baden, 1866 kriegerische Vorbereitung der kleindeutschen Reichseinigung durch Annexion von u.a. Hannover und im Folgenden Angriff auf die mit Österreich verbündeten süddeutschen Länder. Die Zinnkanne, in der die wichtigsten Wertgegenstände der Familie eingelötet und vergraben wurden, als die Preußen kamen, steht bei mir zu Hause…

Du darfst aber unbesorgt sein: Falls Du aus preußischen Stammlanden oder relativ früh annektierten Gegenden kommen solltest, wird Dir in der Kurpfalz sicher nicht in dem Maße Abneigung entgegenschlagen, wie dies außerhalb Münchens in Bayern schon hie und da noch passieren kann. Die Verbindung der Kurpfalz mit Bayern über die Wittelsbachische Herrschaft ist hier vergleichsweise wenig im kollektiven Bewusstsein verbreitet.

Und wer sind eigentlich die Preußen und welche Territorien
gehören dazu (alles jenseits von Baden oder wie ?) ?

Yoyi, an den ich mich gewendet habe, bezeichnet sich selbst als einen solchen. Wie er als Preuße dazu kommt, ausgerechnet Potsdam nicht zu Preußen zu rechnen, weiß er sicherlich besser zu erklären, mir bleibt das ein bisschen dunkel. Seine Perspektive, die Baden auf die unmittelbare Umgebung Freiburgs reduziert, und auf die ich mich mit der Frage nach dem Horizont bezogen habe, hat vielleicht damit zu tun, wer weiß?

Dunkel bleibt mir auch, wo es eine badisch/preußische Grenze gegeben haben könnte. Als Abgrenzung für preußisches Territorium kommen meines Erachtens die Grenzen von 1807, 1815 und 1866 in Frage. Wenn man 1807 hernimmt, spielt die Rheinprovinz und Westfalen noch keine Rolle, wenn man die bereits sehr große Ausdehnung 1866 zugrundelegt, hört Preußen - abgesehen von den Hohenzollerischen Stammlanden Hohenzollern und Achberg - am Main auf, zwischen Baden und Preußen in den Grenzen von 1866, also schon einschließlich Hessen-Nassau, liegt Hessen-Darmstadt.

Was generelle Animositäten betrifft, scheinen mir diese ein wenig damit zu tun zu haben, dass preußischerseits eine Neigung zur Gleichsetzung Preußens mit Deutschland (und dementsprechend die Betrachtung der süddeutschen Länder als irgendwelche Provinzen, die es auch noch gibt) nicht mit 1866 oder 1871 aufgehört hat. Insofern ist hier vielleicht eine Spur vom Hineinrufen in den Wald vorhanden.

Interessant bei allem ist, dass das erste anlässlich des 1866er Krieges mit Waffengewalt unterworfene deutsche Land, Hannover, in den klischeehaften Anschauungen sowohl von Prussophilen als auch von Prussophoben häufig genug als ein irgendwie schon immer dagewesener Bestandteil Preußens betrachtet wird. Hier könnte die Frage der näheren Verwandtschaft der örtlichen Dialekte und die Frage der vorherrschenden Konfession eine Rolle spielen.

Um dem ganzen ein Augenzwinkern zurückzugeben: Im Tal der Argen, eines aus dem Allgäu in den Bodensee führenden Flüssleins, gibt es die schon lange hohenzollerische Herrschaft Achberg (ein einzelnes Dorf). Wie genau diese Herrschaft formal in den preußischen Administrations- und Regierungsapparat eingegliedert war, änderte sich von Zeit zu Zeit. Es gab dann diesen Sonntag, wo bei den Abkündigungen der Pfarrer sagte: …„mitzuteilen, dass wir ab NN.NN. preußische Untertanen sind, und dass wir es um unserer Sünden willen auch nicht anders verdient haben!“…

In diesem Sinne

MM

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Hallo,

wenn man als Namensgeber denjenigen betrachten will, von dem die heute erhaltene erste urkundliche Erwähnung stammt (was sicherlich zufällig ist, weil eventuell ältere Erwähnungen, die nicht erhalten oder noch nicht wieder bekannt sind, dadurch ausgeschlossen werden):

Für Mannheim ein Schreiber des Klosters Lorsch, der 766 in einer Urkunde von „Mannenheim“ schreibt.

Für Heidelberg ein Schreiber des Klosters Schönau, der 1196 Heidelberg namentlich erwähnt.

Stein- und Bronzezeitliche Funde in der Rheinebene westlich von Heidelberg, Mitte des ersten Jahrhunderts römisches Kastell bei Neuenheim.

Die in römischer Zeit bedeutendste Siedlung der Gegend liegt zwischen MA und HD, der Name Ladenburg ist derjenige eines römischen Reiterkastells Lopodunum, 75-98 n.Chr. als größtes Reiterkastell im Oberrheingraben ausgebaut.

Alle Angaben zitiert nach Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Band Baden-Württemberg I, München 1993

Schöne Grüße

MM

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Hallo, Jade

das lässt sich oft nicht angeben, aber bei Freiburg und Mannheim lassen sich Peronen als Namensgeber nennen.
Bei Freiburg sind sie sogar belegt, bei Mannhein nur erschlossen.

Im Dudenband „Geographische Namen in Deutschland“ finden sich folgende Angaben zu den drei Städten:

_ Heidelberg :
Der Name bezieht sich wahrscheinlich auf das Vorkommen der Heidelbeere (oberdeutsch: die Heidel) an den bewaldeten Berghängen._

Hier ist also kein Namensgeber bekannt.

_ Mannheim :
Der Name enthält den alten deutschen Personennamen „Manno“ und bedeutet: „Heim, Wohnort des Manno“._

Es muss einen Ortsgründer namens „Manno“ gegeben haben, über den aber nichts bekannt ist.

_ Freiburg :
Wurde 1120 von den Zähringerherzögen Berthold III. und Konrad I. als Kaufmannsstadt gegründet, um den Austritt der Handelsstraße von Schwaben nach Burgund zu sichern. Die Stadt wurde von Anfang an mit großen Freiheiten begabt; u. a. freie Schultheißen- und Pfarrerwahl.
Der Name ist mit dem mhd. Adjektiv „vri“ = „frei, nicht gebunden, unbeschränkt“ gebildet, das sich auf die von den Gründern gewährten Freiheiten bezieht._

Hier sind die Stadtgründer und Namensgeber also bekannt.

Gruß Fritz

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Badischer Akzent
Hallo,

ich kann mich doch als Hochdeutscher auch auf hochdeutsch mit einem Heidelberger oder Badenser unterhalten, ohne irgendwie schief angeguckt zu werden oder ?

Welche Redewendungen respektive Wörter aus dem badischen sollte ich wissen respektive mit Vorsicht geniessen ?

weck = Brötchen, was ist aber, wenn ich Brötchen sage, reagiert man dann zumindest vereinzelt etwas irritiert ?

Gruß
Jade

Hallo nochmal,

einen Link zu einem recht guten „Grund- und Aufbauwortschatz Kurpfälzisch“ findest Du im Brett „Dialekte und Mundarten“ bei der Linksammlung (unter Brettbeschreibung). Wenn Du herausgefunden hast, was Spechbächerisch genau ist (vgl. den Link), bist Du adoptiert.

Am besten ists, wie überall, unvoreingenommen und lernbereit nach HD zu kommen. Abraten würde ich davon, Dich selbst wie in der vorliegenden Fragestellung als „Hochdeutscher“ einzuführen: Wo liegt „Hochdeutschland“? Wie an allen Unistädten bietet das Thema Dialekte Stoff für endlose Diskussionen. Problematisch und ein bisschen giftig werden diese an sich harmlosen Thekengespräche immer, wenn jemand aus dem Niederdeutschen Sprachraum behauptet, er spräche dialekt- bzw. akzentfreies Hochdeutsch. Richtig gekugelt haben wir uns, als eine Kommilitonin aus der Gegend von Jever sprach:

„Also ich find dat s-köin dass man bei uns nich höat wo wia wechkomm.“

Ebenfalls abzuraten ist von allzu pointierten Versuchen, die lokale Sprachmelodie nachzuahmen, bevor Du die Klangfärbung der Vokale beherrschst. Dieses kann als Parodie empfunden werden.

Vorsicht auch mit dem Befolgen der sich hartnäckig haltenden Legende, alle Substantive müssten im oberdeutschen Sprachraum mit ihrer Diminuitivform verwendet werden. Das stimmt schon für das Schwäbische nicht, und für die Nachbardialekte schon gar nicht.

Wenn Du das erste Mal von einem Touri nach dem Weg zum „Scloub“ oder „Sclobb“ gefragt worden bist - das „ß“ ist in sehr wenigen Sprachen der Welt zu finden - darfst Du Dich als Heidelberger betrachten.

Schöne Grüße

MM

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OEG
Hallo Barbara, hallo Martin,

bei uns (Woinem) sagt man auch „ög“, aber das steht immer noch (hab’s grad ausprobiert, von Woinem nach Verne ins Rhein-Neckar-Zentrum) fuer „Oh Ewiges Gewackl“.
Und den Martin wollt ich unverschaemterweise fragen, ob er denn weiss, warum es „Monnem vorne“ heisst?

Und kurz bevor ich wegen Plauderei rausgeschmissen werd, wollt ich bloss noch berichten, dass ich am 30. Januar tatsaechlich im Schlosspark in Woinem mit meune Buwe Schliere fahrn war! Ich hatt’s noch nicht verlernt.

Allah d’onn,
Elke