Hallo,
wie ist das Leben in Baden (Baden-Württemberg) und was charakterisiert die Badener im Besonderen im Vergleich zu bspw. den Bayern ?
Hallo,
wie ist das Leben in Baden (Baden-Württemberg) und was charakterisiert die Badener im Besonderen im Vergleich zu bspw. den Bayern ?
Hallo Jade,
wie ist das Leben in Baden (Baden-Württemberg) und was
charakterisiert die Badener im Besonderen im Vergleich zu
bspw. den Bayern ?
wenn derlei Klischees bezüglich Volksstämmen überhaupt nützlich sind (woran ich gewisse Zweifel habe), muss man sie mehr differenzieren als nur nach modernen Grenzen. Stell Dir zum Vergleich einfach vor, was für Leute alles in Niedersachsen wohnen: Ein oleanderumkränzter Kuhfürst aus dem Wangerland, ein Moorbäuerlein aus der Gegend von Aurich, dessen Großeltern noch in einem überdachten Erdloch gewohnt haben, ein Braunschweiger Büssingmalocher in vierter Generation „Wolters oder Wolters nich?“, ein Hugenotte aus Ohr bei Hameln, ein Kneipier vom Hannöverschen Steintor, ein Heitjer aus Walsrode usw. usw.: Sind alles Niedersachsen. Dieses vorweg.
Das heutige Baden setzt sich grob zusammen aus der Kurpfalz, dem badischen Stammland entlang des Oberrheins, an den sich im Süden das Markgräflerland um Freiburg anschließt, Nord- und Südschwarzwald, dazwischen die Ortenau, dann noch die Grenzgebiete Richtung Kraichgau und Pforzheim.
Im Vergleich zu anderen süddeutschen Gegenden wird Dir im badischen Stammland möglicherweise eine besser entwickelte bürgerliche Kultur auffallen (bürgerlich im Sinn von Citoyen, nicht von Bourgeois): 1849 wäre in Teilen Badens (Stichwort: Rastatt, Lahr) beinahe die bürgerliche Revolution gelungen, bevor sie von den Preuszen und zu Hilfe gerufenen Württembergern in Grund und Boden kartätscht wurde. Heißt: Liberale Grundhaltung, es wird tendenziell alles geduldet, was Du tust und sagst, aber erwartet, dass Du es vertreten kannst.
Direkt daneben, im Nordschwarzwald, gibt es Orte, die sogar im Dreißigjährigen Krieg vergessen worden sind. Wo noch eine Generation vorher die Buben angehalten wurden, Most (= „Apfelwein“) zu trinken, sobald sie es körperlich verkrafteten, weil Sprudel (= Mineralwasser) Geld gekostet hätte, das man nicht hatte.
Südlich davon, in Freiburg und Umgebung, findest Du eine Art Deutsch-Kalifornien. Freiburgs Bevölkerung ist gekennzeichnet durch Pensionäre, Studenten, Anthroposophen und Alt-Spontis (und noch ein paar ganz andere, von denen ich hier nichts sage). Dass gleichzeitig einer der bedeutenden katholischen Verlage dort sitzt, widerspricht dem nicht. Auch nicht, dass in Freiburg die Wiege der Grünen stand, die Partei wurde dort seinerzeit von einigen mehr oder weniger betuchten Unternehmern ins Leben gerufen.
Das Leben, was Essen und Trinken angeht, ist im gesamten heutigen Baden eine höchst erfreuliche Sache: Weniger wuchtig als im benachbarten Schwaben, aber ähnlich barock. In der Ortenau und am Tuniberg (leider fast nicht mehr am totalumgelegten Kaiserstuhl) hast Du jahrelang zu tun, wenn Du alle guten Weinadressen kennen lernen willst. Die Dichte von Gastwirtschaften mit gehobener gutbürgerlicher Küche ist bemerkenswert. Man bemerkt die Nähe der französischen Grenze.
An die Sprache wirst Du Dich gewöhnen müssen: Im Süden spricht man Alemannisch und empfindet gesprochenes Hochdeutsch tendenziell als anmaßend. Im Karlsruher Raum wird Deutsch eher akzeptiert, im Schwarzwald gibt es heute noch Leute, die Mühe haben, Dich zu verstehen, wenn Du Deutsch sprichst. In der Kurpfalz, speziell in Mannheim mit einiger Industrietradition, ist sowieso jeder von irgendwoher, da machts nicht so viel aus. Monnem ist eine irgendwie aus der Zeit geratene Rock’n Roll-Mama, Industrie und Rheinhafen haben ihre Krise erst noch vor sich.
Im Südschwarzwald starb vor gut hundert Jahren der letzte Salpeterer. Die Salpeterer waren eine Gruppe vorwiegend von Bauern, die sich unverändert als österreichische Untertanen betrachteten (was sie lange Zeit auch gewesen waren) und jede andere Herrschaft als unrechtmäßig ablehnten. Mit Herrschaften tun sich die Leute dort eh schwer: Jahre vor der durch Brüssel verordneten Liberalisierung der Stromversorgung wurde dort auf dem Weg durch die Instanzen das Monopol des Badenwerks gebrochen.
Wenn Du genauer schreibst, wo Du hinziehen willst, bekommst Du noch mehr zu hören. Mindestens drei Wahl- bzw. Muss-Badenser (Armin Stummböck & ich aus der Kurpfalz, Fritz Ruppricht aus Karlsruhe) werden im Zweifelsfall sicher auch Gelegenheit finden, mit Dir einmal ein paar Bouteillen Klingelberger (so heißt der Riesling in der Ortenau) zu köpfen, das macht die Landeskunde spaßiger.
Wichtig: Spreche die Bewohner Badens nicht als „Baden-Württemberger“ an. Dieses Bundesland ist eine politische und administrative Konstruktion, es wohnen die verschiedensten Volksstämme hier. Und ein rechter Gelbfüßler hat die württembergische Infanterie (s.o.) bis heute nicht vergessen.
Schöne Grüße
MM
Hi Jade,
also wenn Du von den „Badensern“ sprichst: Ich kann einen Vorteil, den Martin schon angesprochen hat, besonders hervorheben: Es gibt keine Küche in Deutschland, die so vielfältig und von überdurchschnittlich „gehobener“ Qualität ist, wie die in „Baden“. Die Nähe zu Frankreich und der Schweiz hat sich dort glücklich auf den Tellern vereint.
Ansonsten kannst Du Dich äußerst unbeliebt machen, wenn Du die Badener mit den Württembergern vergleichst oder vergleichen willst.
Hier wäre es hilfreich, wenn Du Deine Frage genauer formulierst…
Grüße aus Frankfurt,
Anja
Doderdabber
Hallo, Martin,
das hast du wunderschön beschrieben!
Das Leben, was Essen und Trinken angeht, ist im gesamten
heutigen Baden eine höchst erfreuliche Sache: Weniger wuchtig
als im benachbarten Schwaben, aber ähnlich barock.
Das allerdings würde ich, vor allem wenn man nicht die x***Restaurants zum Vergleich nimmt, relativieren. Die hausfraulichen Hausmannskosten schenken sich nichts. In den „normalen“ Küchen wird der gleiche Pamps gekocht.
Ich war heute eingeladen: Kürbissuppe, Kürbisreis mit Garnelen, Maultaschen mit Gorgonzolasoße auf Spinat, zum Nachtisch: Apfelstrudel mit Rhabarbereis, dazu einen Roten aus Italien und einen allerexquisiten Roten aus Frankreich (Rothschild). Der Koch ist ein Schwabe!
Hallo Jade, gerade den!
Fritz Ruppricht
Den würde ich nicht fragen! Er lebt zwar in Karlsruhe, wurde aber mit Neckarwasser getauft und ist für jede Boshaftigkeit gegen seine derzeitigen Mitbürger zu haben.
Was soll man denn von einer Stadt halten, in der das Wort: Dodderdabber umgeht?
Gruß Fritz )
Guten Morgen, Fritz,
Hallo Jade, gerade den!
Fritz Ruppricht
Den würde ich nicht fragen! Er lebt zwar in Karlsruhe, wurde
aber mit Neckarwasser getauft und ist für jede Boshaftigkeit
gegen seine derzeitigen Mitbürger zu haben.
ich meine schon, dass man ihn fragen sollte. In jahrelanger Praxis hat er sich, „Redend mit viel schönen Preußen“, einen Überblick über die Lajt verschaffen können, der unabdingbar ist, wenn man überhaupt eine Aussage über Volksstämme und ihre „Mentalitäten“ treffen will. Anderenfalls kommen ausschließlich solche Standards wie „Gut ist es nur innerhalb meines Gartenzaunes“ oder „Gut ist es überall außer in Sichtweite meines Elternhauses“ (je nachdem) heraus.
Mit der Ausnahme natürlich, dass der geschulte Philolog das, was in Karlsruhe gesprochen wird, wohl dauerhaft als Folter des Gehörs und anderer Sinne erleben wird. Also die Neigung haben wird, wegen dieses andauernden Begleitschmerzes bestimmte Qualitäten, die die Karlsruher auszeichnen, nicht so wahrnehmen wird: Der Archetyp des Karlsruhers ist ein Beamter des mittleren oder gehobenen Dienstes, der aber - und das ist das Besondere - sich oft genug bewusst ist, dass er von demjenigen bezahlt wird, der da vor ihm steht oder sitzt. Männerstolz vor Königsthronen, aber mit Häkeldeckchen auf dem Fernseh, könnte man vielleicht sagen.
Die Taufe mit Neckarwasser schließt eigentlich auch einen Schluck vom Geischt von Bebenhausen mit ein. „Dieses Glas dem reinen Geischt!“ - erschließt sich Zeitgenossen, die Liberales mehr von den drei Punkten und Zwanzigprozent-G.u.i.d.o kennen, nicht so ohne weiteres.
Und dieser Geischt ist, meine ich, grosso modo schon auch in Baden zu Hause. Das mag mit dem Rhein zu tun haben: Eine der großen Verkehrsachsen der alten Welt, der Gotthard, die Lombardei und die beiden Sizilien auf der einen Seite, Lugdunum und Massilia auf der anderen, und an noch einem anderen Ende Rotterdam, Lebenstraum und Erfüllung des Schwarzwälder Flößers Holländer Michel. Aus nördlichen Gegenden an den Oberrhein Zugezogene führen ihr Heimweh spazieren, indem sie mit dem Sechser von Mannheim nach Ludwigshafen fahren: Der Blick über die Hafenbecken mit ihrem grauen Wasser, mit den Speichern und den Möwen - da, immer weiter dem Rhein nach, gehts an die See!
Für Jade, der einiges von diesen Ergüssen kryptisch scheinen mag, als Einführung empfohlen: Der literarisch nicht grade in Extraklasse einzuordnende, aber inhaltlich streckenweise einfach schöne und lehrreiche „Teufels General“ von Zuckmayer, darin besonders der Monolog des betrunkenen Fliegergenerals über verlogene und authentische Rasse, das Land entlang des Rheines als eines, in dem Menschen in Bewegung waren, seit es sie gibt, voneinander hörten, miteinander kommunizierten (und mehr): Herausbildung von wirklichem Wert durch Vermischung, Kontakt, voneinander Lernen.
A propos Lernen: Was sind jetzt Dodderdabber? Metaphorisch scheint es mir mit Gelbfüßlern zu tun zu haben, aber das kann täuschen. Zum Tausch biete ich die Käfzgeschneller an: Dieser Name ward im Nordschwarzwald mit der teilweise bizarren Grenzziehung zwischen Badischen und Württembergischen Landen den württembergischen Nachbarn gegeben, die dort stellenweise grad mal ein einziges Dorf oben am Anfang des Tales besiedeln.
Und noch einen für Jade - hoffentlich nicht zur Bildung von Vorbehalten: Die Feriengäste, mit denen man sich in der Gegend von Oberwolfach die arg mageren Erträge der Waldbauernhufen aufbessert, heißen dort, weil sie halt die Höhe und die teilweise beschwerlichen Fußwege nicht so gewöhnt sind, schlicht „Schnapper“.
Jetzt ist aber Heu herunten, schöne Grüße
MM
44 Gründe für Baden-Württemberg!
Hallo Jade,
vom Referat Öffentlichkeitsarbeit des Staatsministeriums Baden-Württemberg gibt es die berühmte Sammlung von 44 Gründen für Baden-Württemberg, die hauptsächlich auf Statistik beruht (s. u.). Dies und noch viel mehr (humorvolle) Gründe für Baden-Württemberg findet man auf der offiziellen Seite http://www.wir-koennen-alles.de/.
Herzliche Grüße
Alex
gebürtiger Schwabe (Württemberger)
11 Gründe, um Ihren Mann zu überzeugen, nach Baden-Württemberg zu kommen.
1.
Wenn uns die EU zu Europas Nummer eins krönt, meint sie weniger die Zubereitung von Flädlesuppe als die Entwicklung von Hightech: 17 % aller Beschäftigten arbeiten hier in der Hochtechnologie.
2.
Baden-Württemberg hat die niedrigste Arbeitslosenquote und die höchste Anzahl an Sonnenstunden.
3.
Wir bemühen uns zudem, das Schönwetter gerecht auf Samstage
sowie Sonn- und Feiertage zu verteilen.
4.
In Baden-Württemberg arbeiten die neugierigsten Unternehmen der Welt. 3,8 % des Bruttoinlandsprodukts wandern direkt in
Forschung und Entwicklung (internationale Spitze).
5.
Baden-Württemberg ist das Geburtsland des Automobils. Deswegen ist Blech hier heilig. (Und deswegen sind die Überführungskosten so gering, wenn Sie einen Mercedes oder Porsche kaufen.)
6.
Die Dauerwelle und der Perlonstrumpf wurden hier erfunden.
7.
Hier gibt es die meisten Sterne-Restaurants Deutschlands: Von 196 vom Guide Michelin mit Sternen gekrönten liegen 52 in Baden-Württemberg. Auch eine Art Wirtschaftswunder.
8.
Wir haben eine der niedrigsten Scheidungsraten bundesweit. (In Baden-Württemberg könnten Sie also Ihre Ehe retten!)
9.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Gatte einen genialen Einfall hat, ist nirgendwo höher als in Baden-Württemberg. Denn hier werden die meisten Patente angemeldet.
10.
So gesehen nimmt es nicht wunder, dass Baden-Württemberg auch Exportweltmeister ist (vor Japan und USA).
11.
Baden-Württemberg ist auch ein Doppelname.
11 Gründe, um Ihre Frau zu überzeugen, nach Baden-Württemberg zu kommen.
1.
120.000 Pendler täglich (davon 28.000 aus Bayern) können nicht irren.
2.
Das Einkommensniveau ist mit das höchste in Deutschland. Die Kaufkraft liegt hier 6,5 % über dem Bundesdurchschnitt.
3.
Baden-Württemberg gehört mit 5.000 Multimedia- und Softwareunternehmen zu den führenden Medien- und IT-Standorten Europas.
4.
Die Wirtschaft ist immer so gesund wie ihre Angestellten. Baden-württembergische Arbeitnehmer fehlen seltener als der Bundesdurchschnitt wegen Krankheit am Arbeitsplatz.
5.
Baden-Württemberg hat mit über 1.500 Museen, Bühnen, Konzertsälen und Opernhäusern die höchste Kulturdichte der Bundesrepublik.
6.
48 % aller Baden-Württemberger leben im eigenen Heim. Warum sollte das bei Ihnen anders sein?
7.
Hier gibt es rund 45.000 Vereine, darunter 11.000 Sportvereine
sowie Europas größten Wanderverein (Schwäbischer Albverein e.V., 120.000 Mitglieder). Für alle, die auch gerne mal einen Abend ohne Partner verbringen.
8.
Bei der Förderung von Existenzgründern gilt die Region Stuttgart als die beste in Europa. Einen Vergleich mit dem Silicon Valley halten wir allerdings für silly, schließlich kann man bei uns viel besser essen.
9.
Falls Ihre Frau eine Wasserratte ist: In Baden-Württemberg gibt es die meisten Thermalquellen Deutschlands. Baden-Baden hat die wärmste mit 68,8 Grad. Und in fast allen Seen des Landes kann man baden.
10.
In Bruchsal im Landkreis Karlsruhe gibt es den bedeutendsten Spargelmarkt Europas.
11.
In Baden-Württemberg gibt es die wenigsten Insolvenzen.
11 Gründe, um Ihre Kinder zu überzeugen, nach Baden-Württemberg zu kommen.
1.
Ritter-Sport, Steiff-Tiere, Hohner, Märklin und Südzucker sind hier. Und Porsche natürlich, für die großen Kinder.
2.
Unsere Studenten bekommen neben Noten auch Oscars - an der Filmakademie in Ludwigsburg (spätestens bekannt seit Roland Emmerichs „Independence Day“).
3.
Baden-Württemberg ist Deutschlands Apfelsaftquelle Nummer eins.
4.
Stuttgart ist Deutschlands Hip-Hop-Hauptstadt.
5.
Kein Land ist jünger. Fast ein Viertel der Bewohner ist unter 21.
6.
Rund ein Fünftel aller deutschen Hochschulen befindet sich in Baden-Württemberg - bei 12 % Bevölkerungsanteil.
7.
Bei der Schaffung neuer Lehrstellen schneidet Baden-Württemberg im Bundesvergleich mit Abstand am besten ab. Von Oktober 1999 bis Ende September 2000 wurden 82.820 Ausbildungsstellen
gemeldet - eine Zunahme von mehr als 6 % gegenüber dem Vorjahr.
8.
Die Universität Karlsruhe gilt als die beste Informatik-Universität Deutschlands, dicht gefolgt von Stuttgart auf Platz zwei. Unter den Top Ten finden sich übrigens insgesamt fünf Hochschulen aus Baden-Württemberg (Quelle: „Computerwoche“).
9.
Hier gibt es Ortsnamen, die so klingen, als hätte man sie sich extra für Kinder ausgedacht: Himmelreich, Billigheim, Upflamör, Hexenmühle, Dotternhausen, Grünkraut…
10.
Hier entstanden schon immer die schönsten Traumberufe. Zeppelin-Pilot zum Beispiel. (Das Luftschiff wurde hier erfunden. Genau wie der Rennwagen und das Raketenflugzeug.)
11.
Sollten Ihre Kinder eine Karriere als Bankräuber, Taschendieb oder Trickbetrüger anstreben, werden sie es allerdings schwer haben. Baden-Württemberg erfreut sich der geringsten Kriminalitätsrate aller Bundesländer.
11 Gründe, um Ihre Schwiegereltern zu überzeugen, erst mal nicht mitzukommen.
1.
Die Umweltbelastung in Österreich und der Schweiz ist genauso niedrig wie in Baden-Württemberg. Und dort ist es für Schwiegereltern doch auch sehr schön.
2.
Ersparen Sie Ihren Schwiegereltern um Gottes willen die Erkenntnis, dass sie den wahrscheinlich größten Teil ihres Lebens am falschen Ort verbracht haben.
3.
In Baden-Württemberg liegt der Kohlendioxidausstoß pro Kopf um 36 % unter dem Bundesdurchschnitt. Weisen Sie auf Entzugserscheinungen hin!
4.
Zu den wichtigsten Baden-Württembergern gehören Schiller, Hölderlin, Uhland, Hesse und Mörike. Um die kennen zu lernen, muss man wirklich nicht extra anreisen.
5.
Der Dialekt.
6.
Dessous von der Schwäbischen Alb sind überall in Deutschland
erhältlich. (Dass man sie hier günstiger ab Werk bekommt, müssen Sie Ihren Schwiegereltern ja nicht erzählen.)
7.
Auch kulinarische Köstlichkeiten aus Baden-Württemberg gibt es überall. Im KaDeWe in Berlin, Tauentzienstraße 21-24, bekommt man zum Beispiel erstklassige Maultaschen, Spätzle und Laugenbrezeln.
8.
Das Automobil gibt es mittlerweile sogar auf der ganzen Welt.
9.
Empfehlen Sie Ihren Schwiegereltern Baden-Württemberg als
Urlaubsziel. Schicken Sie sie auf den Feldberg (1.493 m hoch), an den Bodensee (252 m tief), in die Sonne (Freiburg, 1.828 Sonnenstunden) oder in den Schnee (Südschwarzwald, bis 280 cm) oder dahin, wo sie vor jedem Wetter geschützt sind (und Sie vor ihnen): Falkensteiner Höhle bei Grabenstetten, rund 5.000 m lang.
10.
Unsere Rettungshundestaffel (die größte in Deutschland) rettet auch außerhalb von Baden-Württemberg.
11.
Unter den zehn besten Hotels Deutschlands (laut „Feinschmecker“) finden sich fünf aus Baden-Württemberg. Dort würde man doch nie übernachten, wenn man in Baden-Württemberg wohnt.
Baden-Württemberg. Wir können alles. Außer Hochdeutsch.
Hallo Alexander,
besonders das mit dem niedrigen CO2-Ausstoß hat mir gefallen - so mittenmang zwischen Philippsburg und Biblis, Obrigheim und Neckarwestheim gleich ums Eck, klingt das richtig tröstlich
Sollte man jetzt zitieren: „Wänn die chumme wänn, simmir aifach wieder do“? Auch das gabs mal im Badischen.
Schöne Grüße
MM
WARNUNG!!!
Hi,
das ist ja vielleicht soweit ganz hübsch da unten.
Das Idiom ist schwer zu ertragen, aber der Mensch gewöhnt sich an vieles.
Die Küche, na ok, vielleicht dem Rest der Republik etwas überlegen, aber nicht wirklich Weltmaßstab.
Aber, überlege dir:
Willst du unter so einer Horde mülltrennender Gutmenschen leben, die Joschka Fischer für ihren Gott halten???
Unter lauter Freiburg-Fans???
Unter Menschen, die noch heute ihr tägliches Benefizwettheulen gegen den Irakkrieg veranstalten???
Ich würde das nicht aushalten.
Gruß
Yoyi (preußisch und böse)
Hallo,
wie ist das Leben in Baden (Baden-Württemberg) und was
charakterisiert die Badener im Besonderen im Vergleich zu
bspw. den Bayern ?
Hallo Yoyi,
wo hört Preußen für Dich auf? In Dreilinden, in Kleinmachnow oder gar erst in Potsdam?
Wenn Du weiter Freiburg = Baden setzt, sag ich dem Rezzo Schlauch Bescheid, dass er Dir mal zeigt, wo der Joschka (Badener???) den Most holt. Hast Du dem seine Schaufeln mal gesehen?
Schöne Grüße ins Schilderhaus
MM
im Zweifel gilt der Weißwurstäquator
Hi,
wo hört Preußen für Dich auf? In Dreilinden, in Kleinmachnow
oder gar erst in Potsdam?
grundsätzlich gilt: da wo man Leute nicht versteht sind es entweder Fischköppe oder Süddeutsche oder eventuell auch Japaner.
Im übrigen: Kleinmachnow, Potsdam… das sind keine Preußen, sonder „Ossis“.
Gruß
Yoyi (voller Vorurteile, ich weiß, aber was kümmert mich eure Verachtung?)
Wenn Du weiter Freiburg = Baden setzt, sag ich dem Rezzo
Schlauch Bescheid, dass er Dir mal zeigt, wo der Joschka
(Badener???) den Most holt. Hast Du dem seine Schaufeln mal
gesehen?Schöne Grüße ins Schilderhaus
MM
Hallo Martin,
ich nehme Dein Tauschangebot an, auch wenn es nicht mir galt!
Aber nicht, weil ich glaube, daß Du das eine nicht verstehst, sondern weil ich wegen des anderen schon Stielaugen und lange Ohren habe.
A propos Lernen: Was sind jetzt Dodderdabber? Metaphorisch
scheint es mir mit Gelbfüßlern zu tun zu haben, aber das kann
täuschen.
Täuscht nicht.
Dodder = Eidotter
Dabber = Treter, Fußabdruck, Schuhabdruck
„I ben nebanadabbd“ = Ich bin danebengetreten.
Zum Tausch biete ich die Käfzgeschneller an: Dieser
Name ward im Nordschwarzwald mit der teilweise bizarren
Grenzziehung zwischen Badischen und Württembergischen Landen
den württembergischen Nachbarn gegeben, die dort stellenweise
grad mal ein einziges Dorf oben am Anfang des Tales besiedeln.
Ist der Begriff mit Kaff/Käffer wortverwandt?
erwartungsvolle Grüße
Gudrun
Servus Gudrun,
bevor man uns jetzt ins Dialektbrett schasst (wo es ja eigentlich auch ganz wohnlich ist), ganz kurz:
Käfzge sind Apfelbutzen (leider kenne ich keinen deutschen Begriff dafür, Griebsch kommt mir auch nicht gesamtdeutsch vor); könnte mit „Kiefen“ = Abnagen zu tun haben. Der Sinn dieses Spottnamens muss auf irgendeine lokale Geschichte zurückgehen. Der letzte, der sie gekannt hat, ist unauffindbar verschollen. Möglicherweise wird damit, grenznah, auf mangelnde Wehrhaftigkeit angespielt - wenn einer sein Pulver verschossen hat, schnellt er Käfzge??
Vgl. „Weckafreasser“ für die Bewohner von Äpfingen, noch kurioser „Schättara“ für diejenigen von Langenschemmern usw.: Keiner weiß, was die Metapher bedeutet, trotzdem ist sie aufs heftigste ehrenrührig…
Schöne Grüße
MM
Zunächst einmal möchte ich anmerken, dass ich als Berliner zwar weit weg bin von Baden, quasi am anderen Ende der Republik, dass mich aber a)M.M. sehr beeindruckt hat mit seiner geistreichen und amüsanten Beschreibung von Baden und b) das Baden für mich - AUCH UND GERADE WEIL ES SO TOTAL ANDERS IST ALS „PREUSSEN“ - schon zu den interessantesten Ecken von Deutschland gehört.
Nun gut, die Sprache. Was soll ich sagen. Ist ja alles Geschmackssache. Obwohl ich nun knapp 54 Jahre in Berlin lebe (allerdings auch viel im Tessin, und bei der Durchreise dahin komme ich manchmal durch Baden), würde ich sowohl das Schwäbische, das Badischewie auch das Sächsische nun nicht gerade zu den Dialekten zählen, die das Ohr dauerhaft erquicken. Obwohl mich einiges am Alemannischen erfreut, und da tue ich jetzt Baden-Würtemberg und Teile der Schweiz mit in einen Topf, denke auch an Leute wie Hermann Hesse und Theodor Heuss dabei, kann einem dieses „Altfränkische“, manchmal Kleinkarierte bis Kleinbürgerliche schon streckenweise den Atem rauben.
Trotzdem, im Gegensatz zu meinem Landsmann Y., würde ich im nächsten Leben -wenn es denn überhaupt Deutschland sein müßte- lieber den (klimatisch auch schönen) Südwesten zum Leben bevorzugen.
Es grüßt Euch der Südwester Branden
Hallo, Martin,
ich sehe gerade, dass ein Antwortartikel von mir verschütt gegangen sein muss.
Ich versuche, ihn zu rekonstruieren.
Kerngehäuse ist der schriftdeutsche Ausdruck für
Griebsch, Butzen, Käfzge, etc.
Käfzge sind Apfelbutzen (leider kenne ich keinen deutschen
Begriff dafür, Griebsch kommt mir auch nicht gesamtdeutsch
vor); könnte mit „Kiefen“ = Abnagen zu tun haben. Der Sinn
dieses Spottnamens muss auf irgendeine lokale Geschichte
zurückgehen.
Denk an die Redewendung: mit ihm ist nicht gut Kirschen essen.
Schöne Grüße
Fritz
Käfzgeschneller vs Dodderdabber
A propos Lernen: Was sind jetzt Dodderdabber? Metaphorisch
scheint es mir mit Gelbfüßlern zu tun zu haben, aber das kann
täuschen. Zum Tausch biete ich die Käfzgeschneller an: Dieser
Name ward im Nordschwarzwald mit der teilweise bizarren
Grenzziehung zwischen Badischen und Württembergischen Landen
den württembergischen Nachbarn gegeben, die dort stellenweise
grad mal ein einziges Dorf oben am Anfang des Tales besiedeln.
Nochmals ich.
Es ist wirklich schade, dass der Artikel, den ich gestern verfasste im Orkus verschwunden ist. Ich hatte wieder einige Nettigkeiten eingebaut.
Zum
_ Dodderdabber
Was ist der Karlsruher? Das, was er isst! Alles und (immer öfter auch) nichts. Weshalb die Definition über die Mampfe dann doch nich ganz ausreicht. Der Karlsruher verspeist zwar gerne mal ein Ei. Aber ebenso leidenschaftlich dabbt er auch in den Dodder desselben. Richtig, der Karlsruher ist ein „Dodderdabber“.
Wie das klingt - Dodderdabber. Da befindet sich das badische Mundwerkzeug so richtig in seinem Element. Von wegen: Zwei weiche Eier in einer Reihe! Vier weiche D und zwei noch weichere B, die vor und nach den Vokalen 0, A und E wie aus einem heißen Schlamm- und Moorbad blubbern. Nur ein einziges Wort - und schon findet der Karlsruher lautmalerisch – zu sich selbst. Jawohl, es ist das Verdienst der Guggemusiker „Die Dodderdabber“, dass sich dieses Identitätsgefühl in der Stadt wenigstens vom 11.11. 11.11 Uhr bis Aschermittwoch einstellt.
Die Eigelb-Treter! Gell, die Übersetzung klingt doof. Irgendwie nach Fettnäpfchen oder so. Und leiten sich am Ende nicht auch die Gelbfüßler, das vermeintliche Schimpfwort der Schwaben für die Badener, von den Dotter-Stampfern ab? Schwamm drüber -und jetzt alle: Dodderdabber!
Michael Nückel_
Hier kannst du auch schauen: http://www.karneval-vereine.de/kuenstler/kuenstler_X…
Gruß Fritz
Hallo,
ich danke euch für die vielen, zum Teil kuriosen Beiträge, die mein Thread bisher ausgelöst hat.
Ich hatte neulich einen Kurzbesuch in Heidelberg und Mannheim. In Heidelberg hat mir das angenehme Flair (easy going) sehr gefallen. Überhaupt scheint mir sind die Menschen in diesem Landstrich sehr angenehm und wissen wie es sich angenehm leben lässt.
In Mannheim ist mir der Bahnhof sehr positiv aufgefallen. Einen solch schönen Bahnhof mit seinen interessanten Läden habe ich in den Grenzen Deutschlands bisher nicht erblicken können. Von Mannheim habe ich bisher immer negatives gehört, besonders von der schlechten Luft und den vielen kahlen Betongebäuden und Fabriken.
Freiburg kenne ich nicht.
Gruss
Jade
Ode an die Heimat:wink:…
Hallo Jade,
ich bin in Baden, genauer gesagt in der Kurpfalz geboren, dort aufgewachsen (in Mannheim auf die Schule gegangen, in Heidelberg studiert), dann in Karlsruhe gearbeitet - und wegen der Liebe nach Berlin gezogen.
Schön, was einige hier Informatives geschrieben haben, Danke Martin!
Was fällt mir im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland auf?
Ich habe die Kurpfalz als toleranter im Vergleich zu anderen Regionen, z.B. in Bayern, erlebt. Baden ist traditionell liberaler - und ich finde, das spürt man bis heute. z.B. gibt es in Heidelberg das zweitältste Krematorium Deutschlands und sehr früh eine entsprechende Bürger- und Stadtinitiative für die Feuerbestattung - was sich natürlich gegen alte Kirchentraditionen richtete. Unsere Liselotte von der Pfalz ist uns heilig - und ihre humorvollen, offenen Berichte voll Esprit vom französischen Hof sind bis heute unser Kulturerbe (sie war durch Heirat die Herzogin von Orléans und Tochter des pfälzischen Kurfürsten Karl Ludwig). Dann natürlich die 1848er Revolution (da gäbe es viel zu erzählen!)…
Auch der Protestantismus ist traditionell liberaler als z.B. der in Württemberg (wo der Piet-Kong lebt:wink:), die Mannheimer sind bis heute stolz drauf, dass sich Hitler nie in die „rote Stadt“ getraut hat (zumindest wird das so dargestellt:smile:).
Es gibt gerade um Mannheim einige größere Hugenottensiedlungen und nach dem 30-jährigen Krieg, als die Stadt von grundauf neu gebaut werden musste, haben die Kurfürsten sehr strategisch andere Religionen und Völker in die Stadt gebracht. Mannheim war von Anfang an auf Toleranz, Offenheit und Multikulturalität ausgerichtet. Ich verkläre sicher nicht, wenn ich schon meine, dass das in anderen Städten (gerade in Berlin) heute nicht so gut funktioniert. (womit ich nicht sage, dass alles gut funktioniert -und Mannheim hat keinen kleinen Ausländeranteil! Aber dieses offene Schimpfen von ansonsten keineswegs rechts eingestellten Menschen über Ausländer erlebe ich hier in berlin z.B. als extrem befremdlich, weil ich das nicht kenne - und ich hatte auch Türken, Italiener und Spanier in der Schulklasse.)
Das ist natürlich nur ein Aspekt, aber einer, der noch nicht so genannt wurde, andere hast du ja schon reichlich genannt bekommen:smile:,
viele Grüße - und wenn du mal in Mannheim bist, setz dich im Sommer auf den Marktplatz ins Journal oder geh in eine Wagneroper ins Nationaltheater (eines der ersten Theater, das deutschesprachige Stücke aufführte mit großer Wagner(und Schiller) -Tradition) - dann sagst du nicht mehr, dass Mannheim hässlich ist.
Barbara
Hallo nochmal,
jetzt hammers ja konkreter: Es geht um die Kurpfalz, das „Delta“ Rhein-Neckar.
Die Luft in Mannheim ist immer noch problematisch, aber recht gut atembar auch bei Inversionswetterlagen, seit ca. 1977-80 fast alle Heizungen und einige Industriebetriebe am Abdampf des Kraftwerkes hängen.
Als Tradition aus der Zeit vorher hat sich erhalten, dass wie sonst in kaum einer Großstadt jeden Sonntag (ganzjährig!) Scharen von Monnemern aller Altersklassen zum Bahnhof strömen, um in den benachbarten Pälzerwald wandern zu gehen. Der Pälzerwald ist nicht nur der größte, sondern auch der am besten möblierte Wald Deutschlands. An den seltsamsten Stellen sagt immer einer: Ei, do vorne rechts weiß ich eine Hütte… Wobei die Hütte meistens bewirtschaftet ist, und die Sportsleute abends mehr oder weniger angedüdelt heimfahren.
Wahrscheinlich auch aus der Industrietradition stammt die Monnemer Geschwindigkeit („tu so, als würdest du arbeiten, der Refa-Mann geht um!“). In Hannover hält die Üstra, die Menschen steigen aus, andere ein, weiter gehts. In Monnem hält der Dreier. Der Monnemer erhebt sich und begiebt sich zur Tür. Er schaut hinaus und schnuppert, ob das jetzt auch die richtige Haltestelle ist. Dann trifft er einen Bekannten, der grad im Begriff ist einzusteigen, und erkundigt sich nach dem Befinden. (…). Einige Zeit später verabschiedet man sich, trägt Grüße an die Gemahlin auf und steigt aus bzw. ein. Trotzdem: Auch Frau Benz hats bis Pforzheim geschafft!
Monnem hat in der Innenstadt Adressen, die nach Koordinaten von A1 bis U6 gehen, aber nicht der Reihe nach, sondern in einem subtilen System am Schloß orientiert. Die Royal Air Force hatte irrtümlich den Auftrag bekommen, das V-Quadrat zu zerstören. Weil das System aber nur bis U geht, fand das keiner. Also hat man sich geholfen: A1-versenkt; A2-versenkt; A3-versenkt etc., bis U6…
Schade eigentlich, weil Monnem vorher eine Perle des Jugendstils war. Heute ist aus der Belle Epoque fast nur noch der Wasserturm übrig, der aussieht wie ein riesiger wilhelminischer Bierhumpen.
Monnem baut derzeit die Busse, die die Londoner Doppeldecker ablösen werden. Außerdem Schwarzdeckenfertiger („Teermaschinen“), Traktoren (die Legende Lanz Bulldog ist ein Monnemer), Flachglas, Kraftwerksausrüstungen, Flussschiffschrauben und sonst noch einiges. Einer der größten türkischen Lebensmittelimporteure sitzt in Monnem. Ferner eine bedeutende Musikhochschule, ein (noch…) bedeutendes Theater, der Kunstverein, eine ziemliche Zahl Hip- und Houseclubs, einige Einzelhandelsgeschäfte, deren Kundschaft bis von Frankfurt her kommt, zwei sehr aufwendig angelegte Stadtparks (der Luisenpark beherbergt unter anderem die größte Storchenkolonie der ExBRD).
Der Sommer in Monnem kann unangenehm heiß und dämpfig sein, aber in gut einer Stunde Eisenbahn ist man am Eiswoog im Pfälzerwald, einem Badeteich, der selbst im August selten mehr als 20 Grad hat.
Südlich von Monnem ist das Schloß Schwetzingen mit einem Park, der Versailles nachempfunden und nach Ansicht von Gästen aus Paris den Anlagen von Versailles ebenbürtig ist.
Monnem hat fast keine Biergärten, leider. Aber der Fünfer (eine der letzten Überland-Straßenbahnen) fährt auf dem Weg nach Heidelberg an Seckenheim vorbei. Der Biergarten zum dortigen Schloß, mit Blick über die Neckarniederung an die Bergstraße hinüber, ist geeignet, an jedem beliebigen Feierabend eine kleine Glückseligkeit zu erzeugen.
In Edingen, wo die Fahrer abgelöst werden, packt der Fahrer seine Brocken zusammen, steht auf, wendet sich zum Fahrgastraum und sagt „Wiedersehn!“. Der Ablöser kommt herein, sagt „Guten Morgen!“, und besteigt seinen Thron. Wo gibts das sonst?
Monnem ist viel weniger hübsch als seine Cousine Heidelberg. Aber probiers mal aus, ich glaube, hier ist für jeden etwas da. Jeder ist von irgendwoher, Monnemer in dritter Generation sind selten - das macht es auch leicht, hier anzukommen.
In diesem Sinne
MM
Hallo Jade,
ich bin in Baden, genauer gesagt in der Kurpfalz geboren, dort
aufgewachsen (in Mannheim auf die Schule gegangen, in
Heidelberg studiert), dann in Karlsruhe gearbeitet - und wegen
der Liebe nach Berlin gezogen.Schön, was einige hier Informatives geschrieben haben, Danke
Martin!Was fällt mir im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland
auf?Ich habe die Kurpfalz als toleranter im Vergleich zu anderen
Regionen, z.B. in Bayern, erlebt. Baden ist traditionell
liberaler - und ich finde, das spürt man bis heute. z.B. gibt
es in Heidelberg das zweitältste Krematorium Deutschlands und
sehr früh eine entsprechende Bürger- und Stadtinitiative für
die Feuerbestattung - was sich natürlich gegen alte
Kirchentraditionen richtete. Unsere Liselotte von der Pfalz
ist uns heilig - und ihre humorvollen, offenen Berichte voll
Esprit vom französischen Hof sind bis heute unser Kulturerbe
(sie war durch Heirat die Herzogin von Orléans und Tochter des
pfälzischen Kurfürsten Karl Ludwig). Dann natürlich die
1848er Revolution (da gäbe es viel zu erzählen!)…
Ich denke, Du hast den Nagel auf Kopf getragen. Es ist die liberale Geisteshaltung, der sich in Baden im Vergleich zu anderen Regionen besonders bemerkbar macht und ungeheuer attraktiv auf mich wirkt.
In Bayern oder Berlin habe ich bei meinen teils auch längeren Aufenthalten nie wirklich wohlgefühlt (Intoleranz, Engstirnigkeit und Dogmatismus in Bayern, in Berlin besonders die unfreundliche und ignorante Art der Menschen etc.)
Auch der Protestantismus ist traditionell liberaler als z.B.
der in Württemberg (wo der Piet-Kong lebt:wink:), die Mannheimer
sind bis heute stolz drauf, dass sich Hitler nie in die „rote
Stadt“ getraut hat (zumindest wird das so dargestellt:smile:).Es gibt gerade um Mannheim einige größere Hugenottensiedlungen
und nach dem 30-jährigen Krieg, als die Stadt von grundauf neu
gebaut werden musste, haben die Kurfürsten sehr strategisch
andere Religionen und Völker in die Stadt gebracht. Mannheim
war von Anfang an auf Toleranz, Offenheit und
Multikulturalität ausgerichtet. Ich verkläre sicher nicht,
wenn ich schon meine, dass das in anderen Städten (gerade in
Berlin) heute nicht so gut funktioniert. (womit ich nicht
sage, dass alles gut funktioniert -und Mannheim hat keinen
kleinen Ausländeranteil! Aber dieses offene Schimpfen von
ansonsten keineswegs rechts eingestellten Menschen über
Ausländer erlebe ich hier in berlin z.B. als extrem
befremdlich, weil ich das nicht kenne - und ich hatte auch
Türken, Italiener und Spanier in der Schulklasse.)Das ist natürlich nur ein Aspekt, aber einer, der noch nicht
so genannt wurde, andere hast du ja schon reichlich genannt
bekommen:smile:,viele Grüße - und wenn du mal in Mannheim bist, setz dich im
Sommer auf den Marktplatz ins Journal oder geh in eine
Wagneroper ins Nationaltheater (eines der ersten Theater, das
deutschesprachige Stücke aufführte mit großer Wagner(und
Schiller) -Tradition) - dann sagst du nicht mehr, dass
Mannheim hässlich ist.Barbara
Danke für deine Insidertipps, die ich versuchen werde zu beherzigen.
Gruß
Jade
*schneuz*
Martin,
mir stehen wirklich die Tränen der Rührung in den Augen (*seufz*) und ich weiß mal wieder, was Heimweh ist *insTatüschneuz* - spätestens bei der Episode in Edingen weiß ich auch wieder, warum ich in Berlin nie heimisch werden kann. (wobei wir in Edingen „ÖG“ sagen, nicht 5er!(ÖG=OEG=Oberheinische Eisenbahngesellschaft (für die Nicht-Kurpfälzer), für die hat mein Urgroßvater schon als Lokomotivführer gearbeitet, noch so richtig mit Kohle vorne reinschippen und so:smile:) BVG tut dagegen weh!
*michjetztsammelnmuss*
alla dann,
barbara
fühl die tausendfach besternt!!**********************