Was den Wert angeht, so gibt es einerseits die pragmatische Lösung, die darin besteht, dass man miteinander redet, sich informiert, was in der Nachbarschaft so an Immobilien zu welchen Preisen zum Verkauf steht, eine pauschalierte Wertauskunft bei den Gutachterausschüssen einholt (je nach Bundesland für kleines Geld online zu bekommen), und sich dann in die Augen schaut, und eine allen angemessene Zahl findet.
Die offizielle Lösung wäre die Begutachtung durch einen vereidigten Sachverständigen, die in einem dicken Heft und einer erheblichen Rechnung in vermutlich vierstelligen Bereich endet. Die ist anzuraten, wenn man sich sonst nicht einig wird, das Objekt Besonderheiten hat, die man anders nicht bewertet bekommt.
Was den Vertrag angeht, bitte davon lösen, dass das dann eine dauerhaft „offene Lösung“ ist, bei der man dann zu beliebigen Zeitpunkten noch mal ran geht. Stell Dir vor, die Eltern würden heute an einen Dritten verkaufen. Dann wäre es auch egal, was zu ihren Lebzeiten sonst noch mit dem Haus passiert. Der Kaufpreis ist gezahlt, und das Thema erledigt. Vollkommen egal, ob das Ding in zehn Jahren eine erhebliche Wertsteigerung oder -minderung erfährt.
Der Wert des Wohnrecht wird nach der so genannten Sterbetafel ermitteln, und das ist ein rein statistisches Verfahren, um Stand heute eine pauschale Lösung zu finden, die Zufälligkeiten ausschließt, die sonst beide Seiten treffen könnten. Das ist eine Sache des Rechtsfriedens und der Rechtssicherheit, die man bei so einem Modell akzeptieren muss. Gehe davon aus, dass auch dein Bruder lieber seine Eltern ein paar Jahre länger behalten will, als sich ein paar Euro zu sparen! Und Du bekommst heute Geld in die Hand, mit dem Du bereits heute etwas anfangen kannst, und nicht erst in einer unplanbaren Zahl von Jahren. Damit wirst auch Du heute in die Situation versetzt ggf. Wohneigentum zu einem Zeitpunkt zu schaffen, wo es für Dich am interessantesten ist, und nicht erst, wenn die Kinder ggf. schon aus dem Haus sind. Dieser Vorteil einer Lösung für den abgefundenen Teil der Familie wird oft vergessen.