Lebensmittelchemie

hallo,

ich interessiere mich sehr für die Medizin und die Chemie und habe mir unter anderem überlegt Lebensmittelchemie zu studieren.
Ist dieses Studium machbar, vor allem die Laborarbeiten?
Muss man im Laufe des Studiums viele Strukturformeln und Reaktionen auswendig lernen?

Wie oft behandelt man Auswirkungen bestimmter Lebensmittel auf den menschlichen Körper? Oder kann man sich später auf diesen Bereich spezialisieren?

Danke im Voraus für eure Bemühungen!

Hallo Stella-Sophiechen,

ich interessiere mich sehr für die Medizin und die Chemie und
habe mir unter anderem überlegt Lebensmittelchemie zu
studieren.

Meiner Meinung nach eine gute Wahl :wink:

Ist dieses Studium machbar, vor allem die Laborarbeiten?

Ja! Natürlich ist es anstrengend und sehr viele Studenten schaffen das nicht in der Regelstudenzeit, aber es gibt (wie mich ^^) Ausnahmen, die das können! Nebenbei bemerkt: ich bin nicht der absolute Überflieger und hatte auch meine Probleme, hatte aber immer irgendwie das Glück, doch durchzukommen.
Allerdings halte ich es für schwierig neben des Studiums noch einen Nebenjob nachzugehen. Klar, viele meiner Kommilitonen schaffen das noch, aber mir wär das persönlich zu viel!
Im Übrigen denke ich, dass ein Medizinstudium weitaus anstrengender ist als Lebensmittelchemie… wobei auch das nicht unterschätzt werden sollte. Trotzdem ist es meiner Meinung nach machbar! Ich bin ja schließlich gerade dabei, es zu machen :smiley:

Muss man im Laufe des Studiums viele Strukturformeln und
Reaktionen auswendig lernen?

Ja! Ich weiß nicht, wie es an deiner Wunschuni gehandhabt wird, aber bei uns in Berlin war/ist es so, dass das Grundstudium (sprich die ersten 4 Semester) zusammen mit den „normalen“ Chemikern absolviert wird. Dass heißt, wir hatten auch Vorlesungen in physikalischer Chemie, anorganischer Chemie und organischer Chemie wie die „normalen“ Chemiker auch mit nebenbei ein paar Zusatzvorlesungen (wie Biologie und Einführung in die LMC) und Zusatzpraktika (Mikroskopie von Pflanzen und Mikroskope von Gewürzen)… aber ich schweife von deiner eigentlichen Frage ab… gerade in der organischen Chemie kommt man nicht drum herum, sich mit den ganzen schönen Reaktionsmechanismen, Strukturformeln und Namensreaktionen ect. rumzuärgern.

Wie oft behandelt man Auswirkungen bestimmter Lebensmittel auf
den menschlichen Körper? Oder kann man sich später auf diesen
Bereich spezialisieren?

Später - d.h. im Hauptstudium (sorry, beziehe mich auf den Diplom-/Staatsexamensstudiengang… weiß nicht, wie genau beim Bachelor/Master-System funktionieren wird/funktioniert), sprich im 4. - 8. Semester - kommt man dann endlich wirklich mit Lebensmitteln in Berührung und behandelt in Biochemie der Ernährung sowie Toxikologie die Auswirkung bestimmter Stoffe auf den menschlichen Körper.

Später könntest du dann - wenn du das willst und das Zeug dazu hast - in diesem Bereich promovieren oder versuchen, einen Job in dieser Richtung zu bekommen.

Wenn du genau daran interessiert bist, wie Stoffe auf den menschlichen Körper
wirken, dann könnte ich mir für dich beispielsweise auch vorstellen, einen Bachelor in Chemie oder Biologie oder sowas zu machen und dann als Master noch (Lebensmittel)toxikologie zu studieren…
Aber genaueres dazu kann ich dir leider nicht sagen, da das ganze Bildungssystem in Deutschland von Bundesland zu Bundesland und von Uni zu Uni doch recht unterschiedlich ist.

Ich hoffe, ich konnte dir damit trotzdem ein bisschen helfen!
Falls du noch mehr Fragen dazu hast, kannst du sie gern stellen. So weit ich kann, werde ich versuchen sie dir zu beantworten.

Liebe Grüße und noch einen schönen Sonntag,
Queeny
[die im 10. Semester Lebensmittelchemie studiert und es kaum erwarten kann, bald ihre Abschlussarbeit abzugeben!]

Nachtrag Re: lebensmittelchemie
Hier noch ein kleiner, nicht öffentlicher Nachtrag:
ob die Laborarbeit wirklich zu schaffen ist, hängt sehr von der Uni und deren Mitarbeiter ab… Viele Kommilitoninnen von mir sind aus Hamburg „geflohen“ weil sie es dort einfach nicht mehr ausgehalten haben, weil die Leute sich gegenseitig fertig gemacht haben und die Arbeitsbedinungen in den Laboren für die Studenten einfach untragbar waren… Das liegt aber nur an dem Prof in Hamburg und seiner beschissenen Einstellung… von daher würde ich dir vielleicht abraten, in HH Lebensmittelchemie zu studieren :wink:

Berlin mag vielleicht auch nicht gerade der ideale Studienort sein, weil die TU einfach viel zu wenig Geld für die Lebensmittelchemie rausrückt und unser Prof ein bisschen eigenartig ist, was die Annahme von Drittmittelstellen angeht, aber hier stimmt wenigstens das soziale Umfeld!! Ich bin froh und glücklich, hier an meiner Uni zu studieren!! :smile:

P.S.: wäre nett, wenn du das nicht an die große Glocken hängst, denn das sind absolute Insider-Informationen…

Hallo Queeny87

Vielen vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ich finde es einfach klasse mal von jemandem eine ehrliche Einschätzung zu diesem Studiengang zu bekommen. Du hast mir in Bezug auf meine Fragen wirklich viel geholfen!

Eine Frage hätte ich jedoch noch und zwar wie du die Berufsaussichten von Lebensmittelchemikern einschätzen würdest und welche Möglichkeiten sich dir jetzt bieten, also in welchen Bereichen du dich jetzt überall bewerben kannst.

Viele Grüße
Stella-Sophiechen

Hallo Stella,
Lebensmittelchemie ist ein rein naturwissenschaftliches Studium. Du solltest Dich hier auf Laborarbeit und auf rechtliche Beurteilung von Lebensmitteln einstellen. Falls Du etwas über Lebensmittel und Gesundheit lernen möchtest solltest Du lieber Ernährungswissenschaft (Ökotrophologie) studieren. Allerdings sind die Berufschancen bei beiden Fächern nicht sehr gut, hierfür solltest Du dann lieber gleich Medizin studieren.

Viele Grüße
M. Weber

Ja, man muss viel auswendig lernen, besonders im Grundstudium (= Bachelor Chemie). Die Auswirkungen studiert man in Bonn am besten den Bereich Ernährungswissenschaften (ELW).

MFG