Servus,
leider muss ich Mottenfraß im Hirn infolge fortschreitender Alterung feststellen.
Die Mitschriften von 1984-86 sind irgendwo (falls noch vorhanden), einige Büchelein teils verliehen und nicht wiedergekriegt, teils in irgendwelchen Kartongs vergraben. Und erschreckenderweise kann ich Dir außer Reichsbauernführer Richard Walther Darré selber keinen einzigen Namen mehr aus dem Kopf benennen.
Wieauchimmer: Der Gedanke der „inneren Kolonisation“, manifestiert im bis heute gültigen, aber belanglos gewordenen Reichssiedlungsgesetz von 1919, zielte auf die Schaffung einer großen Zahl von kleinen landwirtschaftlichen und gartenbaulich genutzten Siedlerstellen, die eine grundlegende Selbstversorgung mit dem Lebensnotwendigen sicherstellen sollten, teils auf urbar gemachtem, bisher wenig oder nicht genutzten Land - dass das auf entwässerten Mooren nicht geht, hätte man 1920 bereits wissen müssen -, und teils auf zu diesem Zweck aufgeteiltem Großgrundbesitz. Dieser Gedanke wurde sowohl von Sozialreformern aus dem Spektrum der idealistischen Halblinken, als auch von Rechtsaußen (dort unter dem Schlagwort „Entproletarisierung“) verfolgt. Gudrun Pausewang beschreibt in ihrem Büchelein „Rosinkawiese“ das Leben einer jungen „Siedlerfamilie“ auf einem winzigen Gütlein in Schlesien, das demjenigen einer „Land-WG“ der 1970er Jahre sehr ähnelt.
Im Gegensatz zu dem Konzept der Aufsiedlung im „Inneren“ des Reichs stand das Konzept - etwa durch Hjalmar Schacht und Heinrich Himmler vertreten - der Eroberung von Lebensraum, primär im Osten, für das „Volk ohne Raum“, bei gleichzeitiger Stärkung der inländischen Landwirtschaft durch Förderung relativ größerer Höfe und vor allem Beschränkung der Zersplitterung der bestehenden Höfe durch Erbteilung. Das Reichserbhofgesetz von 1933 dehnt das vorher nicht überall in Deutschland und teilweise nur fakultativ geltende Anerbenrecht auf alle Höfe, d.h. landwirtschaftliche Betriebe zwischen 7,5 und 125 ha aus und legt damit auch fest, welche Betriebsgrößen angestrebt werden.
Für die „Siedler“ mit ihren Gütlein, die eher in Größenordnungen von 0,2-3 ha zu suchen sind, bedeutet das, dass sie sich bei der NSDAP nur insofern noch heimisch zu fühlen brauchen, als ihnen diese die Perspektive eröffnet, im Osten einen „richtigen“ Hof zu erobern.
Sehr vielen hat es dabei grad für 1,80 * 0,50 * 0,80 m Raum gereicht:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/28/B…
Schöne Grüße
MM