Die Sache ist doch ganz einfach: der Kunde zahlt über die Laufzeit Geld ein und bekommt anschließend seine Einzahlungen zzgl. Verzinsung abgzl. Kosten und Gewinn der Versicherung wieder ausgezahlt.
Die Verzinsung gibt es aber nur, wenn auch die Versicherung zwischenzeitlich Gelegenheit hatte, die ihr überlasenen Gelder verzinst anzulegen. Ohne Verzinsung gibt es auch keinen Gewinn oder vielleicht sogar Verluste.
Aufgrund der langen Laufzeiten können Versicherungen vorübergehende Niedrigzinsphasen ganz gut überstehen. Problematisch wird das ganze, wenn die Niedrigszinsphase lange anhält, was normalerweise nicht der Fall ist, nun aber - bedingt durch die Zinspolitik der EZB und gerne gebilligt durch die Regierungen - schon seit etwa 2008 anhält.
Wie man schon bei den Bausparkassen feststellen konnte (bei denen die Ansparphasen kürzer sind), bringt das die Lebensversicherungen in gewisse Schwierigkeiten, denen man zunächst mit der Absenkung des Garantiezinses begegnete. Irgendwann ist aber auch die Stellschraube ausgelutscht und die ersten Versicherungen werden dann in existentielle Schwierigkeiten kommen, was natürlich schon seit längerem absehbar war - und wovor schon 2009/2010 gewarnt wurde.
Es ist schon ziemlich spaßig mit anzusehen, daß die Bafin nun so tut als sei dies ein Problem, daß die Versicherungen in gewisser Weise selbst verschuldet haben. Die Ursache liegt natürlich ganz woanders (siehe oben). Wenn also jemand dazu aufgerufen ist, das Problem zu lösen, dann ist das die EZB, die dieses durch die eklatante Überschreitung ihrer Befugnisse (schließlich ist die EUB nicht dazu da, Wirtschaftspolitik zu betreiben und im Gegensatz zur Bundesbank auch nicht dazu, die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung zu unterstützen) herbeigeführt hat.
Bleibt es bei der aktuellen Situation, wird dies sicherlich dazu führen, daß einzelne Versicherungsgesellschaften nicht mehr in der Lage sein werden, ihre Verpflichtungen zu erfüllen. Vorher wird es allerdings dazu kommen, daß die Versicherungen versuchen werden, ihre Verpflichtungen zu reduzieren, d.h. - wie die Bausparkassen - zunächst freiwillige und vermeintlich freiwillige Leistungen zu streichen bzw. für sie ungünstige Verträge einseitig zu beenden.
Dies betrifft übrigens nicht nur die Lebensversicherungen. Auch Sachversicherungen und Pensionskassen leben von den Kapitalmarkterträgen. Bis sich der ein oder andere Pensionär oder der ein oder andere Versicherte bedröppelt umkucken wird, wird es sicherlich nicht mehr lange dauern.