Hallo!
der Bau wirklich schöner 230V- Retrofitlampen…
Retrofits ermöglichen Anwendern den niedrigschwelligen Umstieg von bisher verwendeten Leuchtmitteln auf LED. Die alten Leuchten werden weiterhin verwendet, aber anstelle einer Glüh- oder Gasentladungslampe wird ein LED-Leuchtmittel eingesetzt. Dafür sind technische Verrenkungen erforderlich, die zu Lasten von Wirkungsgrad, Zuverlässigkeit, optischen Eigenschaften und zuweilen leider zu Lasten der el. Sicherheit gehen. Zudem sind etliche Retrofits hinsichtlich elektromagnetischer Verträglichkeit grenzwertig. Retrofits wie z. B. T8-Röhren sind nicht gasdicht, was ihren Einsatz z. B. in ammoniakhaltiger Umgebung einschränkt. Sie zeigen mindestens grenzwertige oder sogar unzulässige Fehlerströme zu berührbaren Metallteilen, gängige Feuchtraumabdeckungen der Sockelkontakte passen nicht und die Konstruktion ist mit den Anforderungen an Schutzisolation inkompatibel, was aber die vielen am einschlägigen Markt agierenden Glücksritter nicht hindert, das Zeichen für Schutzisolation nebst CE-Zeichen für die Einhaltung aller Vorschriften aufzudrucken.
Die Entwicklung steht noch am Anfang. Zu viele Beteiligte wissen nicht, was sie tun und es interessiert sie auch nicht, weil sie in Goldgräberstimmung nur Dollarzeichen sehen und das eher vorsichtige Agieren von Branchengrößen wie Samsung, Philips und Osram als Zeichen von Verlierern missverstehen.
Eines der grundsätzlichen Probleme: LED sind für den Betrieb an Festspannung ganz und gar ungeeignet. Sie brauchen zur Speisung eine Stromquelle (eben keine Spannungsquelle). Eine einzelne LED reicht für Anzeigezwecke, aber für Beleuchtungszwecke kommt man damit nicht weit. So bestehen LED-Leuchten aus einer Reihenschaltung mehrerer LED. Weil über einer LED bei Nennstrom etwa 2,5 bis 3 V abfallen, braucht man für ein leistungsfähiges LED-Array zunächst einmal eine Stromquelle, die bei Konstantstrom eine Spannung von 30 … 40 V abzugeben vermag (12 LED in Reihe hat sich als Standard bei vielen Arrays herausgebildet). Die Stromquelle braucht auch noch etwas für ihre Funktion, so dass man insgesamt noch innerhalb der Grenzen für Kleinspannung bleibt. Stehen aber nur 12 V oder 24 V DC zur Verfügung, braucht man in jeder Leuchte einen Schaltregler, der daraus eine höhere Spannung macht.
Bevor ich von Hölzchen auf Stöckchen komme und mich in zahllosen Details verliere: Ein Kleinspannungsnetz ist durchaus denkbar, wobei dabei auch etwas höhere Spannungen als 24 V vorstellbar wären. Verabschieden muss man sich dabei aber von allen Retrofits, denn es ist unvertretbar, für Nieder- und Kleinspannung die gleichen Sockel zu verwenden, so dass man für z. B. 40 V DC vorgesehene Leuchten versehentlich ans 230 V AC-Netz anschließen kann.
Retrofits haben noch einen weiteren Nachteil: Sie sind nicht dimmbar, obwohl nichts besser zum Dimmen geeignet ist als LED. LED sind sogar besser zum Dimmen geeignet als herkömmliche Glühlampen, weil sich bei LED das abgegebene optische Spektrum beim Dimmen nur geringfügig verschiebt, während Glühlampen zu gelbroten Funzeln werden, dabei ihren Wirkungsgrad gegen Null gehen lassen und die Farbwidergabe grausig wird. Zukunftstaugliche Standards für LED-Beleuchtungen und ihre Stromversorgung haben deshalb auch Dimmbarkeit zu gewährleisten.
Als jemand, der beruflich einen tiefen Blick in die Branche nehmen/erleiden durfte/musste, besuchte ich die diesjährige Light+Building und sah mir die Exponate ungezählter Aussteller an. Auf den meisten Ständen brauchte ich nur Augenblicke, um die immer gleichen fernöstlichen Quellen mit den immer gleichen Konzeptschwächen und den immer gleichen Sicherheitsmängeln zu erkennen. VDE und ZVEI verschicken zwar aufgrund gravierender Defizite freundlich gehaltene Rundschreiben an ihre Mitgliedsfirmen, sie mögen sich bitte die einschlägigen Vorschriften in Erinnerung rufen, aber das interessiert niemanden, weil man ja Dokumente aus China vorweisen kann.
Zusammenfassend kann man feststellen, dass Retrofits eine Übergangslösung sind, die über die Rolle einer Krücke auf dem Weg zu dauerhaft tragfähigen Lösungen nicht hinaus kommen. Auf diesem Weg verschlafen gerade etliche kleine Hersteller, die allesamt die gleichen chinesischen Retrofit-Billigkomponenten zusammenschustern, ihre Zukunftschancen.
Gruß
Wolfgang