Lehm- oder tonhaltiger Boden soll für Spielrasen aufgearbeitet werden

Hallo,
laut Bodengutachten liegt bei uns im Garten (und in der ganzen NAchbarschaft) lehmhaltiger Boden vor. Ich stelle fest, dass unser auch neu gesäter und gedüngter RAsen schlecht Wurzeln greifen kann und viele „gelbe“ Stellen aufweist. Wenn die Kinder nun einen halben TAg drauf spielen, ist der Rasen/Wiese weg. (Dies vlt. zur Klärung ob lehm oder Ton)
Ich habe mir sagen lassen, Sand unterzumischen hilft. Hier habe ich bereits gelesen, dass es besser Humus sein soll wg. den Nährstoffen.
Ich will mir eine Fräsmaschine ausleihen, die ca. 20 cm des Bodens umgräbt und dabei den Humus untermischen.
Meine Frage:
Bin ich auf dem richtigen Weg? (für unsere Kinder muss es schnell gehen, ich habe keine Jahre Zeit, den Garten aufzubereiten)
Wieviel Humusboden sollte ich für ca. 100qm (20m³ wenn ich richtig rechne) untermischen?

Vielen DAnk für Eure Mühe

Servus,

Glückwunsch! Lehmböden sind die fruchtbarsten Ackerböden überhaupt. Allerdings: In einem Bodengutachten steht nicht „lehmhaltiger Boden“. Schreibe doch mal, was genau in dem Gutachten über die Korngrößenstruktur und über den Humusgehalt des Bodens steht. Was Du beschreibst, klingt nach einem stark verdichteten, wenig humosen Tonboden. Steht in dem Gutachten vielleicht „lehmiger Ton“?

Nein, denn:

Jede mechanische Bodenbearbeitung verdichtet den Boden noch mehr, führt also zum Gegenteil des gewünschten Effekts.

Was meinst Du mit „Humus untermischen“? Was willst Du genau untermischen? Humus wird im Oberboden gebildet, jede mechanische Einarbeitung von organischem Material (meistens geht es dabei um den hässlichen Torf, der als einzigen Effekt die Zerstörung der letzten Hochmoore des Baltikums hat und weiter nichts nützt) verdichtet den ohnehin schon stark verdichteten Boden noch mehr.

Düngen gleich mit der Einsaat des Rasens kann mit ein Grund für die schlechte Bewurzelung sein: Weshalb sollten die Gräser sich groß mit Wurzelwachstum abgeben, wenn sie auch so schon alles, was sie haben wollen, im Überfluss haben?

Schön ist, dass es ein Bodengutachten gibt. Da sollten ja auch ein paar Worte zur NPK-Versorgung des Oberbodens (bis 30 cm Tiefe) stehen. Was ist denn da so gesagt? Wenn da vor der Erschließung Ackerland oder Wiese war, vermutlich mehr oder weniger ausgeprägte Überversorgung mit Kalium - also auch im Jahr nach der Einsaat, wenn der frische Rasen erstmal was anderes außer langsam fließendem N kriegt, ja kein „Mehrnährstoffdünger“: Mit diesen Eintöpfen von Tante Erna gibt man im besten Fall zu viel Geld aus, im schlechtesten Fall macht man damit mehr kaputt als gut.

Dann kalke den Boden (falls nicht das Gutachten ohnehin schon gute Ca-Versorgung, erkennbar auch an relativ hohem pH-Wert) jetzt ordentlich auf und säe Weißklee ein. Weißklee kommt mit stark verdichteten Böden prima zurecht, ist gänzlich unempfindlich auf Trittbelastung (einschließlich Fußballspielen usw.), sieht ab dem zweiten Jahr, wenn er blüht, sowieso schöner aus als Rasen und hat, weil er Luftstickstoff bindet, in seinem abgestorbenen Wurzel- und Blattmaterial, das von Regenwürmern eingearbeitet wird, ein sehr gutes C-/N-Verhältnis für die Bildung von Dauerhumus, den man nicht irgendwie einfräsen kann, sondern der im Boden gebildet wird. Die Angst vor Bienen an blühendem Weißklee ist unbegründet, falls nicht bei einem der Kinder eine Bienengift-Allergie vorliegt.

Wenn denn unbedingt etwas eingearbeitet werden soll, geht das mit geringerer Verdichtung, wenn man nicht motorisiert arbeitet (Zweitakter sind die natürlichen Feinde jedes vernünftigen Gartenbaus), sondern mit der Grabgabel in einem Fischgrätmuster in etwa fünf Zentimeter Abstand einsticht und einmal vor und zurück"wiegt". Wenn man den Rhythmus mal hat, geht das sehr flott. In den auf diese Weise aufgebrochenen Oberboden lässt sich dann organisches Material (z.B. Kommunalkompost mit eingemischtem getrocknetem Rinderdung) breitwürfig (ruhig mehrfach nacheinander als mit einer fetten Schicht, die nicht in den Oberboden gelangt) aufbringen, die Einarbeitung besorgen die Niederschläge im Mai und August und Regenwürmer.

Schöne Grüße

MM

Lehmboden mußte bei uns entsorgt werden, weil giftig.

Wurde ersetzt durch Mutterboden.

War recht teuer das Ganze.

WTF? Lehmboden ist nicht giftig!

Wenn euer Boden giftig war, lag das bestimmt nicht am Lehm. Lehm ist nur eine Mischung aus Sand und Tonmineralen, dass ist normalerweise nicht giftig. Vermutlich war noch was anderes drin oder du lebst in einer ausgeprägten Bergbau-Region (Sowas wie Freiberg), wo die Böden generell natürlich belastet sind.

Servus,

ist ein wohlfeiler Reklamebegriff, mit dem Bauunternehmer ihren Aushub unters Volk bringen.

In der landwirtschaftlichen Bodenkunde werden Bodenarten nach ihrer Korngrößenstruktur abhängig vom Gehalt an Sand, Schluff und Ton klassifiziert - hier die übliche Darstellung:

Die fruchtbarsten Böden Deutschlands, Schwarzerden in der Magdeburger Börde, sind wie gesagt Lehmböden. Sie werden der Bodenart nach als „schluffiger Lehm“ angesprochen, mit etwa 20 % Ton - 70 % Schluff - 10 % Sand. Der Betrieb, dem in der Reichsbodenschätzung 1935 (deren Maßstäbe bis heute gelten) die höchste natürliche Ertragskraft des damaligen Reichsgebiets mit dem Bodenwert 100 als Referenzgröße zugemessen wurde, lag in Eickendorf in der Börde und wirtschaftete auf Lehmboden.

„Mutterboden“ bedeutet weiter nichts, als dass es sich um Boden handelt, der in den oberen 30 Zentimeter irgendeiner Fläche abgebaggert oder abgeschoben worden ist. Je nachdem, wo er hergenommen worden ist, wurde durch diese „Sanierung“, die Du beschreibst, ein leckerer Cocktail aus allerlei langsam oder nicht abbaubaren Metaboliten von solchen Nettigkeiten wie Lindan eingekauft. Wenn - wie oft auf Bauerwartungsland - der „Mutterboden“ ein oder mehrere Jahre Brache erlebt hat, ist er bis zur Halskrause voll mit Samen von Disteln, Stumpfblättrigem Ampfer, Löwenzahn, Kletten und was sonst noch alles den neu angelegten Rasen optisch ein wenig aufzulockern vermag.

Schöne Grüße

MM

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  • noch vergessen:

Achte bei einer Neueinsaat bei den beschriebenen Verhältnissen auf einen hohen Anteil von Rotem Straußgras und wenig Rotschwingel und Wiesenrispengras. Rotes Straußgras ist in den üblichen „Rasenmischungen“ nicht enthalten, erkundige Dich im Landhandel und Gartenfachhandel über Bezugsmöglichkeiten.

Schöne Grüße

MM