Leib und Körper bei Merleau-Ponty?

Hallo Philosophen!

Es muß nicht immer leicht sein. Dies ist eine schwierige Frage.

Wo liegt der Unterschied zwischen den Begriffen ‚Leib‘ und ‚Körper‘ in der „Phänomenologie der Wahrnehmung“ von Merleau-Ponty? Bezieht sich die phänomenologische Tradition hierin auf die christlich-theologische Trennung? Warum so undialektisch? Warum so fern der Tradition von J.von Uexküll? Gibt es eine fundierte Kritik in der Literatur?

Schematische Grüße

Hallo Peet,

Wo liegt der Unterschied zwischen den Begriffen ‚Leib‘ und
‚Körper‘ in der „Phänomenologie der Wahrnehmung“ von Merleau-Ponty?

der Leib ist bei Merleau-Ponty eine der drei (!) Grundkonstanten, und zwar die grundlegende. Es gibt ohne das, was Merleau-Ponty „Leib“ nennt, keinen Körper, aber auch keinem Geist. Als Mittel, nicht „in“ der Welt zu sein, sondern „zur“ Welt zu sein, ist seine entscheidende Eigenschaft nicht das Dasein, sondern sein „Gerichtetsein“, sein „Impetus“. Er ist als Bezugspunkt gedacht und gleichzeitig als Ausgangspunkt im Sinne einer Intention, während Geist und Körper vorwiegend Rezeptions"organe" im Sinne einer Wahrnehmung sind.

Bezieht sich die phänomenologische Tradition hierin auf die
christlich-theologische Trennung?

Ich würde denken, dass er das an dieser Stelle nicht tut, denn sein entscheidender Ansatzpunkt bei der Trennung von Leib und Körper ist seine Herkunft von Husserl, dessen Intentionalität er hier verkörpert (um nicht zu sagen: „einverleibt“ *g*) sehen möchte.

Warum so undialektisch?

Weil er den deutschen Idealismus für einen Irrweg hält.

Warum so fern der Tradition von J.von Uexküll?

Ich bin nicht ganz im Bilde, welche Theorie Uexküll genau vertritt, aber der Leib ist bei M.-P. ja kein biologischer, sondern ein „gemeinter“.

Gibt es eine fundierte Kritik in der Literatur?

Das grundlegende Buch stammt von Alexandre Métraux und Bernhard Waldenfels: Leibhaftige Vernunft. Spuren von Merleau-Pontys Denken ISBN: 3770523156 Buch anschauen , aber es gibt auch ein umfangreiche Bibliographie, die sicher noch mehr Literatur hierzu hergibt:
Lapointe/Lapointe: M.-P. and His Critics. An International Bibliography (1942-1976), New York et al. 1976

Gruß

Bona

Hallo Bona,

vielen Dank für deine ausführliche und weiterführende Antwort!

Lieben Gruß