Leichenstarre

Hallo ihr Wissenden!

Ich hoffe, ich bin hier richtig. Wenn nicht - bitte ich um Verschiebung.

Also, ich habe eine vielleicht etwas seltsame Frage: wozu ist die Leichenstarre gut?
Ich meine, alles was von der Natur erfunden worden ist, hat irgendeinen Sinn, also muss ihn auch bei der Leichenstarre geben. Oder? Was hat es denn für einen Sinn?

Grüsse, eure Seltsam.

Hallo Seltsam,

Also, ich habe eine vielleicht etwas seltsame Frage: wozu ist
die Leichenstarre gut?
Ich meine, alles was von der Natur erfunden worden ist, hat
irgendeinen Sinn, also muss ihn auch bei der Leichenstarre
geben. Oder? Was hat es denn für einen Sinn?

nicht alles muss für etwas gut sein. „Die Natur“ denkt nicht.
Vielmehr ist davon auszugehen, dass sich Eigenschaften durch Mutation entwickelt haben, und eine gewisse Selektion dazu geführt hat, dass bestimmte dieser Eigenschaften häufiger, bestimmte seltener weitergegeben wurden. Weitergegeben wurde tendenziell solches, das keinen Nachteil bietet (also entweder einen Vorteil bietet, oder neutral ist). Zustandekommen können Eigenschaften auch als „Abfallprodukt“ anderer.

Somit findet sich für viele Eigenschaften eine scheinbare „Begründung“, und bei jenen, die keine aufweisen, kommt man ins Grübeln.
Wie auch du hier:

Ich meine, alles was von der Natur erfunden worden ist, hat
irgendeinen Sinn, also muss ihn auch bei der Leichenstarre geben.
Oder?

Ich wüsste nicht, warum eine Leichenstarre einen evolutionären Vorteil geboten haben sollte bzw. bieten sollte.
Hier vermute ich schlichtweg ein Entstehen als „Nebenprodukt“, d.h. diese und jene Abläufe im Gewebe erwiesen sich als vorteilhaft (auf diese wurde also selektiert), kommen diese Abläufe aufgrund des Todes zum Erliegen, ergibt sich zufälligerweise die Leichenstarre.

Über die Abläufe bei der Leichenstarre kannst du dich z.B. hier informieren:
http://de.wikipedia.org/wiki/Totenstarre

Es gibt übrigens viele andere Dinge in der Natur, die keinen Vorteil an und für sich bieten, sondern einfach als „Nebenprodukt“ entstanden sind. Dazu gehören z.B. Leberflecken/Muttermale, oder auch die Tatsache, dass nach größeren Verletzungen eine Narbe bleibt (eine Narbe zu haben, ist kein Vorteil - vorteilhaft ist, dass sich die Verletzung schließt, und aufgrund dieses Prozesses bleibt als Nebenprodukt eine Narbe übrig).

Viele Grüße,
Nina

Die Vorstellung daß die Evolution generell das beste herausholt ist falsch. Das funktioniert bestenfalls bis zur Reproduktion, sprich bis Nachkommen da sind. Hat das Lebenwesen keine Möglichkeit mehr, Nachkommen zu zeugen, können sich Eigenschaften, die evtl vorteilhaft sind, nicht mehr auswirken.
Wenn ein Mensch also zB besonders alt wird, ist das für den Menschen zwar vorteilhaft, aber vererben kann er diese Eigenschaft nicht. Jedenfalls nicht stärker als Menschen die nicht ganz so alt werden. Denn zu dem Zeitpunkt zu dem sich das hohe Alter auswirkt, ist das Thema Nachkommen längst Geschichte. Ein besonders alter Mensch hat also auch nicht mehr Nachkommen als einer der kürzer lebt.
Ähnlich ist es mit der Leichenstarre. Tote zeugen keine Nachkommen, wenn Leichenstarre ein Vorteil wäre, würde sich dieser nicht vererben. Also auch nicht weiterverbreiten.
Folglich ist das Geschehen einfach Zufall. Es passiert einfach, aber ohne noch einen wirklichen Sinn zu haben.

Hallo Brainstorm,

Die Vorstellung daß die Evolution generell das beste
herausholt ist falsch. Das funktioniert bestenfalls bis zur
Reproduktion, sprich bis Nachkommen da sind. Hat das
Lebenwesen keine Möglichkeit mehr, Nachkommen zu zeugen,
können sich Eigenschaften, die evtl vorteilhaft sind, nicht
mehr auswirken.

das stimmt nicht unbedingt, siehe auch genau dieses Beispiel:

Wenn ein Mensch also zB besonders alt wird, ist das für den
Menschen zwar vorteilhaft, aber vererben kann er diese
Eigenschaft nicht.

Doch, es kann indirekt vererbt werden:
Ein besonders alt werdender Mensch kann, selbst wenn er keine Nachkommen mehr zeugen/gebären kann, zur Betreuung seiner Enkel (die einen gewissen Anteil der eigenen Gene besitzen) und somit deren Überleben beitragen. Mitunter wird er auch dazu beitragen, dass er mehr Enkel hat bzw. dass seine Kinder mehr Kinder haben können.
Dadurch fördert er die Weitergabe eigener Gene (Enkel besitzen Gene der Großeltern).

Auf gleiche Art und Weise ist auch eine zunächst widersprüchlich klingende „erbliche Kinderlosigkeit“ möglich:
A hat aufgrund einer vererbbaren Erkrankung keine Kinder. B ist mit A verwandt, teilt einige Gene von A. Bei B wirken sich die Gene für Kinderlosigkeit nicht aus, aber er/sie gibt diese an eigene Kinder weiter. Die Kinderlosigkeit von A erhöht mitunter noch die Überlebenswahrscheinlichkeit der Kinder von B, da sich diese Person mitunter um Bs Kinder mit kümmert.

Ähnlich ist es mit der Leichenstarre. Tote zeugen keine
Nachkommen, wenn Leichenstarre ein Vorteil wäre, würde sich
dieser nicht vererben. Also auch nicht weiterverbreiten.
Folglich ist das Geschehen einfach Zufall.

Wenn es ein Vorteil wäre, könnte es sich durchaus weiter vererben.
Ich finde hier nur keinen Vorteil.
Es geht übrigens nicht allein um das Zeugen von Nachkommen, sondern darum, wie viele Nachkommen geschlechtsreif werden und ihrerseits Nachwuchs zeugen können - dies ist ein wichtiger Unterschied.

Hier somit mal ein konstruierter Fall, wie sich eine Eigenschaft, die erst beim Tod zutage tritt, durchaus weitervererben könnte:

Bei einer hypothetischen Art wäre es der Fall, dass die Jungen lange Zeit von ihren Eltern mit Nahrung versorgt und beschützt werden. Eine Versorgung sei hier nur durch die Eltern möglich, jedoch sei ein früher Tod der Eltern relativ wahrscheinlich. Sterben die Eltern, bevor die Jungen selbstständig werden, würde sich bei dieser hypothetischen Art der tote Körper in etwas umwandeln, das einen Geruch absondert, der von Feinden als abstoßend wahrgenommen wird, und das von den Jungen zu sich genommen werden kann. Die Jungen wären also nach dem Tod der Eltern weiterhin (einigermaßen) mit Nahrung versorgt sowie beschützt.
Eine solche Eigenschaft würde sich mit recht hoher Wahrscheinlichkeit weitervererben, da die Jungen jener Eltern, die diese Eigenschaft in sich tragen, mit höherer Wahrscheinlichkeit das Alter der Geschlechtsreife erreichen.

Viele Grüße,
Nina

1 Like

Moin,
schön, dass einige basale Mechanismen der Evolution erwähnt wurden. In diesem Fall hat die Evolution damit nicht wirklich was zu tun.
Die Leichenstarre oder auch Totenstarre ist ein ‚Nebeneffekt‘ der absterbenden Muskelzellen.

Und nein - ‚in der Natur‘ wird weder was ‚erfunden‘ noch hat alles einen ‚Sinn‘

Hallo pollux,

schön, dass einige basale Mechanismen der Evolution erwähnt
wurden. In diesem Fall hat die Evolution damit nicht wirklich
was zu tun.

genau letzteres wollte ich damit ja ausdrücken: Leichenstarre ist kein evolutionärer Prozess. (Ich hatte nur ergänzend erwähnt, dass manche zunächst als nicht vererbbar eingeschätzte Eigenschaften durchaus vererbt werden können.)

Und nein - ‚in der Natur‘ wird weder was ‚erfunden‘ noch hat
alles einen ‚Sinn‘

Genau.

Viele Grüße,
Nina

Guten Tag,

mit sicherheit damit der rettungsdienst und der notarzt unmittelbar erkennen, dass diese person tot ist:smiley:
scherz beiseite.
die leichenstarre hat so an für sich keinen „sinn“ sie ist eher die folge eines großen „Sinns“ nämlich dem aufbau unserer muskulatur.
Ähnlich einem Krampf ziehen sich nach unserem Tod die Muskelfasern wegen Nährstoffmangel zusammen und verhärten sich—> Leichenstarre.
das wäre nicht der fall wären unsere muskeln nicht so sinnreich aufgebaut für ihre lebenden Nutzer:smile: