Leitkultur

Hallo!

Die Begriffe „Leitkultur“ und „deutsche Leitkultur“ geistern durch Bundestagsdebatten und Medien. Obwohl ich aufmerksam zuhöre und lese, entdeckte ich nirgends, was ich mir unter Leitkultur vorzustellen habe. Unsere Verfassungs- und Rechtsordnung zusammen mit der deutschen Sprache sind offensichtlich nicht oder nicht allein gemeint. Muß man Gartenzwerge lieben, Kirchen- und Vereinsmitglied sein, Glatzen- und Knobelbecherträger mögen und regelmäßig Bier trinken, um dem Bild der deutschen Leitkultur zu genügen? Bisher hörte ich nur Nebulöses. Was also ist die deutsche Leitkultur? Muß ich, um das zu erfahren, die Spitzen von CDU/CSU anmailen oder kann mir jemand in diesem Forum den Begriff erklären?

Gruß
Wolfgang

Hallo meinerseits.

So wie ich die Sache sehe, weiss eigentlich keiner so genau was unter ‚deutscher Leitkultur‘ zu verstehen ist. Aber unsere Damen und Herren Politiker maßen sich an zu sagen, was es NICHT ist: nämlich die Kultur anderer Völkergruppen zu übernehmen, die hierzulande leben. Irgendwie muss man ja den Populismus anregen und das Nationalgefühl anregen. Nur sollte man sich dazu mehr auf die ‚typisch deutschen‘ Werte aus der guten alten Zeit berufen. Und damit ist nicht biersaufen, Worscht fressen und Wohlstandswanst zeigen (=der ‚typische Deutsche‘ im Mallorcaurlaub) gemeint. Tja, man bemerkt, dass Wohlstand auch dekadent machen kann… Ausserdem ist der Mensch ein Gewohnheitstier: wer tagtäglich mit 6 Ochsen gefüttert wird, schafft erstens nix um sich selbst zu versorgen und wird bei weniger Fütterung rebellisch. Was dabei herauskommt, merkt man ja heute: „…Die fetten Jahre sind vorbei…sparen…Sozialabbau…“ Es braucht also eine Leitkultur…

In diesem Sinne
mfg M.L.

Hallo meinerseits.
Jau auch

Aber unsere Damen und Herren :stuck_out_tongue:olitiker maßen sich an zu :sagen, was es NICHT ist…

Wie ich höre, geht es sogar darum, Inhalte deutscher Leitkultur bei Zuwanderern abzufragen. Das stelle ich mir spannend vor, wenn keiner so ganz genau sagen kann, was deutsche Leitkultur ist. Muß man die Worte „Antragsformular“ und „Obrigkeit“ buchstabieren können? Hast Du die Mailadressen von Edmund und Angela, damit ich dort anfragen kann?

Gruß
Wolfgang

Hallo!

Selber! :o)

  • du sollst nicht „Allah ad akbah“ früh um 5 auf dem Dorfplatz gröhlen (das gibt einen Tag Ausnüchterungszelle, sollte es passieren!)
  • du sollst dein Kamel mit Rücklichtern austatten und vorm Supermarkt ordentlich festbinden.
  • eine Hochzeit findet nach durchchecken der Mitgift (mit Gift???) in der Kirche statt, nicht sich jährlichj wiederholend auf dem Dorfplatz, indem ausschliesslich mit Baströckchen bekleidete junge Damen ihre Körperöffnungen tanzend zur Schau stellen, von denen du dir die passende schnappen kannst (leider?).
  • nach Diebstahl im Baumarkt verbleiben alle Gliedmassen am Körper.
  • Deine evtl. EINE Angetraute überlebt meist ein fremdgehen. Ggf. trägt sie damit zum Broterwerb der Familie bei…
  • es gibt ein ordentliches Angebot an vernünftig hergerichteten Nahrungsmoitteln (ich empfehle für den nächsten WE-Trip nach London, etwas handfestes zu beissen einzupacken)
  • je größer der Unsinn, den du verbreitest, desto häöher die Ämter, die du bekleidest
  • du kannst dir die Mühe zur Brautschau sparen und unkompliziert eine im Katalog bestellen
  • wo Diebstahl legal und wo illegal ist, ist exakt, teils mehrfach, geregelt. Vergiß nicht, erworbenes zu versteuern. Den Staat darfst du nicht bescheissen, das ist nur umgedreht nicht illegal.

Ich denke, das trifft es grob.

Gruß
Frank

Hallo Wolfgang!

ich empfinde schon, dass Europa und Deutschland an mancher Ecke im speziellen, eine bestimmte Kulturauffassung hat, die nicht diskutabel sein darf.

Dazu gehört z.B. für mich:
Die Achtung der Würde aller Menschen
Das staatliche Gewaltmonopol
Die Ablehnung von Aggression als Mittel der Politik
Die Toleranz gegenüber Andersgläubigen, aber die Nichtduldung von Intoleranz Andersgläubiger.
Die Aufklärung als Gegengewicht zum „Spirituellen“
Schulpflicht für alle Kinder
etc.

Und einige dieser Grunddinge, die uns so selbstverständlich vorkommen, sind für viele Menschen dieser Erde eben nicht selbstverständlich. Ich behaupte aber, dass wir von unseren Gästen diese Dinge verlangen dürfen, ohne als intolerant oder rechtslastig geoutet zu werden.

Grüße
Jürgen

Guten Abend, Jürgen!

Die Achtung der Würde aller Menschen
Das staatliche Gewaltmonopol
Die Ablehnung von Aggression als Mittel der Politik
Die Toleranz gegenüber Andersgläubigen, aber die Nichtduldung
von Intoleranz Andersgläubiger.
Die Aufklärung als Gegengewicht zum „Spirituellen“
Schulpflicht für alle Kinder
etc.

Das alles sind ausnahmslos Bestandteile unserer Rechtsordnung. Es ist ein Selbstgänger, daß Zuwanderer unsere Rechtsordnung anerkennen müssen. Was aber beinhaltet „Leitkultur“? Es muß sich um etwas sehr Spezielles handeln, denn immerhin ist nicht etwa von europäischer Leitkultur, sondern von deutscher Leitkultur die Rede. Ich hörte mit eigenen Ohren, wie Herr Stoiber zum Besten gab, die Anerkennung nur unserer Rechtsordnung reiche nicht.
Ich weiß also immer noch nicht, was deutsche Leitkultur ist.

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang!

Bevor du vom Bundesköhler aufgeklärt wirst*, schau doch bei dem folgenden Link (die Links sind da aufschlussreich, das Forum weniger):

http://www.leitkultur.de/

Gruß

* Siehe die Rede vom 1.12.2004: „Ich habe manchmal den Eindruck, als sei Europa müde geworden, als sei es dabei, seine Identität zu verlieren, seine Wurzeln selber nicht mehr zu kennen. Zu diesen Wurzeln gehören ganz sicher die Aufklärung, die Menschenrechte, die verschiedenen Emanzipationsbewegungen. Aber eben auch das Christentum und die christliche Ethik.“ (http://www.bundespraesident.de/Reden-,11057.620487/R…)

Ach Wolfgang,

du bringst alles durcheinander. Nicht Leitkultur, „Lightkultur“ ist das Zauberwort.

Gruß Nickolas

‚Wir scheissen auf Deutschland‘

Wie ich höre, geht es sogar darum, Inhalte deutscher
Leitkultur bei Zuwanderern abzufragen. Das stelle ich mir
spannend vor, wenn keiner so ganz genau sagen kann, was
deutsche Leitkultur ist. Muß man die Worte „Antragsformular“
und „Obrigkeit“ buchstabieren können? Hast Du die Mailadressen
von Edmund und Angela, damit ich dort anfragen kann?

Hallo Wolfgang,

vielleicht können wir unsere Leitkultur auch so definieren, dass sie derart ist, dass wir, entgegen anderern Leitkulturen, wenn wir es wollen, auf unsere sogar scheissen können.

Gruss,
Klaus

Hallo Klaus!

vielleicht können wir unsere Leitkultur auch so definieren,
dass sie derart ist, dass wir, entgegen anderern Leitkulturen,
wenn wir es wollen, auf unsere sogar scheissen können.

Ich nehme an, Du weißt, wie wahr das ist und daß es sehr gut so ist.

Gruß
Wolfgang

Ich nehme an, Du weißt, wie wahr das ist und daß es sehr gut
so ist.

Du liegst richtig mit deiner Annahme! Trotzdem sollte man es sich von Zeit zu Zeit noch mal vor Augen führen. Liberalität ist in Deutschland so selbstverständlich geworden, dass man sie manchmal schlicht vergisst. Und das ist leider nicht gut.

Gruß,
Klaus

Moin Jürgen,

Du hast recht.

Gruß Nicholas

vielleicht können wir unsere Leitkultur auch so definieren,
dass sie derart ist, dass wir, entgegen anderern Leitkulturen,
wenn wir es wollen, auf unsere sogar scheissen können.

Das klügste was ich bisher hier gelesen habe. Mit einem Wort: C O O L

Danke Stammtischphilosoph

Gruß Nicholas

Hallo Wolfgang,

Das alles sind ausnahmslos Bestandteile unserer Rechtsordnung.
Es ist ein Selbstgänger, daß Zuwanderer unsere Rechtsordnung
anerkennen müssen.

Na ja, nicht jeder scheint das aber so zu sehen…

Was aber beinhaltet „Leitkultur“? Es muß
sich um etwas sehr Spezielles handeln, denn immerhin ist nicht
etwa von europäischer Leitkultur, sondern von deutscher
Leitkultur die Rede. Ich hörte mit eigenen Ohren, wie Herr
Stoiber zum Besten gab, die Anerkennung nur unserer
Rechtsordnung reiche nicht.
Ich weiß also immer noch nicht, was deutsche Leitkultur ist.

Zum einen: Anerkennung und Leben einer Kultur sind zwei Dinge
Zum anderen: Unsere Rechtsordnung regelt in meinen Augen viele Dinge selbst in Deutschland nicht explizit, weil sie für uns selbstverständlich sind. Das ist für mich so ähnlich, wie eine Firmenkultur. Natürlich gibt es in Firmen festgeschriebene Regeln für die wichtigsten Dinge. Nichts desto trotz sind einige Dinge nicht geregelt, aber trotzdem geltend. Ob das jetzt die Kleiderordnung ist, ob das die Art miteinander zu kommunizieren ist o.ä. Hierfür gibt es keine geschriebenen Regeln, aber trotzdem wird jeder „Verstoß“ sofort auffallen. Z.B. kannst Du offensichtlich trotz ähnlichem Produktspektrum Siemens und Bosch von der Firmenkultur her deutlich unterscheiden (Aussage von angestellten, die beide Firmen kennengelernt haben), wobei die festgeschriebenen Regeln sehr ähnlich sein dürften…

Es mag sein, dass die Dinge, die ich schrieb zu allgemeingültig sind (allerdings halte ich z.B. die Schulpflicht gerade bei Themen wie den Sportunterricht für Mädchen für durchaus aktuell strittig mit mancher Nebenkultur, für mich unhaltbar). Ich denke aber, dass wir durch die Aufklärung einfach Standards gesetzt haben, die für jeden zu gelten haben, der hier leben will, auch wenn sie nicht explizit niedergeschrieben sind.

Allerdings gebe ich zu, dass mir eine 100% Anpassung an die „Leitkultur“ ebenfalls nicht recht wäre, da dies jede positive Neuerung unmöglich machen würde, weswegen ich diese auch in meinen Augen undetailierte (und polemische) Diskussion eigentlich ablehne…

Nebenbei: Die Verwendung der deutschen Sprache in der Öffentlichkeit ist z.B. etwas, was nicht explizit niedergeschrieben ist in D und auch nicht wirklich klappt derzeit:wink:

Grüße
Jürgen

Mahlzeit,

ich empfinde schon, dass Europa und Deutschland an mancher
Ecke im speziellen, eine bestimmte Kulturauffassung hat, die
nicht diskutabel sein darf.

Unten wurde schon gesagt, daß deine Beispiele mehr für eine Anerkennung der Rechtsnormen als für eine Annahme einer wie auch immer gearteten Leitkultur sprechen.

Aber ich möchte noch ein bißche weitergehen: ich behaupte, noch nicht mal diese Werte werden von allen Deutschen bedingungslos anerkannt.

Die Achtung der Würde aller Menschen

Hatten wir nicht vor kurzem die Diskussion im Polizeibrett? Da ging es darum, daß Folter in ganz speziellen Fällen erlaubt sein soll. Ich hatte nicht den Eindruck, daß die Mehrheit der Deutschen dieses höchste Gut als selbstverständlich ansehen.

Das staatliche Gewaltmonopol

Ebenfalls - da wurde sogar von fachkundigen Juristen überlegt, ob der Staat nich ein bißchen zurücktreten sollte, um seine Beamten das zu erlauben, was sie sonst nicht dürften.

Die Ablehnung von Aggression als Mittel der Politik

Richtig. Die Bundeswehr ist momentan wo stationiert?

Die Toleranz gegenüber Andersgläubigen, aber die Nichtduldung
von Intoleranz Andersgläubiger.

DAS ist mir bisher nur in der aktuellen Diskussion untergekommen, ist also mitnichten eine selbstverständliche kulturelle Eigenart.

Und einige dieser Grunddinge, die uns so selbstverständlich
vorkommen, sind für viele Menschen dieser Erde eben nicht
selbstverständlich. Ich behaupte aber, dass wir von unseren
Gästen diese Dinge verlangen dürfen, ohne als intolerant oder
rechtslastig geoutet zu werden.

Wir sollten das dann aber auch von den Einheimischen verlangen. Warum kein Eid auf die Verfassung für alle Bürger?

Abgesehen davon - überleg doch mal, was damit bewirkt werden würde. Ich behaupte: gar nichts. Diejenigen Einwanderer, die sowieso diese Dinge achten, hätten damit keine Probleme. Die anderen, z.b. islamistische Terroristen, die sich als Tarnung einbürgern lassen wollten, hätten sicherlich kein Problem damit, zusätzlich zum geplanten mehrfachen Mord eine Bagatelle wie einen Meineid zu begehen.

Was die Leitkultur angeht: ich hab mich mal mit einem jungen Abiturienten unterhalten, der ausländerfeindliche Parolen verbreitete mit der Begründung, er wollte die deutsche Kultur gegen Überfremdung schützen. Ich fragte ihn, was er darunter verstand. Ich fragte ihn nach Goethe, Heine, Ringelnatz, Mann, Walser, ich fragte ihn nach Schopenhauer, Kant, Mozart, Schubert, Stockhausen, Daimler, Robert Koch - er kannte kaum einen davon. (Ich wußte, daß ich einige Österreicher mit einbezogen hatte und warum ich das tat). Er konnte mir auch keine Werte nennen, die er für besoners deutsch, besonders schützwürdig und besonders bedroht ansah.

Die Debatte um die Leitkultur ist für mich nur ein Versuch, diffuse Ängste und Ressentiments zu kanalisieren und politisch auszuschlachten. Mehr nicht. Integration sieht für mich anders aus.

Gruß

Sancho
seit 21 Jahren hier lebender Ausländer ohne Eid auf irgendwas

Hallo Peet!

http://www.leitkultur.de/

Mir gefällt als Definition von Kultur „die Gesamtheit der geistigen und künstlerischen Ausdrucksformen eines Volkes“. Unsere Ausdrucksformen will uns gewiß niemand nehmen. Die Frage ist, ob wir andere Kulturen (Ausdrucksformen) als Bedrohung oder Bereicherung begreifen, unangetastete Rechtsordnung vorausgesetzt. Ob italienische Küche, italienisches Maschinenbau-Know-how oder italienisches Design, französische Weine oder französische Dieselrußfilter, südamerikanische Tänze, kubanische Musik, finnische Gepflogenheiten bei der Offenlegung behördlicher Entscheidungsgänge, russische Literaten, japanische Technologie, neuseeländische Einwanderungsbestimmungen - überall gibt es Liebenswertes und hervorragende Leistungen. Wer sich mit Technik beschäftigt und sich auf die Verwendung ausschließlich deutscher Erzeugnisse beschränkt, bekäme nichts zustande. Wollten wir nur in Deutschland erarbeitetes Wissen verwenden, stürben uns die Menschen weg und gingen hier alle Lichter aus. Schon von daher spricht aus der Idee einer deutschen Leitkultur eine unangemessene, geradezu selbstzerstörerische Überheblichkeit. Wir können von anderen lernen und umgekehrt. Das ist gegenseitiger Nutzen durch Symbiose.

…als sei Europa müde :geworden, als sei es dabei,
seine Identität zu verlieren, :seine Wurzeln selber nicht :mehr zu kennen. Zu diesen :Wurzeln gehören ganz sicher :die Aufklärung, die :Menschenrechte…

Alles richtig. Die Wiege von Aufklärung, Demokratie und Menschenrechten stand nicht in Deutschland. Der Bundespräsident (den ich als Glücksgriff für dieses Land ansehe) sprach von Europa, seinen Wurzeln und Werten und Herr Stoiber von „deutscher Leitkultur“. Ich sehe ganze Welten zwischen den Aussagen und verkneife mir mit Mühe die Vertiefung, wohin kulturelle Leitansprüche dieses Land bereits führten. Den von solchen schon peinlich engstirnigen Bierzeltpolitikern verursachten intellektuellen und wissenschaftlichen Aderlaß haben wir bis heute nicht überwunden.

Gruß
Wolfgang

Moin Wolfgang,

Die
Frage ist, ob wir andere Kulturen (Ausdrucksformen) als
Bedrohung oder Bereicherung begreifen, unangetastete
Rechtsordnung vorausgesetzt. Ob italienische Küche,…

Der Unterschied dürfte in der Akzeptanz liegen. Jemand, der sich einen japanischen CD-Player kauft, hat vermutlich wenig probleme mit der Akzeptanz. Schließlich war dieser Kauf eine bewußte Entscheidung. Gleiches gilt für jemanden, der sich einen Döner bestellt oder Rockmusik.

„Fremdes“ findet dann allmählich Eingang in eine Kultur, wenn es auf Akzeptanz stößt. Diese Akzeptanz kann man dadurch erreichen, indem man es einem Menschen freistellt, ober er dieses „Fremde“ als Bestandteil seines Lebens haben möchte oder nicht (also es freiwillig „hereinholt“).

Probleme gibt es hingegen bei mangelnder Akzeptanz. Das „Fremde“ wird zum Ärgernis.

Ganz deutlich wird das IMHO bei Urlaubsreisen. Wieviel Otto-Normalverbrauchen fliegen heutzutage in der Weltgeschichte rum, von Antalya nach Pattaya, interessieren sich für alles mögliche und kommen voller Begeisterung und Lob über das Gastland und mit 1000 Photos im Koffer wieder zurück. Aber biete doch mal den gleichen Leuten eine Wohnung in Deutschland in einer überwiegende von Türken bewohnten Gegend an.

Gruß
Marion

Moin Mahlzeit, Marion!

Der Unterschied dürfte in der Akzeptanz liegen…

Natürlich gibt es vielfältige Unterschiede, die bei Kleidungsgewohnheiten anfangen und bei für unsere Ohren gewöhnungsbedürftiger Musik noch lange nicht aufhören. Aber wenn jemand fordert, Zuwanderer müssen sich dem hiesig Üblichen anpassen, muß man die Dinge beim Namen nennen, ohne unsere Rechtsordnung zu verlassen. Wir können und wollen weder uniformes Aussehen, noch Jodeln, Heino, bayrische Trachtenjacken und katholisches Glaubensbekenntnis zur Pflicht machen. Schon innerhalb unseres Landes herrschen regional sehr unterschiedliche Gepflogenheiten, Brauchtümer und Lebensweisen. Ein Friese ist chancenlos, wenn er urschwäbische Mundart verstehen soll und wohl jeder kennt die Werbung, die auf die regionale Besonderheit abhebt: „Wir können alles außer Hochdeutsch“.

Natürlich weiß ich, wie heftig viele Menschen dazu neigen, alles Fremdartige wegzubeißen. Für entsprechende Erlebnisse braucht man sich nur in einem kleinen, abgelegenen Dorf anzusiedeln. Trotzdem habe ich noch nicht begriffen, was unter dem Anpassen an „deutsche Leitkultur“ zu verstehen ist. Gesichtshaut dem Durchschnitt entspechend schminken? Haare färben? Normierte Kleidung? Fremdartige Musik eindeutschen? Wenn Politiker von „deutscher Leitkultur“ erzählen, müssen sie konkret werden, andernfalls ist es nur inhaltsloses Gewäsch. Ich wage die Prognose, daß es eine Konkretisierung „deutscher Leitkultur“ nie geben wird, weil sich der Betreffende damit von unserer Verfassung verabschiedet.

Gruß
Wolfgang

owT