Lektorat elraubtes Hilfsmittel in wiss. Arbeit?

Hallo Leute,

Inwieweit ist ein Lektorat ein erlaubtes Hilfsmittel in der Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit?

Rechtschreibprüfung- OK- sollte einleuchten ob es nun ein Kollege macht oder die Profis sollte ok sein.

Aber die bieten auch Nachbesserung des Schreibstils an.
Also nur Schreibstil der Inhalt bleibt unberührt.

Inwieweit ist das „legal“?

Grüße Erich

Moin Erich,
Lektorat ist erlaubt - und manchmal erwünscht. Mir ist es lieber, wenn Studierende mir saubere, rechtschreibrichtige und stilmäßig lesbare Arbeiten abgeben, als Arbeiten, bei denen ich versucht bin, wie ein „Deutschlehrer“ Notenabstriche für Rechtschreibung und Schreibstil anzudrohen. Auf Nachfragen sollte man aber in der Lage sein, die Inhalte als eigene zu „belegen“: also zugeben, dass man sich an den Stellen Hilfe geholt hat. Das gilt vor allem dann, wenn man seine Studierenden kennt und weiß, dass es eigentlich nicht ihr Schreibstil ist.
Mit Grüßen vom Vieux

Hallo Vieux,

viele Dank für die Info direkt von der Gegenseite. :wink:

Das mit dem Schreiben ist wirklich eine Muße.
Alles kleiner 5 Seiten hört sich schnell prima an. Aber bei über 50 Seiten schleichen sich schnell Stilbrüche ein oder auch ungewollte Doppeldeutigkeiten bzw. unscharfe Formulierungen.

Zusätzlich kommt das Dilemma- der Zwang nach der neuen deutschen Rechtschreibung zu schreiben. Diese Schreibweise ist für mich wie das zwanghafte Umlernen von einem links- zu einem rechthändigen Schreiber.

Jeder sollte selbst entscheiden dürfen, ob er sich für seine in der Schule gelernte Rechtschreibung entscheidet oder sich an der Neuen innovativen und einfacheren Rechtschreibung austoben möchte.

Da ich auch ein kleiner Komma- Fan bin, wurde ich diesbezüglich letztens zusammengestaucht. Mit meiner Defensio: Ich schreibe nach der „Old-School“ Regel. :wink:

In jedem Falle vielen Dank für die Einschätzung- denn die Unternehmen werden sicherlich sagen: „Ja ja… alles legal“.

Grüße Erich

PS.:
Goethe: „Rechtschreibung ist Privatsache“

Trulala und Hallo.

Zusätzlich kommt das Dilemma- der Zwang nach der neuen
deutschen Rechtschreibung zu schreiben. Diese Schreibweise ist
für mich wie das zwanghafte Umlernen von einem links- zu einem
rechthändigen Schreiber.

Wieso Zwang? Wenn Du das nicht möchtest, kommt eine fette Bemerkung ins Vorwort, daß nachfolgend die Schreibung nach den neuen Regeln strikt abgelehnt wird. Ich handhabe das grundsätzlich auch so, etwaige Abzüge nehme ich in Kauf - viel können sie einem sowieso nicht auf der Schiene wegnehmen. Einmal gabs eine etwas angespannte Situation in einem Nebenfach. Dort plusterte sich mirgegenüber ein mir bis dahin unbekannter wissenschaftlicher Mitarbeiter aggressiv auf, was das mit der Alten Rechtschreibung solle. Nachdem ich mir sein Toben genervt etwa eine Minute angetan habe, in der Hoffnung, er käme wieder zur Besinnung, wurde es mir dann allmählich zu bunt; ich füllte meine Lungen mit soviel Luft als möglich, nahm ordentlich Haltung an (sozusagen vor der Attacke so groß wie nur möglich machen *g*) und, formulieren wir vorsichtig, „reagierte entsprechend“ — Eillicht würde formulieren, ich hätte wie Jupiter vom Throne heruntergedonnert.

Das brachte mir einen Dekanatsbesuch ein… doch sei’s drum.

Mit diesem komischen Dr. Blabla hatte ich nie wieder zu tun; die Protokolle wurde angenommen, mit gut oder sehr gut bewertet, die Klausur lief akzeptabel. Eine Benachteiligung durch meinen - selbst für meine Verhältnisse - höchstarroganten (und diesmal wirklich arg giftigen) Konter konnte ich in keinster Weise feststellen.
Wie der gute Mann inzwischen sein Leben fristet, soll mich nicht weiter kümmern.

Ich finde Dein Engagement prima, zeugt von Geist in der Rübe und dem Wunsch, dem Text etwas Gutes zu tun. Diese Einsicht - professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen - täte einigen Studienkollegen gut.
Wie manche durch ihr Deutschabitur gekommen sind, verstehe ich heute noch nicht.

Grüße

und laß Dir nichts wegen des Schreibens einreden

„Old is beautiful.“ :wink:

Hallo,
ein guter Mitarbeiter ist ein Mitarbeiter, den sein Chef für einen guten Mitarbeiter hält.
Eine gute wissenschaftliche Arbeit ist eine wissenschaftliche Arbeit, die der Auftraggeber für eine gute wissenschaftliche Arbeit hält.
Ein erlaubtes Hilfsmittel ist ein Hilfsmittel, das der Auftraggeber für ein erlaubtes Hilfsmittel hält.

Fazit: kommt drauf an.

Gruß
loderunner

Aber Erich,
ich bin vermutlich viel älter als Du, ich habe mich auch umstellen können - nicht zwanghaft.
Auch wenn ich die neue Rechtschreibung an vielen Stellen für krampfhaft oder unklar halte: Eine gemeinsame Rechtschreibung ist sinnvoll.
Für Schüler ist es nicht gut, wenn sie wahlweise „aufwändig“ (von „Aufwand“) oder „aufwendig“ (von „aufwenden“ - warum nicht auch „aufwänden“?) schreiben dürfen: Sie lernen, dass es manchmal so geschrieben werden kann, wie es ihnen passt, bei anderen Wörtern dürfen sie es nicht.
Rechtschreibung ist nicht Privatsache (wenn es keine privaten Mitteilungen sind), sondern eine Konvention zur allgemeinen Verständlichkeit: wie privat - im eigenen Dialekt auch noch - dürfen dann wissenschaftliche Artikel oder andere „offizielle“ Mitteilungen sein? Das gilt auch für unverständliche amtliche Schreiben, die manchmal erst „auf Deutsch“ übersetzt werden müssten.

Grüße vom Vieux

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo.

Auch wenn ich die neue Rechtschreibung an vielen Stellen für
krampfhaft oder unklar halte: Eine gemeinsame Rechtschreibung
ist sinnvoll.

Richtig, richtig. Das kann man in dieser Form auch für die alte Schreibung auslegen.

Für Schüler ist es nicht gut,

Achja, die Schüler. Die armen Schüler.
Wer hat denn bitte die anderen weit über 70 Millionen deutschsprachige Menschen gefragt, was sie davon halten?

Aus mehreren Lagern - vor allem aus dem linguistischen - gab es nachhaltige, offene Kritik. Beispielsweise sind viele Ableitungen, Lautveränderungen in Wörtern et cetera völlig falsch gebildet worden.
So heißt es neuerding „Bändel“ statt „Bendel“, weil „Bändel“ angeblich von „Band“ käme. Hanebüchender Unfug. Ein „Bendel“ ist etwas ganz anderes als ein „Band“.
Oder eine Idiotie wie die „Gämse“ (statt „Gemse“). Würde angeblich von „Gams“ kommen, obwohl die Bezeichnung „Gams“ für das Tier selbst (also nicht der „Gamsbock“) nur in einigen südlichen/bayrischen Dialekten vorhanden ist. Weiter geht es mit dem „Stängel“, der kein „Stengel“ mehr sein darf, weil ein „Stängel“ ja von „Stange“ (!!!) käme.
Aus „behende“ wird „behände“, kommt ja von „Hand“ (!!!), oder „überschwenglich“ darf jetzt nur noch „überschwänglich“ sein.
Et cetera, et cetera, et cetera, et cetera.

Absolut geistlos.

Weitere Gipfelpunkte des Unsinns sind dann Dinge wie die Abschaffung des „Du“ im Brief (neuerdings „du“), sowie die Änderungen beim ‚ß‘.

Also bitte.

Sehe ich doch gar nicht ein, daß ich - ohne gefragt worden zu sein - plötzlich anders schreiben soll, nur weil sich ein paar zusehends verdummte Kinder zu dämlich anstellen, eine halbwegs ordentliche Orthographie an den Tag zu legen, beziehungsweise sich eine unterqualifizierte „Expertengruppe“ mit der Reform profilieren möchte, inklusive damit verbundenen, lukrativen Arbeitsplätzen bei den großen Verlagshäusern.

Die zuständige Kommission gab sogar bei der Planung der neuen Regeln unverblümt zu (war auch im Fernsehen), daß viele, viele Dinge den häufigsten Fehlern heutiger Schüler angepaßt werden würden.
Gottverdammte Sauzucht - wo leben wir denn?
Niveauanpassung nach unten?

Mit mir nicht. Auch im Studium gibts in diesem Punkt kein Zurückweichen von der Linie - da könnte der Alte höchstpersönlich aus dem Himmel hinabsteigen.
Ich lasse mir doch nicht meine Texte zerkaspern, bloß weil einige Kinderleins nicht in der Lage sind, ihren Geist beim Schreiben zusammenzunehmen. Oder weil das Wort ‚lesen‘ ein Fremdwort ist.

Erich soll ruhig knüppelhart nach dem alten Regelwerk schreiben.

Rechtschreibung … eine Konvention zur allgemeinen
Verständlichkeit

Inzwischen eben mehr als blanke Konvention.

Für Schulen gilt: Die Neue Rechtschreibung ist Pflicht.

Außerhalb der Institution Schule dagegen ist es höchstens ein Soll, und von dem darf abgewichen werden. Selbst in der Bürokratie!

Wer logisch mitdenkt (und den Verlauf der Ereignisse noch im Kopf hat), sieht hier einen Zirkelschluß höchster Güte:
Die Reform wird sich nur halten können, wenn sie aus den Schulen heraus in die Gesellschaft getragen wird.
In die Schulen wurden die neuen Regeln aber per Zwang hineingedrückt; als Argument kam ein lapidares „die Kinder sollen lernen, wie später im Leben [Anm. also vom Rest der Gesellschaft] geschrieben werden wird“. Die Verlagshäuser ordneten sich ihrerseits jedoch nur unter, weil sie auf die Schulen verwiesen und dort die reformierte Schreibung vorherrschen würde.

Lieber eine ‚2‘ mit der alten Schreibung, statt einer ‚1‘ mit der neuen.

MfG

1 Like