Ich unterrichte im BVJ in Rheinland-Pfalz und werde demnächst eine Lektüre mit meiner Klasse lesen. Sie soll ein mittelschweres Niveau haben für diese Schüler, die die allgemeinbildenden Schulen ohne Hauptschulabschluss verlassen haben.
Habt ihr gute Erfahrungen mit bestimmten Büchern gemacht? Dann würde ich mich über ein paar Vorschläge, vielleicht auch ergänzenden Informationen dazu, freuen.
Hallo.
Wenn es einfacher sein soll würde ich Der Hobbit von Tolkien vorschlagen. Ist durch die Filme bestimmt bei Einigen bekannt.
Etwas anspruchvoller aber durch die Kürze der Geschichten gut in einer Unterrichtsstunde machbar.
Ray Bradbury - Löwenzahnwein
Ich habe in diesem Alter gerne Douglas Adams - Per Anhalter durch die Galaxis und Romane von Terry Prattchet gelesen.
Gruß Gerald
Lieber nicht zu umfangreich. In dieser Klassen hat keiner jemals ein Buch gelesen.
Das hätte ich vielleicht dazusagen sollen.
Aber Löwenzahnwein klingt gut, zumindest in den Rezensionen bei Amazon. Werd ich mir mal bestellen. Danke!
Also 400 Seiten für Schüler, die nicht mal den Hauptschulabschluss geschafft haben finde ich schon sportlich.
In was für Klassen hast du das Buch gelesen und wie gut hat das funktioniert?
Wo hast du gekürzt oder habt ihr es tatsächlich ganz gelesen?
Wie wäre es mit einer Sammlung von Kurzgeschichten? Immer eine Geschichte pro Unterrichtsstunde und in der nächsten Stunde eine neue? Das dürfte die Schüler eher bei Laune halten.
Mir fällt grade so etwas ein: Kalendergeschichte – Wikipedia
Oh, da fällt mir auch Ray Bradbury ein -der illustrierte Mann. Das sind lauter Kurzgeschichten, die gemeinsam lesen und das Ende müssen sie sich dann selber ausdenken!
Skurril/abgespaced und fesselnd, nicht zu schwer.
Ich würde es davon abhängig machen, was dein wichtigstes Ziel ist. Wenn es auch darum geht, jemanden vielleicht zum Lesen zu stupsen und ihm das nicht eher zu vergraulen, würde ich einfach mal nachfragen, auf was für Stoff die Truppe so steht. Welche Filme, welche Spiele…
Wenngleich auch etwas umfangreicher könnte u.U. Eragon etwas sein. Etwas einfacher geschrieben als Tolkien (Ähnlichkeiten sind rein zufällig *hüstel) hat das den Reiz, dass der Autor mit 15/16 Jahren mit dieser dann später Reihe angefangen hat und der Held 17 ist. Wenn Fantasy grundsätzlich interessant sind, kann das ein Ansatz sein, auch wenn es literarisch Luft nach oben gibt. Aber ich habe in den vergangenen Jahren schon mehrere Lesemuffel auf die Tour zum Lesen bekommen. Immerhin winken ingesamt 4 Bände, so dass man vielleicht auch ein gutes Werk tut, wenn nur ein Teil weiterliest. In der Altersgruppe ist die Begeisterung jedenfalls ziemlich hoch.
Rumo und die Wunder im Dunkeln von Walter Moers, durchaus in Abschnitten ziemlich brutal, könnte aber u.U. gerade deshalb in doppelter Hinsicht interessant sein.
1984 hat m.E. heute gerade so seinen Reiz, ist aber möglicherweise zu anspruchsvoll?
2001 - Odyssee im Weltraum
oder, auch SiFi
Ich, der Roboter
beides mit dem Vorteil der Verfilmung, wo bei Space Odyssee natürlich etwas sehr retro ist. Beides sind natürlich die Kult-Vorbilder für das Genre. Wobei Ich, der Roboter mehr Bezug zu künstlicher Intelligenz hat, was aktuell nicht uninteressant ist.
Ian Mc Ewan, Maschinen wie ich, auch als SiFi mit Bezug zur Künstlichen Intelligenz.
ein relativ kurzer, mE gut lesbarer Text, der trotzdem vielleicht auch zum Selberdenken anregt - zB über das so aktuelle Thema „Selbstoptimierung“: Die Möwe Jonathan – Wikipedia
Gerade deshalb würde ich die Woodwalkers empfehlen! Die motivieren tatsächlich auch absolute Lesemuffel. Das konnte ich jetzt tatsächlich schon mehrfach erfahren.
biete doch 3 verschiedene Bücher unterschiedlicher Themen an und lass das Jungvolk entscheiden.
Ich biete hier noch „The Green Mile“ von Stephen King als Booklets an. Das sind 6 Hefte, es gibt aber auch die Ausgabe in einem Buch.
Mit den Booklets konnte ich damals meinem Bruder das Lesen schmackhaft machen. Alleine die Tatsache, dass das einzelne Heft dünner war als ein ganzes Buch motivierte ihn zum Lesen.
Ich weiß nur nicht, ob es das in der Booklet-Version noch „neu“ zu kaufen gibt.
Hallo!
Sehr gerne hätte ich Kurzgeschichten gemacht, es ist mein Lieblingsgenre und da habe ich auch sehr viele parat - aber die Kollegen wollten das nicht.
Jede Stunde eine Kurzgeschichte würden wir aber eh nicht schaffen. Wie gesagt - Schüler ohne Hauptschulabschluss, die noch nie irgendwas gelesen haben, was nicht auf dem Handy erscheint.
Liebe Grüße
Diva
Wir Lehrer wählen je ein Buch aus und machen dann einen „Markt der Möglichkeiten“, d.h. die Schüler können tatsächlich wählen.
Mir wäre nur lieb, ich hätte dann ein tolles Buch anzubieten - und da ich schon Jahrzehnte keine Lektüre mehr im Unterricht gelesen habe, wollte ich hier gern erfahrungsbasierte Tips bekommen.
Es geht also nicht um die Methode, wie ich die Bücher an den Mann bringe, sondern darum, dass ich wenig Bücher kenne und auf den Inhalt bezogene Erfahrungsberichte bräuchte.
Liebe Grüße
Diva
Für was interessieren sich diese jungen Leute? Es sollte ein Thema sein, das zu ihrem Umfeld oder ihren Wünschen und Träumen passt.
Was ist mit den „klassischen“ Jugendbüchern? Am Besten eins, das auch verfilmt wurde. (Zitat meines „Adoptivenkels“: Gibt es das nicht als Film?)
na klar doch! Mit “Tschick” ließe sich ein guter Teil der Schüler zumindest ungefähr da abholen, wo sie stehen.
Und falls der eine oder andere tatsächlich das Lesen für sich entdeckt, ist es ein “Türöffner” für den ganzen Oldschool-Kram, mit dem beim Opa die Wände verziert sind, konkret auf dem Weg über Die Abenteuer des Huckleberry Finn von 1884. Wolfgang Herrndorf hat beiläufig selber gesagt, dass dieser (mit anderen zusammen) bei Tschick Pate gestanden hat.
Interessanterweise gibt es “Tschick” nicht nur in der Originalversion, sondern auch in “leichter Lesen” und in “einfacher Sprache”, sodass man das auf 3 verschiedenen Leveln anbieten kann. Im Prinzip könnten dann alles Leistungsstufen das gleiche Buch behandeln, nur eben auf einem angepassten Niveau.