Hallo,
ich habe eine etwas schwierige Frage, weil ich noch nicht recht weiß, wonach ich suche. Aber vielleicht habt Ihr Ideen, die mir auf die Sprünge helfen.
Ich möchte ein Buch verschenken an jemanden, an dem ich sehr schätze, dass er sich in unseren Gesprächen auf theologische Gedankengänge eingelassen hat, ohne selbst christlich zu sein. Er ist, denke ich, gar nicht religiös gebunden, eher ein Freigeist, z.T. fasziniert vom Sufismus, hat Gefallen an den Geschichten von Hoca Nasreddin, liest auch ganz gerne mal nachdenkliche Aphorismen, gerne was Irritierendes. Liest auch sonst gern und legt Wert auf Sprache; ich weiß, dass ihm Ransmayrs „Fliegender Berg“ gelegen hat.
Er sagte im Gespräch, dass sich ihm die Faszination an biblischen Geschichten/ Texten (von der ich sprach) bisher nicht erschlossen habe. Ich würde ihm gern ein Buch schenken, das etwas davon transportiert, was mich fasziniert an Bibeltexten oder am christlichen Gedankensystem, etwas von der Kraft und Vielschichtigkeit, die da drin steckt.
Trotz vieler Überlegungen habe ich noch nicht das rechte gefunden und wollte gern schauen, was Euch vielleicht einfällt.
Ich liste mal auf, was mir bisher in den Sinn kam:
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Psalmübertragungen, z.B. Buber-Rosenzweig: Setzen aber doch zuviel voraus an Nähe zum christlich-jüdischen Glauben, an Hineindenken, bevor sich die Schönheit erschließt. (Auch Guardini und Cardenal sind nicht das Richtige.)
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Roman zu einem Bibeltext, z.B. Karl Ove Knausgard, Alles hat seine Zeit: Erst dachte ich, das könnte es sein, fand es dann aber doch zu überzogen, z.T. zu blutrünstig. (Nein, Thomas Mann ist auch nicht das Wahre!)
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Jack Miles, Gott - eine Biografie: Faszinierend, geht vom Ansatz her in eine gute Richtung. Ist dann aber doch zu theologisch, zu sehr Sachbuch, vielleicht auch zu dick (für so ein Buch). Das liest man wohl eher, wenn man schon an der Bibel interessiert und mit ihr vertraut ist. Das als Roman, das wär′s!
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evtl. christliche Mystiker, z.B. Angelus Silesius, Der Cherubinische Wandersmann: Aber die Jesusfrömmigkeit ist dann wohl doch zu viel.
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Darüber kam ich jetzt auf Kurt Marti, Der cherubinische Velofahrer. Aber den kenn ich selbst nicht recht, habe ihn mir jetzt bestellt. Möglicherweise ist das was, evtl. im Doppelpack mit Silesius, wahrscheinlich aber zu flapsig. Eigentlich wäre mir was Ernsthafteres und auch Literarischeres lieber.
Ihr seht, das sind sehr unterschiedliche Richtungen: einerseits Roman – andererseits Poetisch-Aphoristisches. Lassen sich doch noch Psalmen-Nachdichtungen finden (wahrscheinlich eher etwas freiere), die Kraft und Poesie haben und sich einem Nichtchristen gut erschließen können? Ich will ihn ja nicht bekehren.
Nach langer Rede nun die Frage: Habt Ihr eine Buchempfehlung, was Ihr in einer ähnlichen Situation jemandem zum Lesen geben würdet?
Danke fürs Lesen bis hier und vielleicht für Eure Ideen dazu!
Jule