Lenins Nationalität

Stalin war bekanntlich Georgier - kein Russe. Dennoch wurde er von vielen Leuten, die das nicht wussten, als oberster Russe wahrgenommen, vor allem im Zusammenhang mit seiner Funktion als Oberkommandierender auf Russischer (richtiger: sowjetischer) Seite.

Mit grosser Überraschung habe ich heute, am 30.01.2022, im deutschen Wikipedia-Artikel über Lenin erstmals gelesen, dass Lenin nicht rein russischer Herkunft sein soll: "Wladimir Uljanow, später Lenin genannt, war russisch-deutscher Herkunft . . . " und: "Lenins deutschstämmige Mutter Maria Alexandrowna Blank (1835–1916) war in einem Dorf aufgewachsen . . . " Das wusste ich schon vorher, denn ich hatte schon vor einigen Jahren im Internet einmal etwas über Lenins deutsche Oma mütterlicherseits Anna Grosschopf (* ca. 1798; † wohl 1838) gelesen. Allerdings tauchten Informationen über Lenins angebliche teilweise deutsche Abstammung auch im Internet bis weit in die 90er Jahre so gut wie überhaupt nicht auf.

Allerdings habe ich Zweifel, ob die angebliche teilweise deutsche Abstammung Lenins zutrifft. Wenn ich in alten Aufnahmen Lenin vor der Menge gestikulieren sehe, ist mir das völlig fremd. Es ist nicht das Geringste in Lenins Gestik und Mimik zu erkennen, was an einen sympathischen Deutschen oder Russen erinnert. Die Zuhörer und Sympathisanten wurden offenbar vorher hingekarrt, so wie einige Jahrzehnte später das Publikum in manchen RTL-Fernseh-Shows.

Im Gegensatz dazu wirkt Stalin auf vielen Aufnahmen aus seiner Zeit durchaus sympathisch, manchmal sehr sogar, was angesichts der ihm nachgesagten Greueltaten selbstverständlich verstörend ist und auch sympathisches Verhalten diskreditieren kann.

Gerade weil Lenin so intelligent und so ein begnadeter Führer gewesen sein soll, würde man erwarten können, dass er in den gezeigten brenzligen Situationen wenigstens manchmal etwas Sympathisches ausstrahlt. Aber nichts davon. Eher erinnern seine vielfach gefilmten Gesten immer wieder in gleicher Weise an einen abhängigen und randständigen Marktschreier auf einem schmuddeligen Polen-Markt, der unbedingt noch seine Bananen und seinen Speck loswerden will - und wo sympathische und seriöse Polen auch gar nicht erst hingehen.

Deshalb geht meine Frage letzten Endes dahin, ob es sich bei Lenins angeblich deutsch-schwedischer Abstammungslinie nur um eine Bezugnahme auf die Staatsangehörigkeiten dieser Vorfahren handelt und ob diese Abstammungslinie genetisch eher einer polnischen Randgruppe zuzuordnen ist.

Ich bin auf die Antworten gespannt.

Hallo,

ich entnehme deinem Text, dass deutschstämmige gute Rhetoriker sein sollen.
Btw. auch damals hat man Filmaufnahmen nicht mal eben so live gedreht.
Da wurden auch schon Statisten hin gekarrt, das ist keine neuzeitliche Erfindung.

Nicht nur nachgesagt.
Lenin hat übrigens kurz vor seinem Tod vor Stalin gewarnt und dessen Ablösung vorgeschlagen. Er befürchtete Machtmissbrauch.

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Genau wie bei Hitler. Der war an Mimik und Gestik auch ganz eindeutig als Österreicher zu erkennen. Oder als Schwarzafrikaner.

Kommt jetzt als nächstes das Verhältnis zwischen Kopfdurchmesser und Nasenlänge als Messlatte für Rassenzugehörigkeit?

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Das kann durchaus an einer Mischung aus Zeitgeist und Filmtechnik liegen.

Villeicht war er ja einfach ein unsympathischer Deutscher oder Russe.

Interessant. Worin offenbart sich das?

Nein, man würde erwarten, dass er etwas Charismatisches ausstrahlt. Das muss wohl der Fall gewesen sein. Sonst wäre er nicht so erfolgreich gewesen.

Ich kann nicht erkennen, wie Minik und Gestik mit der Abstammung zusammenhängen soll. Das wird doch im Wesentlichen durch die Sozialisierung bestimmt - also nicht davon, von wem man abstammt, sondern wann und wo man aufwächst. Davon abgesehen hat Lenin bei seinen öffentlichen Auftritten ganz sicher eine Rolle gespielt, die auf sein Publikum zugeschnitten war. Das muss nichts mit seiner Privatperson zu tun haben.

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Er schrieb „was daran erinnert“.
Das kann alles mögliche im Äußeren oder Verhalten sein, welches so ein „Gefühl“ hervorruft.
Zum Beispiel wird eine Bekannte von mir ständig von hier lebenden Russen auf russisch angesprochen, sogar von ihrem russischstämmigen) Arzt.
Viele meinen, die junge Frau würde aus Russland stammen, oder (Zitat) "nicht wenigstens die Eltern oder Großeltern?":wink:
Und wenn ich es nicht anders wüsste…

Einerseits sagt uns das, da muss doch irgendwas sein, was diesen Eindruck ausmacht … Andererseits ist es ein gutes Beispiel, wie man derart vollkommen daneben liegen kann.

Eben darum lässt man solchen Unsinn einfach außen vor. Die Zeiten, in denen eine lange Nase ins KZ führt sollten doch wohl endlich vorbei sein.

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tja… das war dann schon auch so gewollt.
Leider ohne Quelle, aber glaubhaft: selbst Fotos wurden retuschiert und wer noch Originale besaß, war der Kugel oder dem Gulag näher als die erste Befragung

Jedenfalls sagt der Eröffnungbeitrag mehr über den Verfasser als über Lenin aus.

Mit genügend Zeit und Phantasie könnte man daraus ein imposante „Charakterstudie“ basteln - egal in welche Richtung. Das hängt dann von deren Verfasser und seiner inneren Einstellung ab.

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