Lerntipps für Mediziner

Hallo zusammen,

hallo,
meine Nichte möchte Medizin studieren und fragt sich, ob sie den Lernaufwand schaffen kann. Sie ist 2er Gymnasiastin, 1er in Naturwissenschaften, aber systematisches Arbeiten ist trotzdem nicht gerade ihre Stärke

Frage an die unter euch, die Medizin studieren / studiert haben:

Was sind eure erfolgreichen Lerntipps?
Was sind, aus eurer Sicht, besondere Herausforderungen beim Lernen im Medizinstudium, gegenüber dem Lernen fürs Abi?
Danke für alle Tipps.

Servus

Was sind eure erfolgreichen Lerntipps?

Das Wichtigste war für mich, das gesamte Medizinstudium hindurch einer Arbeitsgruppe anzugehören, die sowohl kompetent und diszipliniert als auch emotional durchlässig und sympathisch war. Wir waren zu dritt, zwei Männer und eine Frau.

Was sind, aus eurer Sicht, besondere Herausforderungen beim
Lernen im Medizinstudium, gegenüber dem Lernen fürs Abi?

Das Medizinstudium ähnelte dem Abitur in gewisser Hinsicht; jedenfalls mehr als andere Studien (ich hatte vor Medizin Psychologie studiert), weil es recht verschult war, was Vor- und Nachteile hat. Für den einen mehr Vorteile, für den anderen mehr Nachteile.
Nun war es aber auch eine andere Zeit (70er Jahre), als ich studiert habe. Die Geistes- und Sozialwissenschaften waren damals sehr „frei“, man konnte/musste selbständig durch so ein sozialwiss. Studium gehen, während Medizin eben damals schon total verschult war - alles war vorgegeben und fast alles war Pflicht. Man konnte sich nicht patchworkmäßig Seminare zusammenstellen. Heute scheint es mir aber sowieso in fast allen Studiengängen so zu sein.
Übrigens hießen wir damals Studenten (ein schöneres Wort) - heute werden die jungen Leute an der Uni als „Studierende“ bezeichnet. Der ganze Schmelz des Studentenlebens ist schon mit diesem Wort futsch - und das Studieren ist ja heutzutage auch nicht mehr so „lustig“. Das nur am Rande.
Das Gute am Medizinstudium war u.a., dass man Fächer „abhaken“ konnte. Mit dem Physikum war die sogenannte Vorklinik vorbei und man konnte sich ganz auf die wirkliche Medizin einstimmen.
Und noch ein Tipp: Nicht aus Ängstlichkeit trödeln - ich bin immer in alle Prüfungen hinein gegangen, auch wenn ich nicht besonders fit war. Es hat sich gelohnt.
Es grüßt dich
Branden

Hallo zusammen,

hallo,
meine Nichte möchte Medizin studieren und fragt sich, ob sie
den Lernaufwand schaffen kann.

Hallo !
Also, wenn Sie es wirklich möchte, dann wird sie das Pensum auch schaffen.
Interesse an der Materie ist der beste Motor.

Sie ist 2er Gymnasiastin, 1er
in Naturwissenschaften, aber systematisches Arbeiten ist
trotzdem nicht gerade ihre Stärke

Oh nein ! Bitte nicht wieder die Abi-Note !!! Es gibt wirklich kein schlechteres
Kriterium, um eine Prognose über Erfolg oder Mißerfolg beim Medizinstudium
abzugeben ! Ich kenne Studierende, die im Abitur eine Durschnittsnote von 3,5
hatten und aus denen sind ganz hervorragende Ärzte geworden. Umgekehrt
haben damals in meinem Semester auch einiger 1er-Abiturienten noch vor dem
Physikum das Handtuch geworfen. Medizin hat sehr viel mit Interesse und
persönlichem Einsatz zu tun.

Frage an die unter euch, die Medizin studieren / studiert
haben:

Was sind eure erfolgreichen Lerntipps?

Das kann man pauschal nicht beantworten. Lerngruppen sind schon eine gute
Idee, weil man sich da gegenseitig über „Schwachstellen“ hinweghelfen kann.
Und es macht den meisten Leuten einfach mehr Spaß, in der Gruppe zu arbeiten.
Außerdem kann man sich gegenseitig vor Prüfungen auch abfragen.

Was sind, aus eurer Sicht, besondere Herausforderungen beim
Lernen im Medizinstudium, gegenüber dem Lernen fürs Abi?

Naja, ich fand die Stoffmenge gewaltig. In der vorklinischen Ausbildung, die nach 4 Semestern mit dem Physikum endete (und die es seit Einführung des „Hammerexamen“ aber auch nicht mehr in dieser Form gibt), wurde einem in einem Semester mehr vermittelt als in der gesamten gymnasialen Oberstufe. Man muss da schon mit einer gewissen Struktur herangehen, um dann für die Prüfungen fit zu sein. Allerdings ist es auch kein Hexenwerk und man wächst mit der Zeit auch in die Sache hinein !

Danke für alle Tipps.

Bitte, ich hoffe es hilft weiter ! Wenn noch Fragen sind, dann her damit.

Gruß Kai

Moin,

Frage an die unter euch, die Medizin studieren / studiert
haben:

hab ich nicht, aber das spielt auch keine Rolle!

Was sind eure erfolgreichen Lerntipps?

Es gibt keine allgemein gültigen Ratschläge in diese Richtung, jeder Studierende ist da anders und muss auch anders an die Sache herangehen.
Ich hab blitzgescheite Studies, die sich unendlich schwer tun und solche, die sind dumm daß es donnert, aber fleißig und zäh, mit Interesse am Thema. Mit einiger Wahrscheinlichkeit werden beide ihren Abschluss machen.

Was sind, aus eurer Sicht, besondere Herausforderungen beim
Lernen im Medizinstudium, gegenüber dem Lernen fürs Abi?

Lernen in der Schule hat so gut wie nichts mit Lernen an einer Uni gemein.
Die filetierte Darbietung des Stoffes wie in der Schule gibt es üblicherweise an der Uni nicht, da wird von den Studierenden mehr Eigeninitiative verlangt.
Die Arbeitsbelastung ist zudem höher.
Andererseits sind die Themen, die zu erarbeiten sind meist in die Richtung zielend, die dem Interesse der Studierenden qua Wahl des Faches nahe liegen, was die Motivation erhöhen mag.

Daß eine Note im Abi nicht mit dem Erfolg eines Studiums korrelieren muss, wurde ja schon geschrieben, Fleiß und Interesse am Fach sind (weit) wichtiger.

Gandalf

Hi,

hat sie denn schon einmal ein wenigstens einwöchiges Praktikum in dieser Richtung absolivert?
So etwas ist sehr wichtig, um von dem romantisch verklärten „Ich will nur den Menschen helfen“ wegzukommen.

Ich habe mich damals dazu entschieden, zunächst eine Ausbildung im medizinischen Bereich zu absolvieren. In meinem Fall hat das Einiges an Lebenserfahrung gebracht, Kommunikations- und praktischen Fertigkeiten und das nötige Hintergrundwissen, um den roten Faden im Wust an Informationen nicht aus den Augen zu verlieren. Das ist aber natürlich keinesfalls allgemeingültig :wink:

Ansonsten muss man es - wie weiter unten schon gesagt - vor allen Dingen wollen, sonst kann es sein, dass man irgendwann nicht mehr einsieht, sich die Wochenenden und Abende über den Büchern um die Ohren zu schlagen oder wochen- und monatelang unbezahlte Praktika zu absolvieren. In den ersten vier Semestern war es so, dass wir alle drei bis vier Wochen Prüfungen hatten. Jede davon vom Lernumfang her wesentlich mehr als für eine Abiturprüfung. Je nach Fakultät wird das aber nach dem Physikum besser.
Mit das Wichtigste zum Unibeginn ist es, das richtige Lernen zu lernen. Da hat jeder eigene Strategien. Ich finde Lerngruppen nicht so toll, andere schwören darauf. Auch Nachhilfe (z.B. in Chemie o.ä.) ist keine Schande, wenn es hilft.

Über der Abiturnote sollte sie besser nicht verzweifeln. Unbedingt den Medizinertest machen (Anmeldefrist beachten!) und auch sonst gut überlegen, wie die Fakultäten ihre Hochschulquote definieren, über die 60% der Plätze vergeben werden.

Auch über die Finanzierung sollte man sich einigermaßen im Klaren sein.

Grüße
Liete

Hallo,
war Aufsicht bei der Ärzteprüfung vor 14 Tagen.

Hab nach dem Physikum noch nie soviele Jungs weinen sehen…

btw wer glaubt, mit dem Abi auf dem Gipfel zu stehen, hat noch nicht den Berg dahinter gesehen…

Grüße
miamei

HAllo zusammen,

erstmal danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt, zu antworten.
Leider sind kaum Lerntipps genannt worden.

Dass man es nicht PAUSCHAL sagen kann, ist mir klar, ich hätte mich aber gefreut, wenn jeder 1 oder 2 Strategien gewusst hätte, die ihm PERSÖNLICH geholfen haben. Aber egal, vielleicht habe ich im falschen Forum gefragt.

Immerhin beruhigend, dass man offensichtlich auch ohne besondere Lernstrategien mit „fleißig sein“ zum Erfolg kommt.
Sagt Bixie

Hi!

Leider sind kaum Lerntipps genannt worden.

Dass man es nicht PAUSCHAL sagen kann, ist mir klar, ich hätte
mich aber gefreut, wenn jeder 1 oder 2 Strategien gewusst
hätte, die ihm PERSÖNLICH geholfen haben.

Okay, ich werds auch mal versuchen.

Die ersten Semester sind verhältnismäßig zum Rest des Studiums sehr locker vom Lernstoff her. Dies wird aber bereits deutlich mehr an Arbeit bedeuten, als sie es von der Schule her kennt! Und - das wichtigste - das ist NUR erst der Anfang, später wird der Stoff, bzw. die Stoffmenge, die es zu lernen gilt, mit fast jedem Semester gesteigert.
Ein Beispiel:
Eine Mitstudentin hatte Chemie als Leistungskurs und meinte später, wir hätten die komplette Chemie aus der gesamten Schulzeit innerhalb von fast 3 Monaten durchgekaut (im Vergleich zur Schule: 13 Jahre!!!).

Der Anfang im Studium ist sehr hart und es wird langsam schlimmer, wie ich schrieb. Daß es trotzdem viele schaffen, liegt daran, daß man während man lernt, man sich dabei - wie beim körperlichen Training - langsam an das Tempo gewöhnt und dieses sogar steigern kann. Immens steigern kann! Klingt unglaublich, aber es ist möglich! Je mehr du lernst und vor allem kontinuierlich (Stundenplan!), desto leichter und schneller fällt das Lernen! Vielleicht findest du sogar auch Möglichkeiten, deine bisherigen Lernmethoden noch weiter zu verbessern.

Idealerweise solltest du daher sich schon in der Schule damit beschäftigen, wie man effizient(!) und strukturiert lernt. Es gibt verschiedene Lerntypen, hierzu kann man sich im Netz gut schlau machen, z.b. hier: http://www.philognosie.net/denken-lernen/vier-lernty…. Hier mußt du schon selbst aussuchen, welche Methode bei dir am besten funktioniert. Da du noch zur Schule geht, kannst du prima schon mal damit beginnen, DEINE Methode zu finden und auch auszuprobieren :wink:

Da sie wie du sagst, nicht in der Lage ist, strukturiert zu arbeiten, sollte sie jetzt schon daran üben. Sie könnte sich z.b. für ihr Abi oder noch anstehende Prüfungen feste Stundenpläne erstellen, also wann und wie lange sie jeden Tag (!) lernt.In diesen Stunden sind Ablenkungen oder Entschuldigungen, warum sie sie nicht einhält, nicht akzeptabel.
Das Medizinstudium ist sehr verschult, wie die anderen schon schrieben, daher hat sie schon mal eine gewisse Struktur schon vorgegeben. Es gibt allerdings kaum „Hausaufgaben“, und die Hauptarbeit findet nun mal zu Hause statt, hier wäre also ihre eigene Disziplin gefragt. Ein Stundenplan kann hier sehr hilfreich sein.

Nun paar konkrete Tipps aus meiner persönlichen Erfahrung:

  1. Gliedere dir den zu lernenden Stoff ein. Mir half es hier, die Kapitel- und besonders die Unterkapitelüberschriften dazu zu nutzen. Ich kürzte die einzelnen Textabschnitte, so stark wie möglich ein, schrieb diese Kürzungen mir sogar extra auf (ich lerne am besten durch abschreiben, wenn sie ein anderer Typ ist, muß sie ihre eigene Methode anwenden). Suche dann die Keywords in diesen Textabschnitten. Lerne die Keywords auswendig und wenn dies nicht ausreicht, nimm deine Kürzungen zu Hilfe. Versuche dann, den Inhalt des kompletten Stoffs alleine anhand der Keywords sinngemäß wiederzugeben. Kontrolliere, ob du das richtig gemacht hast, indem du den kompletten urspünglichen Text nochmal durchliest.

  2. Erkenne Strukturen.
    Beispiel Anatomie, wo man tausende an lateinischen Begriffen rein auswendig zu lernen hat. Ich erkannte, das mir hier schon wenige Begriffe ausreichten. Z.b. heißt der Oberschenkelknochen Femur, die Arterie in dem Gebiet heißt „Arteria femoralis“, die Vene heißt „Vena femoralis“. Diese STRUKTUR wiederholte sich fast überall, ich mußte sie nur erkennen. Richtig Auswendig lernen tut man dann fast nur noch die Ausnahmen dieser Strukturierung :wink:

  3. lerne vor allem die Basics besonders gut , die am Anfang gelehrt werden und wo viele meiner Mitstudenten sich fragten, warum sie diesen Sch… lernen sollen.
    Beispiel: wir mußten listenweise auswendiglernen, wo (in welchen Organsystemen) welche Rezeptoren sitzen. Die Motivation dies zu lernen ist aber höher, wenn man zb. weiß, daß Medikamente nur an bestimmten Rezeptoren andocken können. Will man einen Effekt des Medikaments an einem bestimmten Organ erwirken, weiß man aber durch die Rezeptorenverteilung im Körper dann auch gleich, wo dieses Medikament ebenfalls wirken wird - und schon kann man sich die Nebenwirkungen logisch erklären und selbst herleiten und muß sie nicht mühsam auswendig lernen!

Das führt zu Punkt 4: versuche, den Stoff logisch aufzuarbeiten, sodaß du ihn dir selbst herleiten kannst!
Es mag z.B. sehr mühsam zu sein, die ganzen Arterienwege und Venenwege zu lernen. Später jedoch, wenn man etwas über Herzschwäche lernt und was diese an Beschwerden macht, braucht man die nicht einzeln auswendig zu lernen. Es reicht zu wissen, daß bei Herzschwäche sich das Blut vor der betreffenden Herzkammer staut. Anhand der Gefäßverläufe kann man sich dann selbst ableiten , WO Symptome auftreten können. Einfach, weil es einem logischen Prozeß folgt, nämlich den Gefäßverläufen entlang läuft. Auch hier verweise ich auf Punkt 2: finde die Strukturen und Zusammenhänge - wenn du diese verstehst, brauchst du sie nicht zwangsweise auswendig zu lernen. Du kannst sie dann selbst logisch herleiten. DAS so gelernte bleibt dreimal mehr auf Dauer in deinem Gedächtnis, als wenn du lange Listen auswendig lernen mußt!

Punkt 5: unbedingt gute und motivierte Gruppen bilden!
Wenn es eine reine Lerngruppe ist, und das dein Ding ist - wunderbar. Wenn du nicht der Lerngruppentyp bist, mach es trotzdem. Es reicht bereits, sich regelmäßig zu treffen und gegenseitig zu motivieren. Wenn einer strauchelt oder nicht so gut vorankommt, hilft die Gruppe trotzdem sehr. Ihr könnt z.b. schwächeren Mitgliedern den Lernstoff vermitteln - was gleichzeitig eine gute Übung/Test für einen selbst ist, ob man den Stoff soweit verstanden hat und ihn wiedergeben kann.
Warum ich die Gruppe erwähne ist auch, daß du leider sehr viel mit Ellbogenmentalität im Studium zu kämpfen haben wirst. In der Gruppe ist man stärker, und wenn einer ein Leckerlie erobern kann und dies mit der Gruppe teilt, profitierst du viel mehr davon als als Einzelkämpfer. So sind Kurse z.b. oft limitiert auf eine bestimmte Zahl von Studenten, wenn es nur einer nach vorne an den Zettel schafft und alle von euch einträgt - super. Das klingt unfair, ist aber leider Realität :-/

Punkt 6: stelle dich auch unbeliebten Themen/Fächern.
Die Motivation geht schnell flöten, wenn einem das zu lernende nicht zusagt. Ich persönlich möchte die Hautheilkunde (Dermatologie) nicht. Als es zeitlich für mich eng wurde wegen Prüfungsstress, entschloss ich mich, mein nächstes Praktkum, welches ich machen MUSSTE, aber mir selbst aussuchen konnte, in welchem Fach, entschied ich mich für Dermatologie, weil Mitstudenten sagten, man wäre da meist gegen mittag schon heimgeschickt worden. Ich hätte also mehr Zeit zum lernen am nachmittag.*schummel wollte*
Das Praktikum war dann aber deutlich interessanter als ich gedacht hatte. Die Ärzte waren hochmotiviert, rissen mich dadurch mit und ich sah dort echt spannende und auch traurige, bewegende Fälle. Kurzum, es hat mir sehr gefallen und ich blieb täglich länger, als von mir erwartet wurde, weil es auf einmal viel Spaß machte :wink:
Seitdem mag ich auch Dermatologie :wink:)

Gruß

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@ Mod: diese Lerntipps für Mediziner dürfen nicht irgendwo verschwinden! o.w.T.
nix, gaaar nix

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Hallo,

Leider sind kaum Lerntipps genannt worden.

Einen hab ich noch: Selbstständigkeit lernen.

Dass man es nicht PAUSCHAL sagen kann, ist mir klar, ich hätte
mich aber gefreut, wenn jeder 1 oder 2 Strategien gewusst
hätte, die ihm PERSÖNLICH geholfen haben. Aber egal,
vielleicht habe ich im falschen Forum gefragt.

Wenn dir das ohnehin klar war, hättest du das herzlich gern auch so vorab kommunzieren können.

Alles Gute für die Nichte.
Letzten Endes wird sie selbst ihren Weg finden müssen.

Nicht nur zum Lernen, auch zum Lachen dieses Buch - kann ich nur empfehlen:

http://www.amazon.de/Ich-bin-dann-Pfleger-Gesundheit…