Hi!
Leider sind kaum Lerntipps genannt worden.
Dass man es nicht PAUSCHAL sagen kann, ist mir klar, ich hätte
mich aber gefreut, wenn jeder 1 oder 2 Strategien gewusst
hätte, die ihm PERSÖNLICH geholfen haben.
Okay, ich werds auch mal versuchen.
Die ersten Semester sind verhältnismäßig zum Rest des Studiums sehr locker vom Lernstoff her. Dies wird aber bereits deutlich mehr an Arbeit bedeuten, als sie es von der Schule her kennt! Und - das wichtigste - das ist NUR erst der Anfang, später wird der Stoff, bzw. die Stoffmenge, die es zu lernen gilt, mit fast jedem Semester gesteigert.
Ein Beispiel:
Eine Mitstudentin hatte Chemie als Leistungskurs und meinte später, wir hätten die komplette Chemie aus der gesamten Schulzeit innerhalb von fast 3 Monaten durchgekaut (im Vergleich zur Schule: 13 Jahre!!!).
Der Anfang im Studium ist sehr hart und es wird langsam schlimmer, wie ich schrieb. Daß es trotzdem viele schaffen, liegt daran, daß man während man lernt, man sich dabei - wie beim körperlichen Training - langsam an das Tempo gewöhnt und dieses sogar steigern kann. Immens steigern kann! Klingt unglaublich, aber es ist möglich! Je mehr du lernst und vor allem kontinuierlich (Stundenplan!), desto leichter und schneller fällt das Lernen! Vielleicht findest du sogar auch Möglichkeiten, deine bisherigen Lernmethoden noch weiter zu verbessern.
Idealerweise solltest du daher sich schon in der Schule damit beschäftigen, wie man effizient(!) und strukturiert lernt. Es gibt verschiedene Lerntypen, hierzu kann man sich im Netz gut schlau machen, z.b. hier: http://www.philognosie.net/denken-lernen/vier-lernty…. Hier mußt du schon selbst aussuchen, welche Methode bei dir am besten funktioniert. Da du noch zur Schule geht, kannst du prima schon mal damit beginnen, DEINE Methode zu finden und auch auszuprobieren 
Da sie wie du sagst, nicht in der Lage ist, strukturiert zu arbeiten, sollte sie jetzt schon daran üben. Sie könnte sich z.b. für ihr Abi oder noch anstehende Prüfungen feste Stundenpläne erstellen, also wann und wie lange sie jeden Tag (!) lernt.In diesen Stunden sind Ablenkungen oder Entschuldigungen, warum sie sie nicht einhält, nicht akzeptabel.
Das Medizinstudium ist sehr verschult, wie die anderen schon schrieben, daher hat sie schon mal eine gewisse Struktur schon vorgegeben. Es gibt allerdings kaum „Hausaufgaben“, und die Hauptarbeit findet nun mal zu Hause statt, hier wäre also ihre eigene Disziplin gefragt. Ein Stundenplan kann hier sehr hilfreich sein.
Nun paar konkrete Tipps aus meiner persönlichen Erfahrung:
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Gliedere dir den zu lernenden Stoff ein. Mir half es hier, die Kapitel- und besonders die Unterkapitelüberschriften dazu zu nutzen. Ich kürzte die einzelnen Textabschnitte, so stark wie möglich ein, schrieb diese Kürzungen mir sogar extra auf (ich lerne am besten durch abschreiben, wenn sie ein anderer Typ ist, muß sie ihre eigene Methode anwenden). Suche dann die Keywords in diesen Textabschnitten. Lerne die Keywords auswendig und wenn dies nicht ausreicht, nimm deine Kürzungen zu Hilfe. Versuche dann, den Inhalt des kompletten Stoffs alleine anhand der Keywords sinngemäß wiederzugeben. Kontrolliere, ob du das richtig gemacht hast, indem du den kompletten urspünglichen Text nochmal durchliest.
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Erkenne Strukturen.
Beispiel Anatomie, wo man tausende an lateinischen Begriffen rein auswendig zu lernen hat. Ich erkannte, das mir hier schon wenige Begriffe ausreichten. Z.b. heißt der Oberschenkelknochen Femur, die Arterie in dem Gebiet heißt „Arteria femoralis“, die Vene heißt „Vena femoralis“. Diese STRUKTUR wiederholte sich fast überall, ich mußte sie nur erkennen. Richtig Auswendig lernen tut man dann fast nur noch die Ausnahmen dieser Strukturierung 
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lerne vor allem die Basics besonders gut , die am Anfang gelehrt werden und wo viele meiner Mitstudenten sich fragten, warum sie diesen Sch… lernen sollen.
Beispiel: wir mußten listenweise auswendiglernen, wo (in welchen Organsystemen) welche Rezeptoren sitzen. Die Motivation dies zu lernen ist aber höher, wenn man zb. weiß, daß Medikamente nur an bestimmten Rezeptoren andocken können. Will man einen Effekt des Medikaments an einem bestimmten Organ erwirken, weiß man aber durch die Rezeptorenverteilung im Körper dann auch gleich, wo dieses Medikament ebenfalls wirken wird - und schon kann man sich die Nebenwirkungen logisch erklären und selbst herleiten und muß sie nicht mühsam auswendig lernen!
Das führt zu Punkt 4: versuche, den Stoff logisch aufzuarbeiten, sodaß du ihn dir selbst herleiten kannst!
Es mag z.B. sehr mühsam zu sein, die ganzen Arterienwege und Venenwege zu lernen. Später jedoch, wenn man etwas über Herzschwäche lernt und was diese an Beschwerden macht, braucht man die nicht einzeln auswendig zu lernen. Es reicht zu wissen, daß bei Herzschwäche sich das Blut vor der betreffenden Herzkammer staut. Anhand der Gefäßverläufe kann man sich dann selbst ableiten , WO Symptome auftreten können. Einfach, weil es einem logischen Prozeß folgt, nämlich den Gefäßverläufen entlang läuft. Auch hier verweise ich auf Punkt 2: finde die Strukturen und Zusammenhänge - wenn du diese verstehst, brauchst du sie nicht zwangsweise auswendig zu lernen. Du kannst sie dann selbst logisch herleiten. DAS so gelernte bleibt dreimal mehr auf Dauer in deinem Gedächtnis, als wenn du lange Listen auswendig lernen mußt!
Punkt 5: unbedingt gute und motivierte Gruppen bilden!
Wenn es eine reine Lerngruppe ist, und das dein Ding ist - wunderbar. Wenn du nicht der Lerngruppentyp bist, mach es trotzdem. Es reicht bereits, sich regelmäßig zu treffen und gegenseitig zu motivieren. Wenn einer strauchelt oder nicht so gut vorankommt, hilft die Gruppe trotzdem sehr. Ihr könnt z.b. schwächeren Mitgliedern den Lernstoff vermitteln - was gleichzeitig eine gute Übung/Test für einen selbst ist, ob man den Stoff soweit verstanden hat und ihn wiedergeben kann.
Warum ich die Gruppe erwähne ist auch, daß du leider sehr viel mit Ellbogenmentalität im Studium zu kämpfen haben wirst. In der Gruppe ist man stärker, und wenn einer ein Leckerlie erobern kann und dies mit der Gruppe teilt, profitierst du viel mehr davon als als Einzelkämpfer. So sind Kurse z.b. oft limitiert auf eine bestimmte Zahl von Studenten, wenn es nur einer nach vorne an den Zettel schafft und alle von euch einträgt - super. Das klingt unfair, ist aber leider Realität :-/
Punkt 6: stelle dich auch unbeliebten Themen/Fächern.
Die Motivation geht schnell flöten, wenn einem das zu lernende nicht zusagt. Ich persönlich möchte die Hautheilkunde (Dermatologie) nicht. Als es zeitlich für mich eng wurde wegen Prüfungsstress, entschloss ich mich, mein nächstes Praktkum, welches ich machen MUSSTE, aber mir selbst aussuchen konnte, in welchem Fach, entschied ich mich für Dermatologie, weil Mitstudenten sagten, man wäre da meist gegen mittag schon heimgeschickt worden. Ich hätte also mehr Zeit zum lernen am nachmittag.*schummel wollte*
Das Praktikum war dann aber deutlich interessanter als ich gedacht hatte. Die Ärzte waren hochmotiviert, rissen mich dadurch mit und ich sah dort echt spannende und auch traurige, bewegende Fälle. Kurzum, es hat mir sehr gefallen und ich blieb täglich länger, als von mir erwartet wurde, weil es auf einmal viel Spaß machte 
Seitdem mag ich auch Dermatologie
)
Gruß