Es gibt eine relativ gute Analogie, die die Lichtbrechung zwar nicht erklärt aber einen gewissen Eindruck davon vermitteln kann:
eine Reihe Leute marschiert im Gleichschritt nebeneinander auf der Straße, sie halten jeweils die Hand des Nachbarn. Da sie dem Straßenverlauf nicht exakt folgen, gerät irgenwann die rechteste Person in den frisch gepflügten Acker. Sie geht weiterhin im Takt, aber wegen dem Schlamm muss sie kürzere Schritte machen und bleibt etwas zurück. Dabei zieht sie die zweit rechteste Person nach hinten, die auch bald in den Acker gerät, und dabei die Richtung nach rechts ändern muss, ihrerseits den linken Nachbarn nach hinten zieht, bis schließlich alle im Acker sind. Dabei ist dann die rechteste Person am weitesten „zurück geblieben“, die nächste etwas weniger usw. Nun steht die Reihe schräg zu ihrer ursprünglichen Ausrichtung und weil sie ihre Arme immer exakt senkrecht zur Marschrichtung spannen, musste auch die Marschrichtung geändert werden, nämlich nach rechts.
Noch deutlicher wird es, wenn man mit dem Auto in den Graben fährt. Leute denen dies passiert ist, können es bestätigen. Kommt man mit den rechten Reifen in ein Medium, das stärker „bremst“ (den Acker), so dreht sich das Auto durch die Bremskraft in Richtung des bremsenden Mediums. Man biegt praktisch unweigerlich komplett in den Acker ab.
Der „Bremsung“ entspricht das optisch „dichte“ Medium, in dem die Lichtgeschwindigkeit geringer ist.
Die unterschiedliche Brechung unterschiedlicher Wellenlängen (Farben) ist etwas schwieriger zu erklären, da sie auch recht komplizierten Gesetzen gehorcht. Bleibt man beim Acker als Beispiel kann man die Analogie fortführen und zwar für alle optischen Medien mit positiver „Dispersion“.
Wellen mit kleiner Wellenlänge und hoher Frequenz (z.B. blaues Licht) entsprechen einer Menschenkette, die von Haus aus kleinere Schritte macht, aber mit schnellerem Rhythmus. Die mit der längeren Wellenlänge (rotes Licht) machen längere Schritte und dafür seltener. Auf der Straße (Vakuuum) sind alle gleich schnell. Im Acker bleibt ihnen der Schlamm am Schuh kleben. Das ist für diejenigen mit der hohen Schrittfrequenz eine größere Belastung als für die mit der niedrigeren. Deshalb werden diese stärker behindert und knicken daher stärker in den Acker hinein ab.
Bei der Autoanalogie wären lange Wellenlängen große Reifen und kurze kleine. Klar, dass ein Einkaufswagen in der Erde stärker steckenbleibt, als ein Traktorreifen.
Ich hoffe, die Analogie gibt einen gewissen Eindruck. Es ist aber eine Analogie und keine Erklärung, denn die Erklärung liegt in der Physik der Wellen und kommt nicht ohne Gleichungen aus. Auch hat die Analogie Fehler und Schwächen. Ich kann damit nicht die seltenen Medien mit negativer Dispersion erklären.