Lichtstarke Objektive teuer, warum?

Hallo alle zusammen,
Ich benutze seit kurzem ein 400´er Teleobjektiv von Sigma an einer EOS 350D.(Sigma 135-400mm F4.5-5.6 APO DG, Filtergröße 78mm)
Bei gutem + normalem Licht ist das Objektiv gegenüber einem 200mm F4.5-5.6 ein echter Brennweitengewinn.
Fällt jedoch das Umgebungslicht in den Bereich „verregneter Tag“ werden die Schwächen des Objektives sehr schnell erkennbar. Die Belichtungszeiten fallen bei 400mm sehr schnell unter 1/100 s.
Gut, es gibt auch Objektive mit bspw. F2.8 bei 400mm.
Was mich letzendlich interessiert:
Warum sind diese lichtstarken Objektive so teuer?
Ich mein, Linsenglas ist doch Linsenglas(vom Material her), oder?
Arbeitet man bei lichtschwächeren Objektiven schlampiger?[kann ich mir nicht vorstellen)
Ist die Konstruktion eines F2.8´er Objektives so viel komplizierter?
Ein Preisvergleich eines 2.8´er gegen ein 4.5´er der selben Brennweite lässt die Kosten um das 10-fache steigen.
Warum eigentlich?

Servus
Masei1202

Hallo,

warum kostet ein Rolls Royce das vielfache eines VW Käfers? Wo mich doch beide letztendlich ans Ziel bringen …

Zum einen werden hochwertigere Materialien, Vergütungen, Linsensysteme, etc. verwendet. Und zum anderen muss man für mehr Leistung eben auch mehr bezahlen.

Gruß,

Myriam

Hallo Myriam,

warum kostet ein Rolls Royce das vielfache eines VW Käfers? Wo
mich doch beide letztendlich ans Ziel bringen …

Das Erreichen des Zieles ist von unterschiedlicher Qualität.
In mir hängt der Irrglaube fest, das man als Objektivhersteller wie Canon oder Sigma seinen Technologiefortschritt an den Kunden kostengünstig weiter geben könnte.

Zum einen werden hochwertigere Materialien, Vergütungen,
Linsensysteme, etc. verwendet. Und zum anderen muss man für
mehr Leistung eben auch mehr bezahlen.

Interessehalber:
Gibt es denn „Billiganbieter“ für lichtstarke Objektive, die den Markt versuchen zu stören?

Gruß,

Myriam

Danke für deine Antwort
Masei1202

Hi
sicher gibt es OEM Objektive die Lichtstark sind, sie sind zwar billiger als die Markenoriginalobjebjektive, aber immer noch sehr viel teurere als lichtschwache. Allein der Materialaufwand der bei Lichtstarken Scherben betrieben wird ist immens. Mein 1.2/57 ist bald doppelt so gross und schwer wie ein 1.7/50.
HH

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Hi,

was für merkwürdige Antworten bisher…

Es ist ganz einfach: Je lichtstärker, desto mehr Glas, d. h., desto größere Linsen. Dazu kommt, je größer die Linse, desto schwieriger, eine anständige Abbildungsleistung hinzubekommen.

Jede Belichtungsstufe erfordert die doppelte Fläche, über die das Licht „eingefangen“ werden muss. Zwei Belichtungsstufen also schon den doppelten Linsendurchmesser.

Für eine bestimmte Lichtstärke wird ein bestimmtes Verhältnis Brennweite/Linsendurchmesser gebraucht. Kurze Brennweiten brauchen für die gleiche Lichtstärke kleine, lange große Linsen.

Vereinfacht, in einem Ein-Linsen-Objektiv: Ein 50mm F1 braucht (glaube ich) eine 50mm Linse, ein 400mm F1 eine Linse mit einem knappen halben Meter Durchmesser und ein 400mm F5.6 nur noch 7cm.

Mit der Güte des Glases, der Verarbeitung hat die Lichtstärke bei weitem nicht so viel zu tun (aber eine Rolle spielt sie auch).

Grüße

Uwe

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Masei1202,

Ein Preisvergleich eines 2.8´er gegen ein 4.5´er der selben
Brennweite lässt die Kosten um das 10-fache steigen.
Warum eigentlich?

Wie Uwe schon schrieb, liegt ein grosser Teil bei den Linsen.
Da das Licht über eine grössere Fläche verteilt ist muss die Linse genauer geschliffen werden. Grössere Linsen genauer zu Schleiffen dauert aber länger. Zudem können weniger Linsen auf die Maschine gleichzeitig aufgespannt werden.

Ein weiters Problem ist, dass das Licht je nach Wellenlänge unterschiedlich stark gebrochen wird, was dann Farbsäume im Bild erzeugt. Grundsätzlich wird dieser Effekt mit zunehmendem Linsendurchmesser immer stärker und muss durch eine spezielle Konstruktion geschwächt werden. Dazu nimmt man eine Sammellinse, welche eine eigentlich viel zu kurze Brennweite hat und kombiniert das mit einer Streulinse. Diese beiden Linsen werden miteinander Fächig verklebt, was bei grösseren Flächen auch wieder schwieriger ist, da das Licht durch die Klebefläche hindurch muss und jeder Fehler auch einen Fehler im Bild erzeugt.

Wegen mehr Glas ist alles auch noch etwas schwerer, wodurch auch die ganze Mechanik etwas stabile ausfallen muss. Durch die höheren Kräfte muss man dann auch hier, z.B. bei den Lagern etwas präziser sein.

Im Prinzip ist die Abbildungsleistung (auflösung) abhängig von der Präzission der Linsen. Allerdinga kommt dann noch das Probelm, dass auch ein Glas spiegelt und zwar umso mehr des Licht flach auf die Fläche trifft. Bei grössrem Linsendurchmesser wird dises Problem auch noch grösser, da ein Lichtstrahl, von der Seite betrachtet, am unteren Rand der ersten Linse eintreten kann und zum oberen Rand der nächsten Linse abgelenkt wird. Hier kommt dann die Vergütung ins spiel, welche vor allen vernindern soll, dass das Licht reflektiert wird. Allerdings hat nun die Vergütung auch wieder ihere Nachteile.

MfG Peter(TOO)

Danke für die aufschlussreichen Antworten owT
´

Hallo Masei,

Interessehalber:
Gibt es denn „Billiganbieter“ für lichtstarke Objektive, die
den Markt versuchen zu stören?

Ich kann nur für Minolta MD sprechen: da gab es auch "Billig"anbieter, die sehr lichtstarke Objektive hergestellt haben. So gab es als „Ersatz“ für die Minolta Zooms die Tokina ATX-Sereie, die, wenn ich das recht im Kopf habe mit einer Anfangsöffnung von 2,8 (statt bei Minolta 3,5) starteten. Und als 200er kenne ich von Soligor ein 2,8 er (das entspricht dem lichtstäksten Minolta) welches auch recht aufwändig konstruiert scheint. Über die Qualität der Optik kann ich allerdings noch nichts sagen ich habe es noch nicht getestet…

Grüße
HylTox

Hallo Masei1202,

zum technischen wurde schon viel geschrieben und es stimmt auch, der Aufwand steigt nicht linear, sondern exponential.

Dazu kommt erschwerend, daß die höheren Entwicklungskosten auf weniger Stück verkaufte Linsen umgelegt werden müssen.
Fiktives Beispiel (die zahlen stimmen so sicher nicht, es geht ums Prinzip).
Die Entwicklung eines Objektivs 400 mm mit Blende 4 kostet 100.000,- €
Davon werden 10.000 Stück verkauft. Dann belasten die Entwicklungskosten jedes Objektiv mit 10,- €
Die Entwicklung eines Objektivs 400 mm mit Blende 2,8 kostet 400.000,- €, es werden aber nur 1000 Stück verkauft. Frage: mit welchem Betrag belasten die Entwicklungskosten jedes Objektiv?!

Gandalf