Hi,
hier liest man ja manchmal Fragen (siehe weiter unten), die
sich um die perfekte Liebe, den perfekten Partner, die
perfekte Beziehung drehen.
Das ist sicherlich das, was sich die meisten Menschen wünschen, bevor sie merken dass eine Liebe auch ohne Perfektion existieren kann - oder vielleicht gerade weil es nicht immer alles rund läuft und schön aussieht.
Manchmal bekommt man auch von Bekannten mit, dass sie ein
extrem enges Suchmuster haben. Da soll der Beruf stimmen, das
Aussehen, die finanziellen Verhältnisse etc.
Und was kommt am Ende dabei heraus? Entweder sie bleiben allein oder sie gehen Kompromisse ein.
Ich habe vor kurzem eine Reportage gesehen, in der ein
indisches Paar gezeigt wurde. Es war eine Zwangsehe. Die
beiden waren aber laut eigener Aussage ganz glücklich
miteinander. Als Ansprüche an die Ehe nannten sie ganz
grundlegende Dinge. Sich aufeinander verlassen können, die
Kinder gut durchbringen z.B… Nun muss man aber auch dazu
sagen, dass die beiden ein sehr hartes Bauernleben hatten.
Du weisst aber schon, was mit den Mädchen in Indien passiert, wenn sie nicht verheiratet werden - gerade auf dem Land und unter Bauern… Ihr Glück besteht im Gegensatz zu vielen anderen Frauen auf dem Land in Indien erstmal darin überhaupt verheiratet zu sein und dann hat sie vielleicht auch noch einen Mann verpasst bekommen, der auch noch nett ist. Sie hat ersmal keine andere Alternative als es als Glück zu bezeichnen (zumal sie auch noch gecastet worden sind und gefilmt wurden). Haben sie in dem Bericht auch über Liebe gesprochen?
Wenn ich höre, wieviele Beziehungen Leute in meinem Alter
schon hatten, denke ich mir manchmal, dass sie zu hohe
Ansprüche haben.
Das ist schon möglich.
Sind die Ansprüche an die Liebe gewachsen?
Ich denke nicht, dass sie gewachsen sind, aber dass die heutige Gesellschaftsformen (ich beziehe mich da auf die „modernen“ Ecken in Europa und Nordamerika) und das Rechts- und Sozialsystem es einigermaßen möglich macht sich zu trennen. Das hat auch etwas mit dem gehassten Wort „Emazipation“ zu tun. Für Frauen war es früher schwer eine Ehe einzugehen wenn sie nicht Jungfrauen waren und eine Scheidung aus gesellschaftlicher und finanzieller Sicht so gut wie unmöglich. Das war auch schon bei unseren Großeltern nicht einfach.
Oft denke ich, die Leute trennen sich wegen Kleinigkeiten. Hat
sich da in den Jahren tatsächlich etwas verändert? Haben sich
die Ansprüche verändert?
Die „Kleinigkeiten“ sind im Einzelfall beim näheren Hinschauen vielleicht nicht so klein.
Da bekommt man dann „perfekte“ Paare zu sehen. Warum stellen
sich Paare in der Öffentlichkeit als perfekt hin? Wird so
etwas heute gefordert? Ist man nur erfolgreich, wenn man eine
perfekte Partnerschaft hat?
Das hat nichts mit heute zu tun - das war in früheren Zeiten genauso. Nach außen möchte man sich nicht bloßstellen und der Welt erzählen was man für Partnerschaftsprobleme hat.
Es gab auch schon Momente, da dachte ich, dass ich vielleicht
zu niedrige Ansprüche habe. Aber ich bin immer noch liiert und
ich bin glücklich und froh, dass es ihn an meiner Seite gibt.
Ich möchte nicht ohne ihn leben.
Freue Dich darüber.
Was meint ihr dazu? Hat sich in Bezug auf Liebe und
Partnerschaft etwas verändert in der Gesellschaft?
Sicher hat sich etwas verändert - die Gesellschaft muss sich verändern, sonst würden wir uns ja nicht entwickeln. Es gibt viel mehr Singles, eine hohe Scheidungsquote und Patchworkfamilien sind nicht mehr Ausnahmen, sondern sind ein nicht wegzudenkender Teil der Gesellschaft geworden.
Viele Grüße