Hallo Petra!
Setzt Liebe, ob körperlich oder geistig nicht immer eine
emotionale Ebene voraus? Mit Emotional mein ich nicht
unbedingt verliebt sein, sondern Sympathie für jemand haben
ist doch auch irgendwie emotional oder etwa nicht?
Was ich aus dem Statement herauslese heißt Feindesliebe
eigentlich den anderen so annehmen wie er ist. Würde also einer
bedingungslosen Liebe entsprechen, die wir bei Gott finden.
Ist der Gedanke so richtig?
Du sprichst mit dieser Frage etwas an, das nach meinem Wissen auch im innergöttlichen Wesen einiger Prozesse bedurfte. Offensichtlich ist ja schon der Unterschied des Jehova, wie er die Feinde seines Völkchens Israel behandelte, und dieser neuen Idee, sie nun lieben zu sollen. Die Idee ist also tatsächlich ziemlich neu, und Jesus war vielleicht der erste, der das mal ernsthaft versucht hat, mit Erfolg oder im Desaster endend, je nachdem wie man es interpretiert, nicht wahr?
Hat Gott uns so angenommen, wie wir sind, auch die schlimmsten? Wohl ja. Findet er aber das, was wir tun, auch großartig? Wenn wir damit glücklich wären! Wir sind aber nicht so recht glücklich mit der Welt, die wir hier erschaffen haben. Warum nicht? Weil wir das alles bewerten. Gott kann trotz allem mit uns glücklich sein, so wie wir sind, weil er uns anders sieht als wir uns sehen. Vielleicht wollte er mit der Aufforderung zur Feindesliebe eine Brücke zeigen, wie wir mit seinen Augen versuchen könnten zu sehen.
Alle Menschen sind aus seinem/ihrem Herzen geboren, sind göttliche Kinder. Egal, wie sie sich gerade aufführen. Vielleicht verursachen ihre Leiden auch Leiden im göttlichen Herzen, und das wäre aus Mitgefühl mit ihrer Not, aus der heraus sie aggressiv werden. Wenn wir versuchen, in den feindlichen Handlungen die Not dahinter zu erkennen, würde das im ganzen Miteinander schon eine Menge verändern.
So ein Blick auf das Menschsein ist eben nicht mehr emotional, wenn ich Emotion als Gefühlsbewegungen des Ego verstehe. Die Seele, die sich ein wenig noch erinnern kann, woher sie kommt, ist dazu besser in der Lage, das echte Mitgefühl und Verstehen für den Feind zu erbringen. Das erhebt sich über „Sympathie“ wie du fragst. Ich finde jemanden sympathisch – das ist eine Reaktion auf seine Ausstrahlung. In der Feindesliebe re-agieren wir eben nicht darauf, dass uns Feindschaft entgegenschlägt, sondern wir aktivieren unseren guten Willen, wir werden uns bewusst unserer Gefühle und entscheiden uns für das Bejahen des Menschen, trotz seiner unguten Taten.
Der Prozess im göttlichen Wesen selbst hat zu der Entscheidung geführt, die in Jesus sichtbar wurde: Gott liebt jedes Wesen, er ist barmherzig mit unserer Not und hält uns den Rückweg immer offen, ohne uns zu gängeln. Er hat sich für uns entschieden ohne Wenn und Aber.
Gruß, Geris