Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst! (span)

Hallo,

ich habe gerade mal gegooglet, wie der Bibelspruch aus Mt. 22,39: „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst!“ in anderen Sprachen lautet.

Eigentlich ist es ja kein schwieriger Satz, ich hatte nur nachgeguckt, weil ich wissen wollte, wie man „Nächsten“ übersetzt, denn das ist ja nicht wörtich zu verstehen.

Auf Englisch fand ich meist „neighbour“, was im Vergleich zum Deutschen eine eingeschränkte Version ist.

Im Spanischen heißt es meist: „Amarás a tu prójimo como a ti mismo.“, nur in ganz wenigen Übersetzungen: "Ama a …"W

Nanu? „Ama“ ist doch Imperativ, wäre also die korrekte Übersetzung, „amarás“ ist Futur, heißt eigentlich „Du wirst … lieben.“ Das wäre aber keine Aufforderung, sondern eine Prognose, von der man ja gar nicht weiß, ob der der Angesprochene das wirklich tun wird.

Warum also diese „seltsame“ Übersetzung?

Grüße
Carsten

Das ist ja nun auch bei deutschen Biebelübersetzungen nicht viel anders: Nicht gerade in diesem Beispiel, da es auf Deutsch kaum eine Alternative gibt, aber an anderen Stellen ist auch in Deutsch je nach Ausgabe ein geringfügig unterschiedlicher Text benutzt.

Gruss

Michael

Auf Englisch fand ich meist „neighbour“, was im Vergleich zum
Deutschen eine eingeschränkte Version ist.

Nicht mit eingeschraenkt. Neighbour ist im Englischen mitnichten nur derjenige, der im Haus nebendran wohnt.

Gruss

Hallo,

Auf die Frage „warum“ kann ich keine Antwort geben.
Allerdings ich kenne beide Varianten.

In meinen Ohren (also Muttersprachler) hört sich der Zukunft („amarás“) viel drohender und um Welten bestimmender. „Ama“ als Befehl kommt aus dem „Aufförderungsstadium“ nicht hinaus. Und das ist nicht nur so mit dem Verv „amar“ sondern mit allen.

Es ist mir eine Freude und ein Bedürfnis, Dir immer eine Antwort zu geben!

Schöne Grüße,
Helena

Hallo Carsten,

diese „seltsame“ Übersetzung hat ihren Ursprung m.E. im biblischen Hebräisch. Dort sind beispielsweise die Gebote alle – rein grammatikalisch gesehen – in der Form (Indikativ) Futur geschrieben. In den lateinischen und griechischen Versionen wurde diese Form, wenn sie auch (zumindest für heutige Ohren) etwas seltsam klingt, beibehalten. Als die Bibel in die modernen Fremdsprachen übersetzt wurde, wurde diesem Aspekt aber auf unterschiedliche Weise begegnet: In manchen Sprachen hat sich (überwiegend) die Futurform erhalten (u.a. Französisch, Polnisch), in anderen ist daraus ein Imperativ geworden (u.a. Arabisch, Russisch), in den meisten germanischen Sprachen (u.a. Englisch, Schwedisch) hat sich, wie im Deutschen, der Mittelweg mit „sollen“ durchgesetzt.

Was nun explizit die von Dir genannte Stelle angeht (die ja ein Zitat aus Levitikus 19 darstellt), komme ich jedoch selbst ein wenig ins Grübeln. Denn just bei der Stelle steht im hebräischen Original (d.h. in Levitikus) kein Futur, sondern Vergangenheit. Um das jetzt semantisch einordnen zu können, fehlen mir, ehrlich gesagt, die Althebräisch- bzw. exegetischen Kenntnisse. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass die meisten Übersetzer diese Formulierung trotz der anderen Zeitform analog zu den Geboten übersetzt haben und wir deshalb in der einen Sprache (hauptsächlich) Futur finden, in anderen Imperativ und in wieder anderen eben den Mittelweg mit „sollen“.

Gruß,
Stefan

Auch im Deutschen als sehr bestimmte Anweisung:
„Du wirst jetzt deinen Mund halten!“ „Du wirst mir jetzt gehorchen, sonst setzt es etwas!“