Liegeräder und Biomütter

Guten Morgen!

Was sind Liegeräder und Biomütter? Was bedeuten diese Termini?

Danke

Wütend auf die Liegeräder
und Biomütter und vielleicht umso wütender,
weil es weder gegen Liegeräder noch
Mütter etwas einzuwenden gibt.

Hallo,

ein Liegerad sieht so aus: https://duckduckgo.com/?q=liegerad&t=hg&iax=images&ia=images
Sie werden immer beliebter.

Den Ausdruck „Biomutter“ kenne ich nur im Zusammenhang mit Adoption: kurz für biologische Mutter (gegenüber der Adoptivmutte). Leibliche Mutter wird das auch genannt, manchmal auch Geburtsmutter (an den englischen Ausdruck „birth mother“ angelehnt), aber das hat im Deutschen einen ungewöhnlichen Beigeschmack.

Grüße
Siboniwe

Hallo,
ich glaube, es sind damit Menschen gemeint, die sich für etwas Besseres halten. Die Biomutter, die beim essen kochen alles richtiger bzw. gesünder machen will als die anderen und bei den Liegerädern sind es die Leute, die mit Liegerädern fahren und damit etwas exzentrisch wirken.

Es könnte um Leute gehen, die etwas rechthaberisch rüber kommen. Und es gibt gegen diese Leute nichts Sachliches einzuwenden … weil sie im Prinzip richtig liegen, aber eben komisch rechthaberisch wirken.

Schöne Grüße
Schrella

An diese Interpretation von Biomütter habe ich auch gedacht, aber ohne mehr Kontext wollte ich das nicht entscheiden (lediglich in der Kombination mit Liegerädern ist das logisch, wie du beschreibst). Ansonsten finde ich den Ausdruck sehr irreführend, gerade weil in der letzten Zeit soviel von Biodeutschen die Rede ist, wo das „bio“ eine ganz andere Bedeutung bekommt.

Die Kritik ist also nicht an dir, sondern am Originalsatz, der mit Sprache schlampig umgeht.

Grüße
Siboniwe

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Hallo!
die Wörter in einem größeren Kontext

In Freiburg dauert es eine Dreiviertelstunde,
sein Auto zuzulassen, nicht drei
Monate wie in Berlin. Die Stadt steckt jährlich
Millionen in den Schulausbau. Und
doch wird geklagt über die Beamten und
»marode Schulen«. Aber sie wollen keine
Zahlen. Die Leute hier sind wütend, weil
alle so zufrieden sind, die FR-OH und FREU
und FR-EI. Wütend auf die Liegeräder
und Biomütter und vielleicht umso wütender,
weil es weder gegen Liegeräder noch
Mütter etwas einzuwenden gibt.
Mit der Verhaftung von Hussein K. ist
das Unbehagen nicht geschwunden. Was
in den besseren Vierteln körnchenfrei weggewischt
wurde, hallt auf der anderen Seite
der Bahnlinie länger nach. Dort weiß
man um die Brüchigkeiten von Gewissheiten,
dort weiß man, was dünnes Eis ist.

Hallo Nadja,

ich glaube, das Schrellas Einschätzung schon richtig ist. Aber ich halte die Verwendung von dem Wort „Biomütter“ hier für zumindest zweideutig.

Zum Kontext: Freiburg ist eine kleine Universitätsstadt, die eine „Hochburg der Grünen“ ist, und den Ruf hat, eine ökologische Vorzeigestadt zu sein.

Grüße
Siboniwe

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mit etwa 230.000 Einwohnern und dem ersten grünen Oberbürgermeister Deutschlands; die Geschichte der Grünen nahm in der Region um Freiburg ihren Anfang.

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Im Vergleich zu Berlin, Hamburg, Frankfurt dennoch klein.
Das hat nichts mit Bedeutung zu tun. Auch Heidelberg und Mannheim hätte ich als kleine Unvierstätsstadt bezeichnet.

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Hallo,
hier ist noch eine weitere Anspielung auf die Ökoszene (Körnchenfresser). Die Leute sind Vegetarier, tragen selbstgestrickte Socken und Pullover, fahren Liegeräder, sind mit sich selbst zufrieden, weil sie in ihren eigenen Augen die Welt durch ihre Lebensweise etwas besser machen aber haben keine Ahnung vom wirklichen Leben… …

Schöne Grüße
Schrella

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Hallo,
wenn man dann den ganzen Text sieht, scheint es (da du auch nicht geschrieben hast, in welchem großen Zusammenhang der Text steht - Kolumne Tageszeitung z.B.) darum zu gehen, dass die Menschen (in Freiburg), die eigentlich Grund hätten, zufrieden zu sein (weil sie in Freiburg wohnen und z.B. nicht über die Bahnlinie, ist wohl Richtung Rhein und nach Süden gemeint, dort wo Hussein K. seine Tat verübte), weil sie alles haben, was man zum Leben braucht, bevorzugt wohnen, alles sauber haben (körnchenfrei), trotzdem ihre Unzufriedenheit nach außen projizieren müssen.
Da finden sich keine offensichtlich verachtenswerten Menschen, deshalb muss man sich dann über Liegeräder (Menschen, die dadurch „provozieren“, so extravagant zu sein und Liegerad zu fahren) und Biomütter (die, die alles ganz, ganz gut machen wollen und „nur im Bioladen einkaufen“) ärgern bzw. auf sie wütend sein. Und das, obwohl es völlig unangemessen ist, da Liegeräder keinem wehtun, und jemand, der penetrant seine Jungen mit Bio aufzieht auch nicht…
Das macht dann wütend, weil die Wut eigentlich nur projiziert ist und irgendwo innen ihren Grund hat.
Grüße, ynot

Freiburg wird durch die Bahnlinie, die in Nord-Süd-Richtung verläuft, in eine westliche und eine östliche Hälfte geteilt, wobei die östliche gemeinhein als die gutbürgerliche und wohlhabende gilt, zumal diese auch die „schöne“ ist, da zu ihr die Altstadt mit dem Münster, Gründerzeitviertel und wunderbar in Schwarzwaldtäler eingebettete Ortsteile gehören. Die westliche dagegen ist in der flachen Rheinebene und verfügt neben dem traditionellen Arbeiterstadtteil vor allem über hässliche Hochhaussiedlungen und erst in der jüngeren Vergangenheit aus dem Boden gestampfte Stadtteile.

Begangen wurde die Tat von Hussein K. im äußersten Osten Freiburgs, in einem der idyllischsten Teile Freiburgs, wo die Dreisam friedlich durch ein Tal plätschert.

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Hi Kamikatze,
stimmt, ich verwechselte den Ort bzw. die Tat mit der jüngeren in Freiburgs Süden. Das passt natürlich besser, da Hussein K. anders als Liegeräder und Biomütter ja tatsächlich die gutbürgerliche Idylle gestört hat, wenn man das überhaupt so sanft formulieren darf. Somit eins rauf mit Mappe bei dir.
Grüße, ynot

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Wir sind jetzt zwar endgültig off topic, aber ???

Mir fallen spontan „nur“ zwei schlimme Taten danach ein, aber beide nicht in Freiburg selbst - den Mord an einer Joggerin im Kaiserstuhl (nordwestlich von Freiburg - der Täter ist ein rumänischer Fernfahrer) und der dramatische Fall von Kindesmissbrauch in Staufen (südlich von Freiburg - die Täter sind, soweit bislang bekannt, neben den deutschen Eltern weitere Deutsche, ein Schweizer und ein Spanier).

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Ja off-topic , durch persönliche Bekanntschaft mit und einem Mädchen und ihrem Papa) in Staufen liegt nahe, welches gruslige Thema. Da bin ich fürchterlich empört, aber wie gesagt, gehört nicht mehr hier hin.
Grüße aus dem off, ynot

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Ich glaube, für die ablehnende Haltung durch ihre Mitmenschen reicht es durchaus, wenn die Biomutter beim Essen kochen tatsächlich alles richtiger bzw. gesünder macht als die anderen. Sie selber muss gar nicht den Vergleich zu anderen Müttern im Kopf haben, den haben die schon selber und unterstellen ihr automatisch, dass sie das alles nur macht, um sie selber schlechter aussehen zu lassen.

Dass sie es eventuell nur macht, damit sie selbst und ihre Kinder sich gut und gesund fühlen können, wird überhaupt nicht in Erwägung gezogen. Ebenso wie der Nichtraucher natürlich nur deswegen nicht raucht, damit der Raucher sich schlecht fühlt.

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Biomutter beinhaltet in diesem Zusammenhang ganz bestimmt auch die Reklame für das eigene Verhalten, sonst wüsste ja niemand, dass man Biomutter ist.
Woher wissen die anderen Leute, wie die Bio-Mutter irgendwas macht?
Doch nur, weil die es öffentlich macht: Koch richtig und rede darüber.

Genauso ist es mit dem Nichtraucher. Der Nichtraucher an sich stört niemanden, aber der penetrante Nichtraucher, der allen anderen das Rauchen zu vermiesen versucht, der schon.

Grüße
Siboniwe

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Nicht zwingendermaßen - dafür reicht es in Zweifelsfall schon, einfach nur zu existieren bzw. ein bestimmtes Aussehen zu haben.

Frau, die ihre Kinder im Fahhradanhänger transportiert, Pluderhose und gebatikte Oberteile trägt und noch dazu hennarote Haare und/oder Dreadlocks hat? Ganz klar - das ist eine von den Bio-Müttern aus dem Vauban-Viertel! Ihre Kinder haben als Pausenbrot selbstgebackene vegane Muffins und ein Sortiment an frischem Obst und Gemüse dabei? Ganz klar - das macht sie nur, damit diejenigen, die ihren Kindern ein Wurstbrot mitgeben, schlecht dastehen!

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Ich bin in Sichtweite der Staufener Burg aufgewachsen. Es ist ernsthaft gruselig.

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Hallo,
nein, sie selbst hat den Vergleich vielleicht nicht im Kopf. Es ist wohl ähnlich wie mit dem Klassenprimus, dem man gerne mal eine reinhauen möchte, weil er wieder ohne eine Anstrengung eine Eins hingekriegt hat, während man selbst mit Ach und Krach eine Vier hingekriegt hat.

Aus der Sicht des sozial Benachteiligten sehen die scheinbar selbstgefälligen Körnerfresser aus wie der Klassenprimus. Während die sich die Homöopathie-Kügelchen unter die Zunge drapieren, müssen andere (Vielleicht der Autor) sich mit dem Ernst des Lebens befassen.

So etwa könnte man den Text (auch) verstehen.
Schöne Grüße
Schrella

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Vielleicht hat der Verfasser zu viel Tocotronic gehört:

Ich weiß nicht wieso ich Euch so hasse
Fahrradfahrer dieser Stadt

[…]