Hallo, habe ein gutes Konzept und möchte deshalb eine limited gründen. Mein Problem ist ehrlichgesagt, dass ich bei all den Angeboten der Gründungsagenturen im Internet immer das Gefühl habe, dass sie nur nachvollziehbar wirken wollen, aber in Wirklichkeit zuvieles offen und ungeklärt bleibt, was danach, wenn ich mich diesen Firmen „ausgeliefert“ habe, zum Nachteil wird. Das woraufs eigentlich ankommt, sagen die einem nicht - also: weiß ich „es“ nicht und kann nicht gezielt danach fragen.
[MOD Jadzia] Gegen FAQ:8 verstoßenden Absatz gelöscht.
Wer kennt jemand der etwas Realistisches praxisnahes zu dem Thema mir sagen kann? …
Die deutsche Antwort auf die Limited ist die UG; kann man sich die ganzen risiken mit der Limited sparen.
Hallo!
Eine Ltd-Gründung für ein in Deutschland zu realisierendes Geschäftskonzept ist IMMER grober Unfug, es sei denn:
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ein Finanzamt hat dem Gründer aufgrund hartnäckiger Vernachlässigung steuerlicher Obliegenheiten das Gewerbe untersagt
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ein Gericht verurteilte den Gründer und erteilte Berufsverbot
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dem Gründer fehlen in Deutschland erforderliche Voraussetzungen, z. B. ein Meisterbrief für eine Kfz-Werkstatt
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in Deutschland soll niemand mitbekommen, dass der Gründer einem Gelderwerb nachgeht
Wenn nichts von den genannten windigen Sachen zutrifft, gründen nur Leute ein Unternehmen nach ausländischem Recht, die nicht wissen, was sie tun.
In aller Regel ist die Rechtsform als Einzelunternehmer bestens geeignet. Dafür besorgt man sich einen Gewerbeschein für ein paar Euro und legt los. Wenn jemand an die Gründung als Kapitalgesellschaft denkt, sollten die Gründe dafür klar sein. Manche Leute gründen nämlich z. B. eine GmbH, weil sie irgendwas von Haftungsbeschränkung hörten und verpfänden dann ihr privates Häuschen, weil sie Geld für’s Gewerbe brauchen…
Wer an eine Ltd dachte, hörte vermutlich, dass die Gründung ohne nennenswertes Kapital funktioniert. Ist meistens ein Irrtum, weil man ein Geschäft nun mal nicht ohne Geld betreiben kann. Selbst zum Verschicken der ersten Rechnung braucht man Geld und sei es nur für die Briefmarke. Viele Leute glauben, das Kapital zur Gründung einer GmbH ginge für die Gründung drauf und sei dann weg. Aber wie gesagt, ist ein Irrtum.
Wer unbedingt eine Kapitalgesellschaft ohne nennenswertes Kapital gründen will, gründet eine UG (Unternehmergesellschaft). Dafür braucht man keine Vermittler, keine Strohmänner, keine Internetagenturen, nur einen Notar, sonst nichts.
Gruß
Wolfgang
In aller Regel ist die Rechtsform als Einzelunternehmer bestens geeignet.
Aua!
Und wenn das so wäre, bräuchten wir die anderen Rechtsformen gar nicht…
Wer unbedingt eine Kapitalgesellschaft ohne nennenswertes Kapital gründen will, gründet eine UG (Unternehmergesellschaft).
Nach meiner Kenntnis _muß_ bei der UG Geld vom Gewinn zurückgelegt werden, um nach ausreichendem Eigenkapital die UG zur GmbH zu wandeln. Mit der Ltd. entfällt das.
Die Wahl zwischen UG und Ltd. ist wie die Wahl zwischen Pest und Colera: Ltd. hat einen unseriösen Ruf, und bei einer UG ist die Finanzschwäche der Gründer offen ersichtlich.
Gruß
Wolfgang
Grüße
Erdbeerzunge
Hallo!
In aller Regel ist die Rechtsform als Einzelunternehmer bestens geeignet.
Aua! Und wenn das so wäre, bräuchten wir die anderen Rechtsformen gar :nicht…
Den Einwand kann ich nicht nachvollziehen. In der Mehrzahl aller Fälle wird als Rechtsform die Einzelunternehmung gewählt, was meistens auch sinnvoll ist. Natürlich werden andere Rechtsformen je nach Art des Geschäfts und Eigentumsverhältnissen ebenso gebraucht und manchmal ist statt eines Gewerbes eine Tätigkeit als Freiberufler nach § 18 EStG möglich. Kein Anlass für „aua“.
Wer unbedingt eine Kapitalgesellschaft ohne nennenswertes Kapital gründen will, gründet eine UG :
Unternehmergesellschaft).
Nach meiner Kenntnis _muß_ bei der UG Geld vom Gewinn zurückgelegt werden, um nach ausreichendem :Eigenkapital die UG zur GmbH zu wandeln.
25% des Jahresüberschusses, bis mindestens 25.000 € erreicht sind. Danach kann die UG in eine GmbH umgewandelt werden.
Mit der Ltd. entfällt das.
Das stimmt. Aber worüber reden wir überhaupt? Wir reden über 25.000 €. Damit oder mit Sachen für 25.000 € kann man eine GmbH gründen. Wenn man die Nachschusspflicht im Insolvenzfall in Kauf nimmt, reichen auch 12.500 €. Eine bescheidene Büroausstattung mit PC und dem üblichen Gedöns, ein kleines Auto, dann will man ja auch noch irgendwas machen/bearbeiten, muss Akquise betreiben – die lächerlichen 12.500 oder 25.000 € sind verdunstet, bevor man richtig angefangen hat. Es mag andere Fälle geben, aber für die meisten Gewerbe, die über Fahrradkurier und Fingernagelstudio hinaus gehen, braucht man über ein Startkapital von 12,5 oder 25 T€ nicht nachzudenken, weil es vorne und hinten nicht reicht. Deshalb geht die Diskussion über das gesetzliche Mindestkapital an der Realität vorbei. Viele Leute fangen zwar z. B. nur mit dem Gründungszuschuss vom Arbeitsamt an, aber eine sonderlich aussichtsreiche Startposition ist das nicht.
Die Wahl zwischen UG und Ltd. ist wie die Wahl zwischen Pest und Colera: Ltd. hat einen unseriösen Ruf…
So ist es. Einer Ltd. lieferst du das Schwarze unter’m Fingernagel nur gegen Vorkasse oder betreibst andere Sicherungsmaßnahmen.
Für eine auf Dauer angelegte Vollexistenz sind Gründer in den meisten Fällen mit weniger als 12,5 oder 25 T€ unterkapitalisiert und legen auf diese Weise von vornherein den Keim für ein Scheitern des Vorhabens. Von daher kommt ein mit kaufmännischem Sachverstand planender Gründer gar nicht in die Verlegenheit, zwischen Pest und Cholera wählen zu müssen, weil er sich um mehr Eigenkapital kümmert und – falls eine Kapitalgesellschaft sinnvoll ist - eine GmbH gründet. Umgekehrt folgt daraus: Gründer einer Ltd. oder UG haben kaufmännisch oft gar keine Ahnung, was sie da eigentlich treiben. Eine andere Gründer-Spezies hat zwar kein Problem damit, sich für 25 T€ ein Auto vor die Tür zu stellen, aber der gleiche Betrag für eine dauerhafte Existenz erscheint viel zu hoch. Das muss billiger gehen. Schon der Aufwand für einen Meisterbrief ist nicht drin. Solche Schnäppchen-Mentalität führt manche Leute zur Ltd.
… und bei einer UG ist die Finanzschwäche der Gründer offen ersichtlich.
„Offen ersichtlich“ stimmt zwar, aber dir als Bankerin muss ich nicht erzählen, wieviel Blendwerk unterwegs ist. Mancher pompös auftretenden Unternehmung gehört nur der Dreck in den Fußmatten. Der Rest ist gemietet, das Kapital längst verfrühstückt, es wird von der Hand in den Mund gelebt. Man kann eben in keinem Fall von der Rechtsform auf Vermögenslage und Liquidität schließen. Es gibt Freiberufler, Einzelunternehmer und Personengesellschaften, die in aller Stille hinter unauffällig wirkender Fassade ihrer Tätigkeit nachgehen und über gewaltiges Eigenkapital und Liquidität ohne Ende verfügen. Es gibt große Kapitalgesellschaften, die jeder kennt, die aber eigentlich längst pleite sind und die Insolvenz vor sich herschieben, bis irgendein Gläubiger nicht mehr mitspielen will. Und dazwischen das ganze Spektrum. Hat alles mit der Rechtsform nichts zu tun.
Aus all dem folgt: Ltd. ist immer Unsinn, UG ist oft Unsinn.
Gruß
Wolfgang
Hallo,
Eine andere Gründer-Spezies hat zwar kein Problem damit, sich für 25 T€ ein Auto vor die Tür zu stellen, aber der gleiche Betrag für eine dauerhafte Existenz erscheint viel zu hoch. Das muss billiger gehen. Schon der Aufwand für einen Meisterbrief ist nicht drin.
BTW:
Mir stehen oft die Haare zu Berge, wenn Gründer bei mir zum Gespräch (und Kaffee trinken) sind.
Die Gründer- Spezies, die als allererstes den 25.000€- Dienstwagen anschaffen will, ist extrem häufig anzutreffen.
Ich hatte heute jemanden, der Fahrten mit historischen PKW’s anbieten wollte, und gleich am Anfang 2 Oldtimer kaufen wollte… Wenn ich dann vorschlage, Dienstwagen oder Oldtimer (bis das Geschäft sich als tragfähig erweist) erst mal zu leasen/mieten, bin ich die bescheuerte Bankerin, welche Gründungen nicht unterstützt.
Die finanziell ertragreichsten Unternehmen mit Konten bei uns haben nahezu alle (!) ohne Kredit gegründet.
Grüße
Erdbeerzunge
Hi Wolfgang,
noch ein paar Punkte zum Thema Rechtsform:
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mit der Ltd. handelt sich ein Gründer vom ersten Tag an administrative Verpflichtungen ein, die er für teuer Geld andere erledigen lassen muss, und die ihm wirtschaftlich überhaupt nichts bringen. Die Formalia, die eine Ltd. am Bein hat, kann man nicht mal eben zwischen Feierabend und Heimgehen erledigen.
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ein ganz absurdes Konstrukt ist die Einmann-Ltd. Wer hier an eine Haftungsbeschränkung glaubt, hat sich in der Regel noch nicht mit der Geschäftsführerhaftung nach UK-Recht bei der Ltd. beschäftigt.
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für Gründer, die bei anderer Rechtsform als dem Einzelunternehmen nur wegen der Rechtsform Bücher führen und Abschlüsse aufstellen müssen, kann die Entscheidung gegen das Einzelunternehmen bewirken, dass die laufenden Aufzeichnungen nicht mehr durch den Unternehmer erledigt werden können, sondern extern beauftragt werden müssen. Damit erzeugt man nicht bloß von vornherein erhebliche Kosten und laufenden Liquiditäsabfluss, sondern gibt auch ohne Not ein Werkzeug aus der Hand, mit dem man von Anfang an den laufenden Überblick über sein Geschäft haben könnte, wenn man es denn selbst und zeitnah nutzte.
Man kann als Überschussrechner gut in das eigene Rechnungswesen hineinwachsen, ohne dabei sein eigentliches Geschäft zu vernachlässigen - es genügt zunächst, im eigenen Interesse Nebenbücher über Aufträge in Arbeit, offene Bestellungen, offene Ausgangs- und Eingangsrechnungen zu führen, und im übrigen halt die Aufzeichnungen für die Überschussrechnung im Sinn des klassischen „amerikanischen Journals“ - besser mit Excel als mit gekaufter Software, weil man dann unmittelbar versteht, was da passiert. Schon allein das hübsche Thema Umsatzsteuer ist es wert, dass man sich für das amerikanische Journal eine geeignete Tabelle strickt. Diese Möglichkeiten verschenkt man, wenn man sich durch die Wahl der Rechtsform zur kaufmännischen Buchführung verpflichtet.
Aus all dem folgt: Ltd. ist immer Unsinn, UG ist oft Unsinn.
Jo, so isses. Und wenn es nicht im Einzelfall gute Gründe dafür gibt, braucht man an die „erwachsene“ GmbH auch nicht weiter denken.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder