Linguistik

Lieber Experte
liebe Expertin,

könnten Sie mir kurz erklären um was es sich bei einem „Vollvokal“ handelt?

Für Ihre Mühen bedanke ich mich bereits im Vorfeld.

Mit herzlichen Grüßen

Im Vokalsysthem gibt es die 3 Extreme „A“ (Mund ganz offen), „U“ (Mund nur wenig geöffnet, Lippen rund) & „I“ (Mund wenig geöffnet, Lippen flach). Diese Laute, & alle die dazwischen liegen, sind Vollvokale, also im Schriftdeutschen „A“, „E“, „I“, „O“, „U“, „Ä“, „Ö“ und „Ü“ („Y“ nur, wenn es wie „Ü“ oder „I“ ausgesprochen wird). Im gesprochenen Deutschen gibt es auch noch ein paar andere wie zum Beispiel Schwa (das „E“ in „Karte“) & Tiefschwa (das „ER“ in „Finger“). In anderen Sprachen gibt es noch mehr, wie das Norwegische „Y“ (zwischen „I“ & „Ü“) oder das Schwedische „A“ (zwischen „A“ & „O“). All diese Laute sind Vollvokale.

Im Gegensatz dazu gibt es die Halbvokale, die meistens nicht zu den Vokalen gezählt werden, jedoch auch keine reinen Konsonanten sind. Diese entstehen, wenn man den Mund bei „U“ oder „I“ noch weiter schließt. Dann entstehen das Englische „W“ (wie in „well“) & das Deutsche „J“.

Ich hoffe, ich konnte helfen:smile:
Liebe Grüße

Hallo,

als Vollvokale gelten die betonbaren Vokale im Deutschen, also a, ä, e, i, o, ö, u, ü (in ihren gespannten und ungespannten Formen). Dabei ist es wichtig, dass sie betonBAR sind, deshalb gelten sie auch als Vollvokale, wenn sie in einem bestimmten Wort nicht betont werden.

Ihnen gegenüber stehen die Halbvokale, dazu werden gezählt:

  • die nicht betobaren Schwa-Laute (z.B. im Auslaut der Wörter „Ende“ oder „Vater“),
  • die unsilbischen, unbetonten Teillaute von Diphthongen.

MfG
happy.eater

MEIN LIEBER FREUND:

VOLLVOKALE SIND WOMOEGLICH DAS FOLGENDE;

Die deutsche Rechtschreibung bezeichnet die Quantität (Länge) und damit auch die Qualität (geschlossen/offen) der Vokale nur teilweise direkt. Trotzdem kann die Unterscheidung zwischen langen und kurzen resp. geschlossenen und offenen Vokalen und damit die Entscheidung, welches Phonem eines Vokalphonempaares zu wählen ist, meistens aus der Schreibung erschlossen werden.

Dass es sich um einen Langvokal handelt, kann durch

die Verdopplung des Vokalbuchstabens (aa, ee, oo, z. B. wie in Tee),
(sofern es sich nicht um Eigennamen handelt, nur bei i) durch ein folgendes stummes e (ie wie in Liebe) oder
durch ein folgendes stummes h (ah, äh, eh, ih, ieh, oh, öh, uh, üh wie in Zahl, fahnden, fähig, wehst, ihm, ziehst, lohnt, Frühstück, in Eigennamen auch yh wie in Pyhra)

eindeutig gemacht sein.

Zu beachten ist, dass diese Buchstabenkombinationen innerhalb eines Wortes nicht immer als Di- und Trigraphen zu lesen sind, sondern zum Teil auch getrennt:

aa, ee, oo, ie werden meist in Wörtern, die aus mehreren Vollvokalsilben bestehen (außer am Wortende und in der letzten Silbe vor -r(e)), getrennt gesprochen – insbesondere, wenn der zweite Vokalbuchstabe zu einem Suffix gehört: Kanaan, zoologisch, Orient; ideell, Ideen, industriell, Industrien. Am Wortende und vor -r(e) dagegen als Langvokal: Idee, Zoo, Industrie; Galeere, regieren, Klavier. Die Aussprache von ie ist in dieser Position aber oft, die von ee manchmal uneindeutig: vgl. Studie/Partie, Premiere, Azalee,
h in ah, äh, eh usw. ist dann nicht stumm, wenn ein weiterer Vollvokal folgt (außer vor den einheimischen Wortausgängen/Suffixen -ig, -ich, -ung): Uhu, Ahorn, Alkohol, nihilistisch.

Einzelne Vokalbuchstaben sind ganz regelmäßig lang, wenn sie in offenen Silben stehen (wie das erste „e“ in „Leben“ oder das „a“ in „raten“).

Eine offene Silbe liegt dann vor, wenn im Wort ein einzelner Konsonantenbuchstabe plus Vokalbuchstabe folgt. Denn ein einzelner Konsonantenbuchstabe gehört in der Regel zur nächsten Silbe.

Kurz sind dagegen Vokale häufig in geschlossenen Silben, vor allem wenn im Wort weitere Silben folgen („Kante“, „Hüfte“, „Wolke“).

Von daher leitet sich die Regel ab, dass zwei gleiche Konsonantenbuchstaben (ebenso „ck“ und „tz“) nach einem einzelnen Vokal dessen Kürze signalisieren (zum Beispiel in „Sonne“, „irren“, „Ratte“, „Masse“), da der doppelt dargestellte Konsonant zu beiden Silben gehört und damit die erste Silbe zu einer geschlossenen macht.

Umgekehrt deutet daher ein einzelner Konsonantenbuchstabe (inkl. ß, dessen Gebrauch gerade in dieser funktionalen Abgrenzung zu „ss“ begründet wird) die Länge des vorangehenden Vokals an („Krone“, „hören“, „raten“, „Maße“), da er, wie gesagt, den Vokal in einer offenen Silbe stehen lässt. (Ausnahme: der Konsonantenbuchstabe x – vor „x“ wird ein einzelner Vokalbuchstabe immer kurz gesprochen, z. B. „Hexe“, „Axt“.)

Ebenfalls lang sind Vokale, die zwar in geschlossenen Silben stehen, welche aber so erweitert werden können, dass eine offene Silbe entsteht. Bei „hörst“ handelt es sich um eine geschlossene Silbe, „hö“ in „hören“ ist offen, deshalb wird auch das „ö“ in „hörst“ lang gesprochen.

Ebenfalls lang sind Vokale, die zwar in geschlossenen Silben stehen, welche nicht zu offenen Silben erweiterbar sind, welche aber erkennbar in Parallele zu solchen erweiterbaren Silben aufgebaut sind. „Obst“ hat einen erkennbar parallelen Aufbau zu „lobst“ (von „loben“), da von der Aussprache her statt b eigentlich der Buchstabe p zu erwarten wäre.

So lässt sich verallgemeinern: Lang sind Vokale vor den Konsonantenbuchstaben „b“, „d“, „g“, „ß“ (wenn „t“, „s“ oder „st“ folgt) sowie vor „gd“ und „ks“. (Diese markieren die lange Aussprache, da sie anstelle von sonst zu erwartenden „p“, „t“, „k“, „s“; „kt“ und „x“/„chs“ stehen.) Die Vorhersagbarkeit der Vokallänge gilt vor diesen Konsonantenbuchstaben also unabhängig von der Erweiterbarkeit der Silben. Vgl.: „Obst“/„lobst“ (lang) vs. „optisch“ (kurz), „Krebs“/„lebst“ vs. „Klops“, „beredt“/„lädt“ vs. „nett“, „Vogt“/„legt“ vs. „Sekt“, „spaßt“ vs. „fast“, „Magd“/„Jagd“ vs. „Akt“, „Keks“/„piksen“ vs. „fix“. In Eigennamen gilt dies auch für „w“ (statt „f“) und „sd“ (statt „st“): „Drews“, „Dresden“.

Vor anderen Häufungen von Konsonantenbuchstaben sind die Vokale in der Regel kurz (da es sich hier oft um geschlossene Silben handelt). Allerdings gibt es einige, vor denen Vokale kurz oder lang vorkommen können („tsch“, „st“, „chs“, „nd“, „rd“ u. a.) oder in der Regel lang sind („br“, „kl“, „tr“ u. a.); insbesondere vor Di- und Trigrafen: vor „ch“, „sch“ meist kurz, vor „ph“, „th“ meist lang).

Einzelne Vokale in Wörtern aus geschlossenen Silben mit nur einem Konsonantenbuchstaben am Ende, die aber keine erweiterte Form mit langem Vokal haben (in der Regel Funktionswörter und Präfixe), wie zum Beispiel bei „mit“, „ab“, „um“, „un-“ (nach alter Rechtschreibung auch „daß“, „miß-“), werden meistens kurz gesprochen (aber lang: „dem“, „nun“, vor „r“: „der“, „er“, „wir“, „für“, „ur-“). Diese Ausspracheregel wird unter bestimmten Bedingungen auch auf Nomen und Adjektive angewandt: Bei (orthografisch) noch nicht vollständig integrierten Wörtern aus dem Englischen und Französischen („Top“, „fit“, „Bus“, „chic“), bei sog. Abkürzungswörtern („TÜV“, „MAZ“), bei einigen undurchschaubaren Wortbestandteilen („Brombeere“). Generell gilt diese Regel für Wörter mit „x“ (vgl. oben) und (wenn es denn ausnahmsweise vorkommt) für Wörter mit „j“ am Ende („Fax“; „Andrej“, „ahoj“). Nach alter Rechtschreibung galt dies auch für einen Teil der Wörter mit „ß“: „Nuß“, „Boß“, „iß!“. Die kurze Aussprache des Vokals in solchen Wörtern, denen orthographisch der doppelt dargestellte Konsonant am Wortende fehlt, lässt sich zum Teil daraus erschließen, dass es verwandte Formen mit orthographisch markiertem kurzen Vokal gibt (kurzer Vokal bei „in“ wg. „innen“, „fit“ wg. „fitter“, „Bus“ wg. „Busse“, „Top“ wg. „toppen“, „Nuß“ wg. „Nüsse“; dagegen lang: „Biotop“ wg. „Biotope“, „Fuß“ wg. „Füße“).

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