Liebe/-r Experte/-in,
ich habe ein Problem mit der Satzanalyse und wäre sehr sehr dankbar, wenn mir jemand weiterhelfen könnte!
Es gibt die Fälle, wenn es ganz klar ist, ob es sich um ein Adverb oder eine Partikel handelt, z.B. gestern, dort u.s.w vs. ja, doch, halt… Aber „schon“ oder „noch“ können im Satz sowohl als ein Adverb als auch als eine Partikel auftreten und hier verstehe ich schon den Unterschied nicht.
z.B. im Satz „Sie ist schon nach wenigen Sekunden gekommen“. Ich würde sagen, dass „schon“ hier ein temporales Adverb ist und bezieht sich auf „wenige Sekunden“. Ist das korrekt?
oder im Satz „Ich musste den Brief noch weiterschreiben“, ist noch hier ein temporales Adverb oder eine Partikel?
Vielen Dank im voraus für Eure Hilfe!
Würde man die Frage in einem linguistischen Kolloquium aufwerfen, würde es ein unwahrscheinlich langer Abend werden, der trotzdem keine Einigkeit und Klarheit bringt. Sogar innerhalb einer Uni würde man ganz verschiedene Auffassungen teilen - je nachdem, welche Richtung man favorisiert… Und ein Streit ist hier fast vorprogrammiert.
ADVERB - zum Verb gehörend. Aufgabe: semantische Modifizierung von Verben, Adjektiven, Sätzen. Nicht flektierbar.
Eine äußerst heterogene Gruppe mit vielen Überschneidungen, e.g. unterschiedliche Gliederungsaspekte:
a) syntaktisch:
- frei vorkommende A. (abends, gern)
- Pronominal-A… (darauf, deswegen)
nach Verwendungsweise:
- adverbial u. prädikativ (sie arbeitet anders / sie ist anders)
- adverbial u. attributiv (das Buch liegt hier / das Buch hier)
- nur adverbial (sie diskutiert gern)
NB! Sondergruppe: Satzadverbien: hoffentlich, vermutlich, vielleicht (Sprecherurteile auf den ganzen Satz)
b) nach semantischem Aspekt:
- temporal (jetzt)
- lokal (innen)
- modal (gern)
- kausal (folglich)
- Gradangaben (ziemlich, sehr)
c) morphologisch
- reine Ad. (bald, gern)
- Zusammensetzungen (nebenan)
- Ableitungen (rittlings)
- Präpositionen als transitive A. (hinauf)
PROBLEMATISCH IST DIE DEFINITION VON PARTIKELN! (Schon die „Synonyme“ verdeutlichen dies: Füllwort, Funktionswort, Formwort)
- Definition (Duden): Sammelbezeichnung für nichtflektierende Wörter (also Oberbegriff). Dazu zählen: Konjunktionen, Interjektionen, Adverbien, Gradpartikeln*, Steigerungspartikeln*, Modalpartikeln*
- Def. (Helbig-Buscha) zu Partikeln werden gezählt: Grad-, Modal- und Steigerungspartikel
Satzadverbien bezeichnen sie als Modalwörter.
- Def (Heidolph) nur Modalpartikel sind „echte“ Partikel
Steigerungs- und Vergleichspartikeln = Modaladverbien
- Def. (neuere Forschung) P = keine selbständige lexikalische Bedeutung, nicht allein verschiebbar
*Gradpartikeln (zeigen an: „wieviel“) - nur, sogar, auch, schon, noch
*Steigerungspartikel - sehr, ungemein (teils auch: außerordentlich, ungewöhnlich, irre)
*Modalpartikel („Abtönung“) - ja, doch, denn, aber
Viele kommen aber in unterschiedlichen Funktionen vor!
z.B: schon + noch = auch als Temporaladverbial
Beispiel 1: temporales Adverb
Beispiel 2: Partikel ist es ja sowieso, nach Def.1.
Aber über den 2. Satz könnte man sich stundenlang unterhalten.
Linguistik Linguistik!
Liebe Lili Bella,
vielen Dank für so eine ausführliche Antwort!! Ein schwieriges Thema, aber der Unterschied ist mir jetzt auf jeden Fall klarer geworden!!
Einen herzlichen Dank für Ihre Hilfe!
Viele Grüße,
Anna
Hallo Linguistiker,
ich kann dir mit theoretischen Fragen leider nicht weiterhelfen. Meine Sätze schreibe ich ohne über Grammatik o. ä. nachzudenken. Tut mir leid.
Liebe Grüße edith