Linke Schauspielerin rechnet mit Links ab

Hallo,

Iris Berben nimmt kein Blatt vor den Mund:

http://archive.today/9bVUV

Ja, abgesehen von den erwähnten politischen Themen geht mir die Bevormundung und die Genuss-Feindlichkeit auf die Nerven. Was immer einem Freude macht – ein besonders gutes Essen, eine schöne Reise, ein vielleicht unangebrachter Flirt, von Humor und Lachen gar nicht erst zu reden –, schon erhebt sich ein riesiger moralischer Zeigefinger: No, no, Madame, so nicht. Und unlängst wies mich jemand mit ebendiesem Finger darauf hin, dass man nicht mehr „Mann“ sagt, sondern „Person, die als Mann gelesen werden möchte“. Ich arbeite ein Leben lang mit Sprache: Ein solcher Unsinn beleidigt mein Sprachgefühl. Und auch meinen Verstand.

Kultur und Kunst sollten ein Schutzraum sein fürs Fragenstellen, fürs Experimentewagen, für Überspitzungen, auch für Ungehorsam. Jetzt diskutieren wir ständig andere Sachen, zum Beispiel kulturelle Aneignung, also Schwule sollen nur noch von Schwulen gespielt werden, Juden nur noch von Juden … Das empfinde ich als völlig kontraproduktiv für meinen Beruf. Schauspieler sollen doch in fremde Lebenswelten eintauchen, sich in andere Figuren hineinversetzen. Ich habe das immer als eine Form der Wertschätzung gesehen. Und „canceln“ ist für mich ein empörendes Wort. Es heißt auslöschen, das wollen wir doch gerade nicht in einer Gesellschaft, die immer mehr auseinanderfällt.

ch war Gründungsmitglied der Aktion „Gesicht zeigen“ gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit, ich habe feministische Literatur gelesen und sie in Theatern vorgelesen. Mir müssen Sie das nicht sagen. Aber eine radikale Verengung dieser Themen schließt Leute aus und treibt sie den Rattenfängern von rechts buchstäblich in die Arme. Was eigentlich erreicht werden sollte, jedem Menschen aus jeder Kultur einen Platz in unserer Gesellschaft anzubieten, ist ins Gegenteil verkehrt worden.

Die Haltung der linken Szene gegenüber Israel und den Juden war schon immer ein böser Stachel in meinem linksliberalen Herzen. Schon früher tummelten sich in dieser Szene eine Menge Antisemiten. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede. Und jetzt sind sie wieder aus ihren Löchern gekrochen und vermehren sich, leider und absurderweise auf der linken Seite des politischen Spektrums.

Insbesobdere, was die Cancel-Culture und das sektsame Verhältnis gegenüber „Israel und den Juden“ kann man kaum besser ausdrücken. Gewinner ist dadurch nur die afd.

Seht Ihr das ähnlich?

Beste Grüße
Eine
„Person, die als Mann gelesen werden möchte“