Hallo!
Mangels eines Brettes „Politik allgemein“ diese Frage hier.
Eilenberger (im Video unten der Mann mit der Brille):
Früher [bis zu den 70er/80erJahre] war es, dass die Konservativen mit Moral argumentiert haben [man denke etwa an die „geistig-moralische Wende“, die Kohl 1980/82 ausgerufen hat; man ruft so etwa explizit aus, wenn es bereits fraglich geworden ist].
Heute [ab den 70er/80ern] scheint es, die politisch „Fortschrittlichen“, die sog. „Progressiven“, sind die Moral-Vertreter.
Das ist fast eine Verkehrung der [früheren] Situation.
Die Linke, die früher [man denke an den Kampf gegen die Kirche, gegen die repressive Sexualmoral, an frühe Frauenemanzipationsbewegung usw.] Normen moralischer Art niederreißen wollte, setzt sie wieder ein, und die Rechte sagt „wir wollen diese Normen nicht“ [man denke an die Ablehnung der political correctness usw.].
Quelle unten (ab ca. 28:00)
Thread-Frage: Hat Eilenberger damit recht?
Ausgeführter:
Hat sich also ab ca. den 70er/80ern die Situation umgekehrt, und m.E. nach 1989 nochmals deutlich verschärft, dergestalt, dass nun vorwiegend auf der linken Seite des Tableaus (dass das links-rechts-Schema problematisch ist, ist klar, aber sagen wir eben operativ-vereinfacht: LP+SPD+Grüne+Teile von CDU und FDP / Teile von CDU und FDP + AfD) Moral und Politik eng verknüpft auftreten (nicht nur in der Politik, sondern in allen Institutionen des Staates, man denke etwa an die Universitäten), dem auf der rechten Seite aber tendentiell entgegen getreten wird (dass Konservative weiterhin irgendwelche religiösen und Familienwerte beschwören, empfinde ich als Folklore-Rhetorik oder als Überbleibsel, nicht als Prinzipielles), während vorher die linke Seite Sturm gelaufen ist gegen die repressive, bourgeoise Verknüpfung von Politik und Moral bei den Konservativen (nicht nur in der Politik, sondern in allen Institutionen des Staates)?
Ich finde das keine bloß akademische Problematik, weil man auf diese Weise m.E. z.B. das Phänomen Trump besser verstehen kann. Die USA sind die Speerspitze dieser linken Verknüpfung von Moral und Politik, zugleich mit Trump nun halt auch die Speerspitze der rechten Entknüpfung von Moral und Politik - wobei Trump dabei massiv Unterstützung der „alten“ Proletarierschicht (Rust-Belt-Unterschicht) bekommen hat, also von eigentlich „linker“ (im alten Sinn) Wählerklientel.
Und es erklärt mir auch meine eigene als paradox empfundene Position: Ich habe weltanschaulich beträchtliche Sympathien für Teile der „alten Linken“, wenig Sympathien für die „alte Rechte“ und wenig Sympathie für die „neue Linke“.
Politisch stehe ich heute als einer klar auf der Seite der „Rechten“, der mit Nationalismus null anfangen kann, der mit Familienwerten und religiösen Werten wenig anfangen kann, und der auch kein Vertreter von law&order und restriktiver Asyl- und Einwanderungspolitik ist, d.h. mein Rechtssein ist für mein Empfinden eigentlich weitgehend nur ein Gegenlinkssein.
Gruß
F.
Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=HnSauXineSU
(um Handke, wie im Titel genannt, gehts bei der Diskussion gar nicht)