Links wählen, rechts leben

"Siebenmal stießen die Mörder Frank Böttcher, 17, ein Messer in den Leib. Dann traten sie nach, bis sein Kopf nur noch ein Haufen Knochentrümmer war. … Der Leiter der Soko (Kripo-Sonderkommission), Harald Meier, sagte: „Das so etwas mal passiert, das ist doch normal.“
„DER SPIEGEL“ Nr. 8/1997

„Sein Unglück war, daß, als er in die Gesellschaft der Menschen eintreten wollte, noch gar keine menschliche Gesellschaft da war.“
John Rechy in seinem Roman „Nacht in der Stadt“

„Vor allem erschien ihm das Leben selbst als höchste Kunst … eine Welt, in der die Dinge neue Farben und Formen hätten, verändert wären, eine Welt, in der die Vergangenheit wenig oder gar keinen Raum einnehmen dürfte. … Die Erschaffung solcher Welten schien Dorian Gray den eigentlichen Inhalt seines Lebens zu bedeuten oder zumindest zu seinem eigentlichen Inhalten zu gehören.“
Oscar Wilde in seinem Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“

Involution (lat.) Rückbildung eines Organs (z.B. durch Altern)
hypertrophiert (griech.) übermäßig vergrößert
pathalogisch (griech.) mit Krankheit reagierend

"Künstler leben in einem fast permanenten Zustand abnormer Gereiztheit und Erregung. Der Durchschnittsmensch hingegen, obgleich er zumeist viel rationeller und „solider " lebt, erliegt viel schneller dem natürlichen Involutionsprozeß und ist, weil er ein viel starreres, stabileres System darstellt, der allgemeinen und lokalen Verkalkung weit stärker ausgesetzt. Es herrscht in seinem Kräftehaushalt kein genügend reger Betrieb, es fehlt an fruchtbaren Reibungen, Widerständen, Polaritäten … Der Träger der Entwicklung ist niemals der „normale“ Organismus, sondern der pathalogisch reizempfindliche, krankhaft hypertrophierte. In der menschlichen Gesellschaft entstehen neue Varitäten niemals durch Anpassung, sondern immer durch Reaktion gegen die bisherigen Lebensbedingungen. … Neue Varitäten sind nichts anderes als die unter den bisherigen Lebensbedingungen nicht mehr lebensfähigen alten; im struggle for life siegt nicht der stumpfste, roheste, gedankenloseste Organismus, wie die Spießer- und Kaufmannsphilosophie uns glauben machen will, sondern der gefährdetste, labilste, geistigste: nicht das „Überleben des Passendsten“ ist das auslesende Prinzip der Entwicklung, sondern das Überleben des Unpassendsten.“
Egon Friedell: „Kulturgeschichte der Neuzeit“

was genau haben deine Postings mit Außenpolitik…
zu tun?

…die passen vielleicht eher in „Storys“ - so wie du sie aufmachst — oder Sozialwissenschaft oder meinetwegen Inlandspolitik…aber was hat das mit AP zu tun?

Bist du neben dizarus der nächste Froschpillen-Kandidat?:wink:

Nix für ungut,

barbara

Hallo,
die Trennung zwischen Innen- und Außenpolitik ist immer auch ein eine Trennung (?) nein ein Widerspruch im meinem Kopf. Meine Postings zu links/rechts waren eine Reaktion auf Matthias und seine Vermutung, ich würde links wählen und rechts leben. Am Anfang dieser Vermutung war meine verbale Attacke gegen US-Amerika. Wobei klar war, daß ich die Führungsspitze angriff und nicht Putzfrauen, Taxifahrer, Obdachlose, Hausmeister, Schuhputzer. Am Anfang war, also, meine Einmischung in die deutsche Außenpolitik (und gegen Freundlichkeit für Bush). Matthias griff daraufhin, verbal, mich an. Daher hätten wir, konventionell gedacht, in diesem Moment zur Innenpolitik überwechseln müssen.
Dagegen sprach, daß ich hier neu bin, zuvor lang in Assoziationen war, die anders strukturiert sind, und, daß ich aufgrund meines teilweise defekten Bewußtseins langsam schalte und noch langsamer umschalte.
Dagegen spricht auch, daß ich in Matthias ein Feindbild sah. Und. Ich kann Feindbilder nicht als Innenpolitik einordnen. Denn. Für mich ist Krieg keine Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Für mich ist Krieg der schleichende und/oder abrupte Übergang von einem Zustand zu einem ganz anderen. Daher antwortete ich zuerst Matthias. Und antworte erst jetzt an dich.
Für mich ist Krieg weder Innen- noch Außenpolitik. Für mich ist Krieg das Implodieren und/oder Explodieren dieser Begriffe. - Wo zuvor eine Sprache war, die ich verstehen konnte, ist plötzlich Wirrwarr. — Was gestern Wahrheit war, ist heute Lüge. Treue wird von einer Minute zur anderen Verrat. Ich lebe. Weil mein Bodyguard, mein bester Freund, tot ist. Und. Ich muß funktionieren als sei nichts geschehen. Ich starre auf ein Blatt Papier und sage: „Schickt da 200 in den Tod. Denn das kann dort 1000 retten.“ 200 Menschen, die ich gar nicht kenne, von denen ich nicht einmal die Namen weiß.
Ein Knabe nähert sich. „Träumt ihr, Herr?“ Ich werde wach. Das Ganze war ein Traum. Ein Traum? Wenn es nur ein Traum ist, warum wiederholt er sich so oft?
Weil der Tod von meinem Freund in dieser, dann in jener Zeitungsmeldung wieder erscheint. Sie heißen Nguyen, Torsten, Frank, Herbert, Klaus, und, jeder erinnert mich an den einen, so schön wie sie, so jung wie sie. Er starb. Ich schlief. Alarm. Ich wurde wach. Und lebe. Sehe Gesichter ohne Mitgefühl. Denn Menschen sterben jeden Tag. Da und dort stürzt mal ein Flugzeug ab. Ein Zug entgleist. Ein Krieg beginnt. Ich sitzze im Cafe. Ein Mann spricht über Autos oder Fußball. Ein anderer will mir erzählen, daß Marihuana sehr gefährlich sei. Wo bin ich hier? Was soll denn das? Ich fühle mich nicht wohl. Doch keiner fragt: Wo kommst du her? Wie geht es dir? Ich kam aus einem Krieg. Und fühle mich nicht wohl. Denn jetzt bin ich in einem Land das Deutschland heißt. Die Menschen hier sind kalt, auftrumpfend, arrogant. Daher seit ungefähr vier Wochen Amerikaner. Ich frage mich. — Sind wirklich alle Amerikaner so?

Jürgen

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